Autor Thema: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler  (Gelesen 1642 mal)

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Offline Eran

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Hallo zusammen,

ich habe in der Vergangenheit öfter erlebt, dass Spieler sich gesperrt haben mit mir als SL abzustimmen, in welche Richtung die neue Kampagne gehen soll.
Mir wurde wörtlich gesagt: „Du bist der Spielleiter, mach einfach.“
Sogar die Wahl der Stadt in der wir spielen (Vampire/World of Darkness) hat eine Runde komplett mir überlassen.

Daraufhin war ich als SL in einer stärkeren Rolle als mir lieb war, habe viel vorgegeben und die Flaggen der Charakterbögen gedeutet, so gut ich konnte.

Es gab auch andere Gruppen in denen vor und während des Spiels, alle Mitspieler, die Regie übernommen haben und gemeinsam kreativ wurden.

Was ich nicht verstehe, ist, warum sich manche Gruppen so vehement gegen eine Session Zero wehren?


Wie besprecht ihr neue RPG-Projekte mit euren Gruppen?
Was sind eure Erfahrungen?

Offline ghoul

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #1 am: 9.05.2025 | 14:25 »
Normalerweise arbeite ich etwas aus oder habe vor, es auszuarbeiten. Daher sage nur "Folgendes können wir spielen. Wer hat Lust?"
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PESA hilft!
PESA diskutiert.
Desweiteren: Alle deine Probleme wurden bereits in AD&D 1e gelöst.

Offline Haukrinn

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #2 am: 9.05.2025 | 14:32 »
Ich halte das unterschiedlich

- Ghouls Ansatz finde ich durchaus richtig. Wenn ich als SL Bock auf was habe, mache ich ein Angebot. Auch da möchte ich gerne Finetuning durch die Mitspielenden haben, das kann aber auch gerne noch im Spiel geschehen. Grobes Meckern verbitte ich mir bei diesem Ansatz dann aber, solche Leute dürfen dann gerne zuhause bleiben (das fängt dann selbstverständlich auch schon mit den spielbaren Klassen und Spezies und den verwendeten Hausregeln an - ich denke mir da was bei, wenn ich keine Drow und keine Assassinen zulasse, also nehmt das hin). Nebenbei, ich finde für größere Gruppen mit wechselhafter Besetzung ist das auch der einzige sinnvolle Weg.
- Wenn eine gewisse Anspruchshaltung besteht, dann gerne eine Session Zero. Dann bauen wir aber gemeinsam das Spiel, das wir spielen wollen auf und dann bestehe ich auch als SL auf entsprechenden kreativen Input nicht nur während der Session Zero, sondern auch während des Spiels.

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Offline Selis

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #3 am: 9.05.2025 | 14:35 »
da fallen mir pauschal zwei Gründe ein

1. die Spieler wollen sich überraschen lassen.
Sie wollen entdecken, was sich der SL ausgedacht hat.

2. es sind reine Konsumenten und der SL als Dienstleister

Oder aber sie sind es als Spieler nicht gewöhnt oder sie denken, sie sind nicht kreativ genug.

Manche sind von den dauernden Session 0 aber auch genervt, vor allem wenn es mit dem ganzen Brimborium wie Lines&Veils und Trigger und OpenDoor usw daherkommt. Was eh immer dasselbe beinhaltet.

Ähnlich triggert mich allein der Ausdruck Gruppenvertrag, entsteht eigentlich daraus aber allein der Ausdruck nervt mich.
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Online chad vader

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #4 am: 9.05.2025 | 14:39 »
"Folgendes können wir spielen. Wer hat Lust?"
Das halte ich für einen guten Ansatz.

