Autor Thema: Übersetzungsklopse  (Gelesen 290582 mal)

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Offline Feuersänger

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #350 am: 22.03.2010 | 11:27 »
In einem Nemi-Comic. Selten doofer False Friend.
Szene: Nemi versucht herauszufinden, warum ihre Freundin Cyan ein schlechtes Gewissen gegenüber ihrem Freund hat.

"Har du lekt med noen du ikke borde leke med?"

korrekt: "Hast mit jemandem rumgespielt, mit dem du nicht spielen solltest?"

aber da steht: "Hast du an jemandem rumgeleckt, an dem du nicht rumlecken solltest?"

(Cyan fährt entsetzt zusammen und ruft "NEIN!", worauf Nemi meint "Das üben wir noch ein bißchen, bevor du heimgehst.")
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wjassula

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #351 am: 22.03.2010 | 13:32 »
Ich muss ja aus eigener Betroffenheit mal schnell eine Lanze für die armen Übersetzenden brechen. Es stimmt zwar, dass gerade im Genre-Bereich oft haarsträubend unbeholfen übersetzt wird, alllerdings erklärt sich das so manches Mal aus den Arbeitsbedingungen (Bezahlung, Deadlines, auch mangelnde Verlagsansprüche "Machen Sie´s schnell fertig, die Leser interessieren die sprachlichen Feinheiten eh nicht") und tatsächlich Zielgruppenorientierung. Gerade, was Anglizismen im Deutschen angeht, ist es manchmal erforderlich/gewünscht, Dummdeutschformulierungen wie "Sinn machen" zu übernehmen - weil alles andere die Zielgruppe verwirren würde. Also, die KollegInnen wissen es sicherlich oft sogar besser, übersetzen aber schlechter - aus Gründen, die nicht ausschließlich bei ihnen liegen. Zu guter Letzt möchte ich ketzerisch noch anmerken, dass das Ausgangsmaterial oft genug auch schon haarsträubend ist - da rettet auch die Übersetzung nix mehr. Aber trotzdem schön, dass so viele hier Wert auf korrekten Sprachgebrauch legen. Immerhin kann man dann bei den großen Verbrechen wie der Eindeutschung von "Buffy" nicht behaupten, das würde ja keinen jucken  ;).

Callisto

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #352 am: 22.03.2010 | 21:13 »
Buffy oder gar Supernatural auf deutsch schauen ist eine Qual. Eine echte Qual.

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #353 am: 28.03.2010 | 19:10 »
Gerade in 'Jagd auf Roter Oktober':

'Wingman' als 'Geschwaderkamerad'. Ist sicher nicht allzu katastrophal falsch übersetzt aber richtig ist es auch nicht.
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Offline YY

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #354 am: 28.03.2010 | 19:32 »
Tja, da wäre es ausnahmsweise mal wieder richtig oder zumindest akzeptabel gewesen, stur wörtlich zu übersetzen...aber nein... :P :)
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Offline korknadel

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #355 am: 31.03.2010 | 14:08 »
Nochmal zum "Sinn machen". Es ist ja vollkommen wahr, dass diese Formulierung ein Anglizismus ist, und dass es ursprünglich "Sinn ergeben" hieß. Aber das ist eine willkürliche Konvention, dass es ursprünglich "ergeben" hieß und nicht "machen". Deshalb würde ich mich darüber nicht sonderlich aufregen. Im Gegenteil, ich begrüße "Sinn Machen" sogar, weil es eine viel griffigere, elegantere Formulierung als dieses umständliche "ergeben" ist. Wir sagen ja schließlich auch nicht, dass Rollenspielen Spaß ergibt, sondern es macht Spaß. Und genauso kann eine Sache auch Sinn machen.

