Autor Thema: Grund für Speere  (Gelesen 3405 mal)

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Offline Arldwulf

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Re: Grund für Speere
« Antwort #50 am: 14.07.2025 | 01:44 »
Um über die Verdrängung durch andere Waffen zu reden muss man aber schon die wesentlichen Kategorien unterscheiden. Formationen von Langspeeren/Piken (Phalanx) waren in der frühen Antike recht dominant, die Römer sind aber davon abgekommen. Legionäre hatten den Pilum, der wurde aber vor allem geworfen.

Die Römer kannten drei Arten von Speeren. Die Hasta war ein sehr langer Speer (mehr als 4m) dieser wurde anfangs als Standardwaffe verwendet, später nur noch bei der Kavallerie. Das oben erwähnte Pilum hatte eine Spitze die verbiegen konnte (und sollte) und war zum Werfen.

Bis in die Spätantike in Gebrauch war aber das Spiculum, ein klassischer Speer mit fester Spitze für den Nahkampf.

Offline Ainor

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Re: Grund für Speere
« Antwort #51 am: 14.07.2025 | 07:47 »
Naja, soweit ich weiss, in Spätantike und Frühmittelalter schon. Da hatte sich als Schwert zwar die Spatha etabliert, aber so ein Teil konnte sich halt längst nicht jeder leisten. Okay es gab auch noch Äxte, aber ich bin schon recht überzeugt davon, dass während dieser ~700 Jahre der Speer durchaus die dominante Waffe war, im Sinne von am weitesten verbreitet.

Es ist klar dass in einer Armee die zu einem grossen Teil aus ausgehobenen Bauern/Milizen besteht die meisten Waffen billig waren. Aber das meine ich nicht mit dominant. Es geht darum welche Waffe die Adeligen/Ritter/Berufskrieger verwenden die es sich aussuchen können (oder für die Waffen ausgesucht wurden, wie bei Legionären).
Wer sich Rüstung oder sogar ein Pferd leisten kann muss vermutlich nicht beim Schwert sparen.

Auf dem Teppich von Bayeux sind beispielsweise recht viele Speere dargestellt, die aber vor allem von und gegen Reiter verwendet werden. Und viele Fussoldaten halten Speere über dem Kopf, also in Wurfhaltung, und wenige unter dem Arm. Insofern kann es sein dass zwar viele Speere verwendet wurden, aber wenige davon als Nahkampfwaffe.

Es bleibt halt dabei: wenn der Speer billiger ist, dann müssen Schwert und Axt einen Mehrwert bieten.

Die Römer kannten drei Arten von Speeren. Die Hasta war ein sehr langer Speer (mehr als 4m) dieser wurde anfangs als Standardwaffe verwendet, später nur noch bei der Kavallerie.

Genau. Lange Speere als Standardwaffen verschwinden.

Bis in die Spätantike in Gebrauch war aber das Spiculum, ein klassischer Speer mit fester Spitze für den Nahkampf.

Das kam aber erst ca 250 auf. Bedeutet dass grob 400 Jahre Speere als Nahkampfwaffen keine wichtige Rolle spielen.
(Ausnahme vielleicht bei den Hilfstruppen). 

Das Problem ist: Dann müsste man eigentlich auch im Schwertbereich deutliche Unterscheidungen in verschiedene Kategorien machen. Der Unterschied zwischen einer Pike und einem Speer ist halt deutlich geringer als zwischen zwei Schwertern.

Wieso? Einhand und Zweihandschwerter werden doch meistens unterschieden.

Die persönliche Nahkampfwaffe zur Selbstverteidigung insbesondere auch im "zivilen" Alltag war natürlich nach seiner Entwicklung schnell das Schwert. Leicht mit sich herumzutragen und dank eines Schwerpunkts meist näher am Griff als an der Spitze auch recht beweglich;

Alltagstauglichkeit ist aber eine ganz andere Frage als die Bedeutung als Kriegswaffe. 

Interessant wäre speziell bei den römischen Legionären vielleicht, gegen was für Gegner sie mit jeweils welchen Waffen angetreten sind. Denn wenn die einen großen Vorteil hatten, dann doch bestimmt einfach die sie unterstützende Logistik der Kriegsmaschinerie des Imperiums...

Naja, soviel Auswahl hatten sie ja nicht. Und Logistik ist nett, aber sie haben ja nun auch die Schlachten gewonnen.
Sie waren halt typischerweise effektiver als ihre Gegner. Entsprechend muss die Bewaffnung irgendwie gut gewesen sein.
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Offline nobody@home

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Re: Grund für Speere
« Antwort #52 am: 14.07.2025 | 09:10 »
Alltagstauglichkeit ist aber eine ganz andere Frage als die Bedeutung als Kriegswaffe.
Yep, und entsprechend hielt sich die Bedeutung von Schwertern als Kriegswaffen meines Wissens ja auch meist in Grenzen. Und die als bequemes "Guckt her, ich bin ein Krieger!"-Statussymbol, was sich dann auch in bildlichen Darstellungen niederschlagen mag, ist dann noch mal ein drittes Faß...

Zitat
Naja, soviel Auswahl hatten sie ja nicht. Und Logistik ist nett, aber sie haben ja nun auch die Schlachten gewonnen.
Sie waren halt typischerweise effektiver als ihre Gegner. Entsprechend muss die Bewaffnung irgendwie gut gewesen sein.
Und das ist aus meiner Sicht eine Milchmädchenrechnung, denn wer außer ihnen hatte zu der Zeit überhaupt eine stehende Armee aus Berufssoldaten? Oder mehr Auswahl an Waffen und sonstigem Kriegsgerät?

Wie gut der typische Legionär als Einzelner oder im Verband verglichen mit dem typischen zeitgenössischen Germanen, Gallier, oder Ägypter abgeschnitten haben mag, ist einfach eine wesentlich komplexere Sache als bloß "Mich haben Gladius, mich besser".

Offline Ainor

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Re: Grund für Speere
« Antwort #53 am: 14.07.2025 | 10:00 »
Yep, und entsprechend hielt sich die Bedeutung von Schwertern als Kriegswaffen meines Wissens ja auch meist in Grenzen.

Das stimmt allein wegen der Römer nicht. Und später auch nicht. Und auch in Asien findet man überall Schwerter.
Das wäre schon eine sehr andere Definition von "in Grenzen halten".