Mein letzter Chef und wichtigster Mentor hat immer gesagt: "Keine Diskussion ohne Konzept"

Was er damit meinte: Wenn du sicher gehen möchtest, dass aus nem sehr offenen Planungsmeeting mit vielen Teilnehmenden ein Ergebnis raus kommt, bring nen Vorschlag mit. Es fällt Menschen sehr viel leichter, anhand eines konkreten Vorschlags Änderungswünsche auszudrücken, als auf der grünen Wiese spontan was kolaborativ zu kreieren und für Prozess und Ergebnis sogar noch Verantwortung zu übernehmen.
« Letzte Änderung: 9.05.2025 | 14:41 von chad vader »

Offline Eran

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #5 am: 9.05.2025 | 15:25 »
da fallen mir pauschal [...] Gründe ein

[...] die Spieler [...] sind [...] Konsumenten [...]

Da ist etwas wahres dran. Meine Gruppen sind aus verschiedenen Gründen wirklich so. Keine Zeit oder ein Spiel-Stil der viel mit Kopfkino zu tun hat.

[...] Oder aber sie sind es als Spieler nicht gewöhnt [...]

Das ist definitiv der Fall.

[...]

"Keine Diskussion ohne Konzept"

[...] Wenn du sicher gehen möchtest, dass aus nem sehr offenen Planungsmeeting mit vielen Teilnehmenden ein Ergebnis raus kommt, bring nen Vorschlag mit. Es fällt Menschen sehr viel leichter, anhand eines konkreten Vorschlags Änderungswünsche auszudrücken, als auf der grünen Wiese spontan was kolaborativ zu kreieren und für Prozess und Ergebnis sogar noch Verantwortung zu übernehmen.

Ein sehr hilfreicher Punkt. Ich hatte Vorschläge gemacht, aber die waren zu offen, abstrakt und akademisch.
Ghouls Antwort geht ja in die selbe Richtung.

[...]

Wenn ich als SL Bock auf was habe, mache ich ein Angebot. Auch da möchte ich gerne Finetuning durch die Mitspielenden haben, das kann aber auch gerne noch im Spiel geschehen. Grobes Meckern verbitte ich mir bei diesem Ansatz dann aber, [...]

Genau das war ein Problem. Es gab einmal durchaus viel Meckern und grobe Abstimmungsprobleme die daraus resultierten, dass ein Spieler nicht über sein Charakterkonzept sprechen wollte, obwohl es sehr ausgefallen war. Dieses Problem konnten wir leider nur lösen, indem wir nicht mehr mit diesem Spieler spielen. Mir tut das Leid, da er schon aus mehreren Gruppen geworfen wurde, denn er eckt leider immer wieder an. Das ist aber ein Einzelfall, der zwar für Durcheinander gesorgt hat und anders begründet ist.

Ansonsten versuche ich es in Zukunft mal mit einem besseren Konzept. Danke :)
« Letzte Änderung: 9.05.2025 | 15:30 von Eran »

Online Robert Paulson

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #6 am: 10.05.2025 | 10:49 »
Ich bin viel Spielleiter. Als Spieler bin ich bestimmt kein reiner Konsument: helfe wegen Regeln und Steigern, kümmere mich immer um die Initiative Organisation, liebe Playerempowrment und nutze das auch aktiv, außerdem hack ich auch mal bei Terminfindung nach. (Von meinem Engagement im Verein in dem wir spielen mal abgesehen).

Trotzdem gehen bei mir die Alarmglocken hoch bei "Session Zero":

Ich habe Zweifel daran, dass das tatsächlich genutzt wird bzw. mehr nützt wie loszuspielen und auszuprobieren. Ich mag mein Rollenspiel mit einem kreativen, leichten chaotischen, notfalls auch mal mit Try and Error Ansatz.

