Autor Thema: [Sammlung] Wie lässt sich eine TTRPG-Hobbyentwicklung professionalisieren?  (Gelesen 501 mal)

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Online Ainor

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Ich finde das ist ein falscher Vergleich. Wenn es etwas gratis gibt dann lädt man sich das eben runter. Man braucht keine Previews oder Produktinformationen weil man sich einfach das Produkt anschauen kann. Entsprechend ist es vermutlich so dass ich mir in derselben Zeit 100 (oder: x) Sachen runterlade in der ich mir ein Vollpreisprodukt kaufe.

Das Vollpreisprodukt ist etwas was mich wirklich interessiert, von den gratisprodukten interessiert mich vielleicht 1% wirklich. Und Humble Bundles etc. sind halt irgendwo dazwischen. Da sind logischerweise einige Sachen dabei die ich nicht lesen werde.

Zum Thema professionalisieren: man braucht ein Team von Mitentwicklern, Testern, und "Evangelisten" (im US Business Sinn). Das Problem dabei ist: diese Mitentwickler müssen Systembastler ohne dass sie an ihrem eigenen System basteln.

Advanced 5th Edition ist ein gutes Beispiel für ein Projekt dass es geschafft hat ein breites Team aufzustellen.
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
Im Rollenspiel ist auch hinreichend fortschrittliche Technologie von Magie zu unterscheiden.
Meine 5E Birthright Kampagne: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122998.0.html

Offline unicum

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Ich glaub es geht hier ja eher um den Inhalt, aber....

Ich meine der DDD Verlag hat mal geschrieben (oder hat er es mir gesagt - ich sprech ein paar mal im Jahr mit "ihm",... ich weiß nicht mehr) das eines der Nadelöhre der Entwicklung das Lektorrat und das Layout ist. Will sagen der Verlag erhällt immer wieder Texte die eben viel Lekorratarbeit und ein komplettes Layout brauchen.

Da wurde ja an anderer Stelle immer wieder mal drüber geschrieben. Größere Verlage haben ja auch sowas. Heutzutage kauf die Masse kaum noch Regelwerke als "Textwüste". (also mit "ohne" Layout)

Das Auge spielt eben mit.

Um aber wirklich irgendwie einen Schritt in die Professionalität zu kommen braucht es ein Produkt das eben auch interessiert und den Markt trifft. Du kannst noch so ein tolles Regelwerk haben das ausgefeilt ist und spielgetestet, wenn es etwas ist das nicht eine Niesche findet - war es das eben. Dabei ist das mit der Niesche finden auch noch so ein weiteres Problem, es kann sein das man zur falschen Zeit am falschen Ort ist und später jemand mit der gleichen Idee fantastisch abräumt.

Offline Yney

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Da muss ich nun nachfragen: warum sollte ich mich überhaupt mit Feenlicht beschäftigen?
[…] In deiner Signatur sehe ich: Feenlicht, ein Rollenspiel mit Charakter. Was bedeutet das?
Ich will das nicht schlecht reden, nur spricht es mich nicht an. Warum sollte ich mich also damit auseinandersetzen? Was ist der USP?
[…] Nur: Neue Regeln lernen und durchdenke ist für manche das langweiligste an unserem Hobby, die werden immer das selbe System nutzen.

Ich hoffe ich kam da nicht missverständlich herüber, Klatschi. Du musst dich überhaupt nicht mit Feenlicht beschäftigen und ich fordere von niemandem, dass er oder sie das tut. Wie ich im Thema aus dem dieser Faden hier stammt geschrieben habe: Ich kann nicht naders als weiter daran zu basteln und habe Freude daran, es schick aufzubearbeiten. Und dann stelle ich es kostenlos zur Verfügung, für wen auch immer das geeignet erscheint. Wenn du Systeme für dich gefunden hast, in denen du dich pudelwohl fühlst, dann ist alles wunderbar und es gibt wirklich keinen Grund, sich immer wieder in Neues einzulesen. Das finde ich vollkommen legitim

Ein kleines Aber: Wenn du auf den von dir angesprochenen Text klickst, dann gelangst du auf die Startseite von Feenlicht, auf der ich versuche auf einer Seite knapp vorzustellen, was Feenlicht ist. Ob mir das gelingt? Sicher nicht vollständig. Falls du über diese eine Seite ein wenig hinaus gehen willst: In den Regeln findest du auf Seite 10 die „Bedienungsanleitung“, die dich auf die Seiten weiter verweist, die die Kernideen enthalten. Das ist im schmalsten Aufwand eine Lektüre von ca. 12 Seiten.

