Autor Thema: Wie ist die Gesellschaft in Fantasy-Settings strukturiert?  (Gelesen 933 mal)

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Offline nobody@home

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Sowas hört man immer wieder, aber ich sehe da nicht das Problem. In realen auf Erbfolge basierenden Strukturen hat auch nicht der persönlich Stärkste regiert.

Um so mächtig zu sein, dass man allein durch seine Magie ganze Reiche unter Kontrolle haben kann, muss man in vielen, vermutlich sogar den meisten Spielen in sehr hohe Stufengefilde aufsteigen. Und dann ist noch die Frage: Will man das?

Unterhalb dieser Schwelle ist man als Magier genau so auf Legitimation und Zuarbeit anderer angewiesen wie jeder andere auch.

Und das wieder kommt drauf an, was für Magie die Welt überhaupt hat, und das läßt sich im Prinzip beliebig festlegen. Es ist ja längst nicht alle Fantasy automatisch gleich D&D (wo dann ironischerweise allein die Regeln schon wieder stark in Richtung "Magie ist Spielzeug und Machtmittel für die reiche Obrigkeit" gehen).

Offline Ainor

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Da sollte man vielleicht erstmal fragen: Was denn für eine Gesellschaft? Wie sieht sie aus? Wer hat das Sagen? Welche Schichten gibt es? Wie sehen die internen Macht- und Abhängigkeitsstrukturen aus?

Für Birthright is das recht einfach. Die Gesellschaft ist eine mittelalterliche Gesellschaft mit unterschiedlichem regionalem Flair, und im wesentlichen ist das Setting so gewählt dass das trotz Fantasyelementen so passt.

Der Adel hat magische Macht so dass er in einer magischen Welt an der Spitze bleibt. Die SC entstammem dem Adel und machen was der Adel so macht: Regierungs- und sonstige Gewalt ausüben.

Da wurde zum Ende hin auch moniert, dass Abenteurer (also SC) oft nicht in die Gesellschaft eingebunden seien oder zumindest (angeblich) sich so verhalten.

Ist das wirklich die Gesellschaft in Fantasy-Settings oder einfach nur Versäumnisse der Spieler?

Gibt es Unfreiheit und wenn ja, in welcher Ausprägung? Leibeigenschaft, Hörigkeit, Sklaverei, Schuldknechtschaft..?

Sklaverei gibt es bei den Bösen. Der Rest spielt im wesentlichen keine Rolle. Der Grundgedanke ist dass die Normalbürger frei aber steuerpflichtig sind.

-Warum würde in einer Welt übermächtiger Magie eine weltliche Kriegeraristokratie herrschen?

Weil es mehr Krieger als Magier gibt.

Warum Königtum statt Magokratie? Es muss schon massig Narrativium eingesetzt werden, um zu erklären, warum der Lvl 5 Fighter das Land regiert und nicht der Lvl 20 immortal Archmage.

Herrschen kostet Zeit. Wenn man einmal damit anfängt wird man vielleicht nicht mehr Lvl 20.

- Und eine Magokratie käme natürlich ohne Feudalismus aus, da die Möglichkeiten der Kommunikation eine andere wären,

Genausogut könnte jeder Magier sein Feudalterritorium beanspruchen...

-Warum gäbe es eine der realen Welt nachempfundene religiöse Struktur in einer Welt mit nachweislich exisitierenden Göttern? Glaube überflüssig - Wissen möglich.

Keineswegs. Man muss immenoch glauben dass die Ideale die Gott A vertritt besser sind als die Ideale die Gott B vertritt.

nicht mehr im euroäischen Mittelalter, wo signifikante Portionen der Gesellschaft routinemäßig verhungert und an der Grippe verreckt sind, nicht mal ansatzweise.

Stattdessen hat man menschenfressende Monster und fiese Priester/Dämonen die Krankheiten verbreiten.
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
Im Rollenspiel ist auch hinreichend fortschrittliche Technologie von Magie zu unterscheiden.
Meine 5E Birthright Kampagne: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122998.0.html

Offline Feuersänger

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@Skaeg: na das ist ja der Punkt: in realen Strukturen gibt es keine Archmages, die einen unbotmäßigen Konkurrenten in einen Fliegenpilz verwandeln können.

-Ausgangspunkt ist fast immer das europäische Mittelalter...
-...aber mit Magie...
-...und real existierenden Göttern...
-...und häufig noch mit anderen intelligenten Spezies...
-...und zumindest einer gewissen Form von moderner Befindlichkeit (Stichwort Gleichberechtigung zB)...

QFT. Ist halt dann die Frage was man daraus macht. Ich persönlich mag es, die Konsequenzen und Implikationen möglichst stringent durchzuexerzieren.

