Autor Thema: Was sind Spielstile?  (Gelesen 12946 mal)

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Offline Beral

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Was sind Spielstile?
« am: 11.01.2010 | 15:44 »
Ein Spielstil ist in meinen Augen die Herangehensweise, die leitend für die Art und Weise des jeweiligen Rollenspielprozesses ist. Im Spielstil drückt sich das dominierende Merkmal aus, das oberste Ziel der Gruppe.

Rollenspiel ist äußerst komplex und vereint unzählige Ziele und Methoden unter seinem Dach. Wie an anderer Stelle ausgeführt, sind die Ziele und Wünsche nicht gleichwertig, sondern haben unterschiedlich große Bedeutung. Mit dem Spielstil wird das bedeutendste, wichtigste Merkmal gekennzeichnet. Das ist recht naheliegend, wenn man die eigene Spielweise in einem Wort ausdrücken soll.

Wir kennen bereits viele Spielstile, die im oben genannten Sinn gebraucht werden:
  • Herausforderung an die Spieler steht im Vordergrund (ARS)
  • Erleben einer Geschichte steht im Vordergrund (Storyteller)
  • Darstellung des Charakters steht im Vordergrund (Charakterdarstellung)
  • Erkunden der Spielwelt steht im Vordergrund (Sandbox)
  • Geselliges Beisammen steht im Vordergrund (Bier & Bretzel Rollenspiel)
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Der Spielstil ist eine sehr grobe, aber auch eine sehr wichtige Richtungsanweisung. Sie schließt andere Ziele keineswegs aus, sondern zeigt nur auf, was am konsequentesten verfolgt wird und auf keinen Fall vernachlässigt werden darf. Solange diese Richtungsangabe nicht verletzt wird, können auch andere Elemente ausgekostet werden, z.B. die Entwicklung einer Story bei ARS, ernsthafte Charakterdarstellung bei Bier & Bretzel usw.

Alle obigen Beispiele sind positiv definiert, d.h. sie beschreiben das Angestrebte. Wenn das so gemacht wird, halten sich die Diskussionen in der Regel in Grenzen. So sollte es sein, so kann es auch sein.
Gegenbeispiel: Railroading als Beschreibung eines Spielstils. Das ist eine negative Definition. Es wird keine Aussage darüber getroffen, was angestrebt wird. Es wird - wen wundert's - fast nur von den Gegnern des Spielstils verwendet. Der eingefleischte ARSler in einer Storyrunde fühlt sich mies, Erleben einer Story erkennt er nicht als primäre Richtungsanweisung an. Was er erkennt, ist seine eingeschränkte Handlungsfreiheit, die ihm den letzten Nerv raubt (weil sie sein geliebtes Ziel verletzt), und weil er kaum mehr anderes erkennt, definiert er das Spiel dieser Gruppe über dieses eine Merkmal, das ihm wie ein rotes Tuch vor den Augen hängt, eben als Railroading. Er definiert es aus seiner Sicht. Das ist ungefähr so, als ob die Maus den Charakter des Fuchses beschreiben soll und diese Charakterisierung des Fuchses zur allgemein gültigen werden soll.

Ich möchte negative Definitionen von Spielstilen als pathologisch bezeichnen. Sie beschreiben das, was jemandem mangelt, der besagten Spielstil nicht mag. Für eine Beschreibung und Analyse funktionierender Gruppen macht das überhaupt keinen Sinn. Eine 'gesunde' Definition eines Spielstils sollte beschreiben, was die Gruppe anstrebt, die besagten Spielstil gern hat.
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

ChristophDolge

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #1 am: 11.01.2010 | 15:51 »
Klingt soweit logisch.

Offline sir_paul

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #2 am: 11.01.2010 | 15:57 »
Hört sich gut an, man müsste nur klären ob z.B. Railroading wirklich als Spielstil oder als Methode angesehen werden sollte. Immerhin könnte ich sowohl beim Storytellen als auch bei Bier und Brezel ohne weiteres zum RR greifen.

Somit kämen wir zu der Frage welche Methoden der Spielleitung welchen angestrebten Spielstil unterstützt oder torpediert.

