Autor Thema: This is a serious game!-oder: Wenn Spieler den nötigen Ernst vermissen lassen...  (Gelesen 8256 mal)

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Offline Blizzard

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Viele von euch kennen sicherlich die Rollenspiel-Parodie Farador in der u.a. auch jener legendäre Satz fällt. Auch wenn Farador wie gesagt nur eine Parodie ist, trägt dieser Satz dennoch eine Aussage in sich, über die es sich imho nachzudenken lohnt. Ich hatte in den letzten Jahren einige Rollenspielrunden, die unbewusst...ich möchte nicht sagen ins Lächerliche, aber von einer ernsten in eine Bier&Brezel-Runde abgedriftet sind. Natürlich sollten Rollenspielrunden nie zu 100% Ernst oder zu ernst sein-aber eben den nötigen Ernst aufweisen-wenn man wie gesagt, kein Bier&Brezel-System spielt.

Als SL ist einfach nur nervig, ätzend und frustrierend, wenn die aufgebaute Stimmung,die anfangs noch den notwendigen Ernst aufweisen konnte, wegen einer Banalität wie einem OT-Kommentar, einem falsch verstandenen Satz, whatever so mir nichts, dir nichts in einen "viel zu geselligen" Part übergeht oder abdriftet. Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass es viel Mühe und noch mehr (Spiel-)Zeit kostet, die Spieler wieder darin zurück zu holen, dass die Runde insgesamt wieder ein angemessenes, ernstes Niveau hat. Manchmal, das weiss ich aber auch, ist der Versuch, die Spieler dorthin zurück zu holen, vergebliche Liebesmüh, weil die Spieler den Point of No Return bereits überschritten haben.

Daher frage ich mich: Was kann man als SL tun, wenn Spieler den nötigen Ernst (in der Runde) vermissen lassen? Was kann man als SL tun, damit eine einstmals ernste Runde nicht (unbewusst) in eine Klamauk-Runde abdriftet, und man das als SL nur noch als eine einzige Farce empfindet? Kann man als SL dieses Abdriften überhaupt verhindern oder unterbinden? Wie reagiert ihr da als SL bzw. wie würdet ihr reagieren als SL, wenn ihr bemerkt, dass die Runde abzudriften droht? Ich denke mir mal, dass einige von euch als SL dies in ihren Gruppen auch schon auf die ein-oder andere Weise erlebt haben-vielleicht mag der ein oder andere ja einen Erfahrunsgbericht diesbezüglich zum besten geben- fände ich da ganz interessant. 
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Samael

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Bitte deine Leute, dass sie sich die Albernheiten bitte sparen sollen, bis das Spiel zu Ende ist. Und sei natürlich Vorbild und lege in der Hinsicht eiserne Disziplin an den Tag.

Wenn das nicht klappt, nun. Irgendwelche "Sanktionen" (XP Entzug, 50 Cent ins Phrasenschwein etc.) halte ich für wenig effektiv.

Was noch klappen könnte ist ein "Ausgleich" in Form einer dedizierten "Fun-Runde", die ab und an eingeschoben wird um den Bedarf an Lustigkeit abzudecken. Ansonsten: Zieh den Schluss, dass dir der Aufwand den man als SL hat für Klamauk zu schade ist und tritt entweder vom Amt des SL zurück, oder such dir andere Spieler.

Offline Darius

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Ich kenne das Problem aus meiner seit ewigen Zeit bestehenden Runde/Konstellation. Wir kennen uns seit dem Kindergarten und spielen noch heute RSP.

Jetzt bin ich der SL und ich habe auch das Problem, dass ich mir vorher schon Arbeit mache und auch einen recht coolen/ernsten Plot habe, der die Geschichte tragen soll.

Es sind alles meine wirklich guten Freunde, nur albern sie ständig herum. Nicht einmal im Spiel mit ihren SC, sondern auch so am Tisch. Sie reißen doofe Witze, ärgern sich gegenseitig und es dauert teilweise Minuten, bis wir wieder weiter spielen können. Das nervt mich manchmal unglaublich und ich sagte das auch. Dann kam aber zur Antwort, dass das halt dazu gehöre und sie das auch so wollen, weil sie einfach einen lustigen Abend haben wollen oder so ähnlich.

