Sprechen wir über das Gleiche?
Mal schauen, ich kann dir folgen bis hier:
Die Leute, die die Vorteile der X-Karte sehen, finden gut, dass es außer "Rauslaufen" und "Zusammenbruch am Tisch" noch eine Voroption, den "Einsatz der Karte ohne sofortige Erklärung" gibt.
Die Frage ist: Was passiert jetzt?
Die Gruppe ist in der Höhle mit den zuvor genannten Kadavern und Spinnen.
Spieler*in XYZ tippt auf die X-Karte. Die Szene soll übersprungen werden.
GM: "Ah, okay, dann seid ihr jetzt im Dungeon, das an die Höhle anschließt. Also ihr habt euch da durchgearbeitet, und den Zugang im Nest gefunden..."
Die Spielleitung hat nun aber vielleicht ein Dungeon eines alten Spinnenvolks geschrieben, oder das Dungeon eines verrückten Leichenfledderers. Was hat getriggert? Ohne Kontext und ohne Detaillierung brauch ich doch gar nicht weiterspielen, ich werde also sowieso unterbrechen müssen. Noch dazu: Danach kann ich doch sowieso nicht so tun, als sei nichts geschehen.
Dann hilft mir das Ding aber einfach nichts, ein Werkzeug, das etwas ersetzen will, was am Ende sowieso folgen muss. Die Person könnte auch während der Beschreibung kurz sagen: "Sorry, geht nicht", aufstehen und kurz den Raum verlassen.
Die X-Card erscheint mir wie ein Tool, das etwas erleichtern und ersetzen will, ohne dass es dies erleichtert oder ersetzt.
Und meine grundlegende Perspektive ist:
Ich freue mich für und über jede und jeden, die unser Hobby genießen. Wenn ich psychische Belastungen und echte Traumata (über die inflation des Begriffs wurde ja schon gesprochen) habe, dann muss ich das antizipieren, bevor ich an den Spieltisch gehe. Der Tisch hat ne Verantwortung mir gegenüber, aber ich hab auch ne Verantwortung gegenüber jedem anderen am Tisch (und vor allem: mir gegenüber). Wenn ich so panische Angst vor Spinnen habe, dass ich die Beschreibung nicht ertrage, dann muss ich das antizipieren (vor allem, wenn ich ein Fantasy-Rollenspiel spiele) und dem GM sagen: Bitte lass das raus. Proaktiv. Und wenn ich gesagt bekomme: "Oh boy, da ist der eine Story Arc, der war so geil spinnig geplant..." dann müssen nicht alle auf mich Rücksicht nehmen, sondern dann kann ich theoretisch auch anbieten, dass mein Char in dem Story Arc fehlt. Meine Bedürfnisse müssen nicht immer über denen der anderen stehen.
Überträgt sich meine Phobie auf alles vielgliedrige? Spinnen, Tausendfüßler, Riesenameisen, etc? Dann muss ich mich fragen, wie weit ich alle anderen einschränken will und ob mein Mitspielen bei einer D&D-Kampagne Sinn macht. Ja, ich bin dann eingeschränkt. Ich kann nicht alles machen, ich sollte dann vielleicht etwas anderes spielen.
Wenn ich gerade einen super schweren Schicksalsschlag habe, der mir den Boden unter den Füßen wegreißt, dann sollte ich zumindest etwas sagen wie: "Leute, mir geht's nicht gut, aber ich brauch den Eskapismus, kann sein, dass ich mal abhaue oder so." Denn mein Verhalten wird unter solchen Stressfaktoren sowieso anders sein, als normal und es ist in solchen Fällen nicht nur aus Respekt meinem Gegenüber, sondern auch als Selbstschutz sinnvoll, dies zumindest grob einzuordnen (weil es sonst Fragen geben könnte).
Mündigkeit, Kommunikation und Aufeinander Rücksicht nehmen (und nicht nur Rücksicht einfordern) sind eben auch Teil der Gleichung.
EDIT: Es kann natürlich sein, dass die x-Card nicht fr sowas gedacht ist, sondern so Szenen wie "Vergewaltigung einer SC durch einen Roboter", wie damals bei Adam Kolb (?), das wurde mal ziemlich diskutiert. Da saßen alle so flabberghastet da, ich bin mir
sehr unsicher, ob die X-Card da gezogen worden wäre. Das waren Steamer, die für Geld in die Kamera reden, und sie konnten nicht reagieren.