ChristophDolge

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #3 am: 11.01.2010 | 15:58 »
Bei Railroading z.B. ist die Definition ja mittlerweile so broken, dass man es als Spielstil oder Methode auffassen kann. Aber wenn man derartige Negativdefinitionen ausblendet, hat man den Vorteil, sich gar nicht damit beschäftigen zu müssen!

Offline sir_paul

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #4 am: 11.01.2010 | 16:00 »
OK, aber mal abgesehen vom RR wäre es schön mal ein Mapping zwischen Spielstilen und Methoden zu haben... Naja, eventuell in einem anderem Thread.

Offline Horatio

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #5 am: 11.01.2010 | 16:05 »
@ Beral
Darf ichs forgemäßig (bzw. meines Verständnisstandes des Forges nach) aufbereiten, oder ist das unerwünscht? :D
Das Konzept der Creative Agenda ist in deinem Eingangspost ja schon zu finden^^.
You see, it did not matter that setting canon and expected style was being broken,
as long as the characters in the story believed in their roles, the Story Guide believed in the consequences of any actions taken,
and the players believed in the story more than mere setting facts. Whatever the story would be in genre and message,
that would be revealed after the fact, not before.
- Eero Tuovinen: A Loveletter to a Story Gamer

Eulenspiegel

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #6 am: 11.01.2010 | 16:06 »
Ich denke, man sollte zwischen Motivation und Stil trennen:
Die Spielmotivation gibt an, warum man etwas tun möchte.

zum Beispiel: "Ich möchte die Welt erkunden."

der Stil gibt eher an, WIE man das tut:
Ich kann beispielsweise die Welt erkunden lassen, indem ich die SCs frei in der Spielwelt platziere und sie können sich selber aussuchen, in welche Richtung sie gehen und was sie dort machen.

Ich kann sie jedoch auch die Welt erkunden lassen, indem ich ihnen ein spannendes Mystery-AB präsentiere, in das sie hineingezogen werden und während dem sie Verschwörungen aufdecken und die einzelnen Organisationen und Kulturen kennenlernen.

Beides sind zwei vollkommen unterschiedliche Spielstile, aber beide erfüllen die gleiche Motivation "Welt erkunden".

ChristophDolge

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #7 am: 11.01.2010 | 16:08 »
@Sir_Paul:

Überhaupt mal eine halbwegs vollständige Liste zu Methoden und Spielstilen...

Und dann die leidige Frage: Ist es noch Methode oder schon Stil?

@Eulenspiegel:

Zitat
Ich kann sie jedoch auch die Welt erkunden lassen, indem ich ihnen ein spannendes Mystery-AB präsentiere, in das sie hineingezogen werden und während dem sie Verschwörungen aufdecken und die einzelnen Organisationen und Kulturen kennenlernen.

Das klingt aber schon eher nach Storyfokus.

Offline Beral

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #8 am: 11.01.2010 | 16:10 »
Hört sich gut an, man müsste nur klären ob z.B. Railroading wirklich als Spielstil oder als Methode angesehen werden sollte. Immerhin könnte ich sowohl beim Storytellen als auch bei Bier und Brezel ohne weiteres zum RR greifen.
RR ist eine Methode. Der Begriff wird auch als Spielstil verwendet, aber eben nur von den Hassern. Und das Plädoyer oben lautet, Spielstile positiv, und über das wichtigste Merkmal zu definieren. RR als Spielstilbeschreibung erfüllt keines der beiden Merkmale. Es sei denn, irgendjemand meldet sich zu Wort, dass für seine Gruppe das allerwichtigste ist, vom SL auf Schienen geführt zu werden... dann können wir für diese Gruppe von RR als Spielstil sprechen.

Somit kämen wir zu der Frage welche Methoden der Spielleitung welchen angestrebten Spielstil unterstützt oder torpediert.
Vielleicht besser in einem anderen Thread. Erste Versuche der Kategorisierung finden sich bereits verstreut über manche Threads. Das Werkzeug RR ist z.B. sinnvoll und häufig verwendet bei Storytellern, für Sandbox oder ARS aber denkbar ungeeignet.
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Eulenspiegel

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #9 am: 11.01.2010 | 16:16 »
@ Don Dolge
Nur wenn das Mystery-AB dazu dient, eine schöne/spannende Geschichte zu erzählen.
Wenn das Mystery-AB dazu dient, nur die Welt zu beschreiben, aber der eigentliche Plot im Hintergrund bleibt (bzw. nur als Fassade dient, vor dem die Welt präsentiert wird), dann ist das eher "Welt erkunden" und nicht "Storyfokus".