Und das ist aus meiner Sicht eine Milchmädchenrechnung, denn wer außer ihnen hatte zu der Zeit überhaupt eine stehende Armee aus Berufssoldaten? Oder mehr Auswahl an Waffen und sonstigem Kriegsgerät?

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Wie gut der typische Legionär als Einzelner oder im Verband verglichen mit dem typischen zeitgenössischen Germanen, Gallier, oder Ägypter abgeschnitten haben mag, ist einfach eine wesentlich komplexere Sache als bloß "Mich haben Gladius, mich besser".

Das habe ich auch nicht gesagt. Aber es ist unwahrscheinlich dass sie über einen so langen Zeitraum mit so vielen Kriegen suboptimale Waffen verwendet haben.
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Re: Grund für Speere
« Antwort #54 am: 14.07.2025 | 10:23 »
Generell gilt jedenfalls: als Bewohner einer typischen eurozentrischen 08/15-Fantasywelt, die sowohl Schwerter als auch Speere kennt, würde ich mir ein Schwert primär in der Zivilisation umschnallen, aber auf Reisen und insbesondere in die Wildnis dann doch lieber noch mindestens einen Speer mitnehmen -- einfach zur Verteidigung gegen oder Jagd auf wilde Tiere und natürlich auch ein Stück weit des praktischen "Wanderstab mit Spitze"-Nutzens wegen. (Als Krieger oder Soldat im Spezialfall Schlacht habe ich natürlich je nach Reglement und Status entweder eine Standardausstattung oder einfach nur "das, was ich kriegen konnte/womit ich am besten klarkomme".)

In spezialisierten Dungeon-Settings mit ihren vermutlich einschlägigen Engstellen, die sowohl lange Waffen als auch solche, die einfach viel Platz nach den Seiten hin brauchen, je nach Einzelfall mehr oder weniger drastisch behindern, kann sich die Gleichung dann schnell und sogar potentiell von einem Moment zum nächsten wieder verändern.

Online Chaos

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Re: Grund für Speere
« Antwort #55 am: 14.07.2025 | 10:52 »
Naja, soweit ich weiss, in Spätantike und Frühmittelalter schon. Da hatte sich als Schwert zwar die Spatha etabliert, aber so ein Teil konnte sich halt längst nicht jeder leisten. Okay es gab auch noch Äxte, aber ich bin schon recht überzeugt davon, dass während dieser ~700 Jahre der Speer durchaus die dominante Waffe war, im Sinne von am weitesten verbreitet. Das mag so im HoMi von 1100-1300 abgenommen haben bzw der Speer fing vielleicht an sich zu verändern -- da müsste man mal recherchieren, das hab ich grad nicht parat.
(Und nochmal zum mitschreiben, mit Speer meine ich Speer; nicht Spieß, nicht Pike, nicht Lanze, nicht Glaive-Guisarme-Glaive).

Die römischen Legionen, die mit dem Schwert solchen Erfolg hatten, waren aber auch Profis. Mit dem Speer (und mit ähnlichen Waffen wie Spieß oder Pike) ist es, wie bereits angemerkt, relativ einfach, von Null auf "kompetent genau, um auf dem Schlachtfeld effektiv zu sein" zu kommen, mit dem Schwert dauert das länger. Wenn du also einen Haufen Bauern oder Handwerker zwangsrekrutierst, dann gibst du ihnen Speere, aber wenn du es dir leisten kannst, ein professionelles Heer aufzubauen, hast du mehr Optionen, wie eben das Schwert.

Es ist also nicht nur die Frage, ob man sich die Waffe leisten kann - es ist auch die Frage, ob man sich die Zeit und den Arbeitsaufwand leisten kann, um das notwendige Training zu absolvieren.

Da sehe ich übrigens auch eine analoge Situation bei Fernkampfwaffen, mit der Armbrust für Anfänger und dem Bogen (siehe etwa die englischen Langebogenschützen) für Profis.
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Offline Feuersänger

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Re: Grund für Speere
« Antwort #56 am: 14.07.2025 | 11:07 »
Das Problem ist: Dann müsste man eigentlich auch im Schwertbereich deutliche Unterscheidungen in verschiedene Kategorien machen. Der Unterschied zwischen einer Pike und einem Speer ist halt deutlich geringer als zwischen zwei Schwertern.

Da sehe ich jetzt das Problem nicht? Man macht ja bei Schwertern durchaus auch Unterscheidungen zB in Kurzschwert, Spatha, Rüstschwert, Langes Schwert usw bis hin zu Bidenhänder und Montante. Also da herrscht wirklich kein Mangel.

Und in RPGs ist es ja durchaus nicht ungewöhnlich, den Waffen dann Spezialeigenschaften zuzuweisen. Allerdings halt dann oft eher nach gamistischen Kriterien, aber das müsste ja nicht so sein.

Ich hab zb grad Mal nachgezählt, in PF1 gibt es ca 15 verschiedene Stangenwaffen von Kurzspeer bis Ranseur, und keine 2 haben die gleichen Spielwerte. Mit gleicher Post gibt es aber auch nochmal etwa genau so viele verschiedene Schwerter und Säbel, mit ähnlicher Varianz. Bei beiden Gruppen habe ich jetzt die reinen Fantasykontraptionen wie "Spiralrapier" mal gar nicht mitgezählt, ebensowenig die Sonderlisten für fernöstliche Waffen.

That said, widerspreche ich der Behauptung bzgl Pike vs Speer entschieden. Pike und Speer verhalten sich zueinander ziemlich genau wie Gladius und Bihänder. Ja, die Spitze mag sich funktional kaum unterscheiden, aber die Einsatzweise ist eine völlig andere, bedingt durch den extrem langen Schaft des Spießes. Und an Werfen ist überhaupt kein Denken mehr.

Was mich daran erinnert, in der PF-Waffenliste gibt es keine Pike, weil diese für Einzelanwendung eh völlig ungeeignet ist. Bei Conan D20 haben sie die dazugeschrieben (dort 15' Reach) aber war quasi nur für nsc-Formationen relevant.
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Offline Ainor

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Re: Grund für Speere
« Antwort #57 am: 14.07.2025 | 14:27 »
Generell gilt jedenfalls: als Bewohner einer typischen eurozentrischen 08/15-Fantasywelt, die sowohl Schwerter als auch Speere kennt, würde ich mir ein Schwert primär in der Zivilisation umschnallen, aber auf Reisen und insbesondere in die Wildnis dann doch lieber noch mindestens einen Speer mitnehmen

Kommt auf die Wildniss an. Für die meisten D&D Welten empfiehlt sich mindestens ein +3 Schwert  :)

-- einfach zur Verteidigung gegen oder Jagd auf wilde Tiere

Realistischerweise ist das ein echter Vorteil. Aber ich sehe das im Spiel selten wirklich gut abgebildet.

