Da habe ich völlig andere Erfahrungen gemacht.
Aus welchem Grund sollte Rollenspiel denn zu kurz kommen?
Gerade im engen Kontakt mit den verdächtigen NSC (Unterhaltung /Befragung etc.) hat man mEn. sogar verhältnismäßig viel Rollenspiel in Charakter.
Keine Ahnung, ob der Läuterer das Gleiche meinte, aber meiner Erfahrung nach schalten SpielerInnen in Ermittlungsabenteuer ziemlich schnell in den "Problemlösungsmodus": Da werden Charaktereigenheiten, die einer Lösung entgegenstehen (zBsp. Aversion gegen eine Bevölkerungsgruppe, aus der aber mehrer Zeugen kommen) sehr schnell "vergessen". Und wie
verdammt schnell Spieler mit eigentlich friedlich gesinnten, aufgeklärten und überlegten Figuren dann doch zu Folter greifen dürfte schon so manche SL überrascht haben
Will sagen: Dadurch, dass ein Ermittlungsplot allzu oft faktisch nur binäre Ergebnisse (gelöst/nicht gelöst) zulässt, ist die Hemmung, sich mit den Auswirkungen von eher destrukiveren Charaktereigenheiten (abgebildet zBsp durch Nachteil-Systeme o.ä.) auseinadner zu setzen, recht groß.
Damit ist der Spielemodus meist eher mit "Miss Marple / Sherlock / Hercule Poirot" vergleichbar - Problemlösung durch Ratio.
Dabei gibt es ausreichend Vorlagen (Der Richter und sein Henker, Stieg Larsson, M- Ein Stadt sucht ihren Mörder, True Detective, Luther, The Sinner) in denen die Schwächen der Protagonisten in den Vordergrund rücken und gleichermaßen im Weg stehen aber auch neue - meist ungewöhnliche - Wege öffnen. Hinzu kommt noch der Zufall, der oft als Wegblegleiter der Gerechten diese (meist gerade noch rechtzeitig) auf die richtige Spur führen. Sowas kann im Rollenspiel m.E. nur durch eine Form der dramaturgischen Steuerung geziehlt angestrebt werden -ob durch Illusionismus oder durch Player Empowerment bzw. ein Spielmodus der sich mehr auf das gemeinsame Konstrukieren einer Geschichte fokussiert, als auf das Rätseln an sich.
EDIT: Was Maarzan schreibt kommt nach dazu. Die Spielfigur sollte ja eigentlich nicht leer im Raum stehen sondern eben mit den Konfrontationen ihres Handels leben müssen. Das wird meist unter den Teppich gekehrt - sei es, weil der Abend fortgeschritten ist und man ans Ende kommen muss oder weil es ja "nur ein Oneshot" ist.. oder weil die Charaktere eben Vagabunden sind, die von Abenteuer zu Abenteuer (und damit oft von Ort zu Ort) ziehen.