ChristophDolge

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #10 am: 11.01.2010 | 16:25 »
Ich habe mich jetzt an dem "hineingezogen werden" aufgehängt, will aber mal keine Wortklaubereien anfangen, dafür habe ich zu wenig Geduld. Wenn du das so gemeint hast, wie du geschrieben hast: Geschenkt.

@Beral: Nach diesem eigentlich ganz flüssigen Einstieg - gibts irgendwas, wo du mit dieser Erkenntnis bzw. diesem Ansatz hinwillst?

Offline pharyon

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #11 am: 11.01.2010 | 16:32 »
Ein Spielstil ist in meinen Augen die Herangehensweise, die leitend für die Art und Weise des jeweiligen Rollenspielprozesses ist. Im Spielstil drückt sich das dominierende Merkmal aus, das oberste Ziel der Gruppe.
Fand ich beim ersten Durchlesen verwirrend, nochmals gelesen wird klar: der Stil beschreibt zusammenfassend wie hauptsächlich auf ein bestimmtes Ziel (das Kernmerkmal, was) hingearbeitet wird.

D.h. als Erzähler kann und darf ich mich häufiger des Stilmittels Railroading bedienen als z.B. im ARS-Stil. Soweit hab ichs richtig verstanden, oder?

Dass man dann ein Mittel wie RR nicht zur Beschreibung des kompletten Stils benutzen sollte, wird klar, da es einen zu starken Fokus auf die Methode legt und damit das Ziel außen vor lässt.

Die hier durchscheinende Systematik gefällt mir.

Gruß, p^^
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Offline Beral

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #12 am: 11.01.2010 | 17:05 »
@Beral: Nach diesem eigentlich ganz flüssigen Einstieg - gibts irgendwas, wo du mit dieser Erkenntnis bzw. diesem Ansatz hinwillst?
- Am Aufbau einer Theorie mitwirken, die diese Bezeichnung verdient.
- Ressourcenfressende und zu keinem Ergebnis führende Diskussionen zu vermeiden helfen, indem Konzepte gefunden werden, die solche Diskussionen überflüssig machen.
- Den Boden für fruchtbare Fragestellungen vorbereiten, z.B. die nach der Passung verschiedener Werkzeuge an bestimmte Spielstile oder die Vereinbarkeit bestimmter Spielstile. Wenn ich z.B. als Charakterdarsteller keine Gruppe finde, die diesen Spielstil pflegt, mir dagegen Storytelling, Sandbox und Bier & Bretzel zur Auswahl stehen, wo wäre ich noch am besten aufgehoben? Gerade auf Cons wäre es sehr praktisch, schnell und effektiv die richtige Gruppe zu finden. Dafür müssen wir auf einer einheitlichen Basis über die Vorlieben kommunizieren können.

Fand ich beim ersten Durchlesen verwirrend, nochmals gelesen wird klar: der Stil beschreibt zusammenfassend wie hauptsächlich auf ein bestimmtes Ziel (das Kernmerkmal, was) hingearbeitet wird.
Das 'wie' wollte ich da nicht haben. Der Spielstil beschreibt, worauf hauptsächlich und mit letzter Konsequenz hingearbeitet wird. Dass sich mehrere Gruppen mit gleicher Zielsetzung ähnlicher Methoden bedienen werden, ist klar, aber damit müssen wir die Definition nicht aufladen, zumal der Zusammenhang auch nicht zwingend ist. Es dürfte aber außer Zweifel stehen, dass in der Praxis bestimmte Ziele und bestimmte Mittel hohe Korrelationen im gemeinsamen Auftreten zeigen.

D.h. als Erzähler kann und darf ich mich häufiger des Stilmittels Railroading bedienen als z.B. im ARS-Stil. Soweit hab ichs richtig verstanden, oder?
Es ist keine Frage des Dürfens. D.h. der Erzähler "darf" (besser: wird) sich zwar häufiger des Mittels Railroading bedienen als der ARSler, aber nicht, weil es irgendeine Definition so vorgibt, sondern weil das Mittel Railroading für Erzähler ein hilfreiches Werkzeug ist und für ARSler nicht.