Ne Session Zero wäre nur unter hohen Voraussetzungen mMn Konkurrenzfähig:

- alle haben ein artikuliertes Verständnis was sie denn wollen
- es herrscht eine offene Kommunikationsatmosphäre
- man ist Kompromiss fähig bzw. es gibt genug Freiräume

Ich hab da erhebliche Zweifel. Mich selbst kostet das schon Mühe und Energie, die ich nach 40 Stunden Arbeit (die in viel Organisationsachen mit Menschen besteht) nicht habe. Meinen Mitspielern geht's glaub (auch wenn sie super engagiert sind) ähnlich. Außerdem wissen viele nicht, was sie wollen.
Bei erfahrenen Spielleitern, die ich gut kenne, weiß ich dass das ohne gut funktioniert. Bei neuen Spielleitern glaub ich, dass die ne Session Zero machen, weil man das halt so macht. Und zum Schluss ist da einfach noch die Tatsache im Raum, dass so viele Spielrunden an Terminfindung scheitern wegen einer Mischung aus Inkompatibilität, mangelnden Kommitment & Kommunikation und Planungsunfähigkeit.

Da spiel ich lieber los.

« Letzte Änderung: 10.05.2025 | 10:53 von Robert Paulson »

JollyOrc

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #7 am: 10.05.2025 | 11:05 »
Ist vielleicht das Benennen des Dings und die damit verbundene gefühlte Formalisierung das Problem?

Zitat
SL: "ok, ich mache ein neues Spiel, lass uns erstmal mit Session 0 loslegen"

S1: "was'n das für blöder neumodischer Kram? nee, kein bock, lass uns einfach loslegen!"

geht ja auch als:
Zitat
SL: "Ich will ein neues Spiel starten"

Alle anderen: "Cool, da will ich mit machen"

SL: "Ok, wir treffen uns am Donnerstag"

am Donnerstag dann:

SL: "ok, was wollt Ihr spielen?"

S1: "uh, einen Magier!"

S2: "ok, dann spiele ich eine Kämpferin!"

SL: "kennt Ihr Euch schon?"

S3: "Bestimmt! Meine Waldläuferin kann ja die Schwester vom Magier sein!"

SL: "Und, warum seid Ihr zusammen unterwegs? Was ist euer Ziel?"

usw... Läuft super organisch.

Offline Horsinand

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #8 am: 10.05.2025 | 11:11 »
Ich stelle neue Sachen vor und frage, ob die Spieler Bock darauf haben. Dann wird es ausprobiert oder nicht, fortgesetzt oder nicht.

Offline Outsider

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #9 am: 10.05.2025 | 11:14 »
Wir haben nie eine Session Zero gemacht.

In der Regel wurde nach einem Abend kurz besprochen was als nächstes dran ist. Wer Lust hatte als SL tätig zu werden hat seine Idee kurz vorgestellt und das war dann auch irgendwie schon gesetzt. Dann hatte jeder Zeit sich einen Char zu basteln oder festzulegen welchen evt. schon bestehenden Char er spielen wollte und beim nächsten Termin gings dann los.

Wenn irgendwelche Rahmenbedingungen wichtig waren wurde das vom zukünftigen SL bekannt gegeben und jeder wusste z.Bsp. welche Chars gebraucht werden usw.

Meist war das eh ein schleichender Prozess, wenn ein Abenteuer, eine Kampagne sich so langsam dem Ende neigte wurde in der Regel schon mal grob vorgeplant was folgen würde. Aber eben mehr im Nachgang zu den laufenden Runden als das jetzt eine Session Zero veranstaltet wurde.

War unkompliziert und ich habe damit nur gute Erfahrungen gemacht. 

[Edit]

Das Ganze war keine Einbahnstraße, es konnte genauso gut vorkommen das von den Spielern Wünsche geäußert wurden was sie mal spielen wollten. In der Regel hat aber irgendjemand ein Abenteuer im Kopf gehabt das er leiten wollte, oder eins gekauft und dann gings los.   
« Letzte Änderung: 10.05.2025 | 11:17 von Outsider »
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Offline Weltengeist

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #10 am: 10.05.2025 | 14:55 »
Ich habe Zweifel daran, dass das tatsächlich genutzt wird bzw. mehr nützt wie loszuspielen und auszuprobieren. Ich mag mein Rollenspiel mit einem kreativen, leichten chaotischen, notfalls auch mal mit Try and Error Ansatz.