Im übrigen wünsche ich mir Lessings Zeiten tatsächlich zurück, wo es noch keine Standardisierung gab, die letztlich dazu führt, dass man sich so schön abheben kann, wenn man den Standard drauf hat, dass man ein deutsches Sprach-Reinheitsgebot pflegen und die Blicker von den Nichtblickern unterscheiden kann und dabei aber den ganzen Reichtum an Grammatik und Vokabular zunichte macht, den unsere vielen Dialekte bieten. Kein Wunder schrumpft unser Wortschatz, da die Lektorate alles auf Einheitsbrei trimmen. Vor allem die Schweizer tun mir leid, die diesem Wahnsinn ja auch irgendwie unterliegen und belächelt werden, wenn sie "größer wie" sagen, bloß weil irgendjemand mal dachte, das müsse man vereinheitlichen und man dürfe nur noch "größer als" sagen. Freilich braucht die Schriftsprache mehr Regulierungen als die gesprochene Sprache, aber ich finde, wir übertreiben da viel zu sehr. Solange ein Text verständlich und gut lesbar bleibt, sollte man sich nicht an Dudenregeln aufhängen (und viele, mit denen ich zu tun habe, gehen ja noch weiter als der Duden, da wird dann auch realisieren im Sinne von begreifen als "böser Anglizismus" verdammt, auch wenn das selbst laut Duden und dem Kluge längst in die ach so verehrte Standardsprache eingegangen ist. Oder man darf nicht mehr schreiben: "der Zeitpunkt, wo ...", was laut Duden ausdrücklich erlaubt ist.)

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Offline Karl Lauer

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #356 am: 31.03.2010 | 14:11 »
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Offline Teylen

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #357 am: 31.03.2010 | 14:24 »
Vor allem die Schweizer tun mir leid, die diesem Wahnsinn ja auch irgendwie unterliegen und belächelt werden, wenn sie "größer wie" sagen, bloß weil irgendjemand mal dachte, das müsse man vereinheitlichen und man dürfe nur noch "größer als" sagen.
Hm, die Schweizer sprechen doch eh kein Deutsch sondern Schwitzerdütsch.
Insofern sind die Frotzeleien der Deutschen ueber das Schweizerdeutsch fuer die Schweitzer so relevant als wenn sich die Deutschen ueber das niederlaendische lustig machen wuerden.

Zitat
Freilich braucht die Schriftsprache mehr Regulierungen als die gesprochene Sprache, aber ich finde, wir übertreiben da viel zu sehr.
Du willst nich in das flaemische Belgien oder in die Niederlande.
Die machen naemlich, wenn ich meinen Sprachlehrer richtig verstand, etwa alle vier Jahre Rechtschreibreform. Wo dann alte Sachen eher raus fallen [alles auf ji anstelle auf gij - beides heisst "du"] oder veraendert werden oder eher merkwuerdiges eingefuehrt [a.u.b. als valide Abkuerzung fuer alstublieft auf deutsch "bitte"].
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Offline Woodman

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #358 am: 31.03.2010 | 14:49 »
Schwitzerdütsch sprechen nur ein Teil der Schweizer, im französisch und itallienischsprachigem Teil lernen und sprechen die Hochdeutsch und verstehen ihre Eidgenossen genauso schlecht wie wir.

Offline Minne

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #359 am: 31.03.2010 | 16:50 »
Zitat
Wir sagen ja schließlich auch nicht, dass Rollenspielen Spaß ergibt, sondern es macht Spaß. Und genauso kann eine Sache auch Sinn machen.
Vor allem sagen wir imho signifikant öfters x + y "macht" z als x + y "ergibt" z. Aber egal. Manche Leute müssen halt irgendwie ihre anale Fixierung ausleben oder zumindest ihrer Umwelt beweisen, dass ihr Germanistikstudium zumindest den Nutzen hatte, dass man damit seinen Mitmenschen mit Klugscheißereien auf die Nerven gehen kann.

Offline Yerho

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #360 am: 31.03.2010 | 18:21 »
Vor allem sagen wir imho signifikant öfters x + y "macht" z als x + y "ergibt" z.

Vor allem benutzen wir analfixierten, klugscheißenden Germanisten in der Bundesrepublik nicht "öfters". Zumindest nicht in der Schriftsprache. Außer natürlich, wir sind zufällig Österreicher. :D
« Letzte Änderung: 31.03.2010 | 19:42 von Knuddeloffensive »
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Offline Minne

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #361 am: 31.03.2010 | 18:50 »
Hat man wenigstends was von der Clubmitgliedschaft? Nachlasse auf Bücher von Bastian Sick und auf Rotstifte? Kaffeefahrten nach Mannheim?  ;D

Offline Feuersänger

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #362 am: 31.03.2010 | 19:20 »
Wieso ausgerechnet Mannheim?
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Offline Minne

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #363 am: 31.03.2010 | 19:22 »
Rate mal, was in der Dudenstraße 6 in Mannheim ist ;)

Offline Feuersänger

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #364 am: 31.03.2010 | 20:17 »
Aha. Habs vermutet, aber war zu faul zum googeln.

