Folgende Bücher habe ich seit meinem letzten Beitrag gelesen, deswegen nur verkürzte Texte dazu:
#7
Barbara Kingsolver - Demon CopperheadDieses Buch sollte ein ergreifendes Werk über die Opioid-Krise in den Südstaaten der USA sein. Manche fanden es auch spannend. Ich fand, dass die Autorin viele gute und spannende Themen gesetzt hat, am Ende bleibt viel davon aber leer und ausgebrannt. Das war mein Eindruck des Buches. Ich verstehe, dass es Preise gewonnen hat. Der Aufbau ist definitiv von professioneller Hand gestaltet. Aber weder die Auflösung des Buches ist stilistisch befriedigend, noch hat es mich ergriffen. Ich habe mich auf die Lektüre gefreut, weil das Thema Schmerzmittel und Drogen auch in meinem Umfeld eine Rolle gespielt haben. Den Verfall hat Kingsolver weniger ergreifend als konstruiert dargestellt. Das mag sogar eine Stärke sein, denn was das angeht, ist das Buch so, wie es häufig den Betroffenen von diesen Krisen geht: ihnen wird ein Stück weit alles egal. Sie sind emotional ausgebrannt und mit sich selbst und der Sucht beschäftigt. Und das ist das Werk dann auch. Was ich schade finde, denn es hätte definitiv alle Zutaten für ein Meisterwerk, vom Schreibstil, von den Themen, von der Länge: am Ende klickt es jedoch für mich nicht. Am Ende bleibt es etwas zu egal und zu wenig konsequent in seinen Erzählstrukturen.
5 von 10 Punkte
#8
David Zeb Cook - Vikings - Campaigns Sourcebook - AD&DIch gehöre schon zu einer Spielergeneration von D&D, die erst mit der 3. Edition um das Jahr 2000 in das Spiel eingestiegen ist. AD&D im Rückgriff ist vor allem durch die PC-Spiele (Baldur's Gate v.a.) und durch die Beschäftigung mit den Realms für mich wichtig geworden.
Jahrelang habe ich schon historische und pseudohistorische Runden geleitet, aber den Kampagnenbüchern aus AD&D wenig Beachtung geschenkt. Und ich muss sagen, das war vielleicht ein Fehler. Das Buch ist kurz, aber schlüssig. Es ist auf dem Stand der historischen Forschung der damaligen Zeit und zeigt genau auf, wo Phantasie und Geschichte zu trennen sind. Es ist lediglich etwas zu kurz geraten und in alter AD&D-Art gibt es dem Spielleiter zu wenig an die Hand, wie er das neu gewonnene Wissen wirklich anwendet. Mehr Wissensquelle als Komptenzwerk. Aber trotzdem erfrischend gut.
6,5 von 10 Punkte
#9
Wolf Haas - MüllIch habe vorher noch nie einen Brenner-Krimi gelesen und habe den aus einer Krabbelkiste geborgen. Es ist dunkel, lebensweise, und trotzdem eine Mischung aus gritty und witzig. Wolf Haas hat sich zurecht einen Ruf erarbeitet und einen berühmten Stil. Man kann die Wiener Schmäh rauslesen, ohne dass es kitschig oder nervig wird. Der Erzähler ist launig, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Das Buch ist glaubwürdig abstrus, manchmal sogar poetisch; und gerade dann, wenn es das nicht so richtig sein will. Lebensklug. Und der Umgang mit Sprache ist es wert, dass man das Buch liest. Ich würde auf jeden Fall noch einen Haas in die Hand nehmen.
8 von 10 Punkte
#10
Ian Heath - The VikingsIch liebe die historischen Illustrationen von Angus McBride. Es ist ein kurzes Buch aus der Osprey-Reihe. Im Rahmen einer Kampagnenvorbereitung habe ich das kurze Büchlein gelesen. Es ist quasi eine noch kürzere Einführung, an 2-3 Stellen fast zu Detail-verliebt, und dann am Ende nicht zusammenhängend genug, aber trotzdem eine brauchbare Einführung. Und dann sind da eben noch die Illustrationen.
Deswegen 6 von 10 Punkte
#11
Klaus-Jürgen Bremm - 1864 - Bismarcks erster KriegBremms Buch hat auf der Habenseite für sich stehen, dass es die Vorgeschichte des Krieges, gerade unter Einbeziehung der Erhebung ab 1848, verständlich und konzise beschreibt.
Insgesamt ist der Erkenntnisgewinn für mich jedoch nicht so groß gewesen. Das Buch will ein Stück weit Militärgeschichte, Vertragsgeschichte und Populärgeschichte miteinander vermählen. Der Grundidee ist unbedingt zu folgen. Allerdings ist die Perspektive auf Moltke und Bismarck zu verkürzt und zu einfach; die anderen Macher und Teilnehmer der wichtigen Entscheidungen sind zu kurz angeschnitten. Die Urteile über die Teilnehmer und Protagonisten dieses Kriegers und seiner Vorgeschichte zu deutlich bei zu wenig Informationen. Es wird sozusagen - überspitzt dargestellt - nur in Versager und Genies unterschieden. Das wird der sehr komplexen Geschichte am Ende m.E. nicht gerecht.
Um wirklich populärwissenschaftlich zu sein, entbehrt es dann wiederum den flüssigen Stil, den es bräuchte, um den Erfolg zu zeitigen, den man solchen Wirken gerne gönnen mag.
Die militärgeschichtliche Seite des Buches wiederum zeigt, dass Bremm aus diesem Thema kommt. Es gelingt ihm hier am ehesten, ein sehr komplexes Thema einfach und anschaulich zu beschreiben, und das passt dann auch in den kurzen Rahmen des Buches.
Insgesamt gelingt die Vermählung dieser unterschiedlichen Bereiche nicht immer überzeugend. Als Einstiegswerk in die Thematik ist es dennoch geeignet, gerade weil die Vorgeschichte und die besonders schwer zu verstehenden Vorbedingungen verständlich dargestellt sind. Allerdings übernimmt es manche Mythen aus der Bismarck-Welt zu unreflektiert und zu unkritisch; und die zu knappe Charakterisierung der handelnden Menschen ist am Ende der größte Mangel einer letzlich lesbaren Einführung.
4,5 von 10 Punkte