Leider ist die Hauptfigur eine unsympathische alkoholkranke Idiotin und ich hoffe von Minute zu Minute mehr, dass sie sie erschießen.
Ganz grundsätzlich... (und ich greife das nur als Beispiel heraus, weil ich das immer wieder lese; ist also nichts Persönliches):
Liegt es an mir, dass ich die Zahl der Protagonist:innen in Serien, die mir wirklich, wirklich unsympathisch sind, gefühlt an einer Hand abzählen kann?Ich meine, selbst wenn die Leute sich eigentlich immer wieder wie Karl Arsch verhalten (was ja z.B. in vielen Sit-Coms und in vielen modernen Drama-Serien, spätestens nach der 2000er/2010er-Antiheldenwelle ja grundsätzlich der Fall ist), gebe ich denen doch immer wieder den "benefit of a doubt", einfach weil menschliche Schwäche und menschliche Irrationalität die eigentlichen Triebfedern vieler Geschichten ist – das gehört quasi so. Bin ich da jetzt toleranter als der Durchschnitt, naiver als der Durchschnitt... ich weiß es auch nicht. Aber ich versuche halt immer die menschliche Seite zu sehen. Und wir verhalten uns im Verlauf unseres Leben eben alle wiederholt wie Unsympathen. Oder unverständig und nicht in der Lage, Dinge zu erkennen und richtig einzuordnen (=idiotisch).
Gerade, wenn man versucht, Menschen eine grundsätzliche Irrationalität in ihrem Tun nachzuweisen und kausalistisch die Abläufe menschlicher Handlungen durchrechnen will... da muss man doch schon an unserer eigenen Realität scheitern. In der ZEIT gab es ein
interessantes Interview zum Thema (das sich jetzt auf die politische Dimension der Frage bezieht, daher diskutiere ich das hier nicht en detail), das im Grunde folgendes deutlich macht: Nicht alles, was uns irrational erscheint, ist wirklich irrational. Oder, eben salopper gesagt: Nicht jeder Idiot ist ein Idiot.
Es gibt ganz wenige Serien, die ich nicht gucke, weil die Leute zu große Arschlöcher wären (dazu gehört z.B. "Family Guy"): Sei es, weil es andere Charaktere in der Serie gibt, deren Wohl mir am Herzen liegt. Sei es, weil ich finde das es einer Serie nicht darum geht, dass eine Figur sympathisch ist, sondern weil es z.B. um die Entwicklung der Figur geht (bei "Flight Attendant" muss die Figur eine "unsympathisch" sein (gerade aus ihrem Alkoholismus heraus), damit sie sich entwickeln kann).
Und dass ein Charakter "ein Idiot" ist, hat eigentlich nie einen Einfluss darauf, ob ich eine Serie mag oder nicht. Kausal-logische Checklisten zu erstellen, wie das im Internet bei der Besprechung von Serien oder Filmen nur allzu gerne getan wird, liegt mir völlig fern. Und ich frage mich auch, was das bringen soll.
Schaut nach links, schaut nach rechts, schaut die Nachrichten: Menschen sind Idioten.