Ich warte jetzt immer einfach ab, bis es sich wieder beruhigt hat, aber ich werde in diese Runde nicht mehr viel Arbeit stecken, weil sie mir natürlich durch das Verhalten nicht gedankt wird. Vielleicht spreche ich es mal wieder an und sage nochmals klipp und klar, was mich da stört.

Ich erkenne mich also in deinem Problem durchaus wieder und mich nervt das auch öfters mal.
Power resides where men believe it resides. It's a trick, a shadow on the wall. And a very small man can cast a very large shadow.
Lord Varys

ErikErikson

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Also die einfachste Sache, sowas zu lösen, ist Bestrafung. Das ist ja nun micht jedermanns Sache, aber es funktioniert. Ordentlich XP Abzug, die verpflichtung geld in die Pizzakasse zu geben oder das nächste Mal für getränke zu sorgen hat noch jeden Witzbold zum verstummen gebracht.

Falls deine Abenteuer zu scary sind, und die Leut Witze reissen, um sich vor der Stimmung zu schützen, solltest du die Atmo weniger forcieren.

Und falls Leitstil stinklangweilig ist, den Spielern keine Aktionsmöglichkeiten und die Leut deshalb Witze reissen, solltest dus spannender machen und ihnen mehr freiheit lassen.

Es hilft auch, Pausen zu machern oder ihnen anfangs ne Stunde labern erlauben.

Wenn es schlicht Witzbolde sind, dann könnte man auch TOOn oder so spielen.

Samael

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Also die einfachste Sache, sowas zu lösen, ist Bestrafung. Das ist ja nun micht jedermanns Sache, aber es funktioniert. Ordentlich XP Abzug, die verpflichtung geld in die Pizzakasse zu geben oder das nächste Mal für getränke zu sorgen hat noch jeden Witzbold zum verstummen gebracht.

Hat das in einer deiner Runden tatsächlich mal geklappt?

Offline Tourist

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Im Grunde das was Samael sagt
- erklär den Leuten dass du eine andere Stimmung haben willst und es dir den Spaß verdirbt wenn es zu sehr ins OT abdriftet und du nicht mehr leiten willst wenn es so weitergeht.

Daraus resultierend werden die Leute zumindest versuchen einsichtig zu sein oder es läuft auf eine Trennung hinaus, was vermutlich der theoretisch (man muss ja neue Leute finden, viele sind Freunde etc.) der bessere Weg ist. Es gibt einfach unterschiedliche Geschmäcker was die Ernsthaftigkeit in einer Runde angeht.

Offline dedan

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Hi,

meine Runde trifft sich immer 1-3h vor Spielbeginn.
In dieser Zeit kommen die Leute um nochmal "kurz" Characteränderungen, Hintergrundserläuterungen, Downtimeereignisse und generelle Regeln zu klären.
Allerdings kann ich immer nur einen gleichzeitig abhandeln, daher quatschen die anderen ziemlich ausgiebig miteinander.

Das führt dazu das am Tisch immer relative Ruhe und Ernsthaftigkeit herrscht, auch wenn es manchmal ausgelassen ist die Leute werden sehr schnell sehr ernst.

Dazu kommt das meine Kampagne sehr politisch getrieben ist und die Spieler versuchen müssen diplomatisch zu sein und sich Freunde zu machen.

Hoffe ich konnte etwas helfen.

Gruß
Dan
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Offline Auribiel

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Um die Ernsthaftigkeit eines Abenteuers zu unterstützen würde ich gut zu entsprechenden Szenen ausgewählte Musik (und gedimmte Beleuchtung) einsetzen. Ein gut inszenierter (N)SC-Tod können auch dazu führen, dass die Spieler die Situation nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Andererseits aber: Wenn die Runde grad keinen Bock auf bierernst hat, dann kann man als SL noch so betteln, es wird einfach nichts. Eine Möglichkeit wäre es, die Runde von Anfang an in eine ernste Richtung zu lenken, so dass der Drang zu doofen Kommentaren gar nicht erst aufkommt. Oder aber, wenn man weiß, dass die eigene Runde einfach zu Kalauern neigt, den Spielstil entsprechend anzupassen.
Vielleicht reicht es auch, wenn man vor dem Spiel erst einmal eine ausführliche Laberrunde hält, so dass die Spieler ihr OT-Mitteilungsbedürfnis ausleben können, ehe es zum Spiel kommt. Dann empfehle ich aber auch ein "Signal" um den Einstieg ins Spiel besser greifbar zu machen. Und hin und wieder, wie schon gesagt wurde, eine echte "Fun-Runde" einzubauen.

