Autor Thema: Critical Role  (Gelesen 23494 mal)

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Offline Der Hasgar

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Re: Critical Role
« Antwort #150 am: 15.06.2025 | 15:39 »
Also wenn man jetzt nur die Elemente nimmt und nicht die Qualität der Ausführung, dann würde ich auch sagen, dass unsere Tischrunden eher wie bei CR laufen:

- man versucht, möglichst "In-Character" zu bleiben (gelingt natürlich nicht immer)
- ein Großteil der Szenen wird ausgespielt, NSC haben Farbe und auch eine eigene Persönlichkeit
- die Spielerinnen und Spieler versuchen, ihren SCs tatsächlich eine Persönlichkeit zu verleihen

Aber natürlich sind wir keine Schauspieler oder Voice Actors und damit kommen bei weitem nicht so flüssige Szenen dabei raus  ~;D
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Offline Boba Fett

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Re: Critical Role
« Antwort #151 am: 15.06.2025 | 15:43 »
Mein ganz persönlicher Eindruck ist ja, dass das kein Gatekeeping ist, sondern schlicht die Angst vor dem Vergleich.

Aber das eine ist doch immer die Ursache des anderen.
Oder meinst Du, dass die DSA Leute der gar nicht so guten alten Zeit das aus reiner Selbstgefälligkeit gemacht haben.
Okay, da mag ein bisschen auch das "wir haben den heiligen Grahl gefunden und der darf nur auf diese Weise verehrt werden" Kultismus dabei gewesen sein.
Aber stell die mal vor die Powergamer und Buttkicker hätten es den Leuten einfach gezeigt, weil spaßig es sein könnte, einfach mal Goblins zu verdreschen, die Prinzessin zu retten und am Ende reich mit dem Schatz und mit magischen Artsyfartsy-fakten aus dem Dungeon zu stolpern, um dann im Wirtshaus zum schwarzen Keilerei ordentlich Party zu machen. Sicherlich wären da noch einige Mittelalterplausibilitäts-Nachspieler geblieben und hätten weiter DSA gezockt. Aber andere hätten wohl ins andere Lager gewechselt.
Oder festgestellt, das es noch mehr gibt und sich was ganz anderes gesucht.
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Offline Boba Fett

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Re: Critical Role
« Antwort #152 am: 15.06.2025 | 16:06 »
Also wenn man jetzt nur die Elemente nimmt und nicht die Qualität der Ausführung, dann würde ich auch sagen, dass unsere Tischrunden eher wie bei CR laufen...

Naja, wenn man Travis Willingham mal so im off zuhört oder auch den anderen, dann haben die auch gar nicht so wenig "out of character" Talk und ziemlich viele alberne Kommentare, die teilweise echt unter der Gürtellinie liegen.

Insofern machen die also auch eine ganze Menge "Quatsch".

Exakt kann ich das nicht sagen, denn CR haben für mich meistens zu viele Player am Start - mehr als 5 finde ich anstrengend. Deswegen habe ich bisher nur die aktuelle Umbra mit 2 Folgen angesehen, sonst bisher nur einige wenige Folgen kreuz und quer und auch selten vollständig von Anfang bis Ende.
« Letzte Änderung: 15.06.2025 | 16:42 von Boba Fett »
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Offline Prisma

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Re: Critical Role
« Antwort #153 am: 15.06.2025 | 21:17 »
Wirklich? Du findest es also schlimm, dass jemand anderen Leuten Rollenspiel vorspielt und zeigt, wie er selber zu spielen gedenkt und damit ein paar hunderttausend Leute ins Hobby holt, die sich sonst wahrscheinlich vor ihr Computerrollenspiel gehockt hätten?
Erst mal, danke für die Entschuldigung und die Transparenz. Ich weiß das zu schätzen.  :d
Mir geht es nicht um Gatekeeping, ich gehöre noch zu der Generation die über ihr Hobby schweigen und lügen musste, um nicht von anderen beschämt und belächelt zu werden. Das Leute ins Hobby geholt werden und es größer wird, ja, in die Nähe des Mainstreams kommt, davor haben wir früher nicht mal geträumt. (Genauso wenig wie von einem AAA-Spiel für Cyberpunk 2020. Und auch das ist wahr geworden.) 
Mir geht es darum, dass Leute nicht getäuscht werden, besser: sich nicht täuschen, dass sie reinen Wein eingeschenkt bekommen und nicht unter falschen Erwartungen leiden.
Das CR (und BBT und ST) Leute ins Rollenspiel geholt haben, ist unbestritten. Aber woher nimmst du die Gewissheit das CR wirklich "ein paar hunderttausend" Leute ins Hobby geholt hat? Die meisten werden schlicht Zuschauer sein. Ich denke, besser: ich vermute, es wird so sein wie bei 40K, wo viele nur wegen der Romane und der Lore dabei sind, ohne das Tabletop zu spielen.

Die haben wie vielen Leuten gezeigt, was man am Tisch (oder online machen kann) und wievielen Leuten damit die Corona Pandemie etwas erträglicher gemacht?
Wieviele Leute haben damit wiederum ihr Geschäftsmodell im Rollenspielsektor gefunden?
Und du findest das "gefährlich"?
Ja. Aber nicht so wie du denkst. (Ich dachte eigentlich, es läge auf der Hand.)
Ich möchte, dass alle das Hobby umfassend genießen können. Wie gesagt sollen sich die Leute nicht an einem Hochglanzprodukt täuschen, wie die Erfahrung am Spieltisch und an den Cons wirklich ist. Denn da liegt die Gefahr, dass Leute abspringen. Als Spieler: "Oh, mein SL ist ja gar nicht wie Mercer. Dann lasse ich das alles sein und gucke weiter CR" Und als SL: "Oh, mein Gott, was mache ich nur falsch?! Ich kann nicht so gut sein wie Mercer. Mercer is God." Ein Actualplay von Orkenspalter halte ich für wesentlich informativer und näher an der Realität als das "Trugbild" was CR bietet.
Vielleicht erinnerst du dich: Vor einigen Jahren gab es etwas ähnliches mit den Rocket-Beans. Da gab es Berichte über Chaos-Blödel-Runden auf Cons, die aber keiner mochte. Und diese Spieler haben in unserer Szene keinen Anschluss gefunden. Manche Spieler sollen sogar enttäuscht aus echten Runden ausgestiegen sein und den SL kritisiert haben: "Das sei ja nicht wie bei den Beans." Und es hat für Ungemach bei den "echten" Rollenspielern und bei den "Bean-Rollenspielern" gesorgt.
(Ich war damals selber irgendwie sauer, als ich das gelesen habe, obwohl ich ja gar nicht betroffen war. Doch meine Wut war ungerecht, denn die "Bean-Spieler" konnten ja nichts dafür. Die sind dem "Trugbild" zum Opfer gefallen. Das mag ja auch nicht im Sinne der Beans gewesen sein, aber das ist nun mal so abgelaufen.) Ob Rocket-Beans oder Critical Role, ich möchte nicht dass Neulinge - die sowieso knapp sind - darunter leiden. Und wir alten Hasen auch nicht.


Nein, das wollen sie nicht. Denn DSA (bzw. die DSA Community aus den 90ern) ist auch eine Form von Gapekeeping gewesen, denn sie hat sich missionarisch dafür eingesetzt, dass es nur eine einzige wahre Art und Weise geben kann, wie man richtig Rollenspiel macht. Und alles andere was kein Rollespiel und wurde schlecht geredet.
Und darin enthalten war zum einen ein "sich aufzwingender" Aventurien-Kanon inklusive einer Mindestkenntnis, die man besitzen muss, um überhaupt mitspielen zu dürfen. Und das, was vielfach an Abenteuern (auch kommerziell) gespielt wurde, war eher "Reenactment" und kein Storytelling - denn beim Storytelling entwickeln Spielleiter und Spieler gemeinsam eine Geschichte (meist ergebnisoffen) und spielen nicht die Geschichte nach, die irgendein Autor in ein Kaufabenteuer abgedruckt hat.
Ach, Mensch, geschenkt. Das war ein Witz. Meine Smilies sind sogar in deinem Zitat von mir. Ich sehe doch jedes Wort was du oben schreibst genau so. Reenactment ist ein guter Begriff, ich gehe sogar noch weiter: Aventurien ist eine Art Museumswelt, zumindest damals. Da durfte man alles angucken, aber nichts anfassen, geschweige denn verändern.