In spezialisierten Dungeon-Settings mit ihren vermutlich einschlägigen Engstellen, die sowohl lange Waffen als auch solche, die einfach viel Platz nach den Seiten hin brauchen, je nach Einzelfall mehr oder weniger drastisch behindern, kann sich die Gleichung dann schnell und sogar potentiell von einem Moment zum nächsten wieder verändern.

Platzbedarf ist sicher ein Nachteil. Aber auch das sehe ich selten gut abgebildet.

Was mich daran erinnert, in der PF-Waffenliste gibt es keine Pike, weil diese für Einzelanwendung eh völlig ungeeignet ist. Bei Conan D20 haben sie die dazugeschrieben (dort 15' Reach) aber war quasi nur für nsc-Formationen relevant.

Wieso? Es gibt in 3E doch den eigangs erwähnten Longspear. Der Reichweitenvorteil von normalen Speeren wird in D&D ja nicht modelliert, und der Vorteil des Longspear gegenüber einer Glefe etc. auch nicht wirklich (beide 2 Felder Reichweite). Aber die Einstufung als Simple weapon sagt wenigstens: "es ist einfacher damit einen heranstürmenden Gegner zu treffen".
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Offline Feuersänger

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Re: Grund für Speere
« Antwort #58 am: 14.07.2025 | 17:47 »
Zitat
Wieso? Es gibt in 3E doch den eigangs erwähnten Longspear.

Ja, aber die Pike in Conan hat wie gesagt _15_ Fuß Reichweite, also 3 Felder, was somit ziemlich einzigartig ist. (In Conan D20 gibt es ja auch nicht sowas wie Enlarge Person oder sonstige magische Reichenweiten-Enhancer).
Das hat halt für den einzelnen Abenteurer eher Nach- and Vorteile: erst braucht man mehr Platz zum manövrieren*; dann muss der Gegner dich nur einmal unterlaufen um an dich ranzukommen, und dann genügt ein 5' Step nicht mehr, um ihn wieder mit der Hauptwaffe bestochern zu können.
Für NSC-Truppen ist das aber was anderes, weil die dann quasi-historisch kämpfen können, mit mehreren Reihen hintereinander die sich gegenseitig decken, und wenn man da an die Frontreihe ranwill zieht man erstmal bis zu 6 AoOs und kann dann von der 3. Reihe angegriffen werden; unangenehm.

*) da kommt noch die Regel hinzu, die afaik Conan-spezifisch ist, nämlich dass man mit zweihändigen Waffen in beengten Verhältnissen -2 Abzug bekommt; zugegeben wird diese Regel im praktischen Spiel meist ignoriert bzw vergessen.
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Offline Torsten (Donnerhaus)

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Re: Grund für Speere
« Antwort #59 am: 15.07.2025 | 05:19 »
Vielleicht könnt ihr erst mal definieren, was ein Speer ist, danke.

Was ein Speer ist, unterscheidet sich je nach Quelle. Einige Leute verwenden Speer als die Hauptgruppenbeschreibung der Familie "Langes Holzding mit Pieks am Ende", andere wollen dafür den Begriff Spieß etablieren. Diese definieren dann manchmal den Speer als einen Spieß, der auch geworfen werden kann. Die Speer-als-Hauptbegriff-Fraktion hingegen nennt den Speer, der geworfen wird, schlicht einen Wurfspeer und ist sich dessen nicht bewusst, dass historisch sogar Piken, die unter die Spieße fallen, mitunter geworfen wurden und als Wurfwaffen begrenzt tauglich waren. Andere wiederum definieren die verschiedenen Begriffe je nach Gebrauch: Alle Langholzpieksis sind Speere, aber wenn ein Fußsoldat es in der Hand hat, ist es ein Spieß. Wenn ein Reiter es in der Hand hat, ist eine Lanze. Dummerweise gibt es aber auch solche, die den Spieß als Hauptbegriff benutzen, es in der Hand eines Reiters aber Speer nennen…

Es ist also kompliziert.

Ich schließe mich dem Lager an, dass alles zwischen etwa 150cm und 250cm als Speer bezeichnet. Die Bezeichnung Langspeer ist dabei eher nutzlos, wenn man daraus irgendwas bezüglich der Verwendung ableiten will, speziell in der Frage der Händigkeit. Wie lang ein Speer ist, spielt kaum eine Rolle für die Frage, mit wie vielen Händen er geführt wird aufgrund des Umstands WIE ein Speer ein- oder beidhändig geführt wird. Es ist egal wie lang der Speer ist, wenn man ihn einhändig führt, weil man ihn dann nahe der Mitte greift und die vermeintliche Überlänge als Gegengewicht zu einer nun vorteilhaften Vergrößerung der Gefahrenzone führt. Relevant wird das wieder, wenn mehrere Menschen eng zusammengedrängt kämpfen und der Speerkämpfer keinen Raum nach hinten hat.

Ich empfehle daher Speer als Hauptbezeichnung und wenn man es genauer will Spieß bei der Infanterie, Lanze bei der Kavallerie und Javelin wenn er vor allem dazu gedacht ist, geworfen zu werden. Keine dieser Kategorien liefert aber irgendwelche qualifizierenden Merkmale. Das kann in allen fällen exakt die gleiche Waffe sein. Nein, es gibt keine Kriterien, die ein Speer erfüllen muss, um ein Spieß zu sein. Und nein, es gibt auch keine Kriterien, die er erfüllen muss, um eine Lanze zu sein. Manche Faktoren verbessern die Eignung, aber historisch finden sich Belege für nahezu jede Form in nahezu jeder Verwendung und Rolle.