Vielleicht könnte man auch - natürlich nur in Absprache mit den Spielern - eine OT-wird-zu-Ingame-Bestrafung einführen: Für jede Störung der Immersion gibt's Unglückspunkte, die der SL dann gegen den SC des entsprechenden Chars einsetzen kann. Hab ich aber noch nicht ausprobiert und könnte, wenn es dumm läuft, die Albernheiten nur noch mehr anheizen (je nachdem, was dem entsprechenden SC für ein Unglück passiert...).
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Offline Laivindil

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Die Stimmung am Tisch entsteht durch alle. Wenn Du zu ernst für Deine Runden bist, solltest Du die Runde UND Dich fragen, woher das Problem kommt.
Wenn ich eine ernste/ergriffene/klamme Stimmung am Tisch erwarte, alle anderen aber auf Bier&Brezel gepolt sind, habe wohl eher ich das Problem und nicht alle anderen. In meinen Runden ist es durchaus schon passiert, dass die Spieler ins Off abgeglitten sind, und das Rollenspiel nebensächlich wurde. Fand ich als SL auch nicht so toll, aber ich bin nicht der Boss/Erzieher/GroßeBestimmer in der Runde. Wenn kein anderer außer mir das spielen will, was ich möchte, sollte ich es sein lassen.
Wenn das aber zu oft auftritt, empfehle ich ein klärendes Gespräch mit den Spielern.

Offline Tudor the Traveller

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Ich hatte das Problem noch nie so, dass es zu einem echten Problem geworden wäre. Wenn es wiederholt dazu käme, dass die Spieler einfach nicht konzentriert spielen wollen oder können, würde ich darum bitten, parallel eine Bier & Brezel-Kampagne laufen zu lassen, in die man dann eben kurzfristig überwechselt. Ist schade für den vorbereiteten Spielabend, aber immernoch besser als das Treffen einfach an den Nagel zu hängen.
NOT EVIL - JUST GENIUS

"Da ist es mit dem Klima und der Umweltzerstörung nämlich wie mit Corona: Wenn man zu lange wartet, ist es einfach zu spät. Dann ist die Katastrophe da."

This town isn’t big enough for two supervillains!
Oh, you’re a villain all right, just not a super one!
Yeah? What’s the difference?
PRESENTATION!

ErikErikson

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Hat das in einer deiner Runden tatsächlich mal geklappt?

Das klappt, hat auch geklappt, allerdings muss man da konsequent sein und es immer mal wieder wiederholen. Das darf man nicht schleifen lassen, sonst wirks nicht. Ich habs meistens irgendwann schleifen lassen, und dann wars das.

Offline Boba Fett

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"do a fight"...

Wenn die Aufmerksamkeitsschwelle sinkt, die Leute sich mit anderem beschäftigen oder rumblödeln,
wird es Zeit, die Initiative auszuwürfeln.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Feuersänger

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Ich sag dann immer:

"On joue. On parle après."

In einem Webcomic, Full Frontal Nerdity war es glaub ich, wurde mal ein schöner Gradmesser für die Aufmerksamkeit am Spieltisch genannt: Würfeltürme. Spieler machen immer nebenbei mit ihren Würfeln rum. Wenn die Stapel nur ca. 3 Würfel hoch sind, ist alles in Ordnung, sie sind noch großteils bei der Sache. Aber wenn die Türme immer höher werden, zeigt das, dass die Spieler das Interesse an der Show des SL verloren haben, sich mehr aufs Klötzchenbauen konzentrieren und wahrscheinlich schon gar nicht mehr registrieren, was du sagst.
Wie Boba gerade sagte, ist ein Kampf da oft das geeignete Mittel, um die Aufmerksamkeit wieder aufs Spiel zu lenken.  ;)
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline Haukrinn

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Ernsthaftes Spiel zu erzwingen finde ich wenig zielführend. Wenn die Leute keinen Bock auf ernsthaftes Spiel haben dann gibt es halt kein ernsthaftes Spiel.