Zitat
-Warum würde in einer Welt übermächtiger Magie eine weltliche Kriegeraristokratie herrschen? <snip>

Zum Einen Zustimmung: ich finde es auch recht erwartbar, dass in so einer Welt die realen Machtpositionen früher oder später von Magiekundigen besetzt werden, seien sie nun Göttlich oder Arkan, um bei der klassischen D&D-Dichotomie zu bleiben.
Dass es in einer Magokratie keinen Feudalismus gäbe, nunja denkbar aber nicht zwingend. Es kommt halt auch drauf an, wieviele Zauberer es gibt und was sie konkret auf der Pfanne haben. Unter Umständen gibt es schlicht nicht genügend von ihnen, dass sie das Land alleine regieren könnten. Dann müssen sie halt bis zu einer gewissen Ebene Verantwortung an die dirty mundane peasants delegieren.

Statt erblichem Feudalismus finde ich in so einer Welt eine Meritokratie plausibel. Somit dürfte dann auch durchaus die spielmechanische Stufe mit der gesellschaftlichen Stufe korrelieren.

Zitat
-Warum gäbe es eine der realen Welt nachempfundene religiöse Struktur in einer Welt mit nachweislich exisitierenden Göttern? Glaube überflüssig - Wissen möglich.<snip>

Auch mein Reden seit immer. Wie ich zu sagen pflege: viele Leute (von Spielern bis Autoren) verinnerlichen sich nicht richtig, dass wir da nicht von einer realen Welt mit Phantasiegöttern reden sondern von einer Phantasiewelt mit realen Göttern.
Allerdings gilt für gängige Fantasywelten auch: die Götter sind nicht allwissend und erst recht nicht allmächtig. Deswegen benötigen sie ja andere Wesen, zB Sterbliche als Instrumente, um die materielle Welt zu beeinflussen. ABER grundsätzlich muss man über den Willen einer Gottheit nicht lange rätseln: einmal Commune gezaubert und man wird informiert.

Noch in dem Zusammenhang zu nennen:
Apotheose: vor allem in den FR, aber auch in Golarion ist es möglich bis üblich, dass Sterbliche zu Göttern werden, und ich weiß nicht in welchen Settings noch. In den FR sind soweit ich weiß etwa ein knappes Dutzend der Götter ehemalige Sterbliche, oft sogar Abenteurer.

Drolliges Tidbit am Rande: schon oft bin ich der Auffassung begegnet, sowohl von Spielern als auch Autoren, dass Priester, Paladine etc enthaltsam und zölibatär leben müssten. Das finde ich wirklich wirr wenn man bedenkt, dass es von all den Religionen und Konfessionen auf unserer Welt so ziemlich genau _eine_ gibt, die ihren Geistlichen das auferlegt. (Und selbst die katholische Kirche bezahlt für Pfarrerskinder ohne groß zu murren Alimente)

Zitat
Und was bedeutet die reale Existenz göttlicher Heilmagie für eine Gesellschaft? Wenn Wunden, Krankheit und Versorgung nicht mehr der Natur überlassen sind <snip>

Siehe dazu den weiter oben von Zed verlinkten Thread, der sich speziell mit dieser Frage beschäftigt.

Zitat
-Wie kann Gleichberechtigung in einer Welt ohne funktionierende Geburtenkontrolle auch nur ansatzweise funktionieren?

Wo steht denn geschrieben, dass es keine funktionierende Geburtenkontrolle gibt?
In den meisten mir geläufigen Settings wird das Thema in der Tat nur angedeutet, da ist mal hie und da vage die Rede von Kräutermischungen oder dergleichen.
In Golarion haben sie es endlich mal ausformuliert: Für die Damen gibt es "Night Tea", funktioniert bei regelmäßiger Einnahme wie die Pille und in hoher Dosis wie Mifepriston. Und für die Herren "Bachelor's Snuff", eine Dosis macht 3 Tage lang unfruchtbar ohne die Performanz zu beeinträchtigen, wir wünschen einen angenehmen Aufenthalt auf Risa.

--

Um das mal mit zwei Beispielen aus meinem Homebrew-Setting zu unterfüttern:

- einerseits gibt es da "Das Imperium", welches unter der Schirmherrschaft einer Götterallianz steht, hat also leicht theokratische Züge. Posten und Ämter werden nach meritokratischen Prinzipien vergeben. Man erbt also nicht einen Grafentitel weil der Papa Graf war, sondern wenn man sich verdient gemacht hat, wird man zB in das Amt eines Exarchen befördert. Das tut natürlich der Sache keinen Abbruch, dass der Nachwuchs des Exarchen bessere Startbedingungen hat als Alrik Holzfällersohn aus dem nächsten Dorf, aber möglich ist alles. [vgl dazu auch diverse Karrieren im römischen Reich, wo eben auch durchaus Bauernkinder zu Imperatoren wurden]
Ganz oben stehen vier Tetrarchen, die so gut wie immer auch irgendeinen Zugang zur Magie haben, zB Kleriker, Magier, Paladin oder dergleichen. Die Amtszeit der Tetrarchen ist variabel; auf diesem Machtniveau ist die natürliche Lebenserwartung meist kein limitierender Faktor mehr, aber dennoch gehen sie halt zuweilen einfach in den Ruhestand, nachdem sie ihre Nachfolger benannt haben.
Das einfache Volk ist (weitgehend) frei und wird mit relativ moderaten Steuern belegt, daraus wird sogar eine Art Solidarsystem finanziert. Nach Magiebegabten wird aktiv gesucht und diese entsprechend gefördert. Also recht idyllisch-utopisch das Ganze.
Auf religiöser Seite gibt es zwei Dinge zu bemerken: erstens hat die Kirche jeder Gottheit eine Inquisition, deren Job es aber primär ist im eigenen Laden für Ordnung zu sorgen. Allerdings werden die Kulte Böser Gottheiten durchaus unterdrückt.

