Autor Thema: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild  (Gelesen 11224 mal)

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Kinshasa Beatboy

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[Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« am: 29.08.2008 | 10:56 »
Angeregt durch einen Thread von Vermi habe ich mir zum wiederholten Mal eine Frage gestellt, die nicht so recht beantworten konnte. Deshalb reiche ich sie einfach mal an die Allgemeinheit weiter.

Hintergrund:
Vermi diskutiert im besagten Thread ein paar Punkte glücklicher SL und ich finde die Liste nicht nur sehr gelungen, sondern werde Sie bei nächster Gelegenheit auch mal ausprobieren. Dabei bin ich sicher, dass ich bei einem Praxistest eine Menge dazulernen kann und in der folgenden Diskussion wertvolle Anregungen aus dem Forum erhalte. Verwundert hat mich in dem Thread bei überraschend vielen Antworten jedoch einmal mehr, dass die von Vermi genannten Punkte im Selbstverständnis vieler Poster bei ihnen als SL quasi im Vorbeigehen im jeweils eigenen Spiel Berücksichtigung finden. Dieses Selbstverständnis beobachte ich immer wieder und vielleicht fallen Euch ebenfalls ad hoc viele Leute aus dem Forum ein, die Ihre SL-Fähigkeiten extrem sebstbewusst darstellen und beiläufig (nur als Beispiel) ihr "ergebnisoffenes Leiten bei voller Regeleinhaltung, tollen Stories, volltaktischem Spiel und Totalimmersion der Spieler" preisen. Kurzum: viele Poster hier im Forum haben nach meinem Eindruck ein extrem positives Selbstbild bezüglich ihrer SL-Fähigkeiten. Andererseits sehe ich bei meinen zugegeben seltenen Conbesuchen aber so gut wie nie Runden, in denen SL höheren Ansprüchen (insbesondere gemessen an den Formulierungen hier im Forum) auch nur im Ansatz genügen könnten.

Resultierende Fragen:
Ist mein Eindruck korrekt? Besteht also tatsächlich eine krasse Diskrepanz zwischen dem Selbstbild und dem Fremdbild vieler SL? Oder unterliege ich einer systematischen Fehlwahrnehmung? Ketzerisch ausgedrückt: Gibts in diesem Forum überdurchschnittlich viele Maulhelden oder sammelt sich hier die deutsche Rollenspielelite? Was meint Ihr?

Offline Thalamus Grondak

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #1 am: 29.08.2008 | 11:04 »
Ich glaube die Differenz beruht eher auf dem selektiven Verständnis des Textes (und allgemein solcher Texte.)
Wenn in den Tips z.B. steht "Du bist fürs Pacing verantwortlich. Sorge dafür, dass das Spiel weder zu gehetzt noch zu langatmig wird. Steuere, ohne zu drangsalieren."
Dann wirst du bei 20 SLs die alle der Meinung sind diesen Passus einzuhalten 20 verschiedene Leitmethoden sehen, nicht weil sie alle zu sehr von sich eingenommen sind (bei einigen wird das allerdings auch der Fall sein), sondern weil jeder dieser SL den Passus anders versteht, und selbstverständlich dazu neigt ihn am ehesten so auszulegen, wie man es selbst macht.
Dazu neigt der Mensch einfach, es sei denn er ist ein unsicherer Typ, die neigen eher dazu all das heraus zu lesen was sie Falsch machen.
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Offline Wawoozle

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #2 am: 29.08.2008 | 11:04 »
Gibts in diesem Forum überdurchschnittlich viele Maulhelden oder sammelt sich hier die deutsche Rollenspielelite? Was meint Ihr?

Beides :D

Aber ernsthaft:
Zuerstmal gehört dieser Quark mit der "Rollenspielelite" möglichst schnell auf den Sondermüll.

Woraus beziehen SLs ihre "Selbstbestätigung" ?
In der Regel doch aus den Spielrunden die sie leiten.
Wenn einem ebensolchen SL die Spieler nicht gerade scharenweise davonlaufen dann denkt er sich "so schlecht kann mein Leitstil gar nicht sein" und entsprechend präsentiert er sich auch.

