Autor Thema: Bezahltes Spielleiten?  (Gelesen 31262 mal)

Clawdeen, 1of3 (+ 1 Versteckte) und 5 Gäste betrachten dieses Thema.

Offline Darius der Duellant

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Re: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #350 am: Heute um 17:19 »
Naja, bei 500 Euro brutto pro Tag wären das auf den Monat gesehen bei 20 Tätigkeitstagen schon ganz solide Eurönchen auf dem Konto

Es ist ne selbstständige Tätigkeit. Wenn man von der leben will, müssen nach Steuern SIGNIFIKANT mehr € übrig bleiben als bei einem normalen Job, damit das nicht ein Risikogeschäft wird. 10000 Brutto für nen Vollzeitjob ist im Angestelltenverhältnis super.
Als Selbstständiger, bei dem es KEINE bezahlten Urlaubs- und Krankentage gibt, ist das leider gar nicht mehr so geil. Jetzt reden wir aber immer noch von der Stritter, die aufgrund diverser Dinge einen doch deutlich größeren "pull" hat, als andere bezahlte SL. Wenn also schon bei ihrer Bezahlstufe (mal davon abgesehen dass ich gewisse Zweifel habe dass man genug Leute findet um zu dem Stundensatz dauerhaft 20 Arbeitstage im Monat zu füllen) die Rechnerei beginnt, lohnt sich das für einen guten der sagen wir mal nen 50er verlangen kann, schon gleich dreimal nicht.

Ich sehe da wie gesagt nur zwei Varianten wie die meisten anbietenden Leute daraus einen nutzen ziehen können:
1. Rausfiltern von "fütter mich" spielern, weil jemand der Geld für die Sitzung zahlt vermutlich auch ein genuines Interesse daran hat dass die Sitzung gut wird und nicht nur mit dem Handy in der Hand danebenhockt
2. zubrot für Leute mit viel freizeit aber wenig kohle. GGf. dann auch nicht sauber versteuert.


Das kann halt auch nach hinten losgehen... "Jetzt hab ich dich schon bezahlt, jetzt biete mir hier mal ne Vorführung".

Da hast du absolut recht, aber:
Genau solche Pappnasen trifft man als SL doch jetzt schon. "DU Entertainer, ich Zuschauer, mach mal!"
« Letzte Änderung: Heute um 17:25 von Darius der Duellant »
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Offline JS

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Re: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #351 am: Heute um 17:49 »
Also ich war jahrelang selbständig und konnte von weniger als 10K brutto pro Monat exzellent leben, und damit meine ich nicht "exzellent" im Sinne von Fahrrad, Dosensuppe, Leitungswasser und ohne Krankenversicherung oder Rentenbeiträge. Ich möchte auch behaupten, daß die meisten Selbständigen heutzutage je nach Branche NICHT 10K brutto pro Monat machen und trotzdem nicht obdachslos unter dem Baum betteln müssen.
https://www.selbststaendig.de/so-viel-verdienen-selbststaendige-deutschland

Frau Stritter leitet selbstredend nicht 20 Tage pro Monat Runden für 500 USD, aber es ist immerhin ein solide bezahlter Teil ihrer Tätigkeit. Wer dagegen ohne Promibonus vom Leiten leben will, der muß dann doch wohl sehr hart im Nehmen und Aushalten sein oder ungewöhnlich bescheiden. Das stand aber gar nicht zur Debatte, weil bei den angegebenen Hungerlöhnen sonnenklar. Ob selbst dieser Hoschie mit seinen 12 Runden pro Woche auskömmlich nach deutschem Standard (inkl. Steuerlast, Kranken- und Rentenversicherung) leben kann, möchte ich auch mal kritisch betrachten.

Selbständigkeit ist logischerweise immer ein Risikogeschäft. Als verhätschelter und verzogener Sproß einer Unternehmerfamilie weiß ich das sehr gut.
« Letzte Änderung: Heute um 18:05 von JS »
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Offline Darius der Duellant

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Re: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #352 am: Heute um 18:04 »
Ohne zu persönlich werden zu wollen, aber wie lange hättest du es mit deiner Budgetierung gemacht wenn du mal ernsthaft Krank geworden wärst? Wenn es läuft, dann läuft es ja, aber der Puffer ist ja dafür da dass man auch dann nicht direkt richtig auf die Fresse fällt, wenn man mal drei Monate nicht arbeiten kann weil wasauchimmer. Wenn ich mir die Grafik in deinem Link ansehe, ist man mit einem Nettoeinkommen von unter 2400€ im Monat schon im oberen Einkommensviertel, als Selbstständiger. Das finde ich geradezu gruselig niedrig und ich kann mir nicht vorstellen wie man mit so einem Einkommen bei einem normalen Lebensstil die notwendigen Rücklagen bilden soll um einerseits für Dienstausfallzeiten vorzusorgen und andererseits einen Puffer für mittlere bis größere Ausgaben wie Waschmaschine und Auto anzuhäufen.
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Offline Feuersänger

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Re: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #353 am: Heute um 18:13 »
Was, weniger als 10k im Monat? Dann gab's aber ab dem 20. nur noch Tütensuppe, oder?  >;D
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Offline JS