(Ich würd' eingehen wenn ich zwischendurch, auch als SL, nicht rumblödeln dürfte)
What were you doing at a volcano? - Action geology!

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Offline Skiron

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Die Stimmung am Tisch entsteht durch alle. Wenn Du zu ernst für Deine Runden bist, solltest Du die Runde UND Dich fragen, woher das Problem kommt.
Wenn ich eine ernste/ergriffene/klamme Stimmung am Tisch erwarte, alle anderen aber auf Bier&Brezel gepolt sind, habe wohl eher ich das Problem und nicht alle anderen. In meinen Runden ist es durchaus schon passiert, dass die Spieler ins Off abgeglitten sind, und das Rollenspiel nebensächlich wurde. Fand ich als SL auch nicht so toll, aber ich bin nicht der Boss/Erzieher/GroßeBestimmer in der Runde. Wenn kein anderer außer mir das spielen will, was ich möchte, sollte ich es sein lassen.
Wenn das aber zu oft auftritt, empfehle ich ein klärendes Gespräch mit den Spielern.

Sehe ich auch so. :-)

Wie wärs mal die Spieler zu fragen an welchen ernsten Themen sie überhaupt Interesse haben?
Und welche Momente sie im Spiel sie überhaupt ergreifend und ernsthaft finden?
Oder vielleicht zu reflektieren, wann denn die Albernheiten auftreten?

Ich kann auch nicht aus dem "Stand" in eine ernsthafte ergriffene Stimmung kommen.
Dazu müssen dann schon auch ernsthafte ergreifende Dinge beschrieben werden oder passieren und meist erlebe ich es so, dass diese Stimmung nicht allein vom Spielleiter erzeugt wird, sondern auch von den Mitspielern durch das Spiel ihrer Charaktere.

Es gibt ernsthafte Themen die ins persönliche gehen und kein Mensch gibt sich gerne eine Blöße, es ist naheliegend dies dann mit Albernheiten zu überspielen.

Ich kenne es, dass Spielrunden in Albernheiten abdriften, weil man als Spieler null Freiraum hat und "nur" damit beschäftigt ist
eine an den Haaren herbeigezogene Geschichte glaubwürdig zu finden und es reine Hilflosigkeit ist, wenn man sowieso nichts machen kann,
dann zumindest dafür zu sorgen, dass man anderweitig Spaß hat. Nicht bewußt und mit Absicht.

Oder es gab gerade hohe Konzentration und Spannung im Spiel z.B. durch einen Kampf der schwer war und man baut diese Spannung mit Albernheiten ab. Dann wäre es eine Überlegung wert, was man zur Entspannung im Spiel stattfinden lassen könnte, wo dann auch Albernheiten erwünscht und möglich sind.
Kann auch einfach sein, dass die Abwechslung von hoher Konzentration und Entspannung im Spiel zu unausgewogen ist, dann könnte man überlegen wie man dies ändert.

Offline asri

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Ich spiele bislang auch eher in lustigen bis albernen Runden, hab mir aber auch die Frage gestellt, ob und wie ich eine andere Stimmung erzielen könnte. Die Antwort, die ich mir selbst gegeben habe: Ich brauche dafür Spieler, die das auch wirklich möchten (und nicht nur sagen, dass sie das mitmachen würden). Und ich müsste dafür an meiner eigenen Disziplin arbeiten. Wahrscheinlich funktioniert es auch in einer Runde besser, die nicht bereits seit langem gemeinsam herumalbert (aber wenn man eine Runde ganz neu und fremd zusammenstellen würde, hätte man wiederum andere Probleme; die Spieler würden sich vor Fremden vielleicht nicht so auf eine intensive Stimmung einlassen...). Und zuguterletzt ist mir klar, dass ich selbst nicht nur Witze machen, sondern auch an den Sprüchen der anderen Spaß haben kann. Der Spielstil stört mich nicht. Zwar würd ich gerne mal eine andere Atmosphäre und Intensität ausprobieren, aber wirklich dringend ist es nicht. Der Aufwand wäre hoch, die Frust vermutlich auch, und das lohnt sich bislang für mich nicht. Dafür nervt mich die Albernheit noch nicht genug. Hey, ich bin froh, Zeit UND Mitspieler UND Spaß zu haben. :)