Den Beruf des Tischlers definieren wir z.B. auch über die Tätigkeit und nicht über die verwendeten Werkzeuge. Natürlich finden wir bei Tischlern stets die gleichen Werkzeuge, aber nicht alle Tischler haben das gleiche Werkzeuginventar und viele Werkzeuge des Tischlers verweisen nicht exklusiv auf Tischlerei sondern finden sich genauso in vielen anderen Berufen.
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Offline Zornhau

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #13 am: 11.01.2010 | 17:28 »
Im Spielstil drückt sich das dominierende Merkmal aus, das oberste Ziel der Gruppe.
...
Mit dem Spielstil wird das bedeutendste, wichtigste Merkmal gekennzeichnet.
...
Der Spielstil ist eine sehr grobe, aber auch eine sehr wichtige Richtungsanweisung. Sie schließt andere Ziele keineswegs aus, sondern zeigt nur auf, was am konsequentesten verfolgt wird und auf keinen Fall vernachlässigt werden darf.
Durch die obige Einschränkung auf nur GENAU EIN Merkmal, das als "dominierendes" gewertet wird und für die Zuordnung eines Spielstilbegriffs herangezogen werden soll, wird die Fragestellung des Themas "Was sind Spielstile?" ziemlich genau NICHT beanwortet, sondern einfach behauptet: Es KANN NUR EINEN geben.

Und das ist einfach FALSCH.

Falsch, weil in der Praxis UNAUFFINDBAR.

FALSCH, weil man es sich mit dem "dominierenden" Element ZU EINFACH macht - so einfach, daß es zwar ein "Schönes Theoriegebilde" geben mag, aber keinerlei Relevanz und - schlimmer noch - keinerlei BELEG in der Praxis erfährt.


Ich weiß nicht, woher diese Denke kommt, daß man EIN DOMINIERENDES MERKMAL überhaupt finden KANN.

Ich finde das jedenfalls bei KEINER Runde, in der ich als Spieler oder Spielleiter mitspiele.

Und dennoch behaupte ich, daß MEINE Runden mit MIR als Spielleiter stilistisch anders sind, als die bei anderen Spielleitern. Und weiters behaupte ich, daß ICH in den Runden anderer Spielleiter auch stilistisch anders spiele, als andere Mitspieler.

Aber wenn ich mir die im Eingangsbeitrag aufgelisteten "Schubladen", in die man sein "dominantes Merkmal" einsortieren können soll, anschaue, dann PASST NICHT EINE.

Nicht einmal mehrere, denn dazu sind sie zu unklar, schwammig und gleichzeitig auch in ihren Begriffen vom Threadersteller vermutlich ANDERS GEMEINT, als von mir verstanden.

Eine 'gesunde' Definition eines Spielstils sollte beschreiben, was die Gruppe anstrebt, die besagten Spielstil gern hat.
Eine GRUPPE hat zunächst einmal NICHTS "gern".

Eine Gruppe besteht aus einer Menge an Individuen mit individuellen Vorlieben. - Die Gruppe selbst "mag" oder "verabscheut" NICHTS.

Hier ist doch viel wichtiger, daß sich eine Gruppe überhaupt erst BILDET, wenn die individuellen Vorlieben innerhalb eines Toleranzbereichs eines jeden Mitglieds liegen.

Und da muß, ja da KANN eben nicht nur EIN Merkmal "dominieren", denn dann hätte man ja nur eine Gruppe an extrem gleichgeschalteten FANATIKERN!

Vielmehr ist es doch so, daß die Gruppenbildung, die Gruppenkonstellation mit den individuellen Vorlieben, den individuellen Toleranzen und den individuellen Zielsetzungen einfach VIEL KOMPLEXER ist, als einem dies die hier vorexerzierte "Es kann nur EINEN Geben"-Lehre weis machen will.

So, wie es im Eingangsbeitrag formuliert ist, bleibt das ganze Thema Spielstil komplett UNBRAUCHBAR für eine in der Praxis fundierte, aus der Praxis abgeleitete, und für die Praxis relevante Theorieaufbereitung.

Ich wundere mich wirklich über den unterstellten "Gleichschaltungsmechanismus", den ich in NOCH KEINER EINZIGEN Gruppe so erlebt, so kennengelernt habe.

Sind EURE Gruppen WIRKLICH so gleichgeschaltet?

