Wäre tatsächlich ein Stück weit die Frage, wie utopisch/optimistisch ein Setting sein müßte, um sich zu qualifizieren. Irgendwelche Konflikte und Probleme braucht's ja meistens schon, um interessante Geschichten zu erzählen oder entsprechende Rollenspielabenteuer zu erleben -- wie uns Star Trek insbesondere in den ersten Serien vorgemacht hat, muß das ja gar keine groß angelegte Gut/Böse-Geschichte oder auch nur immer derselbe Grundkonflikt in immer neuer Verpackung sein (selbst die Klingonen waren ja schon von Anfang an mehr ein öfters wiederkehrendes Hintergrundelement als der eine große Feind an sich), aber auch auf einem noch so futuristischen Ponyhof geht selten immer alles glatt.
Das letzte SF-Rollenspielsetting, das sich mir als utopisch zu präsentieren versucht hat, wäre wohl Red Planet für Fate (meines Wissens allerdings nur auf Englisch). Da sind wir 1300 Jahre in der Zukunft und noch nicht über das Sonnensystem hinausgekommen, aber so richtig schön unrealistisch-pulpmäßig sind sämtliche Planeten mit atembaren Atmosphären versehen und zumindest prinzipiell besiedelbar (wenn man von anderen Umweltfaktoren, feindlichen Einheimischen wie auf der Venus, und dergleichen absieht) und Raumfahrt zumindest zwischen diesen ist kein Riesenproblem -- es gibt sogar ausdrücklich Raumpiraten, also muß da wohl genug Verkehr herrschen, daß sich das lohnt. Heimatplanet der Spielercharaktere ist standardmäßig der Mars, wo sich so ein richtig schön tatsächlich funktionierendes quasi-kommunistisches Utopia ungefähr der Art etabliert hat, von der insbesondere manche Ostblockschriftsteller schon immer mal geträumt haben, ohne es in der Realität je zu bekommen...und zu dessen Hauptfeinden gehören dann auch gleich die alten immer noch existenten West-Ost-Machtblöcke auf der alten Erde, deren Agenten und insbesondere unterdrückte Massen aber natürlich nicht einfach weggeblastert, sondern möglichst zum Besseren bewegt und ernsthaft von den Vorteilen des "progressiven Materialismus" überzeugt werden sollen. Daneben hat's dann noch eine feindliche Alienspezies, die anscheinend aus reinem Platzmangel in ihrer zweidimensionalen Welt in unsere dreidimensionale zu expandieren und die Menschheit als unliebsame Konkurrenz loszuwerden versucht, was ihr zum Glück nicht besonders leicht fällt...
...also, Potential für Ärger hat auch dieses Setting allemal, und aus naheliegenden realweltlichen Gründen wird sich nicht jeder mit dieser speziellen Art von utopischer Vision anfreunden können. Andererseits hat es eben auch eine zentrale Gesellschaft es durchaus ehrlich meinender Weltverbesserer mit (wenigstens zum Teil dank eines Settings, das bewußt nicht allzu sehr um Realismus oder auch nur Zynismus besorgt ist) potentiell eines Tages erreichbaren Zielen.