Meine Beobachtung: Das Hobby Tabletop besteht im wesentlichen aus Figurenkaufen, Bilder-gucken und vielleicht noch Malen und Fotografieren. Es ist wohl eher der Normalfall, dass die meisten Tabletop-Figuren vielleicht zwei oder drei Mal überhaupt auf einem Spieltisch stehen.
Sehe ich nicht so.
Eine Studie hat durch die Befragung von Spieler*innen in Finnland 6 Elemente beim TT festgestellt: 1) Das jeweilige Spiel an sich, 2) Modellbau, 3) Sammeln, 4) Storytelling, 5) das Ausstellen der eigenen Modelle und die damit verbundene Wertschätzung sowie die 6) Teilhabe an der Hobby-bezogenen Community und Vernetzung
(Meriläinen, Sternros & Heljakka, 2020, S. 7ff.).
Diese Aspekte haben bei jedem Spielenden individuelle Schwerpunkte.
Ich nehme mal 3 Typen, die mir relativ häufig begegnet sind.
Spieler 1 hat nie besonders kompetitive Listen aufgestellt sondern die Modelle, die er cool fand. Dabei war das Lust Building nicht vollkommen dämlich, es war ihm nur nicht so wichtig, die letzten 40% Effizienz rauszuquetschen. Er fand aber die Modelle geil und hat jede Hintergrundgeschichte mehrfach gelesen und konnte mir alle Bezüge zu den Horus Heresy Büchern herstellen. Gemalt hat er gerne, aber mittelmäßig, hatte aber nicht Interesse, viel besser zu werden. gespeilt hat er regelmäßig, vor allem um nebenbei 4-6 Bier zu zischen und Zeit mit den Freunden zu verbringen.
Mit den Aspekten oben würde ich sagen, dass für ihn vor allem 1) Das jeweilige Spiel an sich, 3) Sammeln, 4) Storytelling und 6) Teilhabe an der Hobby-bezogenen Community und Vernetzung wichtig waren, der Schwerpunkt lag sicher auf 4 und 6.
Spieler 2 ist Turnierspieler, zT auch auf Weltmeisterschaften. Er hat immer sehr effiziente Armeelisten oder manchmal auch total weirde Kombos, die auf einem Team-Turnier genau die eine Antwort auf die aktuelle Meta-Liste sind, die aber niemand auf den ersten Blick sieht. Seine Modelle schauen nicht gut aus, oftmals sind die Armeen auch zusammengeliehen - aber hey, immerhin vollbemalt. Er bietet immer wieder Workshops und Bootcamps für Interessierte an, bei denen er sie rasiert und ihnen die kompetitiven Aspekte der Spiels näher bringt und sie dabei unterstützt, besser zu werden.
Bei den Aspekten oben würde ich sagen: 1) und 6), wobei sich die Community hier natürlich auf die Turnier-Community bezieht.
Spieler 3 malt gerne, aber nicht high end, wie die Malwettbewerbler. Die Optik der Armee ist wichtiger als die genaue Armee (da werden gerne Modelle umfunktioniert, aber dann auch umgebaut). Die Armeelisten sind nicht bis zu, letzten Quäntchen aasmaximiert, aber so bei 80% endet es dann schon - es ist halt immer die eine oder andere Einheit dabei, die der Optik wegen in der Armee ist. Die Tische sollen cool aussehen, die Spiele sind dann eher okay, wenn es nur einmal im Monat ist und nicht dreimal die Woche. Der Spieler tauscht sich im Netz darüber aus.
Ich würde hier vor allem 1, 2 und 5 sehen.
Sprich:
Es ist absolut schwierig zu sehen oder zu sagen, woher der oder die Einzelne die Freude aus TT zieht.
Für ein Tabletop braucht man nur einen Mitspieler; es geht oft ganz gut auch allein.
Aus meiner Erfahrung würde ich widersprechen. Theoretisch ja, aber wenn ich immer dieselben 3 Dinge gegeneinander spiele, dann ist es auch fad auf Dauer.
Persönlich: Meine Aktivste und beste TT Zeit hatte ich im Studium, wo wir alle einmal die Woche 40k gezockt haben. Egal, wann ich in den Club gekommen bin, es gab Mitspieler, man hat geratscht, man hat Gelände gebaut, jeder hatte sich den Termin freigehalten, wir hatten ne slow grow league, stetig Nachwuchs und Interessierte und Unterstützung im Laden vor Ort.
Dann ist das in mehrere Spielsysteme zersplittert und langsam gestorben.
Man kann über GW sagen, was man will, aber man findet immer Mitspieler/innen und eine Gruppe. Je spezieller meine Interessen sind, desto geringer ist die Bereitschaft, sich damit auseinanderzusetzen, weil das neuen Invest an Zeit (und evtl. auch Geld) kostet. Ein Freund von mir ist mega Fan von Trench Crusade, der hat alle Armeen, aber mich spricht das nicht an - warum sollte ich also die Zeit investieren, um die Regeln zu lesen? Da spiele ich lieber mit einem anderen Kumpel das böse GW-Spiel, das ich schneller wieder drin habe, wo ich selbst Modelle bemalt habe und passendes schickes Gelände.