Die Frage ist, meiner Meinung nach, eher:
"Gibt es überdurchschnittlich viele gute SLs oder gibt es einfach überdurchschnittlich viele leidensfähige Spieler".
Meiner Erfahrung nach ist letzteres der Fall :)

« Letzte Änderung: 29.08.2008 | 11:09 von Wawoozle »
Ihr wollt doch alle den Nachtisch zuerst !

Pyromancer

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #3 am: 29.08.2008 | 11:10 »
Dieses Selbstverständnis beobachte ich immer wieder und vielleicht fallen Euch ebenfalls ad hoc viele Leute aus dem Forum ein, die Ihre SL-Fähigkeiten extrem sebstbewusst darstellen und beiläufig (nur als Beispiel) ihr "ergebnisoffenes Leiten bei voller Regeleinhaltung, tollen Stories, volltaktischem Spiel und Totalimmersion der Spieler" preisen.
Och, bei mir ist es "ergebnisoffenes Leiten bei fast voller Regeleinhaltung, passablen Stories, mäßig taktisches Spiel und eher wenig Immersion, dafür viel Spaß".

Zitat
Andererseits sehe ich bei meinen zugegeben seltenen Conbesuchen aber so gut wie nie Runden, in denen SL höheren Ansprüchen (insbesondere gemessen an den Formulierungen hier im Forum) auch nur im Ansatz genügen könnten.
Ich kriege bei Runden, in denen ich mich "warmgespielt" habe, reproduzierbar mittelgute bis sehr gute Spielrunden hin. Echte Glanzlichter oder Totalversagen, das schaffe ich nur auf Cons. Merkwürdig, ist aber so.

Zitat
Besteht also tatsächlich eine krasse Diskrepanz zwischen dem Selbstbild und dem Fremdbild vieler SL?

Ja.

Zitat
Oder unterliege ich einer systematischen Fehlwahrnehmung?

Auch hier: Ja.

Zitat
Ketzerisch ausgedrückt: Gibts in diesem Forum überdurchschnittlich viele Maulhelden oder sammelt sich hier die deutsche Rollenspielelite?

Ja, und ja.

Offline Crimson King

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #4 am: 29.08.2008 | 11:12 »
Ist es. Ich z.B. habe mich für einen eher offenen SL gehalten, wurde aber durch die Treffen eines Besseren belehrt. Das liegt aber auch daran, dass ich in meinem privaten Umfeld den einen oder anderen Hardcore-Railroader unter den Spielleitern weiß. Tatsächlich denke ich, ohne dass mal klar vorgeführt bekommt, was es bedeutet, Spielern wirkliche Entscheidungsmöglichkeiten zu geben, wird man sich nicht darüber klar, was Player Empowerment eigentlich bedeutet.

In diesem Forum sammelt sich dann auch möglicherweise, wenn man es so nennen will, die deutsche Rollenspielelite. Diese Form von Spiel mit stärker verteilten Erzählrechten im Gegensatz zum Wasserfall-Spielleiten sowie das starke Auseinandersetzen mit der Indie-Szene und Theorie machen das Forum schon in gewissem Maße zur Rollenspiel-Avantgarde.

Ich bestehe im Übrigen darauf, dass das Wort Elite in diesem Zusammenhang keine menschliche Wertung beinhaltet. Kaum einer der Leute, die ich in diesem Forum kennengelernt habe, sieht sich oder das was er macht, als wirklich elitär an und das Verhalten ist auch nicht in irgendeiner Weise elitär. Diese Leute beschäftigen sich mit dem Thema ja auch nicht, um sich von anderen abzugrenzen, sondern um mehr Spaß zu erreichen. Zumal das beschriebene Spiel nicht einmal mehr Spaß machen muss und dann auch nicht als besser bezeichnet werden kann.
« Letzte Änderung: 29.08.2008 | 11:15 von Crimson King »
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

