Ich bin seit mehr als 10 Jahren nebenberuflich selbständig tätig, daher gebe ich kurz meinen Senf hierzu ab.
1) Die Kleinunternehmerregelung hat nix mit deinem Einkommen aus nicht-selbstständiger Tätigkeit zu tun. Es geht einzig und allein darum, ob dein Umsatz (nicht Einnahmen) aus deiner nicht-selbständigen Tätigkeit im vergangenen Kalenderjahr unter 25.000 € lag und im laufenden Kalenderjahr unter 100.000 € liegt. Dann musst du auf deinen Rechnungen keine Umsatzsteuer ausweisen und du musst keine Umsatzsteuer abführen. Du kannst auf diese Regelung allerdings auch verzichten und freiwillig Umsatzsteuer bezahlen. Das kann bei bestimmten Betrieben Sinn machen wegen Vorsteuerabzug etc.
2) Ob du ein Gewerbe anmelden musst oder die Tätigkeit als SL eine freiberufliche Tätigkeit darstellt, ist schwer zu sagen. Ich kann mir beides vorstellen. Hängt auch stark von deinem beruflichen Background ab und was du sonst so machst im Rahmen deiner selbstständigen Tätigkeit. Ich selbst bin in einem Bereich tätig, wo die meisten als Gewerbetreibende unterwegs sind und ich als Freiberufler. Als Freiberufler muss man die Tätigkeit nur beim Finanzamt anmelden und bekommt dann eine Steuernummer. Als Gewerbetreibender muss man das bei der Gemeinde anmelden. In beiden Fällen ist wichtig, dass du auch Gewinne machst. Wenn du ein paar Jahre lang keine Einnahmen erzielst, wird dir das Finanzamt das nicht durchgehen lassen.
3) Wenn man selbstständig tätig ist, dann gibt es verschiedene Risiken, die man vorab klären sollte. Im Fall der von dir verlinkten Plattform würde ich klären, wer da dann eigentlich dein Auftraggeber ist. Ich vermute, die Plattform versucht sich rauszureden und agiert als Vermittler von Dienstleistungen. In der Praxis ist das meistens kein großes Problem, aber man sollte sich dennoch mit dem Thema Scheinselbstständigkeit und dem Thema Haftung befassen. Gerade das Thema Versicherung sollte man da nochmal genau anschauen, weil theoretisch können dich deine Kunden ja verklagen und dann haftest du privat.
3) Thema EÜR: da macht man einfach zusätzlich zur normalen Steuererklärung eine Anlage S (wie vom Feuersänger schon genannt). EÜR (Einnahmen-Überschuss-Rechnung) geht natürlich nur, wenn dir das deine Betriebsform erlaubt. Aber in besagtem Fall wird man ja wohl kaum ne GmbH anmelden oder so. Jedenfalls kann man das theoretisch in ELSTER machen, in nem beliebigen Steuerprogramm oder sogar selber in ner Excel-Tabelle. Da werden einfach Einnahmen gegen Betriebsaufgaben gerechnet. Hier kann man dann natürlich so Sachen wie Abos für Dienste wie Forge oder sonstige Gebühren sowie Ausgaben für den PC abrechnen. Der Gewinn wird dann besteuert. D.h. natürlich, dass du nicht das ganze Geld, dass du durch Spielleiten einnimmst, verprassen kannst. Einen Teil davon musst du ans Finanzamt abführen und das vergessen halt viele, die sich nebenbei was dazu verdienen.
4) Thema rentiert sich das: Also ich mache jetzt mal ein ganz großes Fragezeichen dahinter, ob es sich lohnt, bezahlter SL zu sein. Hier ist denke ich wichtig, ob man die Einnahmen braucht. Wenn ich nicht drauf angewiesen bin und es ist nur ein schöner Nebenerwerb, dann hat man kein unternehmerisches Risiko. Wenn ich davon lebe, dann muss ich mir überlegen, wie viel ich pro Stunde verlangen muss. Meiner Meinung nach geht da nix unter 60 bis 100 € die Stunde (für Vorbereitung und Durchführung einer Sitzung würde ein normaler Unternehmer also zwischen 300 bis 600 € berechnen). Und wir reden hier von einem Brutto-Umsatz pro Situng, von dem man nach Steuern, Ausgaben für Energie usw. sowie Ausgaben für die Rente und Krankenversicherung wegrechnen müsste, wenn man davon lebt. Ich stelle hier mal die steile These auf und behaupte, die Leute, die das hauptberuflich machen, beziehen irgendeine Form von Sozialleistung. Und ich schätze, auch Schwarzarbeit spielt in diesem Bereich eine große Rolle. Da kann man dann nur hoffen, dass einen das Finanzamt oder das Jobcenter nicht erwischt.
Ob es sich nebenberuflich rentiert, das wage ich aber auch zu bezweifeln. Wenn ich mal davon ausgehe, dass man 3 Stunden vorbereitet und 3 Stunden online leitet, dann bedeutet das pro Sitzung 6 Stunden Arbeit. Auf der Plattform zahlen Spieler im Schnitt anscheinend so zwischen 10$ bis 20$ pro Sitzung. Sind wir mal großzügig und rechnen mit 20$ pro Spieler. Bei 4 Spielern macht das 80$. Davon musst du 15 Prozent an Start Playing abgeben. D.h., du bekommst vor Steuern 68$ ausgezahlt. Was natürlich kacke ist, weil du umgerechnet in Euro nur noch 59,90€ übrig hast. Davon darfst du dann nochmal je nach Einkommen in deinem Hauptberuf zwischen ca. 14 bis 42 Prozent Steuer abführen. Dann bleiben dir im Schnitt 45€ pro Sitzung, für die du fast einen ganzen Arbeitstag neben deinem normalen Job investieren musstest. Nehmen wir an, dass du im Schnitt alle zwei Wochen leiten kannst, bleiben dir aufs Jahr verteilt 1.170 € vor Steuer. WOW! MUCH GREAT!
Zusätzlich musst du jedes Jahr ne Steuererklärung abgeben, bist demnächst dazu verpflichtet, E-Rechnungen auszustellen und empfangen zu können und musst alle Belege für das Finanzamt aufheben.
Und dann heißt es noch beten, dass dich das Finanzamt nicht zur monatlichen (!) Abgabe einer Umsatzsteuererklärung auffördert (können Sie auch bei Kleinunternehmern machen) oder dass Sie eine Betriebsprüfung vornehmen. Beides ist sehr unrealistisch, aber nicht ausgeschlossen bei weirden Tätigkeiten und wenn der Verdacht besteht, dass man da eigentlich nur Sachen wie den PC usw. abschreiben will bei nicht-vorhandenen Einnahmen.
Ich komme daher zu dem Schluss, dass bezahltes Leiten sich nicht rentiert, außer du kannst deine Kumpels dazu überreden, dass sie dir für das, was du bisher eh schon hobbymäßig machst, bezahlen.
P.S. Noch vergessen, aber super wichtig: Dein Arbeitgeber muss deine nebenberufliche Tätigkeit natürlich genehmigen. Du darfst das nicht verschweigen.