Ne Session Zero wäre nur unter hohen Voraussetzungen mMn Konkurrenzfähig:

- alle haben ein artikuliertes Verständnis was sie denn wollen
- es herrscht eine offene Kommunikationsatmosphäre
- man ist Kompromiss fähig bzw. es gibt genug Freiräume

Ich hab da erhebliche Zweifel.

Aber diese Probleme, derentwegen du lieber keine Session 0 machen willst, können doch im Spiel erst recht auftreten? Und da stören sie dann nicht?

Ich meine: Klar, wenn alle wirklich bereit sind, alles zu akzeptieren, was der Spielleiter bestimmt, dann kommt man auch ohne Session 0 aus. Aber nach meiner Erfahrung ist das bei den meisten Leuten nicht so. Da gibt es inkompatible Charakterwünsche, Abneigungen gegen Systeme oder Genres, persönliche Phobien oder Trigger, verschiedene Spielstile und -vorlieben, unterschiedliche Auffassungen zu Regeltreue und vieles mehr. Jeder denkt, seine Auffassung sei doch die völlig selbstverständliche (siehe die Schummel-Diskussionen der letzten Wochen hier im Forum), bis es kracht. Und nahezu jede Gruppe, die irgendwann in der Geschichte des Rollenspiels aus anderen Gründen als Real-Life-Problemen auseinandergebrochen ist, ist an einem dieser Themen gescheitert. Nur bei euch passiert sowas nicht? Dann habt ihr wirklich ziemlich viel Glück gehabt...
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Offline Haukrinn

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #11 am: 10.05.2025 | 15:01 »
Ist für mich auch eine Frage der Spielfrequenz. Wenn man sich nur 3 oder 4-mal im Jahr trifft, dann wäre mir die Spielzeit viel zu wertvoll, um Fragen der Gruppendynamik da zu klären. Da würde, gerade auch dank meiner schlechten Erfahrungen der letzten Jahre, ohne Session 0 gar nicht mehr anfangen.

Trifft man sich eh jede Woche, wäre mir das dagegen egal. Und auch bei One Shots wäre es das natürlich nicht wert.
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Online Raven Nash

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #12 am: 10.05.2025 | 15:40 »
Ich bin ja der Meinung, dass das ganze Session Zero Gedöhns vor allem aus Runden kommt, die sich aus Fremden bilden. Also Leuten, die keine Ahnung haben, wie die anderen ticken. Klar, wenn man seine Runden via I-Net zusammensucht, kann das ein Thema sein.
Unsere Runde ist aber eine gewachsene. Da kommt mal ein Spieler neu dazu und wird eingebunden.

Session Zero braucht und will auch keiner. Aktives Mitgestalten der Spielwelt usw. interessiert niemanden (deshalb bin ich auch mit 13th Age krachend gescheitert, und Destiny-Points bei Genesys blieben ungenutzt liegen), Charaktere werden entweder vorher kurz besprochen oder in Session 1 gebaut. Und dann geht's auch schon los.

Ich frag dann auch als SL, wenn ich ein Ende kommen sehe, mal nach Wünschen. Auch, damit ich selber Zeit habe, mir was zu überlegen.
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Offline Feuersänger

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #13 am: 10.05.2025 | 15:51 »
Ich mache das auch ungefähr wie ghoul. Ich biete an, was ich zu leiten bereit wäre. Wenn die Spieler darauf Lust haben, ist es gut, wenn nicht, soll jemand anderes leiten. "Wer zahlt, schafft an".