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Offline Gaukelmeister

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #5 am: 29.08.2008 | 11:15 »
Sicherlich sind Leute, die über verschiedene Stile und Techniken des Spielleiterns nachdenken und sich intensiv mit anderen darüber austauschen, häufig in einem Forum anzutreffen. Und da ich grundsätzlich unterstelle, dass eine solche Auseinandersetzung im Schnitt zu einer Verbesserung der eigenen Fähigkeiten als SL führt, bin ich geneigt, davon auszugehen, dass man hier im Forum tatsächlich überdurchschnittlich viele gute SLs findet. Auch Leute die Kochbücher lesen und mit ihrer Oma Erfahrungen übers Backen austauschen, werden im Schnitt besser kochen können als diejenigen, die einfach ihrer Intuition folgen. - Das gesagt, bleibt aber die Einsicht, dass alle nur mit Wasser kochen.
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Joe Dizzy

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #6 am: 29.08.2008 | 11:36 »
Resultierende Fragen:
Ist mein Eindruck korrekt? Besteht also tatsächlich eine krasse Diskrepanz zwischen dem Selbstbild und dem Fremdbild vieler SL?

Ich denke, du solltest im Hinterkopf behalten, dass es einen Unterschied gibt zwischen "was der SL sich vornimmt zu tun" und "was am Spieltisch daraus wird". Es ist eine Sache zu sagen, dass man als SL immer souverän bleiben sollte, sich auf die Ideen der Spieler einlassen sollte ohne dabei die eigenen hinten an zu stellen usw. usf.

Man kann wissen, dass es man das tun sollte. Man kann sogar immer danach streben es zu tun, aber man braucht nun mal recht viel Übung und Erfahrung um das jede Spielrunde ohne Aussetzer umzusetzen. Für den einen macht das die Leute die so reden zu Maulhelden, für andere ist das halt nur das übliche Reden über abstrahiertes Spielverhalten bzw. Idealzustände.

Aber stell dir doch mal vor Leute würden ihre Vorstellungen über gutes Spielleiten ähnlich unverlässlich und eingeschränkt formulieren, wie es manchmal in ihren Runden umgesetzt wird. Wäre das wirklich eine Verbesserung?

Offline Beral

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #7 am: 29.08.2008 | 13:29 »
Es wäre vermutlich eine mittelschwere Katastrophe für das Rollenspiel, wenn alle Spielleiter sich korrekt einschätzen würden. ;) Dann würden sie alle depressiv werden und dieses Hobby aufgeben.
Ich denke, es gibt eine ordentliche Diskrepanz zwischen Selbstbild und Fremdbild. Dass die Wahrnehmung des Menschen selektiv und alles andere als objektiv ist, ist ja kein Geheimnis. Das ist aber auch gut so. Indem wir uns hier herumtreiben und diskutieren, verbessern wir uns auch. Und die positive Selbstbewertung ist ein Antrieb, das auch weiter zu tun. Ob sie stimmt oder nicht... sie erfüllt in jedem Fall einen nützlichen Zweck, denn sie lässt uns weitermachen. So lange, bis wir wirklich gut werden.
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

Pyromancer

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #8 am: 29.08.2008 | 13:43 »
Wer aufgehört hat, besser zu werden, der hat aufgehört, gut zu sein.
Und wer glaubt, dass er schon perfekt ist, der hat überhaupt keinen Antrieb mehr, sich zu verbessern.

Ich hab ihn schon erlebt, den (nach seiner Ansicht) perfekten Spielleiter. Das Erlebnis war... nicht wiederholenswert.

Offline Boba Fett

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #9 am: 29.08.2008 | 13:53 »
Ich denke, das Problem der "Differenz aus Selbstbild - Fremdbild" resultiert einfach aus der Schwierigkeit, sich selbst objektiv zu bewerten, insbesondere, wenn man keinen Vergleich hat.
Wenn ich Spieler habe, die in unterschiedlichen Runden spiele, ich selbst in unterschiedlichen Runden spielleitere oder mitspiele, kann ich gut vergleichen und mir auch so manches aneignen, in dem ich es abgucke. Das funktioniert dann ganz ohne hochtrabende Theorie just learning by doing.
Schmort die Runde aber endlos im eignen Saft, kann man kaum besser werden und dreht ewig im Kreis.
Und ist vielleicht nicht mal unzufrieden, denn wer nicht über den Tellerrand schaut, kann kaum sehen, in welcher Liga er eigentlich spielt.