Zum Thema Scripting:
Da bleibe ich meiner Position treu. Denn CR ist eine hochprofessionelle Produktion. Da fließt Geld rein. CR ist eine Marke. Es gibt Schauspieler, ein Production-Team, Verträge, Technik. Das machen die nicht in der Garage. Da wird nichts riskiert. Klar, wird es Freiräume für Blödeln oder Improvisationen geben. Da wird aber nichts dem echten Zufall überlassen. Das glaube ich einfach nicht, selbst wenn die es behaupten, weil der Charme dann raus wäre.


Was ich aber glaube, ist, dass diese Runde ihr spiel gut "cuttet", also brutale Versprecher, Lachsalven oder irgendwas anderes rausschneidet. Die werden sicherlich auch Pausen machen und sich dann unterhalten und das findet bei uns ("Raucher...") auch statt. Und da spielt man als Spielleiter natürlich auch gern Mäuschen.
Das ist ein gutes Argument. Da könnte man vieles nachträglich korrigieren. Auch "falsche Entscheidungen" der Spieler oder Reshoots machen, mit noch mehr Drama. Aber auch das wäre ja kein "echtes" Rollenspiel.
Übrigens, streamen die denn nicht? Da würde es nicht gehen.


Mein ganz persönlicher Eindruck ist ja, dass das kein Gatekeeping ist, sondern schlicht die Angst vor dem Vergleich.
Vergleich ist ein gutes Stichwort. Ein valider Vergleich ist doch gar nicht möglich. Auf der einen Seite steht Critical Role (Schauspieler, Production Team, lange Vorbereitung etc.) und auf der anderen ein "echter" Spielleiter, der in seiner spärlichen Freizeit, nach der Arbeit gestresst, Abenteuer vorbereitet. Mit Tageshöhen und -tiefen kämpfen muss (seine Spieler auch) und nicht cutten und nochmal drehen kann. Mercer hingegen muss nicht mit "Schweigsamen", "Powergamern", "Niezufriedenen", "Systemfanatikern" usw. spielen. Da sagt auch niemand spontan ab, oder hat seinen Charakterbogen die Hälfte der Zeit nicht dabei. Das ist das echte Leben! Und was ist mit Cons, wo man sich auf fremde Leute als SL sofort einlassen, sogar einfühlen, muss. Wo Spielern eine Runde technisch gesehen egal sein und man auch mal einen Arschlochspieler dabei haben kann? Ich glaube nicht, dass dies in Mercers "Modellspielleitungswelt" funktioniert. Klar, mag der als Star auf Cons auftreten und eine kuratierte Runde leiten, aber da werden entsprechende Spieler hingesetzt. Das ist nämlich dann keine Runde, sondern ein PR-Termin. Für einen validen Vergleich, müssten erst einmal gleiche Bedingungen herrschen. Die sind einfach nicht gegeben.
Dann noch die Sache mit der Erfahrung. Es gibt SLs die haben 30, sogar 40 Jahre Erfahrung. Sind aber keine ausgebildeten Schauspieler, oder YouTube-Personas. Auf D&D-Youtube tummeln sich dann Influencer wie Mercer, Bob the Worldbuilder oder Ginni Di. (Das sind nur Influencer-Platzhalter, für das Argument. Ich greife die jetzt nicht an.) Die gelten als die besten Spielleiter der Welt, weil die seit D&D5E wie Pilze aus dem YT-Boden geschossen sind, wegen der Monetarisierung natürlich, und werden zu Events eingeladen und angeblich zahlen Leute da 2.000 bis 5.000 Dollar um in so einer Runde dabei zu sein. (Bei Satine Phoenix waren 2K pro Platz sogar bestätigt worden, iirc., bevor die abgestürzt ist) Hat das noch was mit "echtem" Rollenspiel zu tun? Am Esstisch? Ist da auch nur ansatzweise ein valider Vergleich möglich? Wohl kaum. Die können den eigentlichen Nerds mit den 30, 40 Jahren Erfahrung im "echten" Rollenspiel nicht das Wasser reichen. Aber es sieht halt gut auf YT aus. Die einen sind wegen den Hobbys hier, die anderen wegen des Geldes. 


Für die amerikanischen D&D-Spieler war dies etwas besonderes. Die meisten D&D-Spieler waren (und sind es wohl immer noch) gamistische Spieler, wo man von einem Encounter zum nächsten springt und auch sonst nicht viel ausgespielt wird. Ich habe mal vor Jahren ein offizielles Adventurers' League-Abenteuer auf dem ConLeo gespielt. Der DM sagte uns amEnde, dass dieses Abenteuer für 2 Stunden ausgelegt war, wir haben vier benötigt, und nur weil wir unsere Charaktere auch ausgespielt haben. In so fern, ist CR für viele D&D-Spieler in den US etwas besonderes. Viele haben erst da lerent, was Rollenspiel auch sein kann.
Das ist ein gutes Argument, was vieles erklären würde. Dann wäre aber Europa der Kontinent der "Mercerartigen"-Spielleiter, weil sowas wie Charakterausspielen, direkte Rede usw. bei uns ein weitverbreiteter Quasistandard ist.
Mit einem 7er-Set, stehen ganze Universen offen.

Offline Alexandro

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Re: Critical Role
« Antwort #154 am: 15.06.2025 | 22:23 »
Wenn Leute etwas anderes vom Rollenspiel erwarten, dann finde ich das nichts schlechtes. Das Hobby verträgt durchaus unterschiedliche Ansichten darüber, wie es zu spielen ist (und wenn sie keine SL mit diesen Erwartungen finden, dann können sie ja eine eigene Gruppe aufmachen).

Was die Behauptung angeht, dass diese Leute "ein anderes Hobby spielen"... ich erinnere mich noch gut an die Fanpro-Foren, wo Leute welche die Shadowrun- und DSA-Romane gelesen haben aufgeschlagen sind, und gerne etwas mehr zur Welt erfahren wollten, und dann auf irgendwelche Vollpfosten getroffen sind, die ihnen gesagt haben sie sollen erstmal die Rollenspielbücher lesen. Ja, nee... so baut man keine Begeisterung für sein Hobby auf.
Und selbst wenn sich ein paar von denen dann dafür entscheiden, nur zu konsumieren und nicht aktiv zu spielen - so what? Das Hobby verträgt diese nebeneinander existierenden Strömungen problemlos, solange da nicht ein paar Querköpfe der Meinung sind einen "Ich bin mehr Fan, als du"-Konflikt vom Zaum brechen zu müssen (diese Art von verbalem Schwanzvergleich hat schon zahlreiche Fandoms zerstört).

Was das Thema Scripting angeht, dazu gibt es ein sehr gutes Video:
https://youtu.be/m0fc-v1s0PA?

