Dass Spielis aktiv Drama suchen, muss dann wohl auch neu sein. Wie gesagt: Meine Spielis *wollen* gegen Graf Schepper kämpfen, wenn sie schon im Schloss sind. Im Vordergrund steht die spannende Handlung, für alle am Tisch. Selbstverständlich gibt es andere Tische, wo das anders ist. Aber eben nicht bei CR, nicht bei den Dice Actors und nicht bei offensichtlich weiteren Tischen hier im Thread, weil die Leute eben Bock darauf haben, nicht die Story crashen zu wollen sondern auf Meta-Ebene lieber kooperativ spielen wollen. Und das geht auch ohne vorherige Absprachen, sondern mit context-clues.
Was ich auch noch in Frage stellen möchte ist die Idee, dass nur der geplante Weg der SL das Drama ist, das für das Millionenpublikum geeignet ist. Manche Spielis sind eben darauf bedacht und so geschickt, aus jeder Situation eine spannende Geschichte zu machen, und ich bin mit jedem Weg zufrieden. Kein Kampf gegen Graf Schepper und wir nehmen nur die Wertsachen mit? Das hat dann eben andere Konsequenzen. Gibt dann keinen Kampf, aber dafür tiefgründige moralische Gespräche darüber, wie der Graf an das ganze Gold gekommen ist und wen er dafür ausbeutet. So etwas lässt sich improvisieren, ich lebe das ja täglich. Meine Sessions beginnen mit offenen Situationen, Kampf gegen den Grafen ist möglich, es kann aber auch was ganz anderes passieren. Und ich habe auch ein Publikum, das eine spannende Geschichte miterleben will. Die brauche ich aber nicht mit den Spielis einstudieren, die ergibt sich von selbst, das ist die Magie vom Tischrollenspiel.
Es gibt halt nicht den einen Weg, den die SL durchdrücken will und an den sich alle zu halten haben. Was soll in der Geschichte denn schief gehen, damit das Millionenpublikum verärgert ist? Der Kampf gegen den Grafen fällt aus? Lässt sich eben in den meisten Fällen durch gutes Spiel auffangen. Und bei manchen Fällen gab es ja auch schon deutlich Backlash. Mollymauk-Situation oder der Goldfisch-Vorfall. Sowas skriptest du nicht vorher.
Aber ja, ich habe leider auch nicht die Zeit, da weiter zu diskutieren. Für mich ist offensichtlich, dass:
- Critical Role "echtes" Rollenspiel betreibt, wie es auch in unzähligen Esszimmern gemacht wird
- Plot Points nicht abgesprochen sind und keiner der Spielis weiß, was hinter der nächsten Tür lauert
- dies möglich ist, weil alle am Tisch auf eine spannende und dramatische Geschichte aus sind und dies durch ihr Spiel ermöglichen können