- andererseits haben wir als einen der führenden Antagonisten das "Drachenreich", welches wie der Name befürchten lässt von einem Großen Wyrm und einer Handvoll mächtiger Drachen beherrscht wird. Aber die Anzahl der Drachen ist halt sehr begrenzt, sodass da ab spätestens mittlerer Ebene eben auch an Sterbliche delegiert wird. Aber da Drachen faul sind  >;D und keine Lust haben, sich alle Furz lang um Nachbesetzungen zu kümmern, gibt es hier einen erblichen Adelsstand, der schalten und walten darf wie er will solange die Schätze in Richtung Drachenhort rollen. Das Volk muss das natürlich ausbaden.
Kulte von Guten Überzeugungstäter-Gottheiten à la Tyr werden unterdrückt, und dafür fürs gemeine Volk die Verehrung einer Mater Dolorosa toleriert bis gefördert - "ertrage dein Los auf Oerden, dann wird dir im Jenseits das Paradies zuteil", so in der Art. Wer Karriere machen will, hängt eher einer Bösen Gottheit an, die Ambition und Skrupellosigkeit belohnt.
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Zitat von: ErikErikson
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"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

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Offline Lichtschwerttänzer

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-Ausgangspunkt ist fast immer das europäische Mittelalter...
Nein ist es sehr selten
Midgards Alba aber dann....



Zitat
-Warum würde in einer Welt übermächtiger Magie eine weltliche Kriegeraristokratie herrschen? Warum Königtum statt Magokratie?


Ist Magie erblich?
Was kann Magie?
Warum keine Theokratie

 Kann man die Existenz von Göttern beweisen?
(DSA setzen durchgefallen 6 minus)

Zitat
-Warum gäbe es eine der realen Welt nachempfundene religiöse Struktur in einer Welt mit nachweislich exisitierenden Göttern? Glaube überflüssig - Wissen möglich. Absolut jeder einzelne Mensch in dieser Welt wäre in einer Weise auf mindestens einen Gott bezogen, die wir uns gar nicht vorstellen können.

Welches Wissen welcher Glaube Bret Devereaux hat eine nette Artikelserie datrüber geschrieben, wenn man nicht sich auf die Abrahamitischen Religionsvarianten beschränkt
https://acoup.blog/2019/10/25/collections-practical-polytheism-part-i-knowledge/

Zitat
Und was bedeutet die reale Existenz göttlicher Heilmagie für eine Gesellschaft?
was bedeutet die Nichtgöttliche ?
Zitat
Wie in einer Welt, in der körperliche Gewalt der entscheidende Faktor für Herrschaft ist?
-Der Stilgar Kult, zeig mir eine Gesellschaft wo das der Fall war

btw diskutier das bitte mit Theophanu und ihrer Schwiegermutter - die Zänker haben es nicht zum Thron geschafft
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Offline Ainor

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QFT. Ist halt dann die Frage was man daraus macht. Ich persönlich mag es, die Konsequenzen und Implikationen möglichst stringent durchzuexerzieren.

Das dürfte je nach Spiel recht unterschiedlich ausfallen. Auch wenn man bei D&D bleibt dürften sich die Konsequenzen und Implikationen mit jeder Edition ändern.

Statt erblichem Feudalismus finde ich in so einer Welt eine Meritokratie plausibel. Somit dürfte dann auch durchaus die spielmechanische Stufe mit der gesellschaftlichen Stufe korrelieren.

Warum sollte es in so einer Welt weniger Nepotismus etc. geben?

ABER grundsätzlich muss man über den Willen einer Gottheit nicht lange rätseln: einmal Commune gezaubert und man wird informiert.

Klar, aber man hat stattdessen mehrere Götter zur Auswahl.

Drolliges Tidbit am Rande: schon oft bin ich der Auffassung begegnet, sowohl von Spielern als auch Autoren, dass Priester, Paladine etc enthaltsam und zölibatär leben müssten. Das finde ich wirklich wirr wenn man bedenkt, dass es von all den Religionen und Konfessionen auf unserer Welt so ziemlich genau _eine_ gibt, die ihren Geistlichen das auferlegt.