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #14 am: 11.01.2010 | 17:34 »
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Zornhau benennt des Kaisers neue Kleider.... Aber ich finde diese zwanghafte Einordnung auch wenig sinnvoll, zumindest in Bezug auf die Praxis, andererseits ist dies der Theoriethread, wiederum andererseits bringt auch eine derart eingeschränkte Theorie sehr wenig.

Persönlicher Erfahrungswert: Wir machen all das, was da oben gelistet ist, und noch mehr, in von Sitzung zu Sitzung wechselnden Anteilen. Einen definierenden Stil haben wir nicht, ein Ziel haben wir: Spaß. Wie wir den erreichen ist jeweils abhängig von inneren und äußeren Konditionen.
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

ChristophDolge

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #15 am: 11.01.2010 | 17:39 »
Wenn Beral das Ganze auf komplette Spielgruppen oder Abenteuer/ Spielabende anwenden will, dann ist es sicher nicht ganz passend und Zornhaus Kritik - so polemisch sie ist - sogar berechtigt. Aber auf einzelne Spielsituationen bezogen wäre eine solche Analyse wirklich ein Gewinn. Wenn man es dann schafft, einen Spielabend in Sinnabschnitte zu unterteilen, die jeweils in die Kategorien sortiert werden können ...

Offline Hector

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #16 am: 11.01.2010 | 17:40 »
Hm... da ist was dran. Meine aktuelle Fantasy-Runde besteht aus Leuten, die gesellig beisammen sein, mit großen, leuchtenden Augen ihre Charaktere darstellend die Spielwelt erkunden und dabei tolle Geschichten erleben wollen, was sie als große Herausforderung betrachten. Andererseits ist es bestimmt möglich, aus den meisten Gruppen einen temporär dominierenden Spielstil herauszufiltern, also das, was die Leute gerade am intensivsten machen. Da ist die Einteilung in Spielertypen/Spielerstile wohl ergiebiger als die Einteilung in Gruppenstile.
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Offline Zornhau

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #17 am: 11.01.2010 | 17:44 »
Persönlicher Erfahrungswert: Wir machen all das, was da oben gelistet ist, und noch mehr, in von Sitzung zu Sitzung wechselnden Anteilen. Einen definierenden Stil haben wir nicht, ein Ziel haben wir: Spaß. Wie wir den erreichen ist jeweils abhängig von inneren und äußeren Konditionen.
Genau DA, finde ich mich und meine Erfahrungen wieder.


Das hier ist zwar der Theoriebereich, aber MUSS denn die hier vorgestellte Theorie überhaupt NICHTS mit praktischen Erkenntnissen, mit in der Praxis auffindbaren Fakten, mit Praxis-Bezug zu tun haben.

Dann ist sie SINNLOS!

Denn dann hat sie nicht einmal etwas mit dem Hobby Rollenspiel zu tun!


Eulenspiegel

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #18 am: 11.01.2010 | 17:47 »
Eine Gruppe besteht aus einer Menge an Individuen mit individuellen Vorlieben. - Die Gruppe selbst "mag" oder "verabscheut" NICHTS.
Aber die Individuen einigen sich ja auf eine Art zu spielen.
Alle Individuen verhandeln und kommen anschließend zu dem Schluss: "OK, wir gehen jeden Spielabend in einen Dungeon, wo es meistens einen Endgegner gibt, den wir dann zusammenmoschen. Zwischen zwei Dungeons bleibt immer noch etwas Zeit fürs Charakterspiel. Diese Zeit wird aber nicht zu lange ausgedehnt, damit genügend Zeit fürs Dungeon bleibt."

Das ist jetzt das, worauf sich alle Individuen aus der Gruppe geeinigt haben. Und daher kann man verkürzt sagen: "Die Grupe will..."

Natürlich kann es sein, dass dieser Gruppenvertrag für einzelne Individuen nur ein Kompromiss ist. Das einzelne Individuen mit diesem Gruppenvertrag nur halb zufrieden oder sogar komplett unzufrieden sind. Das ändert aber nichts daran, dass der Stil dieser Gruppe nunmal "Dungeoncrawl mit etwas Charakterspiel zwischen den Dungeons" ist.