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Re: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #354 am: Heute um 18:16 »
Wen du ernsthaft krank wirst, ist - wie gesagt - Selbständigkeit immer ein gewaltiges Risiko, aber das ist ja nun eine Binsenweisheit. Und ein Angestelltenverhältnis übrigens auch, weil du dann schnell ins Krankengeld kommst und auch da irgendwann rausfällst. Unter Beamtentum und reicher Privatier ist dein Wirtschaftsrisiko immer ein Problem bei ernsthafter und damit längerer oder dauerhafter Krankheit. Wobei das nun wirklich über den Thread hier rausgeht. Wenn deine Selbständigkeit allerdings kein Überbrücken von drei schwierigen Monaten erlaubt, hast du in der Tat ein finanzielles Problem.

Zum Persönlichen: Ich war in einem Bereich tätig, der mir u.a. durch Home Office im Krankheitsfall monatelang keine Probleme bereitet hätte. Nur Krankenhaus oder gesundheitlicher Totalausfall wären übel gewesen. Das gilt aber auch für viele Freiberufler. Meine Sparquote war auch bei teils deutlich unter 10K brutto pro Monat problemlos im vierstelligen Bereich, so daß ich über kaputte Autos und Waschmaschinen nur geschmunzelt hätte. Mein Konto war randvoll sozusagen.

2400 Euro netto pro Monat sind übrigens "deutsche Mittelschicht".
"Zur Mittelschicht im engen Sinne zählt laut IW 2024, wer zwischen 80 und 150 Prozent des mittleren bedarfsgewichteten Haushaltsnettoeinkommens liegt. Bei Singles wären das zwischen 1.850 und 3.470 Euro netto im Monat. Für eine vierköpfige Familie liegen die Grenzen zwischen 3.880 und 7.280 Euro.
Ab einem Nettoeinkommen von 5.780 Euro (Single) beziehungsweise 12.140 Euro (Familie) zählt man im soziologischen Sinne zur einkommensbezogenen Oberschicht – also zu den sogenannten Reichen. Doch diese Gruppe ist klein: Nur rund 4 Prozent der Bevölkerung gehören dazu. Überraschend: Laut Umfragen schätzen viele den Anteil sechsmal höher ein, als er tatsächlich ist."
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Re: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #355 am: Heute um 18:20 »

2400 Euro netto pro Monat sind übrigens "deutsche Mittelschicht".
"Zur Mittelschicht im engen Sinne zählt laut IW 2024, wer zwischen 80 und 150 Prozent des mittleren bedarfsgewichteten Haushaltsnettoeinkommens liegt. Bei Singles wären das zwischen 1.850 und 3.470 Euro netto im Monat. Für eine vierköpfige Familie liegen die Grenzen zwischen 3.880 und 7.280 Euro.
Ab einem Nettoeinkommen von 5.780 Euro (Single) beziehungsweise 12.140 Euro (Familie) zählt man im soziologischen Sinne zur einkommensbezogenen Oberschicht – also zu den sogenannten Reichen. Doch diese Gruppe ist klein: Nur rund 4 Prozent der Bevölkerung gehören dazu. Überraschend: Laut Umfragen schätzen viele den Anteil sechsmal höher ein, als er tatsächlich ist."



Oh Vorsicht, dieser IW Artikel ist ein ganz rotes Tuch für mich weil er mathematische Mittelschicht mit Gesellschaftlicher vermengt, in dem er rein die Einkommensseite betrachtet und so die schleichende Verarmung Hierzulande zu Überpinseln versucht.
Jemand der 2400 Netto Verdient und davon noch Miete zahlen muss, ist kein gesellschaftlicher Mittelschichtler.
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Re: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #356 am: Heute um 18:28 »
Nein, nicht vorsichtig, denn das sind überall die verbreiteten (auch offiziellen) Zahlen, auch wenn ICH ebenfalls weiß, wie absurd diese Einteilungen teilweise sind. Das wird u.a. hier kritisch thematisiert:
https://www.youtube.com/watch?v=3H8xcYko9OQ

Nur entsprechen so relativ geringe, aber verbreitete Einkommen der Realität, egal, wie sie dann eingeteilt werden, um "Schichten" zu schönen und Leute zu beruhigen. Also ja, 2400 EUR netto für einen Single im Mietverhältnis sind in heutigen Zeiten de facto kein Grund zum Jubeln und Feiern - und für Selbständige vor Krankenkasse und Rentenkasse noch weniger -, aber auf der anderen Seite sind 10K brutto als notwendige Basis für Selbständigkeit ebenfalls verzerrt.

Aber eigentlich ging es doch darum, daß 50 Euro für eine Spielrunde erbärmlich wenig sind und 500 Euro zwar viel erscheinen, aber eigentlich eine angemessene Vergütung darstellen - die man aber nur mit Promibonus erhält. Somit: Spielleiten für Geld ist ein müdes Geschäft und finanziert vielleicht die Fußpflege nächste Woche.
« Letzte Änderung: Heute um 18:34 von JS »
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