Speere als Waffe sind zusätzlich kompliziert. Da sind wir direkt bei einem der schwierigsten Teile des Speerkampfes, insbesondere in Bezug auf Rollenspiele, denn die meisten Rollenspiele mit simulationistischen Bestrebungen versagen kläglich an der wichtigsten Frage der Simulation von Kampf überhaupt: Was ist eine Waffe, wo fängt sie an und wo hört sie auf? Und während das bei einem Speer wie eine Frage aussieht, die man mit einem Rollmaß beantworten kann: Weit gefehlt! Ein Speer für sich allein ist keine Kriegswaffe, sondern nur ein Werkzeug, dass sich im Kampf nutzen lässt. Zur Waffe wird er durch den Zweck, zu dem er geführt wird, die Art in der er geführt wird und den Kontext, in dem er geführt wird. Das beinhaltet Rüstung, denn Rüstungen, aka. Schutzwaffen, stehen genauso wenig für sich, wie es die Offensivwaffen tun. Der Speer in der Hand, der Helm auf dem Kopf, die Rüstung am Leib und potentiell der Schild in der anderen Hand, sind Teil eines Waffensystems. Ob dieses Waffensystem funktioniert, wie es funktioniert und gegen was, das hängt von seinen Einzelteilen und deren Zusammenwirken ab. Einfach nur ein Speer ist keine Kriegswaffe. Selbst die Kriegsführung von Shaka Zulu war komplexer als das.

Einen Schritt weiter sind wir bei der Frage, ob der Speer eine gute Waffe war, bzw. ist.

War das römische Kurzschwert beispielsweise ein gutes Schwert? Nein. Absolut nicht. Für sich allein war das ein ziemlich lausiges Schwert, beziehungsweise ein riesiger Dolch. Aber war es eine gute Hauptwaffe in Kombination mit dem kompletten Set an Zusatzausrüstung im Kontext seiner Anwendung und innerhalb der römischen Militärdoktrin zum Aufstreben und Höhepunkt des römischen Reiches? Ja! Es war nahezu die perfekte Waffe. Und gleichzeitig war das gesamte restliche System darauf ausgelegt genau diese Waffe zu kontern. Die Kettenhemden mit den doppelt verstärkten Schultern und kurzen Ärmeln, die riesigen Schilde, die Helme mit der Krempe die Nackenstiche erschweren sollte. Rom war da wie die moderne US Army: Ausgerüstet um gegen ihr Pendant zu kämpfen (US Army vs. Rote Arme) und damit natürlich auch imstande auf weit unterlegene Gegner zu schießen (Apache mit Hellfire Rakete vs. Toyota Pickup mit wütenden Typen und Kalashnikows). Wenn wir römische Legionen gegen etwas anderes als andere römische Legionen kämpfen sehen (haben wir eine Zeitmaschine und) beobachten wir den Kampf einer überlegenen Militärmaschinerie mit einem hochkomplexen Waffensystem, im Kampf gegen einen in diesen Aspekten deutlich unterlegenen Gegner. Mit der Waffe in der Hand der Kämpfenden hat das nichts zu tun. Ich erwähne das, weil gerade das römische Reich Laien und Amateure ungemein irritiert. Die denken sich dann, dass da ja ganz klar das Schwert dem Speer vorgezogen wurde. Damit zeigen sie nur, dass sie von der ganzen Thematik nichts verstehen. Die Römer haben nicht den Speer abgelegt und das Schwert ergriffen. Sie haben das Konzept schlecht organisierter Gelegenheitskämpfer mit minimaler Ausstattung ersetzt durch das einer extrem professionellen Berufsarmee mit einem fein abgestimmten Waffensystem, dem der Speer nur dann fehlte, wenn es gegen eine gleichartige Armee eingesetzt würde. Da dies aber nicht der Zweck der römischen Legionen war, stellte das kein Problem dar. Bis es das schließlich wieder tat, denn mit dem Zusammenbruch des römischen Militärwesens -> Zack! -> waren Speere wieder überall. Von Rom abgesehen gab es eine derartige Verdrängung des Speers von den Schlachtfeldern der Welt nirgendwo sonst.

Davon abgesehen ist es dem Speer grundsätzlich ähnlich wie mit dem römischen Kurzschwert. Wie lang oder kurz ein Speer ist, welche Zusatzelemente er hat, das hängt direkt davon ab in welchem Kontext er benutzt wird. Parierhaken, wie beim Flügelspeer, sind nahezu sinnlos, wenn ein Speer vor allem einhändig geführt wird. Man zieht kaum Nutzen aus ihnen, bei einhändiger Führung. Um den Speer aber zweihändig effektiv führen zu können und folglich auf den Schutz eines großen Schildes zu verzichten, braucht man eine adäquate Schutzwaffe, die imstande ist den Verlust des Schildes angemessen auszugleichen. Gleichzeitig können aber Kämpfer in einem Kontext, in dem es keine guten Schutzwaffen neben dem Schild gibt, durchaus davon profitieren, einen längeren, schwereren Speer mit Parierflügeln beidhändig zu führen, auch in direktem Wettstreit mit Gegnern, die einhändige Speere mit großen Schilden führen. Der Zugewinn an Kontrolle, Reichweite und Kraft, den man dann mit dem längeren Speer hat, kann in den Händen eines fähigen Kämpfers den Nachteil des fehlenden Schutzes ausgleichen, denn Angriff, bzw. Gefahrenzonenkontrolle als aktive Defensive, kann in vielen Fällen genauso gut sein, wie eine passive Defensive.

Fast alle simulationistischen Rollenspiele separieren aber sehr stark und wollen der Waffe allein für sich Eigenschaften zuweisen, die sie in dieser Form gar nicht hat. Besonders Schilde und Rüstungen werden in diesem Zusammenhang überwiegend falsch verstanden, passiv und für sich gestellt verwendet.

Was der Speer letztlich taugt, hängt vom Kontext ab. Für sich allein aber ist er bereits eine exzellente Waffe. Ein Speerkämpfer, der 1-2 Stunden Einweisung und Übung hat, kann sich 1 gegen 1 mit einem Schwertkämpfer messen, der bereits seit Monaten Schwertkampf trainiert. Der Speer ist sehr leicht zu erlernen, extrem gefährlich und sehr unberechenbar. Anders als ein Schwert kann ein Speer blitzschnell den Angriffsvektor ändern und von einer Bedrohung der Beine einen Stich zum Kopf führen. Die vermeintliche Zerbrechlichkeit eines Speers ist im Kampf 1 gegen 1 praktisch kaum gegeben. Die meisten Schwert-, Axt- oder Streitkolbenkämpfer leben nicht lange genug, um den Speer kaputt zu machen.