Wo ich dir Recht gebe ist, dass der Stil nicht zwangsläufig etwas über die Motivation aussagt.
Aber auch hier kann man "Die Gruppe hat die Motivation xyz" einfach als Abkürzung verstehen für "Die Spieler der Gruppe haben sich darauf geeinigt, dass sie xyz anstreben."

Persönlicher Erfahrungswert: Wir machen all das, was da oben gelistet ist, und noch mehr, in von Sitzung zu Sitzung wechselnden Anteilen. Einen definierenden Stil haben wir nicht, ein Ziel haben wir: Spaß. Wie wir den erreichen ist jeweils abhängig von inneren und äußeren Konditionen.
1) Das ganze war ja auch nur beispielhaft zu verstehen. Deswegen hat Beral ja auch extra "Andere" hinzugefügt. Um eben genau das klarzumachen.

2) Und beim Ziel (ich nenne es im folgenden Mal Motivation)ist klar, dass es Spaß ist. Aber es ist eben auch wichtig zu wissen, worauf der Spaß denn nun beruht.
Es gibt Leute, die haben an dem einen Spaß, und wieder andere haben an anderen Sachen Spaß.

3) Ich bin mir ziemlich sicher, dass eure Gruppe einen Spielstil hat. Vielleicht kann man ihn nicht in einem knackigen Wort erklären. Aber es gibt dennoch einen Stil.
(Wobei ich halt der Meinung bin, der Stil gibt an WIE man spielt.)

EDIT: Zornhaus Spielstil würde ich zum Beispiel als sehr "savagig" einstufen. Auch wenn er mal in einer Runde kein SW spielt, wird sich diese Runde wahrscheinlich dennoch sehr savagig anfühlen. (Disclaimer: Das ist nur geraten, da ich nie mit ihm zusammen gespielt habe.)
« Letzte Änderung: 11.01.2010 | 17:51 von Eulenspiegel »

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #19 am: 11.01.2010 | 17:54 »
Alle Individuen verhandeln und kommen anschließend zu dem Schluss: "OK, wir gehen jeden Spielabend in einen Dungeon, wo es meistens einen Endgegner gibt, den wir dann zusammenmoschen. Zwischen zwei Dungeons bleibt immer noch etwas zeit fürs Charakterspiel. Diese Zeit wird aber nicht zu lange ausgedehnt, damit genügend Zeit fürs Dungeon bleibt."

Eh, nein? Der SL entscheidet, was geschehen wird, d.h. er gibt uns eine Kaffeetasse. Wir füllen dann was ein im Laufe des Abends, starken Kaffee, schwachen Kaffee, Tee, Orangensaft. Was es wird, verabreden wir vorher ganz bestimmt nicht, das ergibt sich im Laufe des Abends. Context and Content, die Balance die.... ach was red ich.

Solche Verabredungen.... werden die schriftlich fixiert? Ich meine, nur um Rechtssicherheit zu haben, wenn sich mal einer beschwert.  ::)

Da ist die Einteilung in Spielertypen/Spielerstile

Selbst das halte ich schon für mehr als machbar ist. Was/Wie ich gerne spiele, meinethalben mein Spielstil, ändert sich ebenfalls immer wieder, manchmal von Woche zu Woche, und bei meinen Mitspielern ist das nicht anders. Konstanten sind z.B. bei mir lediglich eine gewisse Regelkenntnis, eine Abneigung gegen nicht-gute Charaktere und eine Allergie gegen RR im negativen Sinn (das meine Handlungen und Errungenschaften entwertet). Ich kann an Village of Homlet genauso viel Spaß haben wie an Nyarlothetop oder Isis-Coordinates (das schon ziemlich verschient ist). Ich kann mich einem Plot unterordnen und ihn dabei gestalten, mag Charakterspiel (bis zu einem gewissen Punkt), benötige das Gefühl, jederzeit sterben zu können, würde ohne das gesellige Zusammensein mit meinen Kumpel/s/innen vor dem Spiel nicht beginnen wollen und finde fremde Welten spannend.

Zu was macht mich das?
« Letzte Änderung: 11.01.2010 | 17:55 von Tearmaster »
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Zitat von: korknadel
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Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

ChristophDolge

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #20 am: 11.01.2010 | 17:57 »
Zitat
Ich kann mich einem Plot unterordnen und ihn dabei gestalten, mag Charakterspiel (bis zu einem gewissen Punkt), benötige das Gefühl, jederzeit sterben zu können, würde ohne das gesellige Zusammensein mit meinen Kumpel/s/innen vor dem Spiel nicht beginnen wollen und finde fremde Welten spannend.

