Ich arbeite ja seit längerem
an einem System. Es hakt aktuell und schon seit Jahren am aktiven Probespielen. Nur aktives Spielen kann dem System bestimmte Zähne ziehen, auf denen ich schon so lange "nur" herum gedacht habe. Meine Hauptgruppe will an den wenigen Spieltagen, die wir haben, unsere 3.5-Kampagne zuende bringen, die kann nicht helfen. Also eine Zweitgruppe? Allein es fehlt mir frei verfügbare Zeit.
Doch jetzt hat sich an meinem Arbeitsplatz eine Gelegenheit aufgetan. Wir haben aktuell sechs junge Mitarbeitende zwischen 19 und 22 Jahren, die noch nie gespielt haben. Also habe ich ihnen angeboten, eine Schnupperrunde zu leiten. Sie haben Interesse. Wir könnten ab und an mal nach der Arbeit bleiben und gemeinsam spielen.
Der GewissenskonfliktEinsteigende sollten die bestmögliche Rollenspiel-Xperience erleben. Dafür wäre ein unfertiges System sicher der denkbar schlechteste Start. Das
Mini-D20 von
Seba wäre in meinen Augen eigentlich genau richtig. Aber kann ich diese Gelegenheit, Probespielerfahrung mit meinem unfertigen D20 (das PF2-Niveau an Komplexität hat, schätze ich) zu sammeln, wirklich vorbeiziehen lassen, eine Gelegenheit, auf die ich seit Jahren warte??
Ich werde einen Fehler machen - und ihn zugleich mit aller Kraft niederkämpfenWürde mich jemand um Rat in dem Gewissenskonflikt fragen, würde ich wahrscheinlich abraten, das komplexe, unfertige System zum Schnupperspielen zu benutzen.
Nennt es Hybris: Ich will es doch versuchen!
Dafür nehme ich mir vor, dass ich die Spielenden vorerst nur homöopathisch mit den Regeln belästige: Sie sagen, was sie machen möchten, und ich regele es entweder nach meinem System aus dem Kopf, oder ich schlage die Regeln nach, oder - wenn das zu lange dauert - handwedele ich um des Tempos Willen im Geiste der Regeln. Ich will vorerst die Brandmauer zwischen den Spielenden und den Regeln sein. Wahrscheinlich gebe ich ihnen vorerst nicht einmal die fertigen Charakterbögen!
Ich lass es mal auf uns zukommen, und ich kann ja noch immer umsteuern, wenn mir mein Spagat in der ersten Session nicht gelingt. Und wenn jemand mehr von den Regeln wissen will, dann kann ich sie ja zu lesen geben.
Mehrseitiges Charakterkonzept anstatt mehrseitigem CharakterbogenIch habe ein Dokument erstellt, das ich allen zugemailt habe, das ihre Phantasie anregen soll, dass sie befähigen soll, einen Charakter zu erstellen und in dem ich sie so weit es geht "vor den Regeln schützen" möchte. Ziel ist, dass sie grundlegende Charakterentscheidungen treffen sollen, ohne mit allzuvielen Zahlen und Regeln belästigt werden. Eine Figurenbiographie am Ende der Ausarbeitung des Charakterkonzepts wäre schön. Wer ihn sich anschauen mag,
findet ihn hier.
28 Seiten - da werden viele sagen, dass es zu lang ist. Aber dafür, was das Dokument leisten soll - erste Orientierungen und Interesse und etwas Bastelfreude wecken - ist die Länge richtig, würde ich sagen.
UmbenennungIch war mit dem Systemnamen "Beyond Time" für mein D20 (in dem ja auch Zeitreisen eine Rolle spielen), sehr glücklich. Bis mir jemand sagte, dass, sollte ich es je veröffentlichen, es vielleicht kollidieren könnte mit
"DnDBeyond", dem offiziellen Online-Regel-Angebot von WotC/Hasbro. Das mir das nicht vorher aufgefallen war! Also weiter überlegt. So bin ich jetzt bei "Across Time" gelandet.
Deutsche Regelbeschreibungen in gendergerechter SpracheWährend "Across Time" auf Englisch geschrieben wird, habe ich für das Probespiel das Charakterkonzept-Dokument auf Deutsch verfasst, um es den Einsteigenden so leicht wie möglich zu machen. Dafür habe ich die KI sowohl die entscheidenden Regelpassagen raussuchen als auch übersetzen lassen. (Bei diesen Aufgaben war im Übrigen Claude.ai mit Abstand das beste Tool!) Aber das mit gendergerechter Umformulierung bekam die AI nicht hin.
Mein Ziel war also, das Dokument gendergerecht zu schreiben, aber bei voller Lesbarkeit, ohne ":" und "*". Oha, wie heftig ist das, deutsche Regeltexte zu verfassen! Ich habe mindestens ebensolange am Inhalt gearbeitet wie an der lesbarern, gendergerechten Sprache. Ich musste mir viele Umformulierungen gestatten, wie zB, dass die Klasse "Krieger" jetzt "Weg der Waffen" heißt (danke
First Orko!). Aus der Kraft "Draufgänger" (Power Swashbuckler) wurde der "Waghals", und ich habe definiert, dass "Elfen" die "Elb:innen" ersetzen kann und die "Zentauer" "Zentaur:innen" entsprechen. "Zwerge" sind ein großes Problem, wenn man "Zwerg:innen" vermeiden möchte, und richtig glücklich bin ich hier mit meiner Lösung nicht.
Aber insgesamt denke ich, dass ich es hinbekommen habe: Gendergerechte Sprache ohne "*" oder ":" , aber in lesbar.
Ich halte Interessierte hier auf dem laufenden, wie es aufgeht, wo ich nachjustieren muss oder ob es scheitert.