EDIT: Was die bezahlten SL-Gigs (mit teilweise recht hohen Beträgen) angeht, so liegt dies in erster Linie daran, dass es Bedarf dafür gibt. Und das liegt daran, dass D&D gerade ziemlich steil geht, und die Leute aus anderen Hobbys gewohnt sind, Unsummen dafür zu investieren (und sich nicht vorstellen können, dass es auch billiger geht). Viele der SL, welche sich das bezahlen lassen, stellen recht bald fest, dass sie für etwas bezahlt werden, was sie eigentlich kostenlos machen würden... einige hören deswegen auf sich bezahlen zu lassen, andere (wie Mhaire) versuchen einen tatsächlichen Mehrwert zu bieten, damit die Spielenden dann auch etwas mehr für ihr Geld bekommen.
Auch unser Rollenspielverein hatte schonmal so eine Anfrage (bezahlter SL für einen Junggesellenabend) und haben da jemanden vermittelt. Diese Leute wollen in erster Linie:
a) spielen
b) für das Spielen Geld ausgeben (weil sich das dann "wertiger" anfühlt, sunk cost fallacy und so)
Ob das ein ein bekannter YTer ist oder nicht, ist ihnen in der Regel egal.
« Letzte Änderung: 15.06.2025 | 22:49 von Alexandro »
Ohne Dramaturgie gibt es kein Drama.

Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline Sphinx

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Re: Critical Role
« Antwort #155 am: 16.06.2025 | 00:11 »
Da bleibe ich meiner Position treu. Denn CR ist eine hochprofessionelle Produktion. Da fließt Geld rein. CR ist eine Marke. Es gibt Schauspieler, ein Production-Team, Verträge, Technik. Das machen die nicht in der Garage. Da wird nichts riskiert. Klar, wird es Freiräume für Blödeln oder Improvisationen geben. Da wird aber nichts dem echten Zufall überlassen. Das glaube ich einfach nicht, selbst wenn die es behaupten, weil der Charme dann raus wäre.

Das ist ein gutes Argument. Da könnte man vieles nachträglich korrigieren. Auch "falsche Entscheidungen" der Spieler oder Reshoots machen, mit noch mehr Drama. Aber auch das wäre ja kein "echtes" Rollenspiel.
Übrigens, streamen die denn nicht? Da würde es nicht gehen.

Bis ende 2023 oder war es 2024 waren es noch Life Streams. Danach haben sie auf Prerecorded umgestellt.

Die Sache ist in meinen Augen: Wenn es gescripted und mit Takes aufgezeichnet wäre, dann wäre es eine richtig schlechte Qualität. Bis auf gute Microphone und Kameras und das jemand zwischen den Bildern switch läuft der Rest manuell über Mercers Steuerpult ab. Und da passieren laufend Fehler, von Beleuchtung nicht angepasst über vergessen die Musik passend weiter zu drücken....
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Offline Raven Nash

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Re: Critical Role
« Antwort #156 am: 16.06.2025 | 07:55 »
Mercer hingegen muss nicht mit "Schweigsamen", "Powergamern", "Niezufriedenen", "Systemfanatikern" usw. spielen. Da sagt auch niemand spontan ab, oder hat seinen Charakterbogen die Hälfte der Zeit nicht dabei.
Ich muss wohl Matt heißen.  ~;D
Nein, die Probleme hab ich nicht. Hatte ich auch noch nie. Ja, Absagen, aber auch die kommen immer spätestens am Vortag.
Charakterbögen bleiben hier (bis auf eine Spielerin, die eh immer ein Journal macht und das auch immer dabei hat).
Ist jetzt zwar Off-Topic, aber IMHO sind diese Probleme auch stark mit "Spielfrequenz" verzahnt. Je mehr Runden man hat, umso eher hat man diese Sorgen. Ich hab halt immer nur eine Runde (und will auch nicht mehr - das ist genug Sozialkontakt für die Woche).

@Skripting: Ich denke, was Viele vergessen ist, dass das Schauspieler sind. D.h. die bauen einen Charakter nicht nur als Wertesammlung, sondern "legen ihn an". Die machen sich ganz genau Gedanken darüber, was ihn motiviert, was seine Backstory ist, wie er die Welt sieht, usw. Und darüber reden die mit Matt im Vorfeld. Und der baut das dann auch ganz bewusst in die Storyline ein. Und die Spieler bleiben dann vor allem auch in ihrer Rolle - die drehen nicht mal ihre Ansichten um 180°, nur weil sie sich einen Vorteil versprechen.
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Offline Boba Fett

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Re: Critical Role
« Antwort #157 am: 16.06.2025 | 08:30 »
Da bleibe ich meiner Position treu. Denn CR ist eine hochprofessionelle Produktion. Da fließt Geld rein. CR ist eine Marke. Es gibt Schauspieler, ein Production-Team, Verträge, Technik. Das machen die nicht in der Garage. Da wird nichts riskiert. Klar, wird es Freiräume für Blödeln oder Improvisationen geben. Da wird aber nichts dem echten Zufall überlassen. Das glaube ich einfach nicht, selbst wenn die es behaupten, ...

Da können wir nur bei 'agree to disagree' enden.

Und zum Cutting: Ich schrieb darüber, störende Elemente (Lachen, blödeln, F-Wort ...) zu entfernen. Ich glaube nicht, dass da Szenen nachproduziert werden. Da CR lange Zeit bei Twitch war, ist das auch unwahrscheinlich.

Ich habe selbst schon im deutschen Internet an ein paar Plays mitgemacht, und weiß daher auch, dass da manchmal einiges gescriptet aussieht, weil man sich vor Kamera einfach anders verhält. Wer nicht daran gewöhnt ist (ich zum Beispiel) verhält sich erst mal hölzern und unnatürlich aber vor allem ist man sich bewusst, dass man unter Beobachtung steht. Und ebenso wenig wie man dann in der Nase popelt, wird man dann irgendwelche "wollen wir das wirklich machen" oder andere Debatten anfachen, die die Handlung unterbricht. Sowas und einiges anderes macht man einfach nicht. Die Handlung geht also den ersten gangbaren Weg und nicht den besten, weil sich nicht so lange Zeit zum Brainstorming gelassen wird. Das muss die Spielleitung auch wissen und entsprechend berücksichtigen, in dem der Weg halbwegs offensichtlich ist.
Ausserdem spielt man sich "Bälle" gegenseitig zu, um Spotlight zu verteilen. Und sowas wird einem vorher auch gesagt - dass man eben Leuten, deren Charakter länger nicht im Vordergrund stand, den Ball zuspielt.
Und genau so reagiert man auch eher positiv und konstruktiv auf Ereignisse und spiellt nicht die maulende Myrte. "Oh, Mann, eine magische Ziege! Die hab ich mir ja schon lange gewünscht. Was kann sie denn? Milch geben? Toll, ich wollte mich ja nach der Kampagne zur Ruhe setzen und eine Käserei aufmachen!" Und ja, das ist übertrieben. Aber genau so, wie man nicht um Loot-Verteilung diskutiert, sondern lieber eine gute spielerische Szene daraus macht, das Artefakt was man fand dem jenigen auszuhändigen, zu dem es am besten passt, weiß der Spielleiter auch, wie er sowas angemessen unterbringen kann.
Und es ist auch klar, was nicht erwünscht ist - also wie anzüglich darf es werden, wie sieht es mit Fluchen. PvP aus, etc.

Natürlich sind das alles Rampensäue, sonst wären sie nicht im Geschäft. Andererseits waren die CR Crew-Mitglieder vorher auch keine A-Promis, sondern Voice-Actors und so. Die sind schon gut und wissen, wie sie Gestik, Mimik und Stimme einsetzen. Da kommt meiner Meinung nach auch ein Großteil der CR Magie her.



Und ich will nicht immer nur "nö" schreiben, deswegen schreibe ich jetzt mal auf, wie ich glaube, dass Matt Mercer seine Kampagnen und Abenteuer gestaltet.

Ich denke auch, dass Mercer als Spielleiter seine Kampagnen und Abenteuer grundsätzlich nicht wirklich ergebnisoffen und wie eine Sandbox gestaltet.
Der hat schon einen Plot - für die Kampagnen Entwicklung einen eher vagen - nennen wir das mal "Milestones" die abgelaufen werden müssen und für das aktuelle Event einen konkreteren, der aber flexibel genug ist, um auf Spieler zu reagieren.