Ein Augenöffner ist beispielsweise bei mir jedesmal das große Foren-Treffen, weil dort so viele unterschiedliche Runden zusammenkommen. Und deshalb kann ich auch ohne Sorgen teilnehmen, auch ohne ein halbes Jahr vorher Rundentechnisch komplett verplant worden zu sein (im Gegensatz zu dem kommenden Treffen ::) ) - einfach weil ich mich auch zu Runden dazusetzen und zuschauen kann und mir dabei immer wieder was auffällt, was ich mir abgucke.

Und natürlich ist eine ehrliche objektive Selbstreflektion schwierig. Wer stellt sich schon gern seinen eigenen Schwächen.
Daher müssten eigentlich die Bewertungen von aussen kommen. Da es aber keinen Spielleiter-TÜV gibt, und die eigenen Spieler ja auch erstmal genug Alternativen kennen müssen, um objektiv zu werten, wird es mehr als schwer, objektive Wertungen zu bekommen. Germay-sucht-next-Topspielleiter? Lieber nicht...

Nähkästen (so wie Tobias D.):
Ich hab schon den Spielleiter erlebt, der von seinen eigenen Spielern als der Genialste überhaupt gelobt wurde. Das Erlebnis war auch nicht wiederholenswert.
Und wer als Spielleiter wirklich mal verzweifeln möchte, der darf gern in meiner Runde den Gaststpielleiter mimen. Jörg hat es schon mal gemacht... Ich hatte hinter fast das Gefühl mich für den Spieleabend zu entschuldigen. Naja, der Freitag davor im Irish Pub war der Ausgleich dafür. ::)
« Letzte Änderung: 29.08.2008 | 13:56 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Dr.Boomslang

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #10 am: 1.09.2008 | 15:12 »
Die verzerrte Selbstwahrnehmung grade von SLs hängt vermutlich auch von ihrer einzigartigen Position innerhalb der meisten Gruppen ab. Einen klassischen SL nach seiner Leistung im Spiel zu fragen ist meist ungefähr so sinnvoll wie einen Diktator zu fragen ob er ein guter Anführer ist.

Der SL macht das Spiel, er definiert das Spiel, er ist das Spiel. Wie Boba schon sagt gibt es da keinen realistischen Vergleich. Und selbst wenn der SL doch mal subjektiv ein Problem im Spiel wahrnehmen sollte, dann kann er aufgrund der Position die er inne hat leicht die Ursache woanders verorten. Dem SL fällt es am leichtesten solche Aussagen zu machen wie "Die Spieler sind halt so" oder "Das Spiel funktioniert eben so", weil er selber glaubt den absoluten Überblick und Einfluss zu haben.

Offline Uthruban

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #11 am: 18.09.2008 | 15:11 »
Zitat
Der SL macht das Spiel, er definiert das Spiel, er ist das Spiel.

Genau das denke ich nicht. Jeder SL, der das wirklich glaubt, übersieht seine Spieler und nimmt sich zu wichtig.
Ich habe nach Runden immer das Gefühl, dass es zwar ganz in Ordnung war, aber wirklich jedesmal fallen mir verbesserungswürdige Punkte ein.
Das Problem ist, dass manche Spielleiter offenbar nicht zwischen Arroganz und Selbstbewusstsein unterscheiden können, was ein starkes persönliches Defizit offenbart.
C.G. Jung schreibt in den "Beziehungen zwischen dem Ich und dem Unbewussten", dass die tatsächliche Ohnmacht umso größer ist, je stärker die Macht demonstriert wird.
Schon die Überzahl der Spieler gegenüber dem Meister zeigt, dass dieser maximal die Hälfte des Spiels kontrolliert. Dies aber nur aufgrund seiner im Gruppenvertrag geregelten Führungskompetenzen, die ihm die Spieler zuerkennen - und jederzeit aberkennen können (durch OT-Gespräche, Kippenpausen, eben keine Aufmerksamkeit und durch Absetzen des SL).
Wir haben stets Feedbackrunden, in denen SL und Spieler einander konstruktiv kritisieren. Überhaupt ist alles kritisierbar.
Das ist der Grund, warum wir so viel Spaß beim Rollenspiel haben. Andere SLs mögen es anders sehen, aber ich halte es demokratisch (das heißt nicht, dass im Spiel alles diskutiert und infrage gestellt werden darf - wer was darf wird vorher klar geregelt!).