Budhisten, richtig?  :)

Aber im Grunde genommen ist es doch immer dasselbe Prinzip: Dinge sind in der Fantasywelt so weil sie im europäischen Mittelalter so waren. Natürlich ist das alles völlig beliebig. Das Problem ist nur: je mehr die Welt von einer bekannten Vorlage abweicht, destso mehr muss man kommunizieren damit alle beteiligten eine einigermassen kompatible Vorstellung von der Spielwelt haben. Der Rückgriff aufs Mittelalter ist in erster Linie ein Trick um sich das Leben einfacher zu machen.
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
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Offline nobody@home

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Aber im Grunde genommen ist es doch immer dasselbe Prinzip: Dinge sind in der Fantasywelt so weil sie im europäischen Mittelalter so waren. Natürlich ist das alles völlig beliebig. Das Problem ist nur: je mehr die Welt von einer bekannten Vorlage abweicht, destso mehr muss man kommunizieren damit alle beteiligten eine einigermassen kompatible Vorstellung von der Spielwelt haben. Der Rückgriff aufs Mittelalter ist in erster Linie ein Trick um sich das Leben einfacher zu machen.

Und selbst da würden sich diverse ernsthafte Geschichtskundler wahrscheinlich mit Schaudern von der anachronistischen Gemengelage abwenden, die im Fantasyrollenspiel gerne vollmundig als "mittelalterlich" bezeichnet wird. ;)

Aber okay, es geht halt in erster Linie wirklich nur ums Klischee zwecks Abkürzung. Das muß einen Settingdesigner nicht zwingend davon abhalten, den "Hauptspielteil" seiner Welt beispielsweise nach Fäntelafrika oder -ozeanien zu verlegen -- nur muß er dann eben in erster Linie mit anderen Klischees arbeiten. (Am Detailgrad insgesamt sollte sich dadurch eigentlich nicht viel ändern, denn auch bei "Eurofantasy" wollen die meisten Entwickler ihren einzelnen Reichen ja doch wenigstens ein Stück eigene Identität über "ist halt irgendwie 08/15-Mittelalter und paßt schon" hinaus verpassen und "sparen" also gar nicht ganz sooo viel ein.)

Offline Skaeg

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@Skaeg: na das ist ja der Punkt: in realen Strukturen gibt es keine Archmages, die einen unbotmäßigen Konkurrenten in einen Fliegenpilz verwandeln können.
Leute umbringen zu können (und das ist ja effektiv dasselbe) ist nicht wirklich etwas besonderes. Jeder im Gefolge eines Adligen kann ihn einfach im Schlaf erstechen, wenn er das unbedingt will.
In beiden Fällen wird dann eben zu sehen sein, wie das Umfeld darauf reagiert. Dass du ein sehr effektiver potenzieller Meuchelmörder von Herrschern bist, prädestiniert dich nicht unbedingt dazu, selber Herrscher zu sein.

Und wie gesagt: Bei den meisten Spielen musst du als Magier schon sehr mächtig sein, um dich nur durch deine magischen Fähigkeiten komplett abzusichern. Und bei solchen seltenen Figuren wäre dann die Frage: Wollen die das? Sich zum Tyrannen aufschwingen und allein durch persönlich verbreiteten Terror herrschen, in der Hoffnung, dass keiner eine Methode 'rauskriegt, dieser Schreckensherrschaft ein Ende zu setzen?

Gibt sicher ein paar Leute, die da "ja" sagen, aber das sind dann klassiche größenwahnsinnige Villains. Ohne Legitimationsbasis zu herrschen, nur durch Gewalt, die du persönlich ausübst, ist nicht unbedingt was für Leute, die noch alle beeinander haben.
« Letzte Änderung: Gestern um 17:04 von Skaeg »
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Offline 1of3

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Warum sollte es in so einer Welt weniger Nepotismus etc. geben?

Ich bin ja der Meinung, dass die Idee von D&D in einer typischen Xianxia-Welt besser funktioniert. Da macht auch Gold = XP Sinn, wenn man sich mit Tränken und Hilfsmitteln die Meditation auf die nächste Stufe erleichert und natürlich kriegen reiche Kinder das Zeug in den Arsch geblasen.
« Letzte Änderung: Gestern um 17:05 von 1of3 »

Offline Maarzan

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...
Warum sollte es in so einer Welt weniger Nepotismus etc. geben?

...

Zu Lebzeiten sicher, aber hier geht es ja um Vererbung und wenn die Macht begründende Zauberkraft nicht erblich ist, wird es eben schwierig.

Ansonsten: In vielen Fällen ist das Entwickeln von Magiekräften langanhaltend zeitaufwändig. Damit geraten "Politikermagier" gegenüber ihren Fachkollegen nominell ins Hintertreffen.

Andererseits ist "Politik" ja eine Kraft/Macht ganz eigener Art. Ich muss nicht der beste Schwertschwinger oder Zauberer sein, wenn ich verlässliche Kumpels/Geschwister habe, welche in die Kategorie gehören und an dem politischen Geschäft selbst eigentlich gar nicht so viel Interesse haben.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Alexandro

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-Wie kann Gleichberechtigung in einer Welt ohne funktionierende Geburtenkontrolle auch nur ansatzweise funktionieren?