Die Kampagne funktioniert mit seinen Meilensteinen, wo man hin muss und wo Sachen erledigt werden müssen und Ereignisse in Gang gesetzt werden, ähnlich wie das Autobahn fahren. Von Hamburg nach München fährt man los und mitten drin sagt einem Google, der Weg über Magdeburg wäre schneller. Und dann hat man die Wahl. Mitten drin will irgendwer abgeholt werden, also fährt man auch nen Umweg.
Also ganz grob sind Ziel und Richtung bekannt, nach und nach konstruiert sich die Route, die anfangs aber nicht vorbestimmt war. Möglicherweise hatte der Fahrer diesen Weg als "wahrscheinlich" oder als eine der wahrscheinlichen Routen im Kopf. Mehr aber eben auch nicht. Die Vollsperrung wegen Unfall lässt sich eben genauso wenig hervorsagen, wie die panische Flucht wegen beinahe TPK.

Tom Finn (DSA Autor) hat kürzlich einen Vortrag gehalten, wie man ein "gutes" Abenteuer schafft.
(finde ich sehenswert, auch wenn ich da bei einigem nicht mitgehe, sind da viele Sachen drin, die man sich mal bewusst machen kann)
Und ich glaube, Mercer macht das bei seiner Rund ähnlich.

Und vor allem: er weiß, wie seine Leute ticken. Die haben schon vorher gespielt, haben am Eßtisch zu Hause mit grottigster Qualität, an der man sehen kann, das nichts davon auf "wir machen daraus ein Millionengeschäft" programmiert war, angefangen, haben sich dann von Geek & Sundry hosten lassen (und auch da wird mehr das "wir können besser und keiner von uns muss sich um die scheiß Technik kümmern" im Fokus gestanden haben, als kommerzielle Interessen. Und erst danach haben sie in ein eigenes "Studio" gewechselt und sich professionalisiert.
Das war ein just for fun und hat sich dann zu einem Geschäftsmodell entwickelt. Die hatten Problemspieler, von denen sie sich verabschieden mussten und spielen in einem Freundes- und Familienkreis.

Und auch in der Unterhaltungsbranche gilt "never touch a running system - never change a winning team".
Dementsprechend wird alles, was Erfolg zeigt, weiter gemacht und es wird nicht groß experimentiert. Experimente kann man machen, wenn die Quoten ohnehin sinken.
Also spielen die weiter wie bisher, weil der Erfolg bisher nie ausgeblieben ist.

Und ja, mitlerweile ist es natürlich ein kommerzielles Unternehmen. Wenn Du nicht gewinnorientiert denkst und in der Lage bist, Chancen zu erkennen und zu nutzen, dann verhungerst Du in den USA.
Die Leute sind ja nicht dumm.

Aber das heisst nicht, dass Critical Role sich vorher hinsetzt und den Handlungswerdegang durchspricht und besondere Szenen vorbereitet. Es heißt eher, dass die eine Art Trail-Roading (Wortschöpfung von Settembrini, finde ich sehr gut) betreiben, mit Leuten, die über Jahre wirklich sehr gut aufeinander eingespielt sind und durch ihre Voice-Actor Erfahrung eben noch das Sahnehäubchen draufsetzen.

Und das darf man anders sehen. Wie immer.
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Offline klatschi

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Re: Critical Role
« Antwort #158 am: 16.06.2025 | 08:39 »
Da können wir nur bei 'agree to disagree' enden.

Und ich will nicht immer nur "nö" schreiben, deswegen schreibe ich jetzt mal auf, wie ich glaube, dass Matt Mercer seine Kampagnen und Abenteuer gestaltet.

Ich denke auch, dass Mercer als Spielleiter seine Kampagnen und Abenteuer grundsätzlich nicht wirklich ergebnisoffen und wie eine Sandbox gestaltet.
Der hat schon einen Plot - für die Kampagnen Entwicklung einen eher vagen - nennen wir das mal "Milestones" die abgelaufen werden müssen und für das aktuelle Event einen konkreteren, der aber flexibel genug ist, um auf Spieler zu reagieren.

Die Kampagne funktioniert mit seinen Meilensteinen, wo man hin muss und wo Sachen erledigt werden müssen und Ereignisse in Gang gesetzt werden, ähnlich wie das Autobahn fahren. Von Hamburg nach München fährt man los und mitten drin sagt einem Google, der Weg über Magdeburg wäre schneller. Und dann hat man die Wahl. Mitten drin will irgendwer abgeholt werden, also fährt man auch nen Umweg.
Also ganz grob sind Ziel und Richtung bekannt, nach und nach konstruiert sich die Route, die anfangs aber nicht vorbestimmt war. Möglicherweise hatte der Fahrer diesen Weg als "wahrscheinlich" oder als eine der wahrscheinlichen Routen im Kopf. Mehr aber eben auch nicht. Die Vollsperrung wegen Unfall lässt sich eben genauso wenig hervorsagen, wie die panische Flucht wegen beinahe TPK.

Tom Finn (DSA Autor) hat kürzlich einen Vortrag gehalten, wie man ein "gutes" Abenteuer schafft.
(finde ich sehenswert, auch wenn ich da bei einigem nicht mitgehe, sind da viele Sachen drin, die man sich mal bewusst machen kann)
Und ich glaube, Mercer macht das bei seiner Rund ähnlich.

Und vor allem: er weiß, wie seine Leute ticken. Die haben schon vorher gespielt, haben am Eßtisch zu Hause mit grottigster Qualität, an der man sehen kann, das nichts davon auf "wir machen daraus ein Millionengeschäft" programmiert war, angefangen, haben sich dann von Geek & Sundry hosten lassen (und auch da wird mehr das "wir können besser und keiner von uns muss sich um die scheiß Technik kümmern" im Fokus gestanden haben, als kommerzielle Interessen. Und erst danach haben sie in ein eigenes "Studio" gewechselt und sich professionalisiert.
Das war ein just for fun und hat sich dann zu einem Geschäftsmodell entwickelt. Die hatten Problemspieler, von denen sie sich verabschieden mussten und spielen in einem Freundes- und Familienkreis.

Und auch in der Unterhaltungsbranche gilt "never touch a running system - never change a winning team".
Dementsprechend wird alles, was Erfolg zeigt, weiter gemacht und es wird nicht groß experimentiert. Experimente kann man machen, wenn die Quoten ohnehin sinken.
Also spielen die weiter wie bisher, weil der Erfolg bisher nie ausgeblieben ist.

Und ja, mitlerweile ist es natürlich ein kommerzielles Unternehmen. Wenn Du nicht gewinnorientiert denkst und in der Lage bist, Chancen zu erkennen und zu nutzen, dann verhungerst Du in den USA.
Die Leute sind ja nicht dumm.

Aber das heisst nicht, dass Critical Role sich vorher hinsetzt und den Handlungswerdegang durchspricht und besondere Szenen vorbereitet. Es heißt eher, dass die eine Art Trail-Roading (Wortschöpfung von Settembrini, finde ich sehr gut) betreiben, mit Leuten, die über Jahre wirklich sehr gut aufeinander eingespielt sind und durch ihre Voice-Actor Erfahrung eben noch das Sahnehäubchen draufsetzen.

Und das darf man anders sehen. Wie immer.

Sehr schön geschrieben und argumentiert, so in etwa interpretiere ich das auch.
Trail-Roading ist wirklich eine passende Wortschöpfung dafür, kudos! :-)

Das ist ein gutes Argument, was vieles erklären würde. Dann wäre aber Europa der Kontinent der "Mercerartigen"-Spielleiter, weil sowas wie Charakterausspielen, direkte Rede usw. bei uns ein weitverbreiteter Quasistandard ist.

