Autor Thema: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?  (Gelesen 1852 mal)

Heptor Coleslaw alias Ogerpoet, Femenmeister (+ 2 Versteckte) und 3 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline Selis

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #75 am: Gestern um 21:25 »
bei den braunen Adlern

in den Tiefen meiner Gehirnwindungen, in einem Teil der eigentlich mit dicken Schlössern und Ketten gesichert ist, kommt da mir weniger eine Wehrsportgruppe als eine Szene aus dem Blue Oyster Club in den Sinn  :-X
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Offline Grandala

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #76 am: Gestern um 21:47 »
Also in meinem privaten Umfeld weiß jeder was ich so treibe.

Meine meiste Zeit im Rollenspiel verbringe ich inzwischen beruflich. Seit 10 Jahren bin ich in der stationären Jugendhilfe tätig, seit 5 Jahren leite ich mit einer Gruppe zwischen 3 und 6 Kids. Belächelt wurde ich dafür am Anfang, allerdings lassen die Kids alles stehen und liegen, Medienkonsum spielt keine Rolle, die DnD Kampange ist wichtiger. Die Kinder lesen auf einmal Bücher, lernen Rechnen, Schreiben, malen Miniaturen an, sitzen Stundenlang am Tisch obwohl sie in der Schule nicht mals eine Schulstunde überstehen. Ein Syrer hat dadurch fließend Deutsch als Schriftsprache gerlernt, ein "lernbehinderter" hat durch die ständige kognitive Auseinandersetzung seinen Förderstatus verloren. Bewohner*innen bei uns entdecken Sozialskills und Kreativität, die sie vorher niemals gezeigt haben. Ehemalige Bewohner*innen haben inzwischen eigene Spielgruppen gegründet und leiten heute selbst Kampangen.

Alle die sich mit mir beruflich beschäftigen und in Erfahrung bringen, was ich da mache, sind baff und begeistert und fragen nach wie ich das mache. Kurzum wir sind glaube ich im "Cool Kids Club" angekommen. Ich würde heute jeder Zeit das Pen and Paper Rollenspiel auf meinen Lebenslauf schreiben und zwar fett gedruckt.

Meine Private Runde besteht inzwischen aus Fachkollegen mit denen einige liebäugeln ebenfalls auf der Arbeit zu spielen. Kurzum... Man darf eigendlich garnicht erzählen, dass ich mehrmals im Monat für mein Hobby bezahlt werde  ~;D

Meine Einrichtung hat mir auch bereits angeboten Material für das Projekt zu Sponsorn. Es sind bereits offizielle Arbeitsminiaturen und Bücher angeschafft worden.
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Online Femenmeister

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #77 am: Gestern um 22:07 »
Ich schäme mich nicht dafür und habe es auch nie getan.

Aber wenn ich es mit anderen Erfahrungen hier vergleiche, scheine ich auch ein recht aufgeschlosseneres Umfeld gehabt zu haben. Als ich vor 25 Jahren zu spielen angefangen habe, damals noch als Schüler, hatten die wenigsten davon gehört. Allerdings haben die Leute (z.B. Mitschüler und Lehrer) eher interessiert nachgefragt, anstatt ungläubig zu gucken, wenn das Thema mal zur Sprache kam.

An einem Abend spielten wir bei meinem besten Freund eine Session zu Ende. Eine halbe Stunde vor Schluss klingelten drei Mädels aus der Nachbarsklasse, die einem Mitspieler danach noch zum Partymachen abholen wollten. Da wir noch nicht fertig waren, aber es draußen zu kalt war, um sie wegzuschicken, baten wir sie herein. Nachdem wir ihnen sagten, dass wir noch ein bisschen Zeit bräuchten, setzten sich die drei 08-15 Partymäuschen frisch geschminkt mit ihrem mitgebrachten Alkohol auf die Couch und schauten dem Rest der Session zu, ohne einen Mucks zu machen. Zuerst dachten wir, sie wären vor Unverständnis und Fremdscham erstarrt - aber in der folgenden Woche kamen zwei der drei Damen unabhängig voneinander auf mich zu, meinten, das wäre ja schon irgendwie echt cool gewesen und fragten, ob sie auch mal mitspielen könnten.

Meine Eltern haben das Hobby regelrecht supportet: Wenn das Fahrrad kaputt war, haben sie mich als Dreizehnjährigen zu den Sessions gefahren und unterm Weihnachtsbaum lag meist die neuste DSA Box. Sie waren da wahrscheinlich nur pragmatisch und dachten: das Hobby bringt ihn mit seinen Freunden zusammen, es ist sozial und macht ihn glücklich - passt doch alles.