Nun, da unsere reale Gegenwart eine Welt ohne (100%ig) funktionierende Geburtenkontrolle ist...
Zudem gab/gibt es auch nicht-westliche Gesellschaften ohne christliche Sexualmoral, wo das auch irgendwie funktioniert/funktionierte (z.B. dass Kinder dann vom ganzen Dorf aufgezogen wurden).
« Letzte Änderung: Gestern um 17:10 von Alexandro »
Ohne Dramaturgie gibt es kein Drama.

Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline Feuersänger

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Warum sollte es in so einer Welt weniger Nepotismus etc. geben?

Ganz grob gesagt: weil ein unfähiger Nepot eher mal von einem fähigen "Aufsteiger" von seinem Platz verdrängt wird. Es mag noch weitere Umstände geben, die das unterstützen oder hemmen können. Kommt aber natürlich drauf an, welchen Geschmack man gerne in seinem Setting haben will.

Zitat
Klar, aber man hat stattdessen mehrere Götter zur Auswahl.

Ja, so what?
Der Punkt ist, dass es IRL Schismen gab und gibt, weil sich Anhänger einer Religion über religiöse Fragen nicht einig werden können, also zB was die jeweilige Gottheit von ihnen will. Und aus einem naheliegenden Grunde wird hier in unserer Welt niemals eine Gottheit sich persönlich zu Wort melden und sagen "Ey ich habe gesagt KEINE SCHALENTIERE". Sollte es in Fantasyland der Gottheit hingegen so super wichtig sein, die Nahrungsgewohnheiten ihrer Anhänger zu micromanagen, könnte sie das persönlich klarstellen.

Naja, und dass Fantasy-Polytheismus eh quasi immer ganz anders funktioniert als RL Polytheismus, hatten wir ja auch schonmal das Thema.

Zitat
Aber im Grunde genommen ist es doch immer dasselbe Prinzip: Dinge sind in der Fantasywelt so weil sie im europäischen Mittelalter so waren.

Sagen wir lieber: wie sich heute viele Leute landläufig vorstellen, dass es im MA gewesen sei. Das ist ja auch eher öfter als nicht meilenweit von der Realität entfernt.

--

Generell, und in Bezug auf die letzten 5 Beiträge insgesamt: da könnte es sich lohnen, sich nochmal die Rules for Rulers von CGP Grey reinzuziehen; dies freilich auf unsere Welt bezogen, für Fantasy mit Magie und Bunt muss man freilich nochmal extrapolieren.
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Zitat von: ErikErikson
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Offline Aedin Madasohn

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@Herrschaft
Hobbs (lang und akademisch breit, inklusive bewaffnete Propheten Teil für die Kirchenbetrachtung) und Machiavelli (kurz und Bewerberungsgespräch bündig) haben da ebenfalls einiges beizutragen, diverse neuzeitliche Sozialismusderivatsdikatoren mit Autorenallüren ebenfalls.

 >;D
manchmal hat man (als alter weißer ArchoMagus etwa) keine andere Wahl, als mühselig zu regieren, wenn nur die Alternative an regierungsgeilen Kirchen/Kultisten/Beamten/Adel/Konkurrenten/Revoluzzars (etc.pp.) schlicht zu furchbar ist...
 >;D

- die Weiße Gilde wäre anfällig für Regierungsgeilheit, weil sie alles nicht-konforme-in-ihren-Augen wegverbieten will
- die Graue Gilde fügt sich in die Pflicht zum Regieren, um das schlimmste zu verhindern und die Freiheit der magischen Forschung zu wahren. Subsidarien aus dem Steuereinkommen an Akademien werden wie selbstverständlich angesehen.
- die Schwarze Gilde würde am liebsten regieren um des Regierens willen, ist aber zu zerstritten, eigenwillig und verschroben, um so einen Machtergreifungsplan durchzuhalten

die Weiße Gilde würden mit Kirchenfanatiker mit selbem Brett vor dem Kopf Hand in Hand regieren und jeder mundane Wendehals würde sich bei ihnen Einschmeicheln durch artiges Runterbeten der jeweiligen Glaubenssätze. Mit "Paradies auf Erden" auf den Lippen schnurstrags in die brennende Fanatikerhölle, gewürzt mit Korruption, Verlogenheit, Meineiden und verwalterischer Inkompetenz...
...bester Nährboden für Borbardianer und Namenlose Kultisten als Regierungsalternative...
...was dann zu ewigen Ketzer-Ausrottungs-Kriegen, allgemeinen Chaos, wirtschaftlichen Niedergang, de facto Anarchie (jeder darf Töten wen er will, solange er die Tat vollziehen kann) führt. Regierung ist eigentlich was anderes als nur Kreuzugführen...