Bitte nicht falsch verstehen, denn ich denke, du hast das sicher nicht als Angriff gemeint. Aber solche imanenten Forderungen wie die deinen im obigen Post begegnen mir immer wieder und genau die sind es, die zumindest mich bei meinem Unterfangen müde werden lassen. Ich habe eine Beschreibung geschrieben, ich habe eine Anleitung formuliert, die einen schnellen Einblick für die Entscheidung „mag ich / mag ich nicht“ hoffentlich erleichtern. Hier im Forum gibt es ein Thema, in dem man gezielt Fragen stellen kann, es gibt eine Kontakt Mailadresse.

Noch mal: Ich gehe fest davon aus, dass das alles nicht böse gemeint ist und der Wunsch nach Einblick ist ja vollkommen gerechtfertigt. Aber bitte seht auch, dass hier Leute wie Markus (Heroen), Metamorphose (Keys) und viele viele mehr immense Zeit reinstecken. Das muss man nicht loben, dass muss man nicht gut finden, das darf man (und sollte man auch) kritisieren. Aber zumindest für mich kommt die Forderung (ich verkürze hier überspitzt): „Wie, das krieg ich umsonst? Bevor ich mich damit beschäftige (15 min Lesezeit) mach du mir das doch erst mal schmackhaft (einmal mehr 30 min formulieren, schreiben …)!" Das macht mich traurig und müde.

Ein drittes Mal: Ich denke das war nicht deine Absicht, aber das Obige musste ich jetzt mal loswerden, ganz allgemein und nicht gegen jemand im Speziellen. Es ist auch gut möglich, dass ich das überspitzt sehe, überempfindlich bin oder es schlicht völlig falsch verstehe. Sollte ich damit meinerseits verletzt haben, dan täte mir das leid.

Online tartex

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Meine ernst gemeine Frage ist, ob KI nicht sowieso Lektorat besser machen kann als manch ein Hobby-Lektor. Ich habe auch schon Produkte gesehen, wo ein Lektor angegeben war, aber ich auf der ersten Seite schon 7 oder 8 ernsthafte Fehler finden konnte.

Ich sollte das mal mit echt krummen Sätzen testen.
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Offline Seba

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Meine ernst gemeine Frage ist, ob KI nicht sowieso Lektorat besser machen kann als manch ein Hobby-Lektor. Ich habe auch schon Produkte gesehen, wo ein Lektor angegeben war, aber ich auf der ersten Seite schon 7 oder 8 ernsthafte Fehler finden konnte.

Ich sollte das mal mit echt krummen Sätzen testen.

Einen Hobby-Lektor vielleicht, aber keinen richtigen. In meinem aktuellen Projekt habe ich mehrfach KI rüberschauen lassen, habe aber auch einen professionellen Lektor. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.

-Seba

Online tartex

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Einen Hobby-Lektor vielleicht, aber keinen richtigen. In meinem aktuellen Projekt habe ich mehrfach KI rüberschauen lassen, habe aber auch einen professionellen Lektor. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Naja, wir reden hier über Hobbyentwicklung, dachte ich.
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Offline Seba

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Naja, wir reden hier über Hobbyentwicklung, dachte ich.

Die Übergänge sind halt aber auch fließend. Ich bin kein KI-Gegner, aber zumindest in den Spielarten, in denen ich mich auskenne, bin auch ich zB mit Sicherheit ein sehr viel besserer Lektor als die.
Aber es ist definitiv besser als nix!

-Seba

Offline Zed

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Meine Idee: scheißt bei Rollenspiel Eigenentwicklung aus Geld und bietet es umsonst an. Wenn es dann  genügend Leute spielen und man es aus der Hand gibt, dann wird es auch genügend Rückmeldung geben, um das Ganze glatt zu ziehen und dann kann man den nächsten Schritt gehen.