Kurzum: es gab schlicht und ergreifend nie einen Grund, mich dafür zu schämen. Wenn man mich heute nicht danach fragt, erzähl ich es meistens auch nicht. Aber das liegt eher daran, dass es eine Weile braucht, um das Hobby zu erklären und darauf habe ich nicht jedes Mal Lust.

Online Femenmeister

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #78 am: Gestern um 22:09 »

Meine meiste Zeit im Rollenspiel verbringe ich inzwischen beruflich. Seit 10 Jahren bin ich in der stationären Jugendhilfe tätig, seit 5 Jahren leite ich mit einer Gruppe zwischen 3 und 6 Kids. Belächelt wurde ich dafür am Anfang, allerdings lassen die Kids alles stehen und liegen, Medienkonsum spielt keine Rolle, die DnD Kampange ist wichtiger. Die Kinder lesen auf einmal Bücher, lernen Rechnen, Schreiben, malen Miniaturen an, sitzen Stundenlang am Tisch obwohl sie in der Schule nicht mals eine Schulstunde überstehen. Ein Syrer hat dadurch fließend Deutsch als Schriftsprache gerlernt, ein "lernbehinderter" hat durch die ständige kognitive Auseinandersetzung seinen Förderstatus verloren. Bewohner*innen bei uns entdecken Sozialskills und Kreativität, die sie vorher niemals gezeigt haben. Ehemalige Bewohner*innen haben inzwischen eigene Spielgruppen gegründet und leiten heute selbst Kampangen.


Wie geil ist das denn bitte?  :d :d :d

Offline Namo

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #79 am: Gestern um 22:17 »
 :d davon bin ich jetzt auch total gerührt und begeistert. Tolle Geschichte.

Offline Der Hasgar

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #80 am: Gestern um 22:22 »
Echt eine wunderschöne Sache, die zeigt, wie toll unser Hobby ist.  :) :d
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Offline Gondalf

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #81 am: Gestern um 22:36 »

Wie geil ist das denn bitte?  :d :d :d

👍🏻👍🏻
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Offline klatschi

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #82 am: Gestern um 22:58 »
Also in meinem privaten Umfeld weiß jeder was ich so treibe.

Meine meiste Zeit im Rollenspiel verbringe ich inzwischen beruflich. Seit 10 Jahren bin ich in der stationären Jugendhilfe tätig, seit 5 Jahren leite ich mit einer Gruppe zwischen 3 und 6 Kids. Belächelt wurde ich dafür am Anfang, allerdings lassen die Kids alles stehen und liegen, Medienkonsum spielt keine Rolle, die DnD Kampange ist wichtiger. Die Kinder lesen auf einmal Bücher, lernen Rechnen, Schreiben, malen Miniaturen an, sitzen Stundenlang am Tisch obwohl sie in der Schule nicht mals eine Schulstunde überstehen. Ein Syrer hat dadurch fließend Deutsch als Schriftsprache gerlernt, ein "lernbehinderter" hat durch die ständige kognitive Auseinandersetzung seinen Förderstatus verloren. Bewohner*innen bei uns entdecken Sozialskills und Kreativität, die sie vorher niemals gezeigt haben. Ehemalige Bewohner*innen haben inzwischen eigene Spielgruppen gegründet und leiten heute selbst Kampangen.

Alle die sich mit mir beruflich beschäftigen und in Erfahrung bringen, was ich da mache, sind baff und begeistert und fragen nach wie ich das mache. Kurzum wir sind glaube ich im "Cool Kids Club" angekommen. Ich würde heute jeder Zeit das Pen and Paper Rollenspiel auf meinen Lebenslauf schreiben und zwar fett gedruckt.

Meine Private Runde besteht inzwischen aus Fachkollegen mit denen einige liebäugeln ebenfalls auf der Arbeit zu spielen. Kurzum... Man darf eigendlich garnicht erzählen, dass ich mehrmals im Monat für mein Hobby bezahlt werde  ~;D

Meine Einrichtung hat mir auch bereits angeboten Material für das Projekt zu Sponsorn. Es sind bereits offizielle Arbeitsminiaturen und Bücher angeschafft worden.

Ganz großen Respekt, nicht nur vor deiner Leistung im und mit dem Rollenspiel, sondern auch, dass du eine pädagogisch herausfordernde Arbeit ganz kreativ angegangen bist und herausragende Resultate erzielt hast!!