die Graue Gilde würde Eignungstest für Ämter und Beamte einführen, was ihr die tiefe Feindschaft aller korrupten und inkompetenten Wendehälse einbringt, die daraufhin die Herrschaft der alten stinkenden Magokraten zertrümmern wollen. Den Aufwieglern wäre es dabei vollkommen egal, wie viele zehntausend aufgehetzter Bauern&Bürger in FlächenFeuerbällen jämmerlich verbrennen. Mit anderer Leute Leib&Gut reiten sie skrupelos durch jedes Feuer. 
An der Frage nach der Verantwortbarkeit dieses Genozids an den eigenen Untertanen zerbricht dann der Graue Geist, so dass sie weltentsagend sich aus der Regierung davonstehlen und nur noch in abgelegenen Gebirgen ihre wohlverhellten Zirkel betreiben.
Jetzt können mundane Sonnenkönige mit Hofschranzenstaate wieder despotisch "durchregieren", sprich die arbeitende Bevölkerung bis aufs Blut ausplündern, ganz ohne magokratische Regierungskonkurrenz.

die Schwarze Gilde würde fulminat putschen, Angst und Schrecken verbreiten und danach aus faulem Desinteresse ein Verwaltungsvakuum hinterlassen, in welches bequem mundane Kriegsfürsten und Lokal-Govenors stoßen können. Nominell eine Magokratie, de facto eine balkanisierte Kleinstaaterei, wo nur der Anschein der Magokratie aufrechterhalten wird.     

enthält Spuren von Ironie, Sarkasmus und Satire  >;D
 

Offline Runenstahl

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Puh... zumindest für meine Homebrew-Kampagnen habe ich keine generelle Anleitung. Jede Kampagne ist anders und selbst in derselben Welt gibt es oftmals sehr verschiedene Kulturen mit sehr verschiedenen Formen der Gesellschaft. Ob und wie die SC's in Gesellschaftstrukturen eingebunden sind hängt dann auch wieder von der Kampagne und natürlich auch den SC's ab.

Verschiedene Kampagnen von mir:
Concordia
Die Charaktere sind Teil einer Expedition die einen neuen Kontinent besiedeln soll. Ich habe vor Spielbeginn verschiedene Organisationen / Reiche vorgestellt die diese Expeditionen auf die Beine stellen und die SC's konnten gemeinsam entscheiden welcher Expedition sie sich anschließen (da war alles dabei, sogar Kultisten die hoffen auf dem neuen Kontinent Wege zu finden ihre böse Gottheit wiederzubeleben). Die SC's haben sich letztlich für eine Art Seehandels-Gesellschaft entschieden. Die SC's waren meist schon seit längerem Teil der Organisation und sind aufgrund ihrer speziellen Talente mitgenommen worden um Probleme für die Siedler aus dem Weg räumen, das Land zu erkunden etc. Typische Abenteurer-Aufgaben halt, nur in diesem Fall als Angestellte.
Die Gesellschaft ist hierbei recht strikt nach Rängen sortiert. Es gibt den Kommandanten der Organisation, seine direkten Untergebenen (Offiziere) und dann kommen die SC's die ihrerseits dann über dem "Fußvolk" wie den Bauern und Wachen stehen. Einer der SC hatte aufgrund seines Hintergrundes einen Offiziersposten. Ein anderer war ein blinder Passagier auf der Fahrt und offenbarte sich als er einen Giftanschlag auf die Wasservorräte verhinderte. Aus Dankbarkeit bekam er die Chance sich zu beweisen und letztlich mit dem "Spezialtrupp" zu agieren.

Drachenreiter
Die Charaktere sind Auserwählte der Götter in einem griechisch inspirierten Setting die die Menschheit vereinen und ins Licht führen sollen (also dafür sorgen das die Menscheit sicher ist und kulturell Fortschritte macht). Die SC's sind also im wahrsten Sinne des Wortes Götter-Gegebene-Anführer und damit (zusammen mit anderen NPC-Auserwählten) an der Spitze der Gesellschaft und bestimmen selbst wie diese Gesellschaft aussehen soll. Hier sind die SC's quasi die Gründer der Gesellschaft. Grundsätzlich ist das Setting an die Antike angelehnt, es gibt also durchaus Sklaverei. Dazu kommen dann noch Einflüsse aus dem Mittelalter wie gehörnte Riesen (Minotauren) die auf Langschiffen die Küsten überfallen. Die SC's haben ihre Gesellschaft dabei etwas moderner ausgerichtet. Bei ihnen gibt es keine Sklaven und sie regieren als Rat gemeinsam. Gibt auch keine Gegenstimmen denn die SC's sind offensichtlich von den Göttern in diesen Posten gesetzt worden (erkennt man leicht an den Drachen die ihnen von den Göttern geschenkt wurden).

Legenden
Die Charaktere sind Leute mit verschiedensten Motivationen die einer Königin dabei helfen wollen ein Bündniss aus verschiedenen Königreichen auf die Beine zu stellen um eine drohende Invasion eines mächtigen Gegners abwehren zu können. Die verschiedenen Königreiche sind dabei ein "Kitchensink" aus verschiedenen Kulturen. Sklaverei ist weit verbreitet aber letztlich hat jedes Königreich seinen eigenen Flair. Die meisten sind Monarchien aber es gibt auch ein Magier-Reich das von einem Rat regiert wird und das Reich eines Nekromanten der schon etwas länger regiert und dank Unsterblichkeit auch keine Nachfolge geregelt hat. In dieser Kampagne sind die SC's eher Außenseiter die genau deswegen für die Königin nützlich sind (ihre eigenen Untertanen haben so ihre Vorurteile gegen viele der Nachbarreiche).