Das halte ich für einen guten Weg, den ich selbst mit einem Comic gehen möchte.

Die Gretchenfrage ist, wie man bei kostenlosen Werken den hoffentlich eintretenden Buzz wahrnehmen und bündeln kann.

Angenommen: Du haust ein tolles kostenloses PDF raus, das wird in Foren weiterverteilt, in Spielgruppen weiterkopiert etc - vielleicht gibt es am Ende 20.000 Leute (weltweit), die Deine PDF besitzen und teilweise sogar bespielen - und Du hast es nicht mal richtig mitbekommen. Geschweige denn, dass Person Nummer "20.000" gar nicht weiß, dass es noch 19.999 andere Fans gibt, mit denen man sich theoretisch austauschen könnte.

Ginge man auf "bezahlen anstatt frei runterzuladen", dann hat man zumindest eher im Blick, wieviele Menschen sich für das Projekt interessieren. Andererseits ist es (auch für mich) eine große Hürde, für Hobbymaterial zu bezahlen, das ich mir erst ansehen kann, wenn ich es gekauft habe. Dann sinkt die Zahl von 20.000 potentiell Interessierten wohl gleich auf 200.

Gäbe es eine gut zugangliche, kostenfreie Verteilmethode, die zugleich registriert, wieviele Leute sich etwas runterladen, wäre das vielleicht der beste Einstieg in den Vertrieb. Vielleicht also doch "verschenken auf Drivethru".

Könnte man außerdem 10% der 20.000 Fans zusammenbringen, zB in Foren oder auf Discord, dann würde eine Dynamik in dem Forum zum einen sehr motivierend für den Creator sein, und zum anderen könnte ein solches Forum auch als Inkubator für eine zweite Edition dienen, bei der man sich dann vielleicht traut, sie als Kickstarter oder Paywhatyouwant oder whatever herauszubringen. Nicht, um Geld zu verdienen, sondern um dem Gedanken zu folgen: Dank erhalten durch einen kleinen Kostenbeitrag.

Wenn Du schon eine Bekanntheit hast, dann ist natürlich alles einfach: Der Buzz buzzt ganz von alleine, denn es wird einfach als "Critical Roles "nächstes Projekt"" in die Welt gesetzt oder als "Monte Cooks neue Kampagnenwelt". Unbekannte Creator haben diesen Vorteil nicht.

Online Skaeg

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Ich hoffe ich kam da nicht missverständlich herüber, Klatschi. Du musst dich überhaupt nicht mit Feenlicht beschäftigen und ich fordere von niemandem, dass er oder sie das tut. Wie ich im Thema aus dem dieser Faden hier stammt geschrieben habe: Ich kann nicht naders als weiter daran zu basteln und habe Freude daran, es schick aufzubearbeiten. Und dann stelle ich es kostenlos zur Verfügung, für wen auch immer das geeignet erscheint.
Ich kann das voll nachempfinden, mache es selber genau so. Ich habe noch nichts an die Öffentlichkeit gebracht (obwohl ich bei ein paar Sachen schon nachdrücklich dazu aufgefordert wurde... ich kann mich hoffentlich dieses Jahr mal aufraffen, die Sachen entsprechend zu layouten).

Aber! Ich sage mir immer wieder, und das ist mMn auch am gesündesten: "Ich mache das hier für mich und für Leute, denen ich selber als Spielleiter das System anbiete. Wenn das gefällt und Spaß macht, ist das eigentliche Ziel schon erreicht. Wenn ich es irgendwann irgendwo unter die Leute bringe, ist das ein schöner Bonus, aber nur das."
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Offline Yney

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Aber! Ich sage mir immer wieder, und das ist mMn auch am gesündesten: "Ich mache das hier für mich und für Leute, denen ich selber als Spielleiter das System anbiete. Wenn das gefällt und Spaß macht, ist das eigentliche Ziel schon erreicht. Wenn ich es irgendwann irgendwo unter die Leute bringe, ist das ein schöner Bonus, aber nur das."