Anyway, hat mal wieder jemand nen neuen Klops anzubieten? Möglichst mal was anderes als "am 4. Mai werden wir bei euch sein", "Feuer im Loch", "Atheisten im Fuchsbau" oder "Sinn machen", das war alles schon zur Genüge da.
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ErikErikson

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #365 am: 31.03.2010 | 20:33 »
What have the sponsors said about this system down causing nearly 36 Billion of Asians in damage?

Ill send you to the netherlands.

Und meinLiebling: "Everything works according to keikaku". (Translators note: keikaku means plan.)
« Letzte Änderung: 31.03.2010 | 20:36 von ErikErikson »

Offline Yerho

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #366 am: 31.03.2010 | 20:48 »
"Feuer im Loch" ... das war alles schon zur Genüge da.

Herumgesprochen hat es sich aber offenbar noch nicht. Soeben bei "Stargate Universe":

Person A: (wirft eine Granate in einen Insektenbau) "Feuern Sie ins Loch!"
Person B: "Im wahrsten Sinne des Wortes."

Also, dass dabei etwas nicht passt, hätte man eigentlich merken müssen, selbst wenn man kein professioneller Übersetzer ist ...
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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #367 am: 31.03.2010 | 20:55 »
In dem miesen Fansub eines Animes war die Standart-Beleidigung "you Boob". Nun gibt es das Wort auch als Beleidigung im Englischen, bedeutet Tollpatsch oder so. Das wirkte trotzdem sehr merkwürdig, vor allem, da es oft gesagt wurde und ich musste ständig an "du Titte" denken. Na gut, der Sub war auch ansonsten sehr seltsam und oft ergaben die Sätze keinen Sinn. Die übliche Anrede war übrigens "Sahib". Da fragt man sich doch, durch wie viele Sprachen der Originaltext gewandert sein mag.

Offline YY

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #368 am: 1.04.2010 | 00:59 »
Die übliche Anrede war übrigens "Sahib".

Das finde ich schon ziemlich cool, auch wenn ich mich nicht entscheiden kann, welche Begründung mir die liebste wäre (Babylonische Übersetzungsverwirrung, Inkompetenz, andere)  :)
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Offline korknadel

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #369 am: 1.04.2010 | 08:30 »
@Teylen und Woodman: Was ihr da über das Schweizerdeutsch sagt, ist teilweise bis völlig falsch. Zum einen berücksichtigt der Duden ausdrücklich auch die Schweiz und Österreich, weil dort eben Deutsch gesprochen und geschrieben wird. Da die unterschiedlichen schweizer und österr. Dialekte zusammen mit den schwäbischen, badischen und bayrischen (und dem Elsässischen) zu den oberdeutschen Dialekten zählen, und das Oberdeutsche wiederum eine Form des Hochdeutschen ist (es unterscheidet sich vom Mitteldeutschen, das näher an der Standartsprache dran ist, vor allem durch unterbliebene Mono- oder Diphtongierungen und im extremen schweizer Fall durch die Afrikate beim K), sind diese Dialekte näher an der ebenfalls hochdeutschen Standardsprache als das Niederdeutsche.

Man erinnere sich: unser sogenanntes Deutsch unterscheidet sich von allen anderen germanischen Sprachen dadurch, dass hier die hochdeutsche Lautverschiebung stattgefunden hat. Und die hat eben nur in den ober- und mitteldeutschen, nicht aber den niederdeutschen Dialekten stattgefunden.

Insofern ist es völlig falsch, zu sagen, Deutsch hätte mit Schwyzerdütsch (sehr ihr, ausbleibende Diphtongierung!) genauso wenig zu tun wie Niederländisch und Deutsch. Weil Schwyzerdütsch nämlich hochdeutsch ist, das Niederländische aber nicht (das ist im Prinzip sehr nahe am Niederdeutschen). Dazu kommt, dass Schweiz und Österreich ja -- zum Glück -- auch zur deutschen Literatur dazugerechnet werden. Woher das nun plötzlich kommt, dass man hier fein national und protektionistisch trennen möchte und die Oberhoheit für "Deutsches" für sich alleine reklamieren möchte, weiß ich nicht. Nebenbei finde ich diese -- auch sprachliche -- "Deutschtümelei" zum, na ja, nicht Sinn, sondern etwas anderes "machen".