In Deutschland dank Kiesow und seines erzieherischen Ansatzes und XP for roleplay?  ~;D
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Offline Boba Fett

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Re: Critical Role
« Antwort #159 am: 16.06.2025 | 08:50 »
Ein Nachwort noch zum Thema "konditierter Einstieg ins Rollenspiel":

Natürlich kommt fast jeder mit einer mehr oder minder vagen Vorstellung von "was ist Rollenspiel" ins Hobby.
Und der Konsum von CR wird da auch beeinflussen. Genau wie die Runde, wo man mal zugeguckt oder zum Einstieg mitgespielt hat. DSA hat Deutschland geprägt. Mittlerweile ist es D&D5, was Deutschland prägt.
Das ist nicht zu leugnen, aber ich finde auch nicht verwerflich. Und ja, es mögen auch Leute aus dem Hobby ausscheiden, weil sie mit unrealistischen Erwartungen anfangen.
Genau wie Leute auch ausschieden, weil sie nicht bereit waren, 2500 Seiten Aventurisches Hintergrundsmaterial zu studieren, bevor man mit dem Spielen anfängt. Die Einstiegshürde ist nicht null und wir kommen alle mit Bias ins Spiel.
Aber genau so haben sich auch extrem viele Leute inzwischen anderen Spielen zugeordnet. Powered by the Apolakritze, Shadowdark, Cthulhu, Pathfinder, was auch immer. Der Markt ist so groß wie lange nicht mehr und so bunt wie noch nie. Und zwar, weil die ganzen neuen eben nicht homogen ihre D&D5 spielen und Mercer immitieren - davon wird es sicherlich einige geben.

Abgesehen davon gibt es mitlerweile genug YT Tutorials, wo einem erklärt wird, warum es unsinn ist, das zu wollen, was man sich abgucken kann und was man besser anders macht.
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Offline Sphinx

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Re: Critical Role
« Antwort #160 am: 16.06.2025 | 10:01 »
Ja denke Boba Fett hat das gut zusammen gefasst.

Ich weiß z.B. das Matthew auch im Improv Theather bereich unterwegs war oder vielleicht noch ist. Und auch andere Dort wie Taliesin einen Theater Background haben. Er hatte auch an Spieler und Speziell DMs den Tipp, das wenn man besser werden sollte, ein Improv Kurz sehr hilfreich sein kann. Was auch der Grund war warum ich mal so einen Improv Tageskurs mitgemacht habe.
Selbst in dem einen Tag lernt man ohne Druck wie man "Ja" sagt und zusammen aus dem nichts eine Story spinnt.
Wenn man das verinnerlicht und sich dann Gegenseitig gut den Ball zuspielt, sieht das von außen alles wie geplant aus.

Ich hab auf meine Frage bei dem Kursleiter, der auch Improv Shows auf der Bühne aufführt, ob sich die Darsteller dort vorher ein "Setting" für die Scene überlegen nur verwunderte Blicke bekommen. Da hat wirklich niemand einen Plan, einer fängt einfach an und der rest macht mit.
Dazu gehört dann aber auch das merken wenn eine Scene sich totläuft...man also im Rollenspiel zur nächsten springen sollte. Oder was sich lohnt weiter auszuspielen.
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Offline caranfang

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Re: Critical Role
« Antwort #161 am: 16.06.2025 | 14:51 »
Da haben wir doch alle die Gründe zusammen, weshalb CR nicht geskriptet und auch nicht geschnitten ist.

Offline Abenteurergilde

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Re: Critical Role
« Antwort #162 am: 16.06.2025 | 16:57 »
Ich will mich da kurz auch noch einmal zu Wort melden, weil ich das Thema „Wieso bemängeln Leute, dass Showrunden keine echte Spielrunden widerspiegeln?“ in einem anderen Thread angestoßen hatte und das hier tangiert: https://www.tanelorn.net/index.php/topic,123447.msg135286462.html#msg135286462

Ich bin der SL von den Dice Actors und befinde mich in gewissem Maße in ähnlichen Schuhen wie Matt Mercer. Die Definition von "geskriptet" ist mir bei den Vorwürfen immer ganz wichtig. Nehmen wir an, mein Barbar-Spieler sagt mir vier Wochen vor seiner OP, dass er für 12 Wochen ausfällt, aber die anderen sollen trotzdem weiterspielen können und wir überlegen uns dann gemeinsam, was der Charakter in der Zeit macht oder was er sich für seinen Charakter vorstellt. Das ist dann ein OT-Grund für eine IT-Handlung. Sowas kommt vor und ist doch umso mehr ein Beispiel vom Einfluss der "realen" Welt auf die Geschichte, also etwas total authentisches. Wenn es da Absprachen wegen Fresh Cut Grass gab, dann zeigt mir das eher, wie wichtig den Leuten die Integrität der Geschichte ist und dass die Handlung stimmig sein soll. In meinen Heimrunden mache ich das nicht anders. Genauso überlegt man sich doch auch gemeinsam, wie ein Charakter in die Geschichte eingeführt wird, wenn eine neue Person dem Spiel beitritt. Ist das dadurch schon "geskriptet"?

Bei "geplanten Story-Punkten" ist das eine Sache des Spielstils. Wenn sich alle vorher darauf geeinigt haben, ist das ja nicht weniger echtes Rollenspiel. Kaufabenteuer sind dahingehend auch geskriptet aber nicht weniger echtes Rollenspiel als eine komplette Sandbox. Bei mir (und da vermute ich Mercer ebenfalls) habe ich bestimmte Orte und Ereignisse im Sinn, die ich gerne anspielen möchte, und so einen losen roten Faden geplant, der aber durch die Entscheidungen der Spielis dann in verschiedene Richtungen gebeugt wird. Dabei achte ich darauf, Situationen zu schaffen, aber nicht, wie diese Situationen enden, und dass ein bestimmtes Ende einer Situation nicht die unbedingte Voraussetzung für die nächste geplante Situation ist. Gerade haben wir eine Storyline um einen magischen Ort, der zur Backstory eines Charakters gehört, und eine feindliche Armee, die diesen magischen Ort zerstören will. Ich habe nicht geplant, ob die Feinde es schaffen oder ob der Ort bewahrt wird. Das ergibt sich dann im Spiel. Ich hatte aber lange geplant, dass dieser Ort besucht werden wird und dementsprechend schon vorher Hintergründe zu dem Ort eingestreut. Dazu habe ich mich mit der Spielerin abseits der Spielrunde zusammengesetzt, um den magischen Ort ihrer Hintergrundgeschichte auszuarbeiten. Auch da die Frage: Ist das jetzt "geskriptet"?

Ich denke, dass das "Gefühl für Drama" oder eine "Intuition für Storytelling" bei Schauspielern am Spieltisch da manchmal unterschätzt wird. Spannende und dramatische Ideen, die in der Geschichte durch die Charaktere umgesetzt werden, entstehen durchaus spontan und bedürfen da keiner vorherigen Absprache. Da ist es ein wachsamer, guter Blick auf die Geschehnisse und was der eigene Charakter tun kann, um der Geschichte zu dienen. Weil eben von allen das Ziel ist, dass eine schlüssige und spannende Geschichte entsteht. Dazu gehört dann auch schon, nicht die optimale Kampfrunde zu spielen sondern von sich aus auch mal zu sagen, dass der eigene Charakter eventuell gerade unter Schock steht und eine Runde aussetzt (kleiner Rant am Rande für die, die Ratschläge für optimale Züge in unsere Kommentare schreiben).

