Autor Thema: Warum ich kein "Method Acting" mag  (Gelesen 9616 mal)

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Offline GIGiovanni

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Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
« Antwort #100 am: 27.10.2012 | 22:59 »
@ Weltenbastler
Da ist halt die Frage: Will man realistisch oder genre-typisch spielen?
Die Realismus-Fraktion sagt natürlich, dass SCs während der Abenteuer auch dazulernen und ihren Charakter verändern.

Aber in vielen Genres ist es halt Konvention, dass sich der Charakter nicht ändert bzw. in seinen Kernprinzipien gleich bleibt.

Und was ist bitteschön "normal"? Ist es normal, dass die Gruppe beschließt, den Gefangenen zu foltern, um an die Informationen heran zu kommen? Ist es normal, dass man Unschuldige ausraubt oder bei ihnen einbricht, weil man für das Gute(tm) kämpft?
Häufig lassen sich die SCs zu Aktionen hinreißen, die die Spieler im RL niemals tun würden. Da ist der Paladin quasi die einzige Stimme der Moral.

Dies ist leider häufig wahr. Was mich dann aber am meisten stört, dass gerade diese Spieler, welche sich höflich formuliert nicht sozial verhalten, aufschreien, wenn sich ein anderer Spieler erdreistet die gleichen Maßstäbe bei ihrem geliebtem Char anzuwenden.
« Letzte Änderung: 27.10.2012 | 23:21 von GIGiovanni »

alexandro

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Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
« Antwort #101 am: 27.10.2012 | 23:26 »
Die Kampagne ist nur geschrottet, wenn man schon vorher festgelegt hat, was da bei rauskommen muss.
Die Aktion selbst ist völlig offen.

Im Beispiel wird die Kampagne ja gerade durch die Offenheit der Aktion geschrottet (bzw. dass eines der möglichen Ergebnisse sich in der Spielpraxis nicht umsetzen lässt). Würde schon ein Ergebnis feststehen, gäbe es da gar kein Problem.

Offline Naldantis

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Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
« Antwort #102 am: 28.10.2012 | 00:23 »
Häufig lassen sich die SCs zu Aktionen hinreißen, die die Spieler im RL niemals tun würden. Da ist der Paladin quasi die einzige Stimme der Moral.

...naja, die Charaktere haben halt nicht die juristischen Scherereien zu fürchten wie die Spieler; aber niemals ist ein großes Wort.
Und gerade das ist ja ein interessanter Aspekt - wie  einigen sich die Charaktere in solchen Fälle, wie überzeugend sind die Guten, wie sehr fügen sie sich den Sachzwängen?

Offline GIGiovanni

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Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
« Antwort #103 am: 28.10.2012 | 01:18 »
...naja, die Charaktere haben halt nicht die juristischen Scherereien zu fürchten wie die Spieler; aber niemals ist ein großes Wort.
Und gerade das ist ja ein interessanter Aspekt - wie  einigen sich die Charaktere in solchen Fälle, wie überzeugend sind die Guten, wie sehr fügen sie sich den Sachzwängen?


welche Sachzwängen gibt es für foltern?

Offline D. Athair

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Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
« Antwort #104 am: 28.10.2012 | 01:19 »
Im Beispiel wird die Kampagne ja gerade durch die Offenheit der Aktion geschrottet (bzw. dass eines der möglichen Ergebnisse sich in der Spielpraxis nicht umsetzen lässt).
Was macht die nicht zum Zug gekommene Möglichkeit dem umgesetzten Ereignis überlegen?
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Offline Bad Horse

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Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
« Antwort #105 am: 28.10.2012 | 01:57 »
Wenn ich das richtig verstanden habe, kann die nicht zum Zug gekommene Möglichkeit mit der ganzen Gruppe etablierter Charaktere bespielt werden; im anderen Fall nicht.

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Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
« Antwort #106 am: 28.10.2012 | 08:02 »
Im Beispiel wird die Kampagne ja gerade durch die Offenheit der Aktion geschrottet (bzw. dass eines der möglichen Ergebnisse sich in der Spielpraxis nicht umsetzen lässt). Würde schon ein Ergebnis feststehen, gäbe es da gar kein Problem.