Session Zero kann in dem Fall schon einfach die Vorstellung des angebotenen Spiels sein, wo dann auch auf Fragen eingegangen wird und Constraints genannt werden. ("Keine Monks, keine Gnome, keine Gesinnung XY"...)
Denn wenn ich erst anfangen soll zu leiten "mach einfach" und dann nach ein paar Sessions fällt den Spielern ein dass sie gar keine Lust auf Wildwestexploration haben und auf was mit Piraten gehofft hatten -- dafür ist mir meine Zeit zu schade.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline Weltengeist

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #14 am: 10.05.2025 | 16:20 »
Zur ursprünglichen Frage, wie wir das machen: Ich habe mir die Session Zero inzwischen zur festen Gewohnheit gemacht. Nur was da genau stattfindet, hängt stark von den Umständen ab.

Wenn (wie bei Raven Nash) die Spielerkonstellation gleichgeblieben ist, dann kann ich mir natürlich die Diskussionen zu ihrem Spielstil sparen - die kenne ich dann oft besser als die Spieler selbst. Wenn die Spieler aber neu sind, ist eine Vorstellungsrunde angesagt. Und bei der Gelegenheit frage ich auch gleich einige grundlegende Vorlieben bzw. Abneigungen ab und sage auch gleich noch ein paar Worte zu meinem Spielleiterstil.

Beim Thema Regeln kann ich mich kurz fassen, weil die nur selten zur Diskussion stehen. Meist habe ich schon längst entschieden, welches Regelwerk ich verwenden möchte (was ich auch okay finde - schließlich muss ich mir ja die ganze Arbeit damit machen). Also fällt dieser Punkt entweder ultrakurz aus ("Wir spielen wieder Savage Worlds, genau wie letztes Mal") oder etwas länger, wenn ich Werbung für den neuesten heißen Scheiß machen muss und erklären muss, welche Regelbücher man als Spieler braucht.

Genauso gilt: Wenn ich ohnehin weiß, dass es genau dieses Kampagnenkonzept oder keines werden soll, dann muss ich keine Diskussion dazu führen. Vorstellen werde ich die Grundzüge (Spielwelt, Genre, Atmosphäre etc.) aber in jedem Fall. Häufig ist es aber so, dass ich mehrere Kampagnenkonzepte auf dem Tisch liegen habe, auf die ich Lust habe. In dem Fall stelle ich sie bei der Gelegenheit vor, und wir besprechen gemeinsam, welche wir nehmen.

Und dann ist da noch das Thema Charaktererschaffung. Damit meine ich nicht einmal das Gießen der Figur in Regeln - das kann wegen mir jeder daheim im stillen Kämmerlein machen und in aller Ruhe Regelbücher wälzen. Aber wir besprechen gemeinsam, wer was spielt (nein, keine voll geheimen Phex-Geweihten mehr, von denen die anderen bis zum Kampagnenfinale nichts wissen dürfen). Bewährt hat sich bei uns außerdem, dass sich die Charaktere bereits kennen und per Vorgeschichte miteinander verknüpft sind (nein, kein Kennenlernen in einer Kneipe...). Auch das Entwickeln dieser Verbindung ist Teil unserer Session 0.
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Offline Johann

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #15 am: 10.05.2025 | 18:00 »
Wie besprecht ihr neue RPG-Projekte mit euren Gruppen?
Was sind eure Erfahrungen?

Das hängt vom jeweiligen Projekt ab.

Für kürzere Projekte (von One-Shots bis 3-4 Abenden plus ein paar mehr, falls das falsch eingeschätzt wurde) finde ich eine Session 0 nicht wünschenswert -- hier kann und sollte man sich m.E. auf die 'Vision' derer verlassen, die das vorgeschlagen haben (meist die Spielleitung, aber es gibt ja auch Sachen wie Fiasko). Charaktere macht man zu Hause (z.B. mit Hilfe des PBE Games Dice Roller) und kann sich hierfür auch rudimentär per E-Mail absprechen ("Ich mache 'nen Kleriker" usw.). Besonderheiten (alle rechtschaffen-gut o.Ä.) werden natürlich angekündigt.

