Autor Thema: Neumodische Art an SC oder "der Zoo" - begrüßenswerte Entwicklung?  (Gelesen 4562 mal)

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Online nobody@home

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Für die klassischen EDO-D&D-Spieler dürfte ein Exot so ziemlich alles sein, was nicht spätestens im Spielerhandbuch der 3. Edition schon standardmäßig drin war.

Für mich persönlich ist dagegen einfach schon der "Standard" der jeweiligen Kampagne hochgradig subjektiv -- was im einen Teil eines Settings gang und gäbe ist, muß es ja in einem anderen noch lange nicht sein. Und "exotische Fremde" sind sowieso alle Charaktere durch die Bank. Fast überall. ;)

Offline Mithras

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Was mir persönlich nicht gefällt ist

A) WOTC kam an und hat allen Settings gewisse Rassen/Spezies/Völker aufgezwungen, zumindest empfidne ich es so. Thri-Kreen und Mul gab es als etwas besonderes aber eben nur auf Athas. Warforged, Shifter und Kalashtar nur auf Eberron, das keinen Zugang zu Sigil hatte. Aber Plötzlich mit der 4E gab es laut Lore überall Tieflinge und Dragonborn. Die Forgotten Realms? Dragonborn. Eberron? Tieflinge. Was soll das? Jedes Setting hatte seine Besonderheiten aber die waren jetzt halbwegs Hinfällig. WOTC hatte sich darum gedrückt das sauber zu implentieren und keine Erklärung bzw. keine passende Umwelt dazu zu liefern. Dann nimm doch ein Magic Setting dafür und baue es auf D&D auf, da passt das auch rein.

B) Dann wurde es völlig Absurd mit Tabxi, Tortle usw. Einfach Völker ohne Erklärung oder Hintergrund in die etablierten Fantasy Welten zu lassen stößt mir auf. Oder sollten die nur für Spelljammer und Planescape sein? Das wurde nie so klar kommuniziert. Dann sei so mutig und mach was eigenes wie Humblewood. Da gibt es keine EDO. Ist OK für mich.

Splittermond und Runequest haben eine konsistenste Entscheidung getroffen mit Wolflingen bzw. Enten und fertig. Ist OK für mich. Auch Age of Sigmar hat abgefahrene Charaktere aber die sind eben bereit sin der Lore implementiert. Auch bei Dragonbane ist das so. Talistlanta macht ja nichts anderes. Aber es wird nicht einfach dran getackert hinterher.
"Le jeu c'est sérieux!"

Tolkien ist stark überbewertet und seine Bücher nach Der kleine Hobbit furchtbar zäh und langatmig. Das beste was er zustande gebracht hat, war die Vorlage für die Drei besten Fantasyfilme zu liefern, die bisher gedreht wurden.

Ich spiele lieber AD&D statt Pathfinder und Cyberpunk 2020 statt Shadowrun.

Offline tartex

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B) Dann wurde es völlig Absurd mit Tabxi, Tortle usw. Einfach Völker ohne Erklärung oder Hintergrund in die etablierten Fantasy Welten zu lassen stößt mir auf. Oder sollten die nur für Spelljammer und Planescape sein? Das wurde nie so klar kommuniziert. Dann sei so mutig und mach was eigenes wie Humblewood. Da gibt es keine EDO. Ist OK für mich.

Seitdem es Monsterhandbücher gibt, ist das doch eine Grundgesetz der D&D-Welten. Ob das ganze Gewussel jetzt auch für Spielercharaktere zur Verfügung steht, macht doch nur noch einen kleinen Unterschied, oder?
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Offline LarsB

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Was ein Exot ist, ist stark settingabhängig.
Auf Midgard beispielsweise ist es ohne weiteres möglich, eine völlig unrealistische Exotengruppe nur aus Menschen zusammenzustellen. (Wenn z.B. ein griechischer Magister, ein Blasrohrschütze aus dem Regenwald, ein nordischer Hundeschlittenführer und ein Ninja zusammen in Indien Dinos jagen gehen.)
Umgekehrt wäre bei einer Antisklaverei-Kampagne in Morrowind (2003) eine Gruppe mit zwei Katzenmenschen, einem Echsenmenschen, einem Dunkelelfen und einem Menschen nicht exotisch.
In der Welt von Warcraft III (2002) könnte man ohne weiteres eine Gruppe aus einem Troll, einem Ork, einem Goblin und einem Tauren spielen. Ein zweiköpfiger Oger dazu wäre zwar exotisch aber auch nicht unrealistisch.
In der Welt von Heroes of Might and Magic 3 (1999) könnte man eine Gruppe aus einem Djinn, einem Menschen, einer Naga und einem Gremlin spielen und hätte dabei bloß die Wesen einer einzelnen Fraktion (von 8) genutzt.