Übersetzt: wenn ich den anderen Leuten meine Idee vom Ergebnis aufzwingen könnte, wäre das alles OK - aber so ungeordnetes Chaos. 

Aus dieser Denkrichtung ist eine Kampagne natürlich zu "schrotten". Aber diese Grundeinstellung zeugt für mich massiv von mangelnder Achtung für die Mitspieler und solche Kreativität sollte lieber auf Bücherschreiben gerichtet werden.

Und: wenn die Mehrheit inkl. SL der Meinung ist, "Das war ja nun wohl doch recht Scheiße" war es noch nie ein Problem zu beschließen den dann allgemein anerkannten Fehler zu korrigieren.
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Offline Xemides

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Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
« Antwort #107 am: 28.10.2012 | 08:45 »
Wie ist es denn, wenn der MA vom Setting gebackt wird? In DSA z.B. ist es so, das die Geweihten im Settingband oft als religiöse Fanatiker dargestellt werden. Im Buch wird öfters mal erwähnt, das nur die krassesten Gläubigen überhaut geweihte werden, jeder der auch nur einen hauch von Zweifel zeigt bleibt im Laienorden hängen. Der Rondrageweihte, der auf alles losmoscht, ist das das typische Beispiel. oder auch der Praiot, der nie lügt und Magie verdammt. Die Geweihten haben darüber hinaus noch den Zustand der Entrückung, der sie noch fanatischer werden lässt, als sie ohnehin schon sein müssen. In seiner üblichen Ambivalenz zeigt das Setting natürlich auch genug Optionen, wie es auch anders geht, aber der Fanatismus ist definitiv eine Auslegung, die man rauslesen kann.

Damit hat man dann die Kombi-"Setting sagt es so" und MA. Wie würdet ihr denn damit umgehen?


Gerade DSA sagt aber auch, das Spielercharaktere häufig Abweichler sind, die eben deshalb auf ABenteuer gehen, weil sie unorthodox denken.
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alexandro

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Re: Warum ich kein "Method Acting" mag
« Antwort #108 am: 28.10.2012 | 11:16 »
Übersetzt: wenn ich den anderen Leuten meine Idee vom Ergebnis aufzwingen könnte, wäre das alles OK - aber so ungeordnetes Chaos.

Nein. Es gibt halt einfach Realitäten des Rollenspiels, die nicht dem Ideal einer perfekten, vollkommen freien, Spielwelt vereinbar sind. Eine freie Wahl der Gruppe gehört dazu. In einer perfekten, vollkommen freien, Spielwelt würden die Charaktere nach der beschriebenen Aktion einfach getrennte Wege gehen (oder sich gegenseitig umbringen) und alles wäre OK. Leider bedeutet dass für den Spieltisch, dass die Spieler nicht mehr in derselben Charakterkonstellation zusammenspielen können, was die Frage aufwirft, wer muss seinen Charakter einmotten? Der Paladinspieler? Die Spieler der "bösen" Charaktere? Alle?

In jedem Fall ein unbefriedigendes Ergebnis.

Zitat
Aus dieser Denkrichtung ist eine Kampagne natürlich zu "schrotten". Aber diese Grundeinstellung zeugt für mich massiv von mangelnder Achtung für die Mitspieler und solche Kreativität sollte lieber auf Bücherschreiben gerichtet werden.

Komm mal von deinen paranoiden Wahnvorstellungen runter.

Zitat
Und: wenn die Mehrheit inkl. SL der Meinung ist, "Das war ja nun wohl doch recht Scheiße" war es noch nie ein Problem zu beschließen den dann allgemein anerkannten Fehler zu korrigieren.

Es ging ja darum, dass das jeder einsieht.

Aber ich sehe, dass hier nichts neues kommt und du immer wieder die selben Argumente vorkramst. Daher mach ich das Thema mal zu.