Das Hochdeutsch, das die Schweizer lernen unterscheidet sich dennoch von dem, was man bei uns als Standard meinte, festlegen zu müssen. Es gibt unzählige Formulierungen, Vokabeln und eben auch grammatikalische Abweichungen zum sogenannten "Deutschen" in der schweizer Schriftsprache. Oben habe ich ja schon das Beispiel gebracht, dass man (vielleicht hat unser reinigender Einfluss das mittlerweile auch schon zunichte gemacht) bei Robert Walser eben vollkommen korrekt lesen konnte: "Mein Bruder war älter wie ich." Der Komparativ mit wie ist übrigens auch in Süddeutschland ursprünglich nicht falsch. Jahrhundertelang war es möglich, wie und als sowohl beim direkten Vergleich, als/wie auch beim Komparativ zu benutzen. Es gibt keinen guten Grund, das genau festzulegen und zu regulieren, außer dass man diejenigen, die die Regel nicht befolgen (immerhin mit den Schweizern und Schwaben ein paar Millionen Leute) als Dummerchen belächeln kann. Ergebnis ist, dass die Sprache durch solche Eingriffe ihre Buntheit verliert.

Das trifft dann auch auf öfter und öfters zu. Im Duden steht, öfters wäre "landsch." So what. Darf man es deshalb nur in Österreich benutzen? Kann ich nicht nach Klang, nach Lust und Laune, nach Rhythmus entscheiden? Nein, ich muss nach den Reinheitsgesetzen vorgehen, die mir genau sagen, was ein gutes Deutsches und was ein schlechtes deutsches Wort ist.

So, das war jetzt aber ganz böse OT. Tut mir bitte ganz arg verzeihen, und ich gelobe, den nächstbesten Klops, der mir über den Weg klopst, hier als Entschädigung zu posten.
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Offline Wodisch

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #370 am: 1.04.2010 | 08:48 »
@korknadel: mir hat's gefallen - Danke! :d

Offline Minne

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #371 am: 1.04.2010 | 13:32 »
Mir auch, schöner Rant! :)

Offline Teylen

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #372 am: 1.04.2010 | 14:07 »
Interessant war es doch.
Wobei ich mit dem niederlaendisch Vergleich nicht sagen wollte das schweitzerdeutsch das selbe ist wie niederlaendisch nur im uhm Sueden. Sondern das das eine aehnlich nah am niederdeutschen ist wie das andere am hochdeutschen. Naja und da ich nicht ganz sicher bin was Diphthongierungen sind, also zumindest das "ue" gibt es im niederlaendischen. Wenn auch nicht mit den zwei Punkten drueber.


Ansonsten zurueck zum Thema.
Farscape, die Folge Green Eyed Monster,
Original
John Criton ueber Funk an Aeryn: "Copy That"
Uebersetzung
"Kopier das."
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Offline Zornhau

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #373 am: 1.04.2010 | 15:17 »
Ich muss ja aus eigener Betroffenheit mal schnell eine Lanze für die armen Übersetzenden brechen. Es stimmt zwar, dass gerade im Genre-Bereich oft haarsträubend unbeholfen übersetzt wird, alllerdings erklärt sich das so manches Mal aus den Arbeitsbedingungen (Bezahlung, Deadlines, auch mangelnde Verlagsansprüche "Machen Sie´s schnell fertig, die Leser interessieren die sprachlichen Feinheiten eh nicht") und tatsächlich Zielgruppenorientierung.
Die Arbeitsbedingungen für Übersetzer - gerade im Rollenspielbereich - sind eigentlich so haarsträubend, daß man nicht von einer wirklich erstrebenswerten BERUFLICHEN Tätigkeit sprechen kann. Aus diesem Grunde sind ja auch so viele NICHT-Professionelle bei deutschen Ausgaben von Rollenspielprodukten beteiligt: diese arbeiten vornehmlich aus Enthusiasmus, um die Spiele, die sie selbst mögen, einem deutschen Publikum zugänglich zu machen, oder aus einer (bei den Begleitumständen einer Übersetzung verständlichen) Eitelkeit den eigenen Namen in einem Rollenspielprodukt zu sehen.