Liebe Grüße
Uthruban
Besser ein gleichmäßig ungleichmäßiger, als ein ungleichmäßig gleichmäßiger ... Pudding. nach Aristoteles

Offline Hawk Inc.

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #12 am: 21.09.2008 | 14:59 »
Vielleicht habe ich Glück, aber ich leite in Runden in denen auch andere SL sitzen, die wiederum auch für mich leiten oder auch ganz woanders unterwegs sind. Jeder von uns hat seinen eigenen STil - aber eine Sache haben wir alle gemeinsam: Wir fragen unsere Runden (und damit reine Spieler aber eben auch andere SL) wie es war, was zu verbessern ist und was gefallen hat, Und wir fragen im Anschluss an die Runde und auch mal ein paar Tage später.

Natürlich schützt das nicht vor einer Differenz aus Selbstbild und Fremdbild, aber es macht sie kleiner, die Differenz - und es schult die Kritikfähigkeit und fördert auf Dauer den Spass aller.

Aus dem Tal der Seeligen ;) grüßt

Hawk
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Offline Feuersänger

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #13 am: 22.09.2008 | 01:47 »
Gibts in diesem Forum überdurchschnittlich viele Maulhelden oder sammelt sich hier die deutsche Rollenspielelite? Was meint Ihr?

Könnt ja auch sein, dass diejenigen, die sich nicht für gute SLs halten, das nicht bei jeder Gelegenheit herausposaunen. ^^

Daher hab ich mal den Mut zur Selbstbezichtigung: ich halte mich nicht für einen besonders guten SL.

Dass ich trotzdem häufiger leite als spiele, liegt nicht an meinen leet skillz, sondern schlicht und ergreifend daran, dass es sonst keiner macht. Ich bin halt in den Systemen, die ich gerne mag, ziemlich regelfest. Aber meine Abenteuer, Plots und Kampagnen, das sag ich ganz offen, würde ich bestenfalls als Mittelmaß einordnen.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline Falcon

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #14 am: 22.09.2008 | 11:15 »
@topic: ich fühle mich bei dem Problem nicht angesprochen, da ich mich noch nie als guten SL bezeichnet habe aber auch wenig Leute hier im Forum tatsächlich leiten gesehen.
Bei denen wenigen, mit denen ich gespielt habe, hat es schon Spass gemacht und es war alles dabei von einer "eher Outtime Begeisterung" durch den SL, die auf die Spieler überspringt bei sehr wenig tatsächlichem Futter (charakterspiel,Beschreibungen), daß man als Spieler verwerten kann bis ziemlich guten Charakterspiel und Beschreibungen für meine Ansprüche, daß aber auch einschüchtert, so daß man sich selber weniger traut. Es waren nach meinen Begriffen  beides gute Arten zu leiten aber nicht unbedingt mein Fall. Owohl sich einer auf jeden Fall als guter SL bezeichneter, war das nix für mich.

Das Beste ist für mich also ein Mittelmaß von dem, was man den Spielern zu "Verarbeitung" gibt. Darüber und darunter rutscht das bei mir dann schnell in Spasslosigkeit ab. Aber so lange ich als Spieler nicht überfordert werde, der SL einem durch Performance erdrückt, bin ich genügsam geworden.
Man kann imho tatsächlich "zu gut" sein. Ein SL sollte seine Spieler nicht übertrumpfen.