Wenn ich also unter Dir Spieler wäre, dann wäre ich womöglich also Teil des Problems. Selbst wenn die grundlegende Bereitschaft da ist, mal ernst zu spielen: die Konzentration lässt nach, eine alte Gewohnheit bricht durch... Es ist anstrengend für alle, gemeinsam an einem Strang in eine ungewohnte Richtung zu ziehen. Such Dir Spieler, die wirklich mal ernst spielen wollen, halt die Gruppe möglichst klein (vielleicht ist 1-on-1 sogar das beste), und taste dich langsam da ran. Anspannung kostet Kraft, mach viele Pausen, damit es danach auch tatsächlich konzentriert weitergehen kann. Die Gruppe muss das als Gruppe lernen, und Du bist Teil der Gruppe. Wenn alle anderen sich einig sind, dass Ernst nicht besonders wichtig ist, dann wird sich da kaum was ändern.

Achamanian

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Ich denke, der erste Schritt ist es, die Assoziation von "ernstem" mit "anspruchsvollem" Spiel aufzubrechen. Dann hat man nämlich als Spieler das Gefühl, dass man (a) wenn man als Rollenspieler etwas taugen will, gefälligst bereit zu einer "ernsten" Runde zu sein hat, was zu zusagen von Spielern führt, die eigentlich gar kein Interesse an so was haben; und (b), dass "ernstes" Spiel mit Arbeit assoziiert wird.
Beides muss nicht sein.

Offline sindar

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Haengt auch sehr von den Leuten ab. Mir geht es da wie dem Jan Itor (Haukrinn). Frag doch einfach mal, ob deine Mitspieler vielleicht grundsaetzlich Bier&Brezel-Stil lieber moegen (so wie ich beispielsweise).
Bewunderer von Athavar Friedenslied

Offline Megan

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1. Sag den anderen, was du gerne hättest, und dass die richtige Atmosphäre dafür wichtig ist.

2. Frag sie, ob sie Bock haben, sich darauf einzulassen.

3. Wenn sie mit "Nein" antworten, dann kannst du es vergessen, dann habt ihr nämlich nicht die gleiche Agenda. Einzige Möglichkeiten, die hier auch schon genannt wurden: Andere Gruppe suchen, die eigenen Ansprüche anpassen oder einen Kompromiss schließen: Heute Drama/Grusel/whatever, nächstes Mal Bier und Brezel.

4. Wenn sie mit "Ja" antworten, dann gibt es Möglichkeiten, die die Konzentration der Mitspieler fördern:

- Laberzeit/Pausen (wichtig, gerade bei forderndem Spiel - ist bei Fiasco nicht umsonst als Teil des Spiels vorgesehen); wichtig: VOR dem Spiel sollte Zeit zum Austausch sein
- äußere Einflüsse: Telefone auf leise, evl. die Beleuchtung anpassen, Chips in Schüsseln umfüllen, um das Rascheln zu reduzieren
- klares Signal geben: jetzt fangen wir an, z.B. Kerze anzünden (siehe Polaris), evl. Musik, evl. Intro; das bedeutet auch: Pizzaessen, Rauchen usw. ist erstmal vorbei, das kann man auch in der Pause machen und: alle halten die Klappe und lassen sich ins Spiel führen
- keine parallelen Szenen, weil -> das bringt Unruhe rein und geht auf Kosten der Konzentration, -> man bekommt nicht mit, was die anderen treiben; jede Atmosphäre wird zerstört, der SL verliert den Überblick
- Witze nur im Zusammenhang mit dem Spiel und nicht ausufern lassen ("Leute, zurück zum Thema, das kannst du auch noch in der Pause erzählen"); frühzeitig zur Ruhe aufrufen
- und natürlich ganz wichtig: keine langen Down-Zeiten für einzelne Spieler; immer schön durchwechseln; wenn ein Spieler anfängt, sich mit anderne Dingen zu beschäftigen, gib ihm ne Szene. Falls das nicht funktioniert, gib ihm einen NSC oder involviere ihn über seine Meinung zu dem ganzen o.ä..