Zu was macht mich das?

Wenn man genug dieser Fragen (mit ja/nein oder einem Punkteschema) findet, kann man analog dem GeekCode z.B. einen RPG-Code basteln ;)

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #21 am: 11.01.2010 | 18:00 »
 ;D

Okay, aber ich merke, daß ich gerade in meine Theorie-ist-doof-Schienen gerate, und das bringt niemandem etwas. Ich entschuldige mich fürs Eindringen und klinke mich als aktiver Teilnehmer aus.
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline Beral

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #22 am: 11.01.2010 | 18:01 »
Durch die obige Einschränkung auf nur GENAU EIN Merkmal, das als "dominierendes" gewertet wird und für die Zuordnung eines Spielstilbegriffs herangezogen werden soll, wird die Fragestellung des Themas "Was sind Spielstile?" ziemlich genau NICHT beanwortet, sondern einfach behauptet: Es KANN NUR EINEN geben.
Lies das Eingangspost noch einmal. Am besten in Ruhe.

Ansonsten braucht sich keiner angegriffen zu fühlen, der sich nicht ausschließlich einem Spielstil zuordnet. Ihr habt eben keinen festen Spielstil. Wie immer gilt: Was für dich persönlich keinen Sinn macht, ist noch lange nicht grundsätzlich sinnlos.
Es gibt Gruppen, die ihr Spiel definitiv einem Spielstil zuordnen. Das macht eine Unterscheidung sinnvoll.
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Offline pharyon

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #23 am: 11.01.2010 | 18:07 »
Das 'wie' wollte ich da nicht haben. Der Spielstil beschreibt, worauf hauptsächlich und mit letzter Konsequenz hingearbeitet wird. Dass sich mehrere Gruppen mit gleicher Zielsetzung ähnlicher Methoden bedienen werden, ist klar, aber damit müssen wir die Definition nicht aufladen, zumal der Zusammenhang auch nicht zwingend ist. Es dürfte aber außer Zweifel stehen, dass in der Praxis bestimmte Ziele und bestimmte Mittel hohe Korrelationen im gemeinsamen Auftreten zeigen.
Ok, dann verstehe ich den Begriff "Stil" anders als du. Verständnis erweitert. Wunderbar.  :D
 
Es ist keine Frage des Dürfens. D.h. der Erzähler "darf" (besser: wird) sich zwar häufiger des Mittels Railroading bedienen als der ARSler, aber nicht, weil es irgendeine Definition so vorgibt, sondern weil das Mittel Railroading für Erzähler ein hilfreiches Werkzeug ist und für ARSler nicht.

Den Beruf des Tischlers definieren wir z.B. auch über die Tätigkeit und nicht über die verwendeten Werkzeuge. Natürlich finden wir bei Tischlern stets die gleichen Werkzeuge, aber nicht alle Tischler haben das gleiche Werkzeuginventar und viele Werkzeuge des Tischlers verweisen nicht exklusiv auf Tischlerei sondern finden sich genauso in vielen anderen Berufen.
Wir meinen, glaub ich, das Gleiche. Ich habs nur umständlich formuliert, meinte es aber so, wie du es nun geschrieben hast.

p^^
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Offline sir_paul

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Re: Was sind Spielstile?
« Antwort #24 am: 11.01.2010 | 18:17 »
@Alle die keinen festen Spielstil haben: Geht mal in euch und fragt euch ob wirklich alle Spielstiel bei jeder eurer Gruppen gleichberechtigt nebeneinander stehen? Wird in jeden Spilstil (annähernd) die gleiche Zeit und der gleich Aufwand gesteckt?

Das wiederspricht nämlich meiner Realität. Auch in einen Gruppen kommen alle Spielstile vor, aber ich kann schon recht klar erkennen welcher Stil domoniert.

Zu den Stilen:
  • Erkunden der Spielwelt steht im Vordergrund (Sandbox)
Das würde ich eher Exploration nennen!

Sandboxing ist für mich eine Methode welche in Exploration, aber auch bei Bier & Bretzel und meines erachtens auch bei ARS gut genutzt werden kann.