Kurzum: ich als Spieler lege die Ansprüche daran, was ein guter SL ist, nicht der SL.



Meine SL Probleme kenne ich nur zu gut aber auch Stärken:
Ich meine ein gutes Gefühl für Szenen, Details, Stimmungen und Dramatik zu haben, aber ich bin mit NSC (und oft SC) Charakterspiel total schnell überfordert. Deswegen kommt es vermutlich insgesamt nicht oft rüber.
Aber bei mir hängts auch eine Menge an der Begeisterung der Spieler. Wenn die nicht dazu bereit sind aus dem Abend das Beste zu machen, sich einzubringen, motiviert zu sein, auf die guten Seiten schauen und die miesen übersehen, kann ich als SL daran auch nichts machen. Obwohl ich das immer wieder versuche zu tun weil notwendig.
Eine Runde kann nur gemeinsam gut sein. Von Bespassen lassen halte ich nicht viel.
« Letzte Änderung: 22.09.2008 | 11:21 von Falcon »
Roll and ROCK! GetSavaged!
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Offline Hawk Inc.

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #15 am: 22.09.2008 | 18:49 »

Kurzum: ich als Spieler lege die Ansprüche daran, was ein guter SL ist, nicht der SL.


...nicht auf Cons, aber für die Runden daheim gilt: Jeder Spieler bekommt den SL, den er verdient hat  ;) - und umgekehrt.

Wer nicht redet, nicht lobt, nicht meckert.
Wer nicht zuhört, nicht bemerkt, nicht sieht.
Wer nicht aufbegehrt, nicht (wenns sein muß) geht, nicht lernt.
Wer nur in sich verliebt ist, wer lieber leidet, wer Kritik für böses Teufelswerk hält.

Der nicht finden was er sucht - aber weil er sich lieber selbst betrügt andere in ihrem Selbstbetrug unterstützen.

Wer entscheidet, was einen guten SL ausmacht? - seine Spieler
Wer entscheidet, was einen guten Spieler ausmacht? - seine Mitspieler (zu denen auch der SL gehört)
Wer entscheidet, ob sich etwas ändert? Alle gemeinsam, indem sie sich "kritisieren" - und Kritik beinhaltet nicht zwangsläufig nur negatives.
Wer entscheidet, ob sich etwas ändert? Du selber, indem du darüber nachdenkst, was man dir sagt - und bereit bist, Kritik zuzulassen. Und nicht beleidigt den Rücken zukehrst.


wissend, daß es auch SL gibt, deren Ego und deren Bedürfnis nach Herrschaft am Spieltisch so groß sind, daß Kritik für sie Gotteslästerung ist

mit der Bitte um Verzeihung diesen Göttern gegenüber ~;D

Hawk
"Es sind immer Schufte, die Mädchenherzen höher schlagen lassen!"

Humpty Dumpty

  • Gast
Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #16 am: 18.04.2011 | 20:25 »
*Raise Thread*

Inspiriert durch einige ausgesprochen selbstbewusste Auftritte bei Kritik an der Rollenspielkompetenz von "Hobbyfreunden" (vorzugsweise natürlich aus anderen Foren) erinnerte ich mich dieses Threads. Insbesondere bei Ansicht unfassbar beschissener Conrunden (die überwältigende Mehrzahl also) beschleicht mich das Gefühl, dass es eine krasse Differenz aus dem Selbstbild und Fremdbild bei forenaktiven Rollenspielern gibt. Ganz im Sinne dieses Threads, denn wie häufig liest man von Leuten, die "ergebnisoffenes Leiten bei voller Regeleinhaltung, tollen Stories, volltaktischem Spiel und Totalimmersion der Spieler" hinbekommen.