Komplizierter wird es aber, sobald Schilde ins Spiel kommen. Aber auch da ist der Speer erst einmal dem Schwert überlegen, wenn beide Kämpfer gleichartig kompetent sind. Das lässt sich schon allein dadurch sehr gut belegen, dass es die meisten Berufskämpfer quer durch die Geschichte ihr Schwert (oder andere Handwaffen) erst zogen, wenn ihr Speer weg oder kaputt war. Das Schwert ist toll im Alltag, weil es sehr effektiv ist für etwas, dass man immer bei sich tragen kann. Im Kampf aber spielte es immer die zweite Geige.

Wenn der Speer als persönliche Nahkampfwaffe so überlegen wäre wäre er vermutlich etwas länger dominant geblieben.

Das ist ein wenig extrem romanozentrisch gedacht. Es stimmt ja noch nicht einmal für die gesamte Zeit des römischen Reiches, geschweige denn global. Während die Römer für das Äquivalent eines historischen Herzschlags kurzzeitig mal vom Speer als Hauptwaffe abkamen und ein anderes sehr umfangreiches Waffensystem nutzten, blieben alle anderen beim Speer und auch die Nachfolge-Fraktionen des römischen Reiches kehrten bis zur Ausreifung der Muskete zum Speer zurück und substituierten die Schusswaffen dann mit Speeren und Pseudospeeren, bis die Feuerrate der Schusswaffen sich deutlich steigerte und der Speer schlussendlich global als Hauptwaffe verschwand.
Es ist schon etwas seltsam einer Waffe ihre Dominanz durch die gesamte Geschichte unserer Spezies abzusprechen, beginnend noch ehe wir Homo Sapiens waren bis in den Ersten Weltkrieg hinein, nur weil die Römer eine Zeitlang einen Kurzschwertfetisch hatten.

Nein. Wie ich schon weiter oben im Threads dargelegt habe, unterscheidet sich eine Lanze - ich meine eine richtige Kriegslanze, kein Prop für Turnier-Schaukämpfe - vom Speer dadurch, dass das Blatt mit Flügeln oder Knebeln ausgestattet ist, um zu gewährleisten dass man das Ding wieder aus dem Ziel rausgezogen bekommt.

Darf ich mal fragen, wo du deine sehr spezifische Vorstellung von der "Lanze, der richtigen Kriegslanze" her hast? Die Idee, dass eine Lanze Flügel oder Knebel hätte und das dies in irgendeiner Weise ein qualifizierbares Merkmal wäre, halte ich für etwas seltsam. Die Briten haben das bei einem mir bekannten Lanzenmodell so gemacht in der ausgehenden Viktorianischen Zeit. Ein paar wenige indo-persische Lanzen und Spieße sind so gestaltet. Das war es im großen und ganzen dann aber auch schon, von Einzelfallausnahmen abgesehen. Im Allgemeinen hatten Reiterlanzen keine Vorrichtungen, um die Eindringtiefe zu begrenzen. Unter anderem, weil die meisten Lanzen ohnehin nicht mehr als einen Vollkontakttreffer überstanden. Berittene Krieger hatten, wenn sie Teil einer funktionierenden Militärlogistik waren, daher immer mehrere Lanzen auf Lager. Zeitweise gab es Spezialisten, deren alleinige Aufgabe es war, den kämpfenden Truppen neue Lanzen im Kampf zukommen zu lassen. Das gleiche galt für Pferde, die ja im Krieg auch oft ein Wegwerfartikel waren.
« Letzte Änderung: 15.07.2025 | 05:25 von Torsten (Donnerhaus) »

Offline Maarzan

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Re: Grund für Speere
« Antwort #60 am: 15.07.2025 | 07:50 »
Zitat von: Torsten (Donnerhaus)
...

Speere als Waffe sind zusätzlich kompliziert. Da sind wir direkt bei einem der schwierigsten Teile des Speerkampfes, insbesondere in Bezug auf Rollenspiele, denn die meisten Rollenspiele mit simulationistischen Bestrebungen versagen kläglich an der wichtigsten Frage der Simulation von Kampf überhaupt: Was ist eine Waffe, wo fängt sie an und wo hört sie auf?
...

Fast alle simulationistischen Rollenspiele separieren aber sehr stark und wollen der Waffe allein für sich Eigenschaften zuweisen, die sie in dieser Form gar nicht hat. Besonders Schilde und Rüstungen werden in diesem Zusammenhang überwiegend falsch verstanden, passiv und für sich gestellt verwendet.
...

Wie sähe das dann für eine simulationistische Sichtweise besser aus?
« Letzte Änderung: 15.07.2025 | 16:57 von Maarzan »
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Ainor

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Re: Grund für Speere
« Antwort #61 am: 15.07.2025 | 09:31 »
Ja, aber die Pike in Conan hat wie gesagt _15_ Fuß Reichweite, also 3 Felder, was somit ziemlich einzigartig ist. (In Conan D20 gibt es ja auch nicht sowas wie Enlarge Person oder sonstige magische Reichenweiten-Enhancer).
Das hat halt für den einzelnen Abenteurer eher Nach- and Vorteile: erst braucht man mehr Platz zum manövrieren*; dann muss der Gegner dich nur einmal unterlaufen um an dich ranzukommen, und dann genügt ein 5' Step nicht mehr, um ihn wieder mit der Hauptwaffe bestochern zu können.

Klingt eigentlich ganz fair. Aber gut, die meisten denken bei Pike eher an 3 Meter. 5 Meter (oder gar 7) wirken ausserhalb einer Phalanx völlig deplaziert.

In 5E ist die Pike übrigens wieder bei den Martial Weapons und die Langspeer-Verirrung der 2E ist vorbei. Und mit Polearm master haben die Stangenwaffen quasi das Äquivalent von 15 Fuss Reach.

Für NSC-Truppen ist das aber was anderes, weil die dann quasi-historisch kämpfen können, mit mehreren Reihen hintereinander die sich gegenseitig decken, und wenn man da an die Frontreihe ranwill zieht man erstmal bis zu 6 AoOs und kann dann von der 3. Reihe angegriffen werden; unangenehm.

Sind sogar noch 2 mehr oder? Das simuliert eigentlich recht gut wie tödlich so eine Speerformation von vorne war.
Ohne Facing haben sie aber dann nicht ihren Hauptnachteil: die Unbeweglichkeit.

Das ist ein wenig extrem romanozentrisch gedacht.

Wir reden über die Römer weil die Datenlage sehr gut ist, die Römer über einen langen Zeitraum gegen viele Gegner erfolgreich waen, und weil sie zentralisiert waren und aus ihren Feldzügen gelernt haben.
Es ist sehr unwahrscheinlich dass ihre Bewaffnung auf einem Kurzschwertfetisch basierte.