Ragnarök
Die Charaktere sind Überlebende in einer Welt die einen Krieg der Götter hinter sich hat. Sie versuchen den Überlebenden dabei zu helfen weiterhin zu überleben und vielleicht auch wieder eine neue Zivilisation aufzubauen. Dies ist quasi klassisches Mittelalter... aber der Adel ist im Krieg weitestgehend ausgelöscht worden und die Überlebenden regeln jetzt vieles selbst. Die SCs sind hier kurz nach den Ankunft in der "Startstadt" aufgrund ihrer Fähigkeiten mit in den Stadtrat berufen worden der mit vielen Dingen deutlich überfordert war. Die NSC's sind weiterhin im Rat und kümmern sich um ihre Bürger aber für Probleme wie Engel die durch den Tod ihrer Götter wahnsinnig geworden sind oder Anhänger der Spinnengöttin die einen Pakt mit der Stadt schließen wollen ist man äußerst dankbar wenn die SC Ratsmitglieder das Zepter schwingen. Die SC's kommen hierbei aus verschiedenen Hintergründen und Ecken der Welt haben jetzt aber durch ihre Funktion einen Platz in der Gesellschaft (an der Spitze) gefunden.

Um auf ein paar Fragen aus dem Thread zu antworten:
Warum regieren nicht Magier ?
Tun sie durchaus. Aber zumindest bei unserem System (D&D) sind Magier nicht automatisch unsterblich oder stärker als Krieger. Und wie schon erwähnt wurde ist die Frage wer nun regiert auch nicht automatisch eine Frage der Kampfstärke. Nicht alle Reiche sind so fortschrittlich wie Wakanda und Regeln die Herrschaft durch ein Duell ;)

Gibt es Leibeigentum oder Sklaverei etc. ?
Je nach Setting bzw Kultur innerhalb des Settings. Wie dies dann im Detail aussieht ist auch wieder von allen möglichen Faktoren abhängig. Selbst innerhalb derselben Kultur mag es starke Unterschiede geben wie es z.B. einem Sklaven geht. Der eine muß in den Minen schuften bis er tot umfällt, der andere führt ein ziemlich gutes Leben (nur eben nicht in Freiheit) als Leibdiener seines Herren. Gleiches gilt für Leibeigene. In Königreich A sind sie kaum besser als Sklaven, in Königreich B geht es ihnen gut, ihre Herren überlassen ihnen selbst den größten Teil der Ernte, sie haben viele Rechte und sie wissen das auch ihre Nachkommen ein Anrecht auf die Bewirtung des Landes haben werden.

Klerikale Organisationen
Nicht jeder Anhänger des Sonnengottes (als Beispiel) ist ein Priester der Wunder wirken kann. Da ist es schon Sinnvoll das es eine Organisation gibt die versucht im Namen ihres Gottes gutes zu tun und sein Wort zu verbeiten.
Ob und wie starke Zwistigkeiten es innerhalb einer Organisation gibt hängt auch stark davon ab wie sehr die Götter im jeweiligen Setting mit ihren Anhängern interagieren. Viele Götter glänzen gerne mal durch Abwesenheit und überlassen es ihren Anhängern selbst Antworten auf Fragen zu finden eben weil die Gottheit keinen Bock hat ihre Zeit und Energie darauf zu verschwenden die Ernährungsregeln ihrer Anhänger zu Mikromanagen.
Ansonsten gibt es in der Regel immer noch genug Stoff für Zwistigkeiten mit Anhängern anderer Götter, egal ob die eigentlich Verbündet oder offensichtlich feindlich sind.
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   Gareth (aus der Serie "Galavant")

Offline Ainor

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Also religiöse Eiferer wissen immer ganz genau was ihre Gottheit von ihnen will. Mit oder ohne Commune  :)
(Und strenggenommen können Kleriker auch nicht sicher wissen wer am anderen Ende der Leitung antwortet.
Als Trickery Gottheit würde ich definitiv die Communes der anderen Götter hacken....)

Aber ob man jetzt Monotheismus mit Schismen oder Polytheismus ohne hat: Das Ergebnis ist dasselbe. Man hat religiöse Gruppen die intern tendentiell konsistent sind aber aber eben alle andere Dinge vertreten.

Ein Fantasy Heinrich VIII gründet keine Angelikanische Kirche sondern tritt zu Gottheit X über (und erklärt seinen Untertanen dass sie das gefälligst auch tun.) Das Resultat ist aber vermutlich dasselbe.

Naja, und dass Fantasy-Polytheismus eh quasi immer ganz anders funktioniert als RL Polytheismus, hatten wir ja auch schonmal das Thema.

Joa, aber ich glaube Fantasy-Polytheismus wird relativ einheitlich verstanden. 

Sagen wir lieber: wie sich heute viele Leute landläufig vorstellen, dass es im MA gewesen sei. Das ist ja auch eher öfter als nicht meilenweit von der Realität entfernt.

