Alle trinken aus und die Sklaven fangen damit an Essen zu verteilen. Unglaubliche Mengen gegrilltes Wildschwein und Ale werden serviert. Bevor die Menge anfangen kann sich zu betrinken erhebt sich Schwertjarl Oktar Grimme um zu Ehren des Brautpaares seinen Hochzeitsreim vorzutragen. Wuchtig schlägt er einen Humpen auf den Tisch und es kehrt ein letztes mal Ruhe ein.
„Freunde, Brüder und Bären der Wildlande. Gäste aus dem Westen und Süden. Met in den Hallen der Krüge. Singt von großen Tagen.“
Dann macht er eine Geste in eure Richtung.
„Freunde des Hauses Grimme. Esst von gesegnetem Schwein, trinkt von geheiligtem Ale, geniest das Fest!“
"Silber des Sieges, vom wilden Eber erfüllt,
aus Stahl, der rastlos Beute will.
Westwärts am Thing. Ein Mädchenkind,
vom Glück gesegnet, kam geschwind.
Schilde zerbissen im Streitezug,
blutige Hemden, aus Eisen genug.
Splitter von Knochen, Gefäße verbrannt,
alles vom Feuer verschlungen, verbannt.
Schließ heut Nacht die Tür, die klirrt,
wenn Frost durch alte Ritzen irrt.
Vergiss, dass die Schatten der Zeit dich rufen,
in kalten, vergessenen, düsteren Stufen.
Ein Strom aus Blut, er dampft und fließt,
wo Rußschnee auf die Glut sich gießt.
Gierige Kiefer fraßen die Helden,
Klagelieder hallen in brennenden Felden.
So stürzen die Recken, so lodert das Licht —
im Aschenlied bleibt ihr Gesicht."
Die Menge verstummt, kein Laut ist mehr zu hören. Einige schauen sich beklommen um.
"Schilde drängen im Nebel von morgen,
Barmherzig singen wir Lieder der Sorgen.
Wenn Schlachten toben, das Chaos kracht,
der Stahl des Kriegers Blut entfacht.
Helden prahlen mit Mord und Tat,
die Klinge trinkt, was Leben hat.
Fleisch junger Männer, vom Eisen gebissen,
von glänzenden Schilden das Blut überflissen.
Tagelang wüten die Räuber mit Glut,
vom Streit verführt, vom Ruhm durchflut’.
Doch höret mich, ihr tapferen Seelen:
Heut Nacht soll Freundschaft den Becher wählen.
Der Krug ist Verbündeter, der Nachbar – Verwandt,
wo Friede für Stunden im Feuer erstand."
Zustimmendes Gemurmel ist zu vernehmen, manche nicken.
„Wir trinken auf die Ehre des Fylkjarls Njordung Blauaxt welcher heute nicht unter uns weilen kann!“
Vom Tisch des Blauaxt Clans erschallen zustimmende Rufe, in die ein paar andere mit einfallen.
„Draußen im Nebel wandert er…“ fährt Oktar mit einem verschmitzten Grinsen fort „…und versteckt sich vor der spitzen Zunge der Weiber!“
Erste Lacher erschallen und die Stimmung scheint sich aufzuhellen.
„Lasst uns seinen schwatzhaften Clan in Erinnerung behalten!“
„Huh…“ entfährt es Elvijö „…das war eine echte Beleidigung, er traut dem Blauaxt Clan nicht, jetzt musst du ihm einen Schlag unter dem Tisch geben!“ feixt der Wildländer in Richtung von Grimhil.
Oktar fährt unbeirrt fort mit seinem Reim.
"Speerträger, Schildmaid, er rief sie zur Stell’,
sammelte Streiter am Ulvarsfjell.
Zorn können sie wecken, wie Sturm in der Nacht,
flüstern wie Elfen mit uralter Macht."
„Er sollte es nicht übertreiben!“ raunt Grimhil, Ulvarsfjell ist ein Jagdanwesen des Blauaxt Clans.
Dann wendet sich Oktar an Huld.
"Frei wollt’ ich zu dir nun sprechen,
sie trat zum Hagtorn-Sipp’ als Zechen.
Dem Bräutigam ward ein Weib gebracht,
von dunklem Haar, in Glanz und Pracht.
Aus edlem Schoß und starkem Blut,
entspringen Söhne, kühnen Mut.
Vom Stamm der Hagtorn wächst ihr Ruhm,
wie Blüten blüh’n auf altem Baum.
Gegen ihr scharfes Wort, so oft ich mich wehr’,
kein Zügel, kein Schlag bändigt ihren Groll mehr.
Doch du, mit Herz in friedlichem Stand,
beliebt bei allen im ganzen Land —
so sei ihr Hüter, mein treuer Freund,
dass Glück euch leite, wie’s Schicksal meint.
Ihr Zorn ist Feuer, doch Treue ihr Lohn,
so wahrt sie im Sturm — wie Stahl, wie Thron."
Miri blickt verbittert auf den Boden, Huld lacht das Lachen eines Mannes der in der Tat schon betrunken ist und die Tragweite dieser Worte erst noch verstehen muss.
"Heiß brennt der Durst in der Kehle Glut,
laut schreit das Herz, voll wilder Wut.
Wie Blasebalg, der Funken speit,
ruft es nach Sturm und Trinkbereit."
Unruhe kommt in die Menge, greifen sie nach ihren Humpen und Hörnern in der Erwartung das Speis und Trank freigegeben werden.
"Hunger heult wie Schwein im Brand,
leg ab den Panzer, greif mit der Hand!
Füll deinen Schlund mit tropfendem Fleisch,
so stillt sich das Biest, so wird’s heiß."
Ein weiteres mal erschallt zustimmendes Gemurmel. Ein letztes mal setzt Oktar an.
"Im Metrausch dampft noch unsre Furcht,
beim Fest der Nacht, wo Einsamkeit ruht.
Denn Schwur ist getan, und Rabe sich nährt,
vom Feind von morgen, den heut ich entbehrt."
Dann leert er seinen Humpen in einem Zug und das Essen ist freigegeben. Jeder greift zu und
Musik erklingt um das Festmahl zu begleiten. Der zeremonielle Teil der Hochzeit ist vorbei und das Gelage hat begonnen.