Ich glaube, solche Momente entstehen auch öfter und schlüssiger, je besser man sich kennt. Meine Spielis spielen ihre Motivationen aus. Wenn ich diese Motivationen anspiele, dann handeln sie so, wie ich es erwartet habe. Zufällig habe ich dann also eine dieser Handlung entsprechenden Antwort parat. Das wirkt wie abgesprochen, liegt aber eher daran, dass ich sie gut einschätzen kann und mich gut vorbereite. Das muss nicht heissen, dass das in Heimrunden nicht auch passiert, aber ein Tisch, bei den ausnahmslos alle so eingespielt sind, ist für Heimrunden dann auch wieder selten, weil da auch oft unterschiedliche Spielitypen zusammentreffen. Ich werde da trotzdem oft genug überrascht und muss dann spontan improvisieren. Bei CR gibt es das auch, ich denke da an eine Szene in Mighty Nein, als Caleb den geheim gehaltenen MacGuffin herausholt und einfach den Feinden übergibt. Da hat Mercer auch nicht mit gerechnet, was man ihm mMn deutlich ansieht.

Ich muss aber auch sagen, dass ich in Kampagne 3 von CR (aus dem, was ich so mitbekommen hatte - ich habe nicht alles selbst gesehen) tatsächlich das Gefühl hatte, dass Matt da bestimmte Story-Punkte durchdrücken möchte. Das sehe ich aber weniger als "Das muss aus einem Business-Grund passieren" sondern eher als "Matt möchte die drei Kampagnen zu einem bestimmten Abschluss bringen". Da wäre es vielleicht sogar eleganter gewesen, wenn er mit den Spielis im Hintergrund bestimmte Entscheidungen vorher besprochen hätte (was ihnen ja oft vorgeworfen wird). Ist aber (meiner Ansicht nach) eben nicht passiert.

Es gibt halt so einige Punkte, wo es Unterschiede zwischen CR und Heimrunden gibt. Das lässt mich aber nicht an der Authentizität des Spiels zweifeln.

- Alle sind (Synchron-)Schauspielis und haben deshalb einen ähnlichen Spielstil
vs.
- Eine Freundesgruppe trifft sich, wo einer nur Monster kloppen will, einer Rätsel lösen liebt und einer dramatisch schauspielt
 
- Viele Stunden Vorbereitungszeit von der SL
vs.
- Zwischen Job und Familie noch strugglen, den Spielabend vorzubereiten

- Keine Störungen während des Spiels
vs.
- Pizzabote klingelt, Freund ruft an, während des Kampfes Tiktok scrollen

- Technische Einschränkungen führen zu fokussiertem Spiel (bspw. kein durcheinander reden, weil die Mikros das später nicht abbilden können)
vs.
- Es entstehen Gespräche mehrerer Leute untereinander am Tisch und man schweift auch mal eine Weile ab, wenn man auf die anderen wartet

Dadurch ergibt sich eben eine andere, zielgerichtetere Art, zu spielen. Ich persönlich finde es gut, dass wir einen gemeinsamen Spielstil gefunden haben. Ich finde es super, dass wir keine Störungen während des Spiels erlauben und dass alle sich in der Verantwortung sehen, aufzupassen, mitzumachen und nicht am Handy zu sein. Das ist aber subjektiv. Ich mag fokussierte Runden, andere mögen vielleicht lieber lockere Runden. Finde aber nicht, dass die eine mehr und die andere weniger abbildet, was "echtes" Rollenspiel ist.

Anekdotische Evidenz: Ich lese bei uns öfter Kommentare von Leuten, die uns gefunden haben, nie etwas mit P&P zu tun hatten und nun froh sind, über ihren Schatten gesprungen zu sein, es einmal selbst auszuprobieren. Das ist für mich große Motivation, denn ich finde es gut, wenn mehr Leute Tischrollenspiele spielen. Ich glaube auch, dass neue Leute klug genug sind, zu erkennen, dass das Hobby vielschichtig ist und dass es unterschiedliche Spielstile und vor allem Können und Erfahrung gibt. Erwartungshaltung und Ansprüche und dass deshalb viele Leute dem Hobby den Rücken kehren, wird da mMn überbewertet. Etwas weiter oben gab es das "Fußball"-Argument, das bringe ich auch immer gerne. Ich geh ja auf den Bolzplatz um Spaß mit meinen Freunden beim Kicken zu haben, gucke aber trotzdem die WM und erwarte dabei aber nicht, dass mein Torwart nun so hält wie Matt Mercer.

Prisma erwähnte das Problem, dass Leute auf Cons kamen und dort nicht so gespielt wurde, wie sie es (von den Rocket Beans) erwartet haben. Ich kann dem lockeren Bier & Brezel Spielstil auch nichts abgewinnen, kann die Tatsache aber aus anderer Seite persönlich so unterschreiben: Ich war zweimal in meinen Leben rein zum selbst Spielen auf Cons, hatte dort selten Spaß und hab mich immer unwohl gefühlt, weil dort nie so gespielt wurde, wie ich das mochte. Es kam mir immer vor wie eine eingeschworene Gesellschaft und dass ich mit dem Ausspielen meines Charakters und dem Versuch von Rollenspiel eher komisch angeschaut werde. Ich habe eher Runden erlebt, in denen indirekte Rede verwendet wird und in denen es um den Plot und/oder die Kämpfe ging. Das ist nur meine eigene Erfahrung und sicherlich gibt es auf Cons eine große Vielfalt aller Spielstile. Dieses Unwohlsein habe ich aber immernoch auf reinen Rollenspiel-Cons, dass ich eben nicht zur typischen Szene dazugehöre. Ich bin deshalb sehr froh, dass mein Spielstil durch Actual Plays mehr in den Vordergrund gerückt ist, weil sich dadurch mehr Gleichgesinnte zusammenfinden können, die sich sonst vielleicht nicht auf Cons trauen oder sich dort ebenso fehl am Platz fühlen.

Offline Sphinx

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Re: Critical Role
« Antwort #163 am: 16.06.2025 | 17:27 »
Ich schaue sehr gerne Dokus über die Entstehung von Filmen. Etwas voll maximal gescriptetes wo wirklich Millionen dran hängen und takes wiederholen ganz normal ist. Und selbst da kommt es immer wieder dazu das Schauspieler was frei in einer Scene improvisieren. Und das dann so gut past das man es anstelle der vorher anders geplanten Scene im Film lässt. Und gute Schauspieler geben den Charaktern mitunter so einen eigenen Spin mit das es besser ist als das vorher geplante.
Bei einer Schulaufführung wäre der Partner dann so "Stop, Moment das steht so nicht im Drehbuch oder schauen verwirrt". Profis machen einfach mit und schauen was daraus wird.


Einfach am Rande:
Es gibt ja passende Pendants zum Mercer effect an allen möglichen Stellen.
Schönheitsideale von Instagram Models, die kein normaler Mensch erreichen kann.
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Offline Prisma

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Re: Critical Role
« Antwort #164 am: Gestern um 00:07 »
Da können wir nur bei 'agree to disagree' enden.
Ursprünglich wollte ich auf einige Dinge noch eingehen, aber ich denke, darauf sollten wir es belassen. Denn die Positionen wurden dargelegt, begründet und beide Seiten sind von ihrer Position überzeugt. Neue Erkenntnisse sind bei weiterführender Diskussion nicht zu erwarten, daher: Soweit ein gutes Gespräch. :)
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Offline Kaskantor

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Re: Critical Role
« Antwort #165 am: Gestern um 06:15 »
Die haben ja ganz schön prominenten Zuwachs bekommen :)
"Da muss man realistisch sein..."