Offline Alexandro

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #83 am: Gestern um 23:13 »
Für das Hobby nicht, Schamgefühl habe ich nach der Grundschule abgelegt (wo ich mich geschämt habe, immer noch mit He-Man und Hero Turtles zu spielen, während sich die anderen (zumindest oberflächlich) "erwachseneren" Sachen zuwandten).

Was einzelne Vertreter des Hobbys angeht, da sah es anders aus. In ein paar Fällen bin ich auf ein paar Spieler getroffen, die die Einstellung hatten "Ich bin als Rollenspieler/Metaller sowieso geächtet" und ich dachte mir Junge, wenn du etwas mehr auf Körperhygiene achten würdest, oder dich nicht wie der letzte Neandertaler benehmen, dann würdest du vielleicht auch Leute finden, die dich mögen. Aber stattdessen wurde das Hobby als Ausrede verwendet, und verlangt, dass andere Rollenspieler einen so akzeptieren müssten.
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Offline Feuersänger

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #84 am: Gestern um 23:26 »
Nope hab ich kein Problem mit, erzähl ich jedem von der es hören will.
Hab auch als ich noch unterrichtet habe ggü meinen Studis keinen Hehl daraus gemacht. Wobei das Thema zb zur Sprache kam, was im Englischen der Unterschied zwischen einem Sorcerer und einem Wizard sei.
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Offline schneeland

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #85 am: Heute um 00:26 »
Was einzelne Vertreter des Hobbys angeht, da sah es anders aus. In ein paar Fällen bin ich auf ein paar Spieler getroffen, die die Einstellung hatten "Ich bin als Rollenspieler/Metaller sowieso geächtet" und ich dachte mir Junge, wenn du etwas mehr auf Körperhygiene achten würdest, oder dich nicht wie der letzte Neandertaler benehmen, dann würdest du vielleicht auch Leute finden, die dich mögen. Aber stattdessen wurde das Hobby als Ausrede verwendet, und verlangt, dass andere Rollenspieler einen so akzeptieren müssten.

Da mal eingehakt: ist das etwas, für das Du Dich wirklich schämst? Also keine Frage, dass es vielleicht im spezifischen Fall unangenehm ist und man dann nicht gerade motiviert ist, Zeit mit den Leuten zu verbringen. Aber wenn ich so an diverse Fälle zurückdenke, wo ich Leute aus irgendeinem Grund unangenehm fand, dann war mein Fazit halt, dass es halt auch Rollenspieler/Metaler/Gymrats gibt, mit denen ich lieber so wenig Zeit wie möglich verbringen würde (so wie bei der Restbevölkerung auch), und nicht "jetzt schäme ich mich aber, ein Rollenspieler/... zu sein".
Ist anders, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist, und sich dann jemand daneben benimmt (insbesondere, wenn man mit den Leuten befreundet ist und häufiger zusammen rumhängt), aber da muss ich schon lange zurückgehen, damit mir dafür ein Beispiel einfällt (bei Metalern und Festivals ist's ein bisschen einfacher, aber selbst da war das selten).
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Offline Hotzenplot

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Re: "Schämt" ihr euch für das Hobby Rollenspiel?
« Antwort #86 am: Heute um 07:47 »
@Grandala:
Großer Applaus!  :headbang:
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@Thema
Es gibt ein paar Dinge, die ich getan habe, für die ich mich schäme und viel mehr Dinge, von denen andere Leute meinen, ich solle mich dafür schämen -was ich aber nicht tue.  >;D
Rollenspiel gehört nicht zu diesen Dingen. In meinem Umfeld war das auch irgendwie immer ein relativ "normales" Hobby. Klar, irgendwie nerdig, aber nicht im negativen Sinne, jedenfalls habe ich es so nicht empfunden. Ich bin natürlich auch zur Rollenspiel-Hype-Zeit in den 80ern eingestiegen, wo gefühlt die Hälfte der Klasse wenigstens mal 1-2 Sessions gespielt hat.

Aber das liegt eher daran, dass es eine Weile braucht, um das Hobby zu erklären und darauf habe ich nicht jedes Mal Lust.

Ja, das ist tatsächlich einer der Gründe, warum ich jetzt nicht bei der üblichen Smalltalk-Frage, was man abends noch so macht, lang und breit über das Hobby schwafele - das ist ja auch nicht die Intention der Frage im Smalltalk, genauso, wie kein Schwein wissen will, wie es dir geht, beim "Hey, wie geht´s" im Aufzug.  >;D