Das könnte ich so für mich unterschreiben. Wenn der zentrale Zweck Lobpreis und Ehre in der großen weiten Welt wäre, dann sollte ich dringend und ganz schnell andere Hobbies suchen. Freuen sich auch nur wenige in meinem Umfeld darüber, dann ist das Freude genug (und die habe ich bekommen :) ).

Zu Zeds Anmerkung: Einen entsprechenden Zähler auf einer Internetseite einzurichten ist vermutlich nicht all zu schwer. Das wäre vielleicht auch mal ein guter Gedanke, vielleicht sehe ich mal, ob ich so etwas hinbekomme (mein Programm zum Basteln der Seite ist allerdings gefühlt aus dem vorletzten Jahrhundert ;) ).
« Letzte Änderung: Heute um 15:16 von Yney »

Online Galatea

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Immerhin das handwerkliche Drumherum lässt sich lernen bzw. wird ordentlich gelehrt und ab und zu verirrt sich dann so jemand in den Rollenspielsektor.
Das Problem beim P&P-Rollenspiel ist, dass das ganze schon von Grund auf eine Amalgamation verschiedener "Berufsgruppen" ist.

Um das Ganze "professionell" aufzuziehen, brauchst du im Prinzip:
- einen Spieledesigner (wobei die sich in ihrem Studium typischerweise eher auf Brett- oder Computerspiele spezialisieren, schon Wargames dürfte da eine Randerscheinung sein)
- einen Author (also jemand der literarisch gebildet ist und Schreibtechniken etc. versteht)
- einen Lektor (der wird selbst im "professionellen" P&P-Bereich gern weggelassen)
- einen Zeichner/Grafiker (kann man jetzt als optional betrachten, aber wir reden hier von professionell, da gehört der schon dazu)
- einen Layouter/Buchdesigner (soll am Ende ja auch hübsch aussehen)

plus
- mehrere Testgruppen, die auch in der Lage sind professionelles Feedback zu geben (da hängt aber auch GANZ viel vom Umfang des Regelwerks ab, wenn man ein Buch mit 200 Seiten Zaubersprüchen rausbringt (looking at you NS) braucht man mehr Playtest als für ein Regelwerk, das in seiner Gesamtheit nur 50 Seiten umfasst.

Viel Glück, so viel Professionalität im DIY-Sektor zusammenzubekommen, das schaffen ja schon die "professionellen" RPG-Macher nicht zuverlässig.
« Letzte Änderung: Heute um 15:24 von Galatea »
We should respect all forms of consciousness. The body is just a vessel, a mere hull.

Offline Seba

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Das Problem beim P&P-Rollenspiel ist, dass das ganze schon von Grund auf eine Amalgamation verschiedener "Berufsgruppen" ist.

Um das Ganze "professionell" aufzuziehen, brauchst du im Prinzip:
- einen Spieledesigner (wobei die sich in ihrem Studium typischerweise eher auf Brett- oder Computerspiele spezialisieren, schon Wargames dürfte da eine Randerscheinung sein)
- einen Author (also jemand der literarisch gebildet ist und Schreibtechniken etc. versteht)
- einen Lektor (der wird selbst im "professionellen" P&P-Bereich gern weggelassen)
- einen Zeichner/Grafiker (kann man jetzt als optional betrachten, aber wir reden hier von professionell, da gehört der schon dazu)
- einen Layouter/Buchdesigner (soll am Ende ja auch hübsch aussehen)

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- mehrere Testgruppen, die auch in der Lage sind professionelles Feedback zu geben (da hängt aber auch GANZ viel vom Umfang des Regelwerks ab, wenn man ein Buch mit 200 Seiten Zaubersprüchen rausbringt (looking at you NS) braucht man mehr Playtest als für ein Regelwerk, das in seiner Gesamtheit nur 50 Seiten umfasst.

Viel Glück, so viel Professionalität im DIY-Sektor zusammenzubekommen, das schaffen ja schon die "professionellen" RPG-Macher nicht zuverlässig.

Es ist zumindest bei kleineren Projekten möglich. Da hilft man sich gerne mal in den richtigen Szenen. Es hat natürlich keiner Lust, sich auf monatelange Arbeit an einem 300-Seiten-Klopper zu committen. Warum auch?
Aber für gute kleine Spiele findet man sicher Mitstreiter.

-Seba