Offline Prisma

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Re: Critical Role
« Antwort #166 am: Gestern um 12:11 »
Zu den Fragen Schauspieler, Produktion, Aufbau, wie Mercer da sitzt etc. ist dieses Video von Prof DM interessant. Das zeigt auch die Unterschiede zwischen "Hochglanzprodukt" <-> "real thing" gut auf, wie ich finde: https://www.youtube.com/watch?v=_hu4LUCoqoE
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Offline Abenteurergilde

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Re: Critical Role
« Antwort #167 am: Gestern um 14:53 »
Zu den Fragen Schauspieler, Produktion, Aufbau, wie Mercer da sitzt etc. ist dieses Video von Prof DM interessant. Das zeigt auch die Unterschiede zwischen "Hochglanzprodukt" <-> "real thing" gut auf, wie ich finde: https://www.youtube.com/watch?v=_hu4LUCoqoE

...ja? Tut es das?
Ich sehe diesbezüglich nur "Meine Runde spielt zuhause, isst Popcorn und braucht manchmal länger zum Antworten" und dem gegenübergestellt eben "Das sind professionelle Schauspieler und Comedians mit Impro-Erfahrung". Wenn du das Studio meinst mit den Lichtern und dem Tisch und allem - Da sieht man doch in Facebook-Gruppen oder Instagram immer mal wieder Spieltische im Wohnzimmer, die auch mit Stimmungsbeleuchtung arbeiten und Monitore als Battlemap nutzen.

Ich störe mich halt immer noch am Begriff "real thing". Nur weil es anders ist, ist es nicht weniger real.

Offline Prisma

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Re: Critical Role
« Antwort #168 am: Gestern um 15:23 »
...ja? Tut es das?
Ich sehe diesbezüglich nur "Meine Runde spielt zuhause, isst Popcorn und braucht manchmal länger zum Antworten" und dem gegenübergestellt eben "Das sind professionelle Schauspieler und Comedians mit Impro-Erfahrung". Wenn du das Studio meinst mit den Lichtern und dem Tisch und allem - Da sieht man doch in Facebook-Gruppen oder Instagram immer mal wieder Spieltische im Wohnzimmer, die auch mit Stimmungsbeleuchtung arbeiten und Monitore als Battlemap nutzen.

Ich störe mich halt immer noch am Begriff "real thing". Nur weil es anders ist, ist es nicht weniger real.

Okay. Du schreibst eigentlich schon selber was ich meine. Aber vielleicht hilft ein anderer Vergleich, um es mehr zu verdeutlichen: Wenn du ein Lets Play von einem Computerspiel guckst, und dir dann begeistert das Spiel kaufst, wird es bei dir zu Hause genauso sein. Du wirst dieselbe "echte" Experience haben wie der Letsplayer, der es vorgestellt hast.

Wenn du dir aber ein CR-Play anschaust und dir dann begeistert D&D5 oder Daggerheart kaufst, wirst du zu Hause eine ganz andere Experience haben. Das was dir vorgestellt wurde, was du nun glaubst für Rollenspiel zu halten, wirst du nicht bekommen. Du hast weder den ganzen Tag Zeit Rollenspielrunden vorzubereiten, bist weder ein professioneller Voiceactor oder Comedian und deine Freunde auch nicht. Da ist kein Studio mit Crew die das untermalt, auch wenn du Stimmungsleuchten und Musik hast. Auch sitzt du nicht hinter einem Monster-GM-Screen mit allerlei Streamingtechnik. Was du gesehen hast, war ein Hochglanzprodukt, was du aber bekommst ist eine ganz andere Experience. Und zwar die die jeder normale Spieler seit Beginn des Hobbys hat. Das "echte" Rollenspiel ist nicht das was man bei CR sieht, sondern was am Esszimmertisch passiert.

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Offline Raven Nash

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Re: Critical Role
« Antwort #169 am: Gestern um 15:35 »
Du hast weder den ganzen Tag Zeit Rollenspielrunden vorzubereiten, bist weder ein professioneller Voiceactor oder Comedian und deine Freunde auch nicht. Da ist kein Studio mit Crew die das untermalt, auch wenn du Stimmungsleuchten und Musik hast. Auch sitzt du nicht hinter einem Monster-GM-Screen mit allerlei Streamingtechnik.
Ich hör da nur "Mimimimi". Vielleicht schreibst du's verkehrt, oder ich lese es falsch, aber das liest sich wie "Ich kann das alles nicht bieten/haben, also darf man das den Leuten auch nicht zeigen, weil sonst sehen die, wie schlecht ich bin."

Ich hab nen Spieltisch. Ich könnte noch LEDs reinbauen (mach ich vielleicht auch mal), aber ich kann das Licht im Zimmer zumindest dimmen. Ich hab ähnliche Battlemaps wie CR (nicht von Dwarven Forge, sondern selber gebaute), ich hab ein Tablet, mit dem ich Musik via Soundbar abspielen kann. Und ich kann (soweit die Laryngitis mitspielt) Stimmen machen. Und ich spiele auf eine recht ähnliche Art und Weise (hab ich schon lange vorher gemacht).
Ist das CR-Niveau? Wohl nicht. Ist eben wie Amateuer-Boxen vs. Profis. Technisch ähnlich, aber bei einem steckt Geld dahinter, beim anderen nicht.
Ich fürcht mich aber auch nicht vor dem Vergleich.
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Offline Abenteurergilde

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Re: Critical Role
« Antwort #170 am: Gestern um 15:50 »
Wenn ich den Anspruch habe, in meinem Esszimmer Stimmungsbeleuchtung zu installieren und passende Musik abspiele, entferne ich mich dann vom "echten" Rollenspiel?

Wie gesagt sieht man immer häufiger SLs, die eben diese extra mile gehen. Die sich auf einem Tablet ein Soundboard zurecht legen und gleichzeitig auf dem Handy die Smartlights steuern. Die sich vielleicht noch ein paar Miniaturen und Terrain besorgen, weil sie da Bock drauf haben. Du gehst hier immer von einem absoluten Neuling aus ohne Rollenspielerfahrung, der dann eine Show sieht, sich nicht weiter informiert sondern einfach nur das Spiel kauft und dann enttäuscht ist. Ich halte Neulinge für klüger als das. Ich kann doch erkennen, dass ich kein professionelles Studio zuhause habe und dass das Leute sind, die das seit über 10 Jahren machen. Offensichtlich wird mein eigenes Spiel anders sein, als das der "Profis". Geht mir mit dem Letsplayer genauso, der +10er Killstreaks macht und ich schaffe nicht einen Kill. Macht trotzdem Spaß. Ich spreche dem Letsplayer aber nicht ab, dass er ein "echter" Gamer ist. Du sprichst hier aber den "Hochglanzprofis" ab, dass sie "echtes" Rollenspiel machen.

Mir geht es um die Begrifflichkeit, die Actual Plays damit automatisch herabsetzt. "Ach die machen doch kein ECHTES Rollenspiel." Das sehe ich halt anders. Gegen "Wer zuhause spielt hat eine andere Erfahrung als jemand von Critical Role" sage ich gar nichts. Das Rollenspiel an sich ist bei beiden aber trotzdem "echt".

Offline Prisma

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Re: Critical Role
« Antwort #171 am: Gestern um 21:16 »
Wenn ich den Anspruch habe, in meinem Esszimmer Stimmungsbeleuchtung zu installieren und passende Musik abspiele, entferne ich mich dann vom "echten" Rollenspiel?

Wie gesagt sieht man immer häufiger SLs, die eben diese extra mile gehen. Die sich auf einem Tablet ein Soundboard zurecht legen und gleichzeitig auf dem Handy die Smartlights steuern. Die sich vielleicht noch ein paar Miniaturen und Terrain besorgen, weil sie da Bock drauf haben.
Deine Extrameile ist wahrscheinlich nicht meine Extrameile. Das man technisch einiges machen kann ist klar. Ich habe etwa zur Coronazeit schon Kampagnen mit Discord und Tabletop Simulator geleitet, die auch technisch aufwendig waren, aber ich für meinen Teil ziehe es vor viel mehr in das Abenteuer-/Kampagnendesign zu investieren, als in die Technik. Die Technik ist für mich spielerisches Beiwerk, die "Abenteuersubstanz" ist mir wichtiger. Ich rede die Technik jetzt nicht schlecht, aber ein spannendes Abenteuer kommt auch völlig ohne Technik aus. Natürlich hat auch jeder seinen eigenen Stil.