Über längere Projekte sollte man vorher reden, wobei das für mich eher eine Sache für den Biergarten ist, als für einen Spielabend -- denn da möchte ich persönlich loslegen (wie ja auch Robert Paulson und andere). Und die meisten Sachen würde ich schlicht anspielen wollen, ergo: One-Shot o.Ä. und dann sehen wir weiter.

(Passt natürlich nicht für alles, wie z.B. eine Generationen-übergreifende Pendragon-Kampagne, für die ich mich in das Thema einlesen wollen würde.)
« Letzte Änderung: 10.05.2025 | 18:02 von Johann »
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Offline Johann

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #16 am: 10.05.2025 | 18:05 »
Mir wurde wörtlich gesagt: „Du bist der Spielleiter, mach einfach.“
Sogar die Wahl der Stadt in der wir spielen (Vampire/World of Darkness) hat eine Runde komplett mir überlassen.

Daraufhin war ich als SL in einer stärkeren Rolle als mir lieb war, habe viel vorgegeben und die Flaggen der Charakterbögen gedeutet, so gut ich konnte.

Das finde ich traurig, ist mir aber leider nicht fremd. Ich wünsche mir auf jeden Fall mehr Interesse. Gerade den Gedanken "als SL in einer stärkeren Rolle als mir lieb war" kann ich sehr gut nachvollziehen.
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Online Robert Paulson

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #17 am: 10.05.2025 | 19:41 »
@Weltengeist: in ner perfekten Welt mag die Idee Konflikte vorab zu klären ja ganz schön sein. Mit echten Menschen klappt das aber glaub ich nicht. Wenn man sich Literatur zu Gruppen- / Teamdynamik anschaut findet man oft die Phasen:
Forming (Ankommen): Die Gruppe lernt sich kennen, es gibt noch keine klare Struktur.
Storming (Konflikt): Es entstehen Konflikte und Meinungsverschiedenheiten, die Gruppe sucht ihre Grenzen.
Norming (Normen): Die Gruppe entwickelt Regeln und Normen, es entsteht ein Gemeinschaftsgefühl.
Performing (Kooperation): Die Gruppe arbeitet effektiv zusammen und erreicht Ziele.

Für mich hat ne Session 0 was davon, dass man direkt mit Norming anfängt. Das kann in meinen Augen nicht funktionieren. Der präventive Charakter sorgt dafür dass Dinge deutlich abstrakter sind. Ich glaub nicht dass man robust relevante Konflikte präventiv austragen kann, wenn man neu zusammen kommt.

Ich würde aber auch generell kaum bei Kampagnen mitspielen die von vornherein als solche konzipiert ist. Das funktioniert eigentlich nur in vertrauter Konstellation.
Dann lieber erstmal nen unverbindlichen Piloten spielen. Der kann auch aus nen paar lose verbundenen One Shots bestehen. Da kann man sich kennen lernen und gucken ob es passt. Man redet ja meistens nach der Runde eh noch ungezwungen miteinander.Und man kann auch ein bisschen selektieren ohne wen groß vor den Kopf zu stoßen.

Notfalls kann man wenigstens ne Session 0.5 machen (mit danach spielen machen), sich informell und in kleineren Rahmen treffen oder sachen per Mail / Messenger besprechen.

« Letzte Änderung: 10.05.2025 | 19:46 von Robert Paulson »

Offline haste nicht gesehen

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #18 am: 10.05.2025 | 23:40 »
Aus Sicht der Gruppenbildungsphasen habe ich das noch nie betrachtet, aber für mich ergibt das absolut Sinn was Du sagst.  :d

Ich würde auch noch ergänzen, dass gerade bei den eingespielten Gruppen der ganze organisatorische und Safety-Teil entfallen kann. Falls dann auch noch ein Abenteuer-Pitch vorhanden ist und die Welt vielleicht dadurch auch schon vorgegeben ist, dann würde ich es als "gemeinsam Charaktere erschaffen" verkaufen und nicht als Session 0.

