Danke @Maarzan, ein gutes, interessantes und notwendiges Thema.
Für mich ist es vor allem eine Sache der Betonung der verschiedenen Bestandteile des Rollenspiels in den Regeln.
Steht das Spiel im Vordergrund: Dann ist das Thema vor allem Balancing, sauber formulierte Regeln und die Option zum taktischen Kampf (stark bei D&D)
Steht die Geschichte im Vordergrund? Dann sollten die Regeln die Bildung einer Geschichte unterstützen (z.B. Fate oder PbtA)
Steht die Umsetzung der Spielwelt in Regeln im Vordergrund? Dann sollten die Regeln detailiert und "realitätsnah" sein, Balancing ist zweitrangig (z.B. DSA).
Dazu kam für mich in den letzten Jahren der "OSR-Stil" mit unparteiischer SL, vielen Zufallstabellen, meist Sandbox-Spiel und meist hoher Tödlichkeit.
Und mir ist inzwischen klar, dass diese Einteilung nicht dem Modell von Ron Edwards entspricht und wenn ich GNS in diesem Sinn verwende, das zu Verwirrung führen kann. Danke daher auch nochmal für dieses Thema, war dahingehend nochmal ein Augenöffner:
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,130404.msg135278088.htmlEbenso ist mir klar, dass meine "Definition" von OSR auch Hardcore-OSR-Anhänger:innen nicht zufriedenstellen wird.
Letztendlich hat "meine Version" mir aber mehr geholfen, Rollenspiele zu verstehen, einzuschätzen und zu erklären, als die "verwissenschaftlichte" Forge-Theorien oder OSR-Begriff-Spitzfindigkeiten. Ich werde aber zur Abgrenzung versuchen, eine neue Bezeichnung zu finden. Evtl. "Spielprioritäten".
Oft lässt sich Unzufriedenheit mit einem System an einem falschen Blickwinkel festmachen. Wenn ich versuche, Fate wie D&D oder DSA zu spielen oder mit einer OSR-neutralen SL, wird es sich einfach falsch als schlecht designtes Rollenspiel anfühlen. Ebenso werde ich mit den Stärken von DSA nichts anfangen können, wenn es mir primär um Drama-Spiel oder balancierte Herausforderungen geht. Und natürlich sind die Unterschiede noch weitaus vielfältiger, aber als grobe Kategorien funktioniert es.
Fazit: Spiele und Spielstile sind unterschiedlich und wenn ich mit ihnen Spaß haben will, muss ich mich darauf einlassen. Das ist für mich aber wiederum die Quintessenz. Es gibt keine perfekte Art Rollenspiele zu spielen. Man kann aber Tipps geben, wie man aus bestimmten Rollenspielen das Meiste herausholen kann. Das ist aber immer noch keine Garantie, dass es einem gefällt (weil vielleicht der grundsätzliche Ansatz nicht das ist, was man will) und dieselben Tipps funktionieren eben nicht bei Rollenspielen mit anderem Ansatz. Ebenso bringt es nichts, wenn ich versuche ein System in eine Richtung umzubauen, für die es nicht gedacht ist. Ich kann ein System an ein Setting anpassen, aber nicht (bzw. nur sehr eingeschränkt) an eine gänzlich andere Spielpriorität.