In der Zwischenzeit ist mir ein Artikel über den Weg gelaufen, der das Phänomen empirisch auf lustige Art und leicht verschobener Perspektive beleuchtet. Jeffrey Polzer, ein Psychologe aus Harvard, hat sich nämlich diese Differenz aus Selbstbild und Fremdbild einmal näher angeschaut (er nennt das "interpersonal congruence") und ist zu dem Schluss gelangt, dass genau diese Differenz in hohem Maße die Beziehung zwischen Diversity und Performance eines Teams moderiert. Etwas weniger technisch: wenn Menschen eines Teams sehr unterschiedlich sind, dann bestimmt die Differenz aus Selbstbild und Fremdbild maßgeblich den Teamerfolg. So ein bisschen lässt sich das auf Rollenspiele übertragen, finde ich.

Den Artikel kann ich gerade nicht finden, aber ein allgemein zugängliches pdf einer Vorversion findet sich hier, ein populärwissenschaftlicherer Artikel im HBR zum gleichen Thema ist hier. Cool oder? Ich mag das.

ErikErikson

  • Gast
Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #17 am: 18.04.2011 | 20:32 »
Interessant. Aber wäre es nicht möglich, das in Foren einfach fast jeder zum gnadenlosen Angeber wird? Ich meine, das ist doch das naheliegenste. Und warum was mit einer komplexen Theorie erklären, wenns auch einfach geht?

Und zu dem Artikel: Steigt der Teamerfolg, wenn Selbst und Fremdbild mehr übereinstimmen?
« Letzte Änderung: 18.04.2011 | 20:34 von Erik Erikson »

Humpty Dumpty

  • Gast
Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #18 am: 18.04.2011 | 20:34 »
Interessant. Aber wäre es nicht möglich, das in Foren einfach fast jeder zum gnadenlosen Angeber wird? Ich meine, das ist doch das naheliegenste. Und warum was mit einer komplexen Theorie erklären, wenns auch einfach geht?
Das stimmt ja nicht. Du beispielsweise wirst ja nicht zum Angeber. Kamillo, der das hier gerade liest, auch nicht. Dolge, der andere aktuelle Leser, auch nicht. Und warum nicht? Ist ne valide Frage, finde ich.

El God

  • Gast
Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #19 am: 18.04.2011 | 20:34 »
Ich denke auch, Erikson ist näher dran. Selbstbild schön und gut aber das unterscheidet sich doch auch von dem, wie man sich präsentiert, oder?

ErikErikson

  • Gast
Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #20 am: 18.04.2011 | 20:41 »
Das stimmt ja nicht. Du beispielsweise wirst ja nicht zum Angeber. Kamillo, der das hier gerade liest, auch nicht. Dolge, der andere aktuelle Leser, auch nicht. Und warum nicht? Ist ne valide Frage, finde ich.

Leicht erklärlich.Die Quali meiner Runde kann man auf der DZ als Zuhörer leicht überprüfen. Daher werd ich mich nicht aus dem Fenster lehnen.  Der Dolge hat theoretisch ähnliche Probleme.

El God

  • Gast
Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #21 am: 18.04.2011 | 20:43 »
Hmm. Wenn du nichtmal mich als Angeber siehst, wer ist denn dann überhaupt ein Angeber?

Humpty Dumpty

  • Gast
Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #22 am: 18.04.2011 | 20:45 »
DZ? Dunkle Zeiten? Doppelzimmer?  wtf?

Hmm. Wenn du nichtmal mich als Angeber siehst, wer ist denn dann überhaupt ein Angeber?
Abgesehen von mir? Puh, die Liste würde lang und die folgende Diskussion schmutzig. Aber gut, wenn Du es gerne möchtest: Ich gewähre Dir hiermit feierlich den Status eines Angebers. Sei willkommen in unserem großkotzigen Kreise!

Offline Christoph

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Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #23 am: 18.04.2011 | 20:46 »
DZ = DrachenZwinge vermute ich mal.

Btw: Bin zu faul das ganze Ding zu lesen.

El God

  • Gast
Re: [Offen] Differenz aus Selbstbild - Fremdbild
« Antwort #24 am: 18.04.2011 | 20:47 »
Wer Interesse hat, zu erfahren, wie ich *wirklich* als SL drauf bin, sollte einfach bei Woodman, Imion, Fleischlego oder Khouni anfragen, da ich mit diesen halbwegs oft genug gespielt habe, dass sie mich einschätzen können sollten.