"Die Realität" gibt es bei so einem grossen (Zeit)raum in weiten Teilen eh nicht. Trotzdem gibt es IRL jede Menge Charakteristika die das europäische Mittelalter recht gut von anderen (Zeit)räumen abgrenzen.
Es wird zu viel darüber geredet wie gewürfelt werden soll, und zu wenig darüber wie oft.
Im Rollenspiel ist auch hinreichend fortschrittliche Technologie von Magie zu unterscheiden.
Meine 5E Birthright Kampagne: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,122998.0.html

Offline Boba Fett

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-Ausgangspunkt ist fast immer das europäische Mittelalter...

Das stimmt eben nicht.
Der größte Player im Raum - D&D mit den vergessenen Reichen als Spielwelt, ist kein Mittelalter mit seinen Gesellschafts- und Herrschaftsstrukturen.
Und auch bei ganz vielen anderen amerikanischen Settings trifft diese These zu.

Der technologische Level liegt irgendwo zwischen Mittelalter und früheste Neuzeit. Aber das war es doch auch schon.
Die Welten sind meistens irgendwo „Frontier“ also am Rande oder jenseits der Zivilisation.
Die für das Mittelalter klassischen Strukturen existieren nicht. Nationen gibt es nicht, höchstens Stadtstaaten (Baldurs Gate, Tiefwasser, …) und Regionen.
Kriege zwischen Nationen, gibt es nicht, ebenso keine direkten von einem König abgesegneten Erbadel.
Dafür lauern vor den Toren einer Stadt fast unmittelbar Wildnis, Monster und Reichtümer. Mächtig wird, wer Bedrohungen ausschaltet, deswegen aufsteigt und reich wird.
Das kann man doch nicht mit dem Mittelalter und seinen sehr starren Gesellschaftsstrukturen vergleichen, wo 85% der Bevölkerung Bauern auf dem Land (aka in der Wildnis) waren und es ein Leben lang blieben und wo Städte auch sehr starke Strukturen durch Gilden und Zünfte hatten. Und dazu kam eine Kirche, die predigte, dass das alles von Gott so gewollt war (Herrscher von Gottes Gnaden) und das jeder, der das auch nur anzweifelte posthum mit ewiger Verdammnis betraft werden würde…
Unfreie und Leibeigene existieren ebenso wenig in den meisten Settings - insbesondere aktuell, wo so viel Wert auf political Correctness gelegt wird.

Harnworld, Aventurien und einige andere Settings haben mittelalterliche Strukturen - ja, aber weltweit gesehen ist das absolut nicht die Mehrheit von dem was gespielt wird.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Feuersänger

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Also religiöse Eiferer wissen immer ganz genau was ihre Gottheit von ihnen will. Mit oder ohne Commune  :)

Mit Commune können sie ja eben nicht mehr einfach irgendwas erfinden, weil das dann umso leichter widerlegt werden kann. Wenn die Gottheit direkt _sagen_ kann "Lasst jetzt die armen Rothaarigen in Ruhe" hat die Gingers-Have-No-Souls Faction halt absolut keine Legitimation mehr.

Zitat
(Und strenggenommen können Kleriker auch nicht sicher wissen wer am anderen Ende der Leitung antwortet.

Now you're just making shit up.
Ich weiss echt nicht, wo du das hernimmst. Die Zauberbeschreibung gibt das mit keiner, aber wirklich absolut keiner Silbe her. Die Beschreibung (PF und 5E jetzt mal nachgeschaut) betont sogar ausdrücklich, dass jede Antwort korrekt ist.

Zitat
Ein Fantasy Heinrich VIII gründet keine Angelikanische Kirche sondern tritt zu Gottheit X über (und erklärt seinen Untertanen dass sie das gefälligst auch tun.) Das Resultat ist aber vermutlich dasselbe.

<...>

Joa, aber ich glaube Fantasy-Polytheismus wird relativ einheitlich verstanden. 

Naja, dein erster Satz lässt mich am letzten zweifeln. So eine Art Monolatrie "Weil der König von Gnorkx zu Zempf übergetreten ist, müssen jetzt alle Untertanen auch zu Zempf übertreten" habe ich ehrlich gesagt noch in keinem Setting erlebt, und auch nicht dass _vor_ dem Übertritt alle ausschließlich Anhänger von Gnorkx waren. Mit vielleicht der einen Ausnahme von Razmiran, wobei da der Twist und Kicker ja ist, dass Razmir überhaupt kein Gott ist sondern nur so tut. (Und so richtig passt es dann auch nicht mehr zum Rest von Golarion so wie es sich entwickelt hat)

Zitat
"Die Realität" gibt es bei so einem grossen (Zeit)raum in weiten Teilen eh nicht. Trotzdem gibt es IRL jede Menge Charakteristika die das europäische Mittelalter recht gut von anderen (Zeit)räumen abgrenzen.

Es gibt aber dennoch jede Menge Quatsch, den die Leute über das MA glauben und der zu keinem Zeitpunkt und an keinem Ort wahr war.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

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