Des Geldes wegen wird man als Übersetzer die Finger von Rollenspielproduktübersetzungen lassen. Da gibt es im industriellen Bereich oder bei der Unterhaltungsliteratur weit besser und vor allem ÜBERHAUPT(!) zahlende Verlage, als man sie im Rollenspielbereich hierzulande oder auch international findet.

Somit hat man es bei der Mehrzahl an Rollenspielübersetzern mit HOBBY-Übersetzern zu tun. - Das sollte schon gleich mal die Erwartungen an die Übersetzungsqualität richtig einordnen helfen.

Man KANN eine solide Beherrschung der Sprache des Originaltextes erwarten, man MUSS aber eigentlich eine NOCH SOLIDERE Beherrschung der DEUTSCHEN Sprache erwarten.

Und hier ist leider ÖFTER, als ich es für wünschenswert, je nach Rollenspiel sogar für erträglich halte, die sprachliche Versiertheit im DEUTSCHEN nicht gegeben.

Also, die KollegInnen wissen es sicherlich oft sogar besser, übersetzen aber schlechter - aus Gründen, die nicht ausschließlich bei ihnen liegen.
Hier gilt es zu unterscheiden, ob die Übersetzer die Bedeutung bestimmter Worte oder Redewendungen kennen, und ein tatsächliches Äquivalent, welches dem deutschen sprachlichen Ausdruck des Sachverhaltes entspräche, zu bieten haben, oder ob es um die Formulierung FLÜSSIG LESBARER SÄTZE ÜBERHAUPT geht.

Man kann sich völlig berechtigt darüber aufregen, wenn ein Übersetzer eines "maritimen" Settingbandes aus "Tugboat" im Original das SCHRECKLICHE "Zug-Boot" in der Übersetzung macht, statt die korrekte Bezeichnung "Schlepper" zu verwenden.

Da kann ich mir auch NICHT vorstellen, daß irgendein Zeitdruck einer Deadline, irgendjemand von oberer Verlagsseite, oder sonst irgendwer außer dem Übersetzer SELBST für diese MINDERLEISTUNG verantwortlich ist.

Und derartige, mit Schul-Englisch der Mittelstufe auf Drei-minus schon auffällige, echte FEHLER sind eben nicht nur nicht wegzudiskutieren, sondern sind ein GRUNDÄRGERNIS, welches sich ja nicht nur punktuell einstellt, sondern dann gleich 150 Seiten des betreffenden Bandes als DURCHGÄNGIG MINDERE QUALITÄT zu Buche schlägt.

Schlechte Übersetzungen werden von SCHLECHTEN ÜBERSETZERN gemacht.

Daran ist nichts zu rütteln.

Taugt der Übersetzer etwas, dann schafft er es einen sprachlich brauchbaren, einen LESBAREN Text auch innerhalb der Deadline abzuliefern.

Hat sich der Übersetzer SELBSTÜBERSCHÄTZT, dann gerät er bei sprachlich nicht-trivialen Textpassagen ins Schwimmen, dann arbeitet er schludrig, und dann ist die Übersetzung eine QUAL für den Leser.

Hier erwarte ich eigentlich von denen, die sich für Übersetzungsprojekte, gerade solche im kommerziellen Umfeld (bei reinen Fan-Eigeninitiativen kann man eher mal ein Auge der Sprachempfindung zudrücken), als Übersetzer anstellen lassen, daß sie ihre eigenen Fähigkeiten KORREKT EINSCHÄTZEN und nicht hingeschludertes, wie "aus dem Automaten übersetzt" wirkendes Sprach-UN-Gut produzieren.

Es ist so, daß ICH als Kunde, als KÄUFER einer Übersetzung MEIN Geld auch nicht für hingeschluderte Minderleistung bekommen, sondern ich mir das HART verdienen muß. - Gebe ich nun Geld für ein Übersetzungsprodukt aus, dann darf ich eine gewisse GRUNDSORGFALT erwarten - und für deren Abwesenheit muß ich als derjenige, der dafür zahlt, auch KEINERLEI "Entschuldigungen" hinnehmen.