Ich muss allerdings zugeben, dass ich mindesten einen Mitspieler mal mit Session 0 geschädigt habe, als ich für eine Fate Runde mit den Spielern Spark of Fate Core gemacht und gemeinsam das Setting erschaffen habe. Der wollte einfach nur losspielen.

Von daher kann man zur Liste der Gründe für die Ablehnung durch Spieler auch noch "Schlechte Erfahrungen mit Session 0" hinzufügen.

Online nobody@home

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #19 am: 11.05.2025 | 00:14 »
Ich muss allerdings zugeben, dass ich mindesten einen Mitspieler mal mit Session 0 geschädigt habe, als ich für eine Fate Runde mit den Spielern Spark of Fate Core gemacht und gemeinsam das Setting erschaffen habe. Der wollte einfach nur losspielen.

Mag einerseits ein Stück weit verständlich sein. Andererseits stellt sich mir gerade unwillkürlich die Frage, wie weit man als SL das "einfach nur losspielen" eigentlich treiben lassen soll -- schließlich könnte ein hypothetischer hinreichend ungeduldiger Spieler mit demselben Argument genausogut darauf bestehen wollen, daß er auch keinerlei Regelkenntnis, keinen eigenen Charakter, oder sonst irgendetwas braucht, Hauptsache, es geht gleich-jetzt-sofort los! Wäre Widerspruch dagegen dann auch gleich eine "Schädigung" des Spielers durch die pöhse, pöhse SL? :think:

Offline Outsider

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #20 am: 11.05.2025 | 00:20 »
Mag einerseits ein Stück weit verständlich sein. Andererseits stellt sich mir gerade unwillkürlich die Frage, wie weit man als SL das "einfach nur losspielen" eigentlich treiben lassen soll -- schließlich könnte ein hypothetischer hinreichend ungeduldiger Spieler mit demselben Argument genausogut darauf bestehen wollen, daß er auch keinerlei Regelkenntnis, keinen eigenen Charakter, oder sonst irgendetwas braucht, Hauptsache, es geht gleich-jetzt-sofort los! Wäre Widerspruch dagegen dann auch gleich eine "Schädigung" des Spielers durch die pöhse, pöhse SL? :think:

Hängt ja vom System ab, wenn man das ohne Regelkenntnis und ohne eigenen Char spielen kann, warum nicht. Aber das driftet jetzt sehr ins theoretische ab finde ich. So extrem habe ich das in der Praxis nicht kennen gelernt.

Wenn das System Regelkenntnis oder eigenen Charakter braucht kann man dem Wunsch „sofort loszuspielen“ natürlich nicht entsprechen, was aber auch keine ernstgemeinte Schädigung eines Spielers ist. Immerhin hat man eine Verantwortung für alle Spieler, auch für diejenige die darauf bauen, dass alle Spieler die Regeln kennen usw.
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Offline unicum

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #21 am: 11.05.2025 | 00:37 »
Wie besprecht ihr neue RPG-Projekte mit euren Gruppen?
Was sind eure Erfahrungen?

Naja vor der Besprechnung hab ich schon einiges an Hausaufgaben gemacht,...

- Ich hab eine Idee was ICH gerne leiten würde. (Setting / Regelwerk / Plot)
- Ich schreib selbst meine eigenen Gedanken dazu nieder was der Plot der Kampange ist, was ich an Spielern gerne haben würde.
- Ich schreib einen Teaser.

Bis zu dem zeitpunkt hab ich noch keinen Kontak mit Spielern. Dann schreib ich Spieler per email an oder hänge den Teaser im Rollenspiel-Vereinsheim aus.

Immer noch kein Wort "besprochen".

