Bei der 5e von D&D sind viele Dinge gleichtzeitig passiert, die für den unglaublichen Boom in den letzten Jahren gesorgt haben.
Als Spieler (nicht als DM) ist es unglaublich leicht einfach loszuspielen, wenn dein DM sich auskennt. Critical Role hat das Tor zu Streaming Runden aufgerissen, was seitdem nicht mehr zugegangen ist und wenn man nach 3 Folgen etwa 10 Stunden lang leuten beim Spielen zugeschaut hat, dann kann man halt die Regeln auch schon n bisschen und die spielten halt DnD.
Gleichzeitg hatte sich über Jahre eine online szene aufgebaut, mit tools von vtts zu mapmaker programmen und foren / discord / teamspeak servern. Mit twitch gab es eine etablierte live streaming plattform. mit felicia day und geek and sundry wurde eine kritische masse an ersten zuschauern gebracht für ttrpg streaming.
D&D Nerds waren in Hollywood angekommen und Episoden von vielen Serien hatten das Thema irgendwie behandelt (mal gut, mal schlecht, aber es war sichtbarer).
Jede Menge Dominosteine die genau richtig umgefallen sind und die ganzen Nerds die jetzt irgendwo in kreativen Bereichen in Film und Fernsehen und Streaming und Video saßen, spielen halt das Spiel mit dem sie angefangen haben: Dungeons and Dragons. 5e hat massiv davon profitiert das die dritte Edition verdammt gut war und die Nerds der Zukunft an sich gebunden hat.
Und na klar hilft es jahrzehnte lang etablierte welten und mythen zu haben, die man aufgreifen kann. Natürlich hilft es, das Magic the gathering, das andere massive Nerd-Spiel vom selben Verlag ist und unmengen Kohle reinbringt. Aber es ist nicht so, dass das alles irgendwie geplant war. Man erkennt sehr gut an den letzten Entscheidungen von WotC, dass der Erfolg an hundert anderen Gründen liegt als an deren toller Verlagsführung.
tausend kleine steine haben halt die Lawine gemacht. Das Baukasten-System der Regeln von 5e führt dann dazu, dass man unglaublich gut einfach neuen shit draufpacken kann. Neue Subklassen, Neue Items, etc. Neuer Stuff für Regelwerke, denn genau wie YY sagt verkaufen sich Regelwerke immer besser als reine Settingbücher, einfach weil D&D auch dazu einläd eigene Welten zu bauen.
Zum Thema "Ein neues deutsches Rollenspielsystem" mit vielen Autoren und Illustratoren, die es unterstützen... da gibts es Splittermond. Die Insolvenz des Verlags und Pandemie bedingte, weltweite Druckprobleme haben halt in einer krassen Wachstumsphase des Systems hart in die Fersen gekeilt. Langsam scheint sich das wieder zu erholen, aber der Output vor Insolvenz und Pandemie war echt hoch. Die Einsteigerbox hat glaub ich sogar Preise gewonnen für das gute Design. Klar bin ich da biased, aber in meiner Wahrnehmung war das richtig am Brodeln bei Splittermond. Also es gibt diese Versuche die Platzhirsche zumindest ein bisschen im Revier einzuschränken, aber sowas baut sich halt eher über Jahre oder bei D&D und DSA über Jahrzehnte auf.
Und aus Verleger Sicht macht es eben auch nur bedingt Sinn. Leute die klassische heroische Fantasy spielen wollen, die werden eben DSA oder DnD spielen, einfach weil es schon da ist, weil es so stark verbreitet ist und so eine große basis hat. Das findet man als erstes wenn mans googlet oder bei amazon sucht. Da machts aus Verleger Sicht natürlich unglaublich unattraktiv zu versuchen denen leute wegzunehmen. Erst mit dem ganzen OGL blödsinn ist glaub ich vielen klar geworden, wie unzufrieden viele spieler mit dem system und dem verlag sind und jetzt kommen die ersten versuche denen was vom kuchen wegzunehmen. Ulisses versucht schön präventiv mit der ORC und ELF da den Riegel vorzuschieben und für DSA die Relevanz als Kern zu erhalten, um den sich dann alle anderen scharen wie Planeten um die Sonne.
Ich glaub es bricht grade eine echt interessante Zeit an, was Rollenspielsysteme angeht. D&D One scheint bisher erstmal nicht der große Wurf zu sein und viele andere Systeme die bisher weiter unten aufm Podest standen, beginnen ihre Muskeln spielen zu lassen. Selbst Splittermond hat mit dem Rattlingsband wieder Leben in die Bude gebracht und wieder etwas mehr fahrt aufgenommen. Dragonbane Crowdfunding für noch ein eher klassisches System. Candela Obscura nimmt sich Cthulu zur Brust. MCDM kocht fröhlich an ihrem "natürlich nicht DnD Killer" und lässt Matt Colville immer neue Videos rausbringen, wo er mehr dazu erzählt. Youtube Channels mit tausenden von Subscribern bringen eigene Regelerweiterungen raus...
Das größte Problem wird eher sein die ganzen Sachen zu finden, die D&D ersetzen können. Denn so breitgefächert wie das Angebot auch ist, so gesplittert sind auch die Communities. Gibt genug DSA spieler, die gar nicht wissen, dass es andere Systeme gibt...
oh mein Text wird lang. immer diese spannenden nerd themen...