Das sind so die Dinge, die mir dazu einfallen.

EDIT: Noch etwas sehr wichtiges: Sorgen dafür, dass deine Spieler fit sind. Wer wach ist, kann sich besser konzentrieren: Cola, Kaffee, Guarana-Matetee - stelle solche Sachen bereit.  ;)
« Letzte Änderung: 30.08.2012 | 14:08 von Megan »

Offline 6

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(Ich würd' eingehen wenn ich zwischendurch, auch als SL, nicht rumblödeln dürfte)
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Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
Gewinn.

Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Offline Terrorbeagle

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ich kann das Grundproblem gut nachvollziehen, ich bevorzuge bei meine Rollenspielen auch eine eher etwas seriöse oder dramatische Stimmung, nicht unbedingt lockere Komödien. Aber ich halte es nicht für sonderlich zielführend, dass unbedingt forcieren zu wollen, das führt eher zu Trotzreaktionen und Stunk (und ich kann auf Stunk gerne verzichten).

Strafen bringen übrigens generell weniger als positive Anreize. Eine Strafe vermittelt nämlich nur, was man nicht machen soll, nicht aber, wie man es besser machen könnte. und selbst ich als Vertreter einer doch eher autokratischen Spielleiter-Rolle fühle mich eher unwohl, wenn es darum geht, Sanktionen zu verteilen. Das hat immer so was unfreundliches.

Wenn das Problem eher in der Konzentration liegt, dann kann es Sinn machen, an bestimmten Pukten kurze pausen einzubauen, beispielsweise um eine Rauchen zu gehen oder sich einfach ein bisschen zu bewegen. Es gibt einen Grund, warum Unterrichtseinheiten eine vorgegebene Länge haben oder Filme ab einer gewissen Länge anstrengend werden - Menschen sind keine Automaten , die sich stundenlang gebannt konzentrieren können, das wird irgendwann halt anstrengend.

Ist das Problem eher die Grundstimmung, die kann man inhaltlich als Spielleiter relativ gut beeinflussen. Wenn man sich da seiner Sache sehr sicher ist,  kann man etwa inhaltlich dafür sorgen, dass es zum lachen etwas zu bitter wird. Einfach mal einen Subplott über Kinderprostitution, Menschenhandel oder eine größere Seuche einbauen... aber das erfordert natürlich ein gewisses Fingerspitzengefühl - man will die Mitspieler schliesslich nicht verstören, und um gewisse Themen angemessen zu behandeln muß man in der Thematik gut drin sein und auch bei der Darstellung die richtigen Töne treffen um den Komfortbereich zwar zu verlassen, aber nicht so weit zu überdehnen, dass es wirklich unangenehm wird.
Emotional aufgeladene Buzzwords ("Kadaver", Verrecken"...) und entsprechende Beschreibungen sind da generell angemessen, aber haben auch die entsprechenden Ausführungen natürlich ihren Anspruch, da man auch da den richtigen Ton treffen muß, damit das ganze nicht wieder albern wirkt (was schnell passiert, wenn man zu dick aufträgt) und man auch ständig variieren muß, damit der Effekt nicht abnutzt.

Ein alter Hut wäre da noch die entsprechende Musik im Hintergrund, aber das kann schnell etwas fisselig werden, da das nur dann was bringt wenn a) die verwendete Beschallung nicht zu stark eigene Konotationen weckt oder anderweitig eher ablenkt und b) man die Musik stimmungsgenau einsetzen kann. Durchgängiges Gedudel im Hintergrund ist das Rollenspieläquivalent zu Fahrstuhlmusik und schafft auch keinen Stimmungsgewinn. Das bedingt dann, dass man sich vorher bewußt die passende Musik raussucht und die dann auch im Spiel in der passenden Szene anspielen kann.
 