Es stimmt ja noch nicht einmal für die gesamte Zeit des römischen Reiches,

Das habe ich oben bereits geschrieben.

geschweige denn global.

Ja? Wie war die Lage denn so, global?

Während die Römer für das Äquivalent eines historischen Herzschlags

400 von etwa 2400 Jahren. Die Zeit davor als es nichts besseres gab zählt nicht. Es geht aber auch nicht um die Länge der Zeit, sondern um Gründe für die Umstellung.

blieben alle anderen beim Speer und auch die Nachfolge-Fraktionen des römischen Reiches kehrten bis zur Ausreifung der Muskete zum Speer zurück

Na sowas. Und ich meine mal einen Ritter mit Schwert gesehen zu haben...
Anderswo ist das Bild ebenso nicht einheitlich. Yari Ashingaru Formationen kamen z.B. erst relativ spät auf.

und substituierten die Schusswaffen dann mit Speeren und Pseudospeeren, bis die Feuerrate der Schusswaffen sich deutlich steigerte und der Speer schlussendlich global als Hauptwaffe verschwand.

In der Pike-und-Muskete Formation waren die Piken ganz sicher nicht die Hauptwaffe. Wie gesagt: bei Kavallerieangriff und Abwehr waren Speere/Piken/Lanzen immer das Mass der Dinge. Aber man hat selten so viel Kavallerie dass sie das Hauptgeschehen auf dem Schlachtfeld darstellt.

Ich würde mal behaupten dass Kavallerie der wesentliche Grund für die Beibehaltung bzw. Wiedereinführung der Pikenformationen ist, aber das der Speer im Nahkampf zwischen Fussoldaten nicht die Waffe der Wahl ist.

Es ist schon etwas seltsam einer Waffe ihre Dominanz durch die gesamte Geschichte unserer Spezies abzusprechen, beginnend noch ehe wir Homo Sapiens waren bis in den Ersten Weltkrieg hinein, nur weil die Römer eine Zeitlang einen Kurzschwertfetisch hatten.

Also 1500 bis 1900 haben wir die weltweiten Europäischen Eroberungen. Dabei waren Speere ganz sicher nicht dominant.
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Offline Turgon

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Re: Grund für Speere
« Antwort #62 am: 15.07.2025 | 09:35 »
Na sowas. Und ich meine mal einen Ritter mit Schwert gesehen zu haben...
Halt als Zweit- oder gar Drittwaffe.
Unbenommen davon ist das Schwert die ganze Zeit über mythologisch aufgeladen.

Offline Raven Nash

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Re: Grund für Speere
« Antwort #63 am: 15.07.2025 | 09:44 »
Halt als Zweit- oder gar Drittwaffe.
Unbenommen davon ist das Schwert die ganze Zeit über mythologisch aufgeladen.
Sehr richtig. Und das ist das Problem der RPGs - man hat den Schwert-Mythos übernommen, und versucht nun, die anderen - teils deutlich überlegenen! - Waffen rundherum zu bauen.
Vorteil am Schwert ist, dass man es super tragen kann und es Vieles kann - aber nichts wirklich besser als andere, spezialisiertere Waffen. Es ist halt universell verwendbar.

Also 1500 bis 1900 haben wir die weltweiten Europäischen Eroberungen. Dabei waren Speere ganz sicher nicht dominant.
Nicht? Nun, dann fangen wir mal mit den Pikenhaufen an, die bis Mitte des 17. Jhdts die Schlachtfelder dominieren und langsam mit immer mehr Arkebusen aufgestockt werden.
Und was kommt dann? Na ja, dann kommen die Bayonette. Was ergibt ein langer Lauf mit einer Klinge dran? Oh, einen Speer!
Wir haben also einen Speer, der schießen kann. Der einfache Infanterist hat auch keine Seitwaffe wie der Offizier, der muss sich auf den "Speer" verlassen.
Übrigens zeigen die Ausbildungshandbücher beim Umgang mit dem aufgepflanzten Bayonett eine Handhabung, die sehr an frühere Speertechniken erinnert. Auch nicht weiter verwunderlich.

Die Schussfrequenz wird zwar immer höher, aber der direkte Kampf Mann gegen Mann ist bis zum 1. WK immer noch essentiell. Und bis dahin haben wir sogar noch Ulanen und Husaren mit Lanzen im Einsatz.
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Offline nobody@home

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Re: Grund für Speere
« Antwort #64 am: 15.07.2025 | 09:56 »
Sehr richtig. Und das ist das Problem der RPGs - man hat den Schwert-Mythos übernommen, und versucht nun, die anderen - teils deutlich überlegenen! - Waffen rundherum zu bauen.
Vorteil am Schwert ist, dass man es super tragen kann und es Vieles kann - aber nichts wirklich besser als andere, spezialisiertere Waffen. Es ist halt universell verwendbar.

Und spätestens im Fantasykontext relativiert sich das alles ohnehin noch mal zusätzlich. Wenn ich denn schon mal mit einem Oger oder Drachen zwingend in den Nahkampf gehen muß, dann nehme ich vermutlich auch erst mal wieder den längeren Zahnstocher -- wenn der dann zu Bruch gehen sollte, habe ich halt das Schwert noch als Ersatz dabei. :)

Offline Ainor

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Re: Grund für Speere
« Antwort #65 am: 15.07.2025 | 10:20 »
Halt als Zweit- oder gar Drittwaffe.

Für Kavalleristen Zweitwaffe nach der Lanze. Das ist klar. Aber zu Fuss eben als Waffe der Wahl.

Unbenommen davon ist das Schwert die ganze Zeit über mythologisch aufgeladen.

Tja, aber da stellt sich die Frage: 1.) warum ist das so? 2.) Ändert das irgendwas?

Nicht? Nun, dann fangen wir mal mit den Pikenhaufen an, die bis Mitte des 17. Jhdts die Schlachtfelder dominieren und langsam mit immer mehr Arkebusen aufgestockt werden.

Cortés hat die Azteken nicht mit Speeren unterworfen.

Und was kommt dann? Na ja, dann kommen die Bayonette. Was ergibt ein langer Lauf mit einer Klinge dran? Oh, einen Speer!
Wir haben also einen Speer, der schießen kann. Der einfache Infanterist hat auch keine Seitwaffe wie der Offizier, der muss sich auf den "Speer" verlassen.