Dann geht es um den ersten Termin - nenn es Session 0 oder wie auch immer. Ich stell nochmal das Setting vor sag vieleicht etwas zum Regelwerk und vieleicht zur Gruppe. Dinge wie Red Flags, NoGos etc sind meistens schnell abgehandelt und deutlich weniger wichtig als man meinen könnte. Dann werden vieleicht schon characertkonzepte besprochen, es werden vieleicht schon charactere gebaut und Termine abgesprochen.


Online Eleazar

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #22 am: 11.05.2025 | 01:38 »
Vielleicht hatten die Spieler kein Interesse daran, dass das Spiel erst mal von der Metaebene aus problematisiert wird?
Man kann ja auch mal gelassen und unbekümmert an so eine Sache rangehen.
Ich würde eine Session 0 am liebsten auch am Ende der Session Z der letzten Kampagne abhandeln: Worauf haben wir Lust? Wer spielleitert? Was wollt ihr im Groben für Figuren spielen? Könnt ihr die Figuren selbst entwickeln?
Und beim nächsten Treffen würde ich gern losspielen. Das dauert insgesamt ne halbe Stunde. Da würde ich mich nicht extra für treffen wollen und schon gar nicht in sorgenvolle Mienen schauen wollen.
Aber ich spiele auch nur mit Bekannten.

Offline Issi

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #23 am: 11.05.2025 | 06:54 »
Wenn mich jetzt jmd. fragt ob ich Lust habe System X mitzuspielen, sage ich "Ja" oder "Nein" .
Beim ersten Treffen wird Figur gebaut, und entweder anschließend gleich losgelegt oder beim nächsten Mal .
Ich lasse mich da einfach drauf ein, wie jmd. leitet,
und brauche keine weiteren Vorabsprachen.
(Wenn mir später beim Spielen irgendwas nicht gefallen sollte, kann ich es  immer noch ansprechen).


Edit.
Ich habe Session 0 jetzt abseits des  :t: noch nirgends erlebt.
Kann mir aber vorstellen, dass manche Spieler es womöglich als etwas "aufgeblasen " bzw. "überzogen " empfinden, wenn man als SL für ein Freizeit Spiel extra ein Vortreffen einberaumt.
Macht man ja für einen Brettspielabend idR auch nicht.

Wenn ich selbst leite, wollte auch noch nie jemand so ne Session 0 haben.

Viele Fragen ergeben sich mMn. auch erst während des Spiels.
Man muss einen SL - Stil erstmal erfahren haben. Das ist durch irgendeine Vor- Theorie nicht zu ersetzen.

Edit.
PS.
Einmal waren wir tatsächlich Gastspieler bei einem SL, der eine ungeplante Session 0 hatte.
Wir sollten unsere Figuren in eine uns unbekannte Welt integrieren. Ich bat ihn um Informationen zu der Welt. Darauf drückt er mir Bücher in die Hand.
Ich sagte ihm darauf: Rudimentär würde uns reichen.
Er kannte sich nur leider selbst nicht aus.
Sodass wir die Bücher erstmal ne Woche mit nach Hause nehmen mussten.
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« Letzte Änderung: 11.05.2025 | 08:23 von Issi »

Offline ghoul

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Re: Ablehnung einer Session Zero durch die Spieler
« Antwort #24 am: 11.05.2025 | 08:35 »
PS.
Einmal waren wir tatsächlich Gastspieler bei einem SL, der eine ungeplante Session 0 hatte.
Wir sollten unsere Figuren in eine uns unbekannte Welt integrieren. Ich bat ihn um Informationen zu der Welt. Darauf drückt er mir Bücher in die Hand.
Ich sagte ihm darauf: Rudimentär würde uns reichen.
Er kannte sich nur leider selbst nicht aus.
Sodass wir die Bücher erstmal ne Woche mit nach Hause nehmen mussten.
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Wow. Ich wette das wurde eine "ganz tolle" Kampagne.
Tactician: 96%
PESA hilft!
PESA diskutiert.
Desweiteren: Alle deine Probleme wurden bereits in AD&D 1e gelöst.