Zu guter Letzt möchte ich ketzerisch noch anmerken, dass das Ausgangsmaterial oft genug auch schon haarsträubend ist - da rettet auch die Übersetzung nix mehr.
Eine Übersetzung  kann nur unwesentlich die Gesamtqualität des Originals erhöhen. Das stimme ich zu. - Vor allem, wenn die Lizenzrechte so aussehen, daß man eine sehr ENG am Originaltext zu erfolgende Übersetzung abzuliefern hat.

Manche Verlage gewähren da mehr Freiheiten. Und wo immer dies auch GENUTZT werden (das ist nicht überall der Fall, wo diese Freiheiten prinzipiell bestünden), da kann die Übersetzung gegenüber dem Original tatsächlich qualitativ BESSER sein. Klarer verständlich. Lesbarer. Fehlerärmer. Übersichtlicher. Handhabbarer (z.B. durch Inhaltsverzeichnis und Index, welche beide in Originalen oft zu wünschen übrig lassen).

Aber trotzdem schön, dass so viele hier Wert auf korrekten Sprachgebrauch legen.
Nicht so sehr der "sklavisch korrekte" Sprachgebrauch, der sich an den - auch hierzulande nicht wirklich nachvollziehbaren, ja geradezu sinnentstellend "reformierten" - Standards orientiert, ist für eine Übersetzung wichtig, sondern daß man den Text VERSTEHEN und BENUTZEN kann.

Rollenspielbücher sind in erster Linie "Arbeitsbücher" und werden nicht wie ein Roman genau einmal von vorne bis hinten gelesen und dann weggelegt. Rollenspielbücher werden gelesen, es wird mit ihnen gearbeitet (Runden vorbereitet, NSCs entwickelt, der eigene SC weiterentwickelt, usw.). Zu diesen Grundanforderungen der Handhabbarkeit für die rollenspielerische Praxis kommen noch - insbesondere bei Regeltexten - die der SPRACHLICHEN KLARHEIT hinzu. Texte, die für die jeweilige Spielgruppe "Gesetz" sind, Regeltexte eben, die bedürfen einer außerordentlichen VERSTÄNDLICHKEIT in den Formulierungen, einer sprachlichen KLARHEIT, einer EINDEUTIGKEIT (die Interpretationen samt nachfolgender Diskussionen bis hin zum Streit über die Auslegung reduzieren hilft), und einer hohen PRÄZISION.

Nun ist es manchmal so, daß tatsächlich schon der jeweilige Entwickler des Originals kein sprachlich sehr versierter, präzise formulierender Mensch ist. - Das kann man im Rahmen einer Übersetzung leicht spürbar verbessern.

Meinem Eindruck nach ist es aber ÖFTER der Fall, daß der ÜBERSETZER sprachlich einfach grundsätzlich schludrig ist, unpräzise formuliert und es NICHT EINMAL MERKT! - Und das ist einer der Hauptgründe, nach meinen Erfahrungen mit z.T. beklagenswert jämmerlichen Übersetzungsprodukten, für wirklich MISSLUNGENE Übersetzungen.

Wem die sprachliche Achtsamkeit abgeht, der wird sie für ein Übersetzungsvorhaben nicht "aus der Schublade ziehen" und sich irgendwie "überziehen" können, sondern die FEHLT dann eben auch bei der Übersetzung.

Ich mag MANCHE Übersetzungen wirklich gerne. Die haben es geschafft letztlich den Originaltext mit DEUTSCHEM SPRACHGEFÜHL und zudem auch noch GENREGERECHT "nachzuerzählen", statt eine sprachliche Fließbandleistung einer 1:1-"nach mir die Sintflut"-Übersetzung abzuliefern.

Letzteres ist leider eher das Übliche.

Und das ist ein Grund für mich, lieber die Originale zu erwerben, da diese zum einen BILLIGER sind, und zum anderen einfach der ZUSÄTZLICHE ÄRGER ausbleibt, den ich mit einer durch die sprachliche Gefühlslosigkeits-Mangel gedrehten deutschen Ausgabe hätte.

Offline Selganor [n/a]

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Re: Übersetzungsklopse
« Antwort #374 am: 1.04.2010 | 15:23 »
Koennen wir die Diskussion um das WARUM hiermit beenden und lieber wieder Uebersetzungsklopse listen?

Danke.

Abraham Maslow said in 1966: "It is tempting, if the only tool you have is a hammer, to treat everything as if it were a nail."