Nein. Wir haben eine Schusswaffe die stechen kann. Die Piken wurden immer unwichtiger (was natürlich auch daran liegt dass sie erfolgreich Kavallerieangriffe abgeschreckt haben) und irgendwann hat man die Pikeniere eingespart weil Bayonette als Kavallerieabwehr reichen. Die Hauptwaffe waren da aber eben die Gewehre. 

Die Schussfrequenz wird zwar immer höher, aber der direkte Kampf Mann gegen Mann ist bis zum 1. WK immer noch essentiell.

Das ist richtig. Aber eben auf der Basis das das Gewehr als Hauptwaffe gesetzt ist und die Synergie eben ergibt dass man es zu einer Speerähnlichen Waffe aubaut. Das bedeutet aber nicht dass Speere besonders gut waren, sondern nur besonders "billig" (geringes Extragewicht). "Im Westen Nichts Neues" beschreibt z.B. dass manche im Nahkampf lieber den Klappspaten statt der Bayonette verwenden. Und die Kavallerie, deren Hauptaufgabe ja der Nahkampf war, verwendete Schwerter(Säbel) zu der Zeit.

Und bis dahin haben wir sogar noch Ulanen und Husaren mit Lanzen im Einsatz.

Kavallerie. Siehe oben.
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
Im Rollenspiel ist auch hinreichend fortschrittliche Technologie von Magie zu unterscheiden.
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Offline Boba Fett

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Re: Grund für Speere
« Antwort #66 am: 15.07.2025 | 10:21 »
Ich kann mich erinnern, im Eingangsbeitrag die Frage nach regeltechnischen Auswirkungen unterschiedlicher Systeme gelesen zu haben.
Hier geht es nur noch historischen Realismus, oder?
Grönlandbewohner und native Americans nutzen Speere ganz anders im historischen Kontext und ohne Metall…
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline ElfenLied

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Re: Grund für Speere
« Antwort #67 am: 15.07.2025 | 10:35 »
D&D 5e
Der Speer kann einhändig geführt werden und qualifiziert sich sowohl für Dueling als auch für Polearm Master, einem der besten feats für Nahkämpfer. Dadurch holt man bis zu zwei weitere Angriffe pro Runde raus, mit +2 Schaden und +2 AC, was einem Schwert z.B. haushoch überlegen ist. Die einzige andere Waffe, die diese Merkmale erfüllt ist der Quarterstaff.

Shadowrun
Je nach Edition konnte der Speer durch guten Schaden, Reichweite oder das kompakte Format (den gibst auch zum einklappen) punkten. Und wirklich niemand rechnet damit das du mit einem Speer zur Schießerei ankommst.
The belief that a cosmic Jewish Zombie who was his own father can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree... yeah, makes perfect sense.

Offline nobody@home

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Re: Grund für Speere
« Antwort #68 am: 15.07.2025 | 10:53 »
Wie schon mal gesagt, Fate unterscheidet per Voreinstellung regelseitig nicht groß zwischen verschiedenen Waffen (außer vielleicht in der Fertigkeit, mit der sie benutzt werden, und da ist eine detailliertere Unterteilung als einmal Nah- und einmal Fernkampf auch schon recht selten). Manchmal habe ich allerdings das Gefühl, daß das eher hilft, sie "realistisch" oder zumindest plausibel darzustellen, als so mancher verquaste Regelwust -- denn in der Fiktion, vulgo auch als Spielwelt bezeichnet, unterscheiden sich die einzelnen Killerwerkzeuge dann ja trotzdem noch im Detail. Wenn ich also einem Gegner speziell mit einem Speer eine Konsequenz verpasse, dann ist das vermutlich eine mehr oder weniger fiese Stichwunde an einer ungedeckten Stelle, weil eine Prellung oder gar ein Knochenbruch logisch schlicht weniger bis gar keinen Sinn ergäbe; ebenso bieten sich unterschiedliche Waffen recht natürlich auch zum Erschaffen unterschiedlicher Vorteile (d.h. verschiedener Situationsaspekte zum späteren Ausnutzen) an...nur sind das eben alles keine Dinge, für die ich in diesem System unbedingt für jedes Teil eigene Werte und jedes Manöver eigene Spezialregeln brauche, sondern das läuft, so überhaupt gewünscht, erst mal auf einem höheren Abstraktionsgrad einfach unter "rules business as usual" mit.

(Eigene Zusatzregeln dazupacken kann man dann natürlich immer noch, da ist Fate ja auch recht flexibel. Ob das dann allerdings automatisch eine Verbesserung darstellt...na, darüber kann man streiten. :))

Offline Arldwulf

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Re: Grund für Speere
« Antwort #69 am: 15.07.2025 | 11:46 »
Wir reden über die Römer weil die Datenlage sehr gut ist, die Römer über einen langen Zeitraum gegen viele Gegner erfolgreich waen, und weil sie zentralisiert waren und aus ihren Feldzügen gelernt haben.
Es ist sehr unwahrscheinlich dass ihre Bewaffnung auf einem Kurzschwertfetisch basierte.

Das Problem ist halt: Die Römische Armee verwendete stets Speere.

Erst die Hasta,  dann Pilum, dann Spiculum. Und alle natürlich auch sich gegenseitig überlappend. Und mit noch weiteren Speeren für Spezialtruppen.

Wenn eine römische Armee ohne Speere in die Schlacht gezogen wäre hätte dies die damaligen Zeitgenossen verwundert und Kritik provoziert.

Genau betrachtet gehörte der Speerwurf in feindliches Land zu den klassischen Formen römischer Kriegserklärung, war bei den Römern also auch kultisch aufgeladen.

Natürlich gehörte auch das Schwert zur Ausrüstung der Legionen und es gibt Fälle in denen Geschichtsschreiber beschreiben, dass (in beengten Waldgebieten) römische Legionen gerade weil sie Schwerter trugen gegen Barbaren erfolgreich waren.

Aber es sind Ausnahmefälle, die besonders erwähnt wurden und bei denen man extra dazu schrieb, dass "zu den Schwertern gegriffen" wurde.
« Letzte Änderung: 15.07.2025 | 12:18 von Arldwulf »

Offline Turgon

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Re: Grund für Speere
« Antwort #70 am: 15.07.2025 | 11:57 »
Für Kavalleristen Zweitwaffe nach der Lanze. Das ist klar. Aber zu Fuss eben als Waffe der Wahl.
Da waren mit Fußstreithammer und Mordaxt wieder eher speerartige Waffen das Mittel der Wahl.