Was hingegen meiner Erfahrung nach wenig bis gar nix bringt ist, die Gefährlichkeits- und Bedrohungsspirale für die Spielercharaktere höher zu schrauben, denn irgendwann setzt da ein Effekt fon Galgenhumor ein ("Wir sind doch eh gearscht") und das Spiel drifted recht fix in Richtung Albernheit ab (der "Yol Ghurmak, wie es singt und lacht" Effekt).
Würde ich tatsächlich jedes Mal, wenn ich sinnbildlich Lehrgeld bezahlen würde, tatsächlich Geld verteilen, wäre ich arm.

Offline Onkl

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Ich kenne das Problem aus meiner seit ewigen Zeit bestehenden Runde/Konstellation. Wir kennen uns seit dem Kindergarten und spielen noch heute RSP.

Jetzt bin ich der SL und ich habe auch das Problem, dass ich mir vorher schon Arbeit mache und auch einen recht coolen/ernsten Plot habe, der die Geschichte tragen soll.

Es sind alles meine wirklich guten Freunde, nur albern sie ständig herum. Nicht einmal im Spiel mit ihren SC, sondern auch so am Tisch. Sie reißen doofe Witze, ärgern sich gegenseitig und es dauert teilweise Minuten, bis wir wieder weiter spielen können. Das nervt mich manchmal unglaublich und ich sagte das auch. Dann kam aber zur Antwort, dass das halt dazu gehöre und sie das auch so wollen, weil sie einfach einen lustigen Abend haben wollen oder so ähnlich.

Ich warte jetzt immer einfach ab, bis es sich wieder beruhigt hat, aber ich werde in diese Runde nicht mehr viel Arbeit stecken, weil sie mir natürlich durch das Verhalten nicht gedankt wird. Vielleicht spreche ich es mal wieder an und sage nochmals klipp und klar, was mich da stört.

Ich erkenne mich also in deinem Problem durchaus wieder und mich nervt das auch öfters mal.

Ich muss leider sagen, dass ich das Problem nur zu gut kenne, bei mir kommt noch hinzu, dass wir oft GURPS spielen, ich der einzige bin der sich wirklich in die Regeln vertieft hat und somit noch Regeldiskussionen hinzu kommen...

Das zerrt an der Substanz. Ich habe meine Spieler ebenfalls darauf aufmerksam gemacht, im Gegensatz zu Dir hat das bei mir aber genutzt.

Reden!

Grüzz

Onkl

Offline 1of3

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Ich würde zunächst sicher stellen, dass vor dem Spiel ausreichend Zeit ist sich zu unterhalten, ne Kleinigkeit zu essen etc. Danach kann man feste Rituale für "Spielanfang" einführen. Einer meiner Favoriten: Alle sagen reih um: "Wir sind hier um geiles Rollenspiel zu machen."

Offline גליטצער

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Ich kenne das ja auch, aber ich betrachte das nicht so zwingend als Problem. Wir lassen das halt dann ausschweifen, bis wieder genug Interesse am Spiel besteht.
-X-"Der Kluegere gibt nach" fuehrt nur zur Herrschaft der Dummen -X-

Unterschätzt niemals die Macht des Glitzers!!!11

Pyromancer

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Im Endeffekt ist alles wichtige gesagt.

Wichtig ist halt, dass man das Mitteilungsbedürfnis der Spieler einplant. Unterdrücken lässt es sich nicht. Es gibt da mehrere Möglichkeiten: Die finnische 4:1-Regel z.B., dass man spätestens alle vier Rollenspiel-Termine einen Nicht-Rollenspiel-Termin einlegt, wo man etwas anderes macht und sich unterhalten kann. Für lange lange Wochenend-Runden haben sich bei uns auch Chill-In- und Chill-Out-Zeiten bewährt.
Und wenn ich heute ab und zu mal meine alte Runde in Karlsruhe besuche, dann spielen wir gar nicht mehr, einfach, weil es so viel zu erzählen gibt und das einfach wichtiger ist als Rollenspiel.