Du gehst hier immer von einem absoluten Neuling aus ohne Rollenspielerfahrung, der dann eine Show sieht, sich nicht weiter informiert sondern einfach nur das Spiel kauft und dann enttäuscht ist.
Aber ja! Davon rede ich die ganze Zeit! Das ist doch eines meiner Kernpunkte für das Argument aus dem Daggerheart Thread, welches die Diskussion hier losgetreten hat. Die Leute werden mit CR rollenspielsozialisiert und glauben dass das was Mercer macht normales "echtes" Rollenspiel ist, was an den Tischen daheim passiert, und nicht ein poliertes Produkt. Siehe auch die Beispiele mit den Rocket-Beans. Das waren auch Neulinge die enttäuscht wurden.

Ich halte Neulinge für klüger als das. Ich kann doch erkennen, dass ich kein professionelles Studio zuhause habe und dass das Leute sind, die das seit über 10 Jahren machen. Offensichtlich wird mein eigenes Spiel anders sein, als das der "Profis".
Offenbar nicht. Sonst gäbe es den "Matt Mercer Effect" nicht, der SLs und Spieler frisst. Und das ist ein ausreichend verbreitetes Phänomen, dass es da extra einen Begriff gibt, den man googlen kann:
Zitat
The "Matt Mercer effect" in D&D refers to the phenomenon where players or Dungeon Masters (DMs) have unrealistically high expectations for their games, often based on the highly produced and professional nature of "Critical Role" campaigns, and specifically, the DMing style of Matthew Mercer. This can lead to disappointment when a home game doesn't match the high production value, roleplaying, or DMing skill of "Critical Role".

Erfahrene Spieler und SLs wissen sofort dass das nicht geht. Da fallen nur wenige dem Effekt zum Opfer.


Geht mir mit dem Letsplayer genauso, der +10er Killstreaks macht und ich schaffe nicht einen Kill. Macht trotzdem Spaß. Ich spreche dem Letsplayer aber nicht ab, dass er ein "echter" Gamer ist. Du sprichst hier aber den "Hochglanzprofis" ab, dass sie "echtes" Rollenspiel machen.

Mir geht es um die Begrifflichkeit, die Actual Plays damit automatisch herabsetzt. "Ach die machen doch kein ECHTES Rollenspiel." Das sehe ich halt anders. Gegen "Wer zuhause spielt hat eine andere Erfahrung als jemand von Critical Role" sage ich gar nichts. Das Rollenspiel an sich ist bei beiden aber trotzdem "echt".
Ja, ich bleibe auch dabei das es nicht "echt" ist. Weil die Hochglanzprofis ein Produkt machen, kein normale "echte" Spielrunde. Ihr als Dice Actors macht auch ein Produkt. Ihr nennt euch sogar "Actors", weil ihr diese auch seid. Wenn ich euch google kommt da ein hochprofessionelles Angebot: "Dungeons & Dragons (D&D) gespielt von bekannten deutschen Synchronsprechern. Packend und mitreißend wie ein Hörspiel." Ihr habt alle möglichen SoMe Kanäle und ihr habt sogar einen Shop für euer Merch! Um Himmels Willen, das ist doch keine normale Spielrunde aus dem "echten" Rollenspielerleben, das ist ein Produkt, mit dem Geld verdient werden soll. Und bei CR ist das ganz genauso.

Noch etwas, nur damit kein Mißverständnis entsteht: Ich greife euch nicht an! Ich will euch nichts böses und euer Angebot ist mir willkommen. Ich mache keine Aussage über die Qualität. Ich habe euer Produkt noch nicht gesehen, aber ich bin sicher ihr investiert da viel hinein, ich schaue bei Gelegenheit mal rein. Und es wird unterhaltsam sein, sonst wärt ihr nicht dort wo ihr jetzt seid. Ich wünsche euch auch viel Erfolg! Aber es ist keine Herabsetzung, sondern es ist so wie es ist. Eben ein Produkt. Ich hoffe, wir verstehen uns endlich. :)
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Offline Sphinx

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Re: Critical Role
« Antwort #172 am: Heute um 00:26 »
Sind die beiden Seiten den exklusiv und schließen sich aus?

Wenn ich über alle möglichen Bereiche hinweg denke wo es Profi und Hobby Betreiber gibt. Ist es doch, auch wenn auf anderem Qualitätslevel, immer noch der gleiche Zeitvertreib. Ich kann doch einem Abfahrtsskifahrer nicht absprechen das er kein normales Skifahren mehr betreibt nur weil er eine festgelegte Strecke fährt.
Da ist das Beispiel mit der Pornoindustrie noch am ehesten so. Es wird mal vorgespielten Sachen eine falsche Erwartungshaltung generiert. Was dann für die "Erstnutzer" ernüchternd wird. Aber speziell da weil dort gerne vorgegaukelt wird es wäre eine ganz normale aus dem Leben gegriffene Scene.

Abseits von Horror Stories glaube ich auch nicht das es ein zu verbreitetes Problem ist. Ganz ehrlich wer schaut den jemand Erfahrenes in einem Sport zu und denkt sich. Ja der kann ja nix obwohl der das schon Jahre macht, ich mache das aus dem Stand mind. genauso gut. Ja sicher wird es Leute geben die so denken, aber die lernen dann auch schnell das es wohl doch mehr Übung braucht. Und das ist im Rollenspiel doch auch nicht anders, selbst wenn sie das als "normal" ansehen. Ist es doch Sache der Community ihnen zu zeigen das sie Falsch liegen und zwar ohne sie vor den Kopf zu stoßen.
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Offline caranfang

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Re: Critical Role
« Antwort #173 am: Heute um 08:10 »
Irgendwie haben, die Skeptiker, die CR vorwerfen, geskriptet zu sein, etwas von Verschwörungstheoretikern. Denn genau wie diese, können sie die Beweise, die ihre Aussagen widerlegen, einfach nicht sehen. Und es ist auch genauso unmöglich, sie vom Gegenteil zu überzeugen.

Offline Raven Nash

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Re: Critical Role
« Antwort #174 am: Heute um 08:27 »
Ganz ehrlich wer schaut den jemand Erfahrenes in einem Sport zu und denkt sich. Ja der kann ja nix obwohl der das schon Jahre macht, ich mache das aus dem Stand mind. genauso gut.
Gibt's im MMA mittlerweile häufiger, meistens Bodybuilder. Die Socials sind voll von den Videos, wo die dann auf's Maul kriegen.  ~;D

Zitat
aber ich für meinen Teil ziehe es vor viel mehr in das Abenteuer-/Kampagnendesign zu investieren, als in die Technik. Die Technik ist für mich spielerisches Beiwerk, die "Abenteuersubstanz" ist mir wichtiger. Ich rede die Technik jetzt nicht schlecht, aber ein spannendes Abenteuer kommt auch völlig ohne Technik aus.
Das ist jetzt so eine Aussage, die verleitet mich zum Kopfschütteln. Sie beinhaltet nämlich mal die Annahme, dass dein Abenteuerdesign besser wäre als das von CR - und das wiederspricht der Aussage davor, dass CR gescriptet ist, weil sonst niemals alles so perfekt zusammenpassen könnte. Abgesehen davon, dass Abenteuerdesign eine Menge mit persönlichem Geschmack zu tun hat und ich mir nicht anmaßen würde, hier eine Wertung vornehmen zu wollen. Ich weiß nur, was ich nicht mag.
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