Zitat
Tja, aber da stellt sich die Frage: 1.) warum ist das so? 2.) Ändert das irgendwas?
Es ändert insofern was, als dass dem Schwert eine Rolle zugebilligt wird, die es effektiv nie hatte.

Offline Feuersänger

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Re: Grund für Speere
« Antwort #71 am: 15.07.2025 | 12:47 »
Zitat
Darf ich mal fragen, wo du deine sehr spezifische Vorstellung von der "Lanze, der richtigen Kriegslanze" her hast? Die Idee, dass eine Lanze Flügel oder Knebel hätte und das dies in irgendeiner Weise ein qualifizierbares Merkmal wäre, halte ich für etwas seltsam. Die Briten haben das bei einem mir bekannten Lanzenmodell so gemacht in der ausgehenden Viktorianischen Zeit. Ein paar wenige indo-persische Lanzen und Spieße sind so gestaltet. Das war es im großen und ganzen dann aber auch schon, von Einzelfallausnahmen abgesehen.

Ich bin mir nicht mehr sicher wer mir das beigebracht hat, aber es war ein Aha-Erlebnis.
Allein das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg hat eine ganze Vitrine mit fränkischen Lanzen, so ca 8.-9. Jh, die mit solchen Flügeln ausgestattet sind. Also absolut keine Ahnung wie du auf die Idee kommst, das hätte es einmal bei den Viktorianern und zweimal bei den Persern gegeben.

Leider habe ich beim GNM keine Bilder gefunden, darum einfach mal ein paar Beispiele aus anderen Sammlungen:
https://www.bavarikon.de/object/bav:ASM-OBJ-0000000000000004
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:LMB__Karolingische_Fl%C3%BCgellanze.jpg https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:07XX_Karolingische_Fl%C3%BCgellanze_anagoria.JPG https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Fl%C3%BCgellanze.jpg
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline Zed

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Re: Grund für Speere
« Antwort #72 am: 15.07.2025 | 12:55 »
Die „Spitzen“ der dargestellten Waffen scheinen ja sehr lang zu sein. Haben sie zusätzlich zu ihren Spitzen auch scharfe Schneiden, sind also (um in der DnD-Terminologie zu bleiben) sowohl Stich- als auch Schnittwaffen? Wenn ja, gilt das nur für Lanzen oder auch für Speere?

Offline Ainor

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Re: Grund für Speere
« Antwort #73 am: 15.07.2025 | 13:07 »
D&D 5e
Der Speer kann einhändig geführt werden und qualifiziert sich sowohl für Dueling als auch für Polearm Master, einem der besten feats für Nahkämpfer. Dadurch holt man bis zu zwei weitere Angriffe pro Runde raus, mit +2 Schaden und +2 AC, was einem Schwert z.B. haushoch überlegen ist. Die einzige andere Waffe, die diese Merkmale erfüllt ist der Quarterstaff.

Absolut. Aber das der Quarterstaff dasselbe billiger kann ist wie gasgt ein wenig komisch. Ich hab mal so einen Charakter gespielt aber natürlich einen Speer genommen weil das Bild "Griechischer Held" cool ist während "Kampfstab und Schild" eher albern daherkommt.

Erst die Hasta,  dann Pilum, dann Spiculum. Und alle natürlich auch sich gegenseitig überlappend. Und mit noch weiteren Speeren für Spezialtruppen.

Nochmal: Pilum ist in erster Linie ein Wurfspeer.

Natürlich gehörte auch das Schwert zur Ausrüstung der Legionen und es gibt Fälle in denen Geschichtsschreiber beschreiben, dass (in beengten Waldgebieten) römische Legionen gerade weil sie Schwerter trugen gegen Barbaren erfolgreich waren.

Aber es sind Ausnahmefälle, die besonders erwähnt wurden und bei denen man extra dazu schrieb, dass "zu den Schwertern gegriffen" wurde.

Ähm... Nein. Und "zum Schwert greifen" bedeutet oft einfach nur "Gewalt anwenden".

Da waren mit Fußstreithammer und Mordaxt wieder eher speerartige Waffen das Mittel der Wahl.

Na die kommen aber ein wenig später. Und ich würde die Stangenwaffen nicht mit Speeren vermischen nur weil sie eine Spitze haben, denn die hat ein Langschwert auch.

Es ändert insofern was, als dass dem Schwert eine Rolle zugebilligt wird, die es effektiv nie hatte.

Tja, aber verwechselt man da nicht Ursache und Wirkung?

Es geht im wesentlichen um die Frage welche Eigenschaften die Waffen in Rollenspielregeln haben sollten und wie sie zueinander dastehen. Oder auch: welche Waffe soll man wählen wenn man denn frei wählen kann. Ud da glaube ich nicht dass der Haupgrund für Schwerter ihre grundlose Mythologisierung ist.
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
Im Rollenspiel ist auch hinreichend fortschrittliche Technologie von Magie zu unterscheiden.
Meine 5E Birthright Kampagne: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122998.0.html

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Re: Grund für Speere
« Antwort #74 am: 15.07.2025 | 13:26 »
Letzten Endes dürfte so ziemlich alles, was der geneigte Amateur hier im Forum über bestimmte historische Waffentypen zu wissen glaubt, seinerseits immer nur in fragmentarischen Bruchstücken der damaligen Realität bestehen -- selbst die besten Geschichtswissenschaftler haben ja kein komplettes Bild auch nur einer einzelnen Epoche der ferneren Vergangenheit, sondern können über viele Dinge anhand der überlebenden Belege und Beweisstücke nur mehr oder weniger geschickt spekulieren. Wie sollte das also bei uns anders oder gar qualitativ besser aussehen?

Insofern halte ich persönlich speziell die Art von römischem Legionär, der scheinbar primär mit Stichschwert und Schild kämpft und den Speer "nur" als Wurfwaffe benutzt, tatsächlich eher für einen Sonderfall und nicht den allgemeinen Schlachtfeldstandard weltweit (und würde mich ein Stück weit dafür interessieren, wie es dazu überhaupt gekommen ist). Immerhin waren die ebenfalls für ihre tollen Schwerter berühmten Samurai drüben im ollen Japan später auch in erster Linie berittene Bogenschützen, die dann auch noch gerne mal Speere oder verwandte Waffen in den Kampf mitgenommen haben...