Und auch Herr der Ringe hat ja neben der bodenständigen Gruppe aus 5 Prinzen, 1 Engel, 2 Erben eines 1/13 Drachenschatzes und 1 Gärtner noch intelligente Riesenadler, sprechende Bäume, einen mutierten Protohobbit, und was auch immer Tom Bombadil ist als temporäre Gruppenmitglieder.

Da meine Beispiele dafür, was eine normale Gruppe ist, ohne dass ich es beabsichtigt habe, aus einer Zeitspanne von gerade mal 5 Jahren stammt (wenn man für Herr der Ringe mal das Release-Datum der Filme annimmt, oder den Zeitpunkt, wo ich die Bücher gelesen habe), schiebe ich hiermit die These nach, dass man sich dabei wohl an dem orientiert, was man in seiner Jugendzeit an Medien konsumiert hat.

Für Leute, deren erste Fantasy-Erfahrungen z.B. League of Legends ist, sind sicherlich noch ganz andere Kreaturen völlig ungewöhliche Spielercharaktere. Insofern finde ich es überhaupt nicht verwunderlich oder verwerflich, dass D&D als settingunabhängiges System versucht, sich auch zu dieser Zielgruppe hin zu orientieren.
« Letzte Änderung: 16.06.2025 | 16:53 von LarsB »

Offline caranfang

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Was ein Exot ist, ist stark settingabhängig.
...
Für Leute, deren erste Fantasy-Erfahrungen z.B. League of Legends ist, sind sicherlich noch ganz andere Kreaturen völlig ungewöhliche Spielercharaktere. Insofern finde ich es überhaupt nicht verwunderlich oder verwerflich, dass D&D als settingunabhängiges System versucht, sich auch zu dieser Zielgruppe hin zu orientieren.
Bis auf den letzten satz, stimme ich Dir voll und ganz zu. D&D ist genau genommen nicht so settingunabhängig, wie man meint. WotC wäre vielleicht besser damit gefahren, diese Zielgruppe mit einem eigenen setting zu versorgen statt bestehende Settings entsprechend umzubauen. Dann wären nämlich die Exoten in diesem Setting keine Exoten.

Offline Streunendes Monster

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Bei allem, was meine persönliche Vorliebe ist: ich finde es total gut, wenn andere Spielende Exoten, Fellnasen, Uniques, uns dergleichen mehr spielen.
Ich versuche das Motiv der Spielenden oog zu ergründen und das Thema ig anzuspielen.
Gilt für alle SC, aber bei Exoten insbesondere.
Willst Du Recht haben oder glücklich sein?

Offline Arldwulf

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Bis auf den letzten satz, stimme ich Dir voll und ganz zu. D&D ist genau genommen nicht so settingunabhängig, wie man meint. WotC wäre vielleicht besser damit gefahren, diese Zielgruppe mit einem eigenen setting zu versorgen statt bestehende Settings entsprechend umzubauen. Dann wären nämlich die Exoten in diesem Setting keine Exoten.

Wobei sich die tatsächlichen Ergänzungen zu den Settings eigentlich stark in Grenzen hielten.

Natürlich gab es immer mal neue Optionen, aber im wesentlichen blieb der Ton der Settings schon gleich, zumindest was die Völkervielfalt angeht.

Offline tartex

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Bis auf den letzten satz, stimme ich Dir voll und ganz zu. D&D ist genau genommen nicht so settingunabhängig, wie man meint. WotC wäre vielleicht besser damit gefahren, diese Zielgruppe mit einem eigenen setting zu versorgen statt bestehende Settings entsprechend umzubauen. Dann wären nämlich die Exoten in diesem Setting keine Exoten.

In welcher Hinsicht besser gefahren? In Hinsicht Erfolg, Fame und $$$ wohl eher nicht.  8]
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Offline caranfang

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In welcher Hinsicht besser gefahren? In Hinsicht Erfolg, Fame und $$$ wohl eher nicht.  8]
In jeder Hinsicht. ;)

Offline Feuersänger

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Ich finde Caranfangs Definitionsvorschlag hier leider nicht so ganz hilfreich. Wenn also ein Setting als "spielbare Standardrassen" den kompletten Zoo auflistet, ist nichts davon ein Exot, weder der Krokofant noch der Roboterkraken. Und umgekehrt ist laut 5E-PHB nichtmal der Halbelf eine Standardrasse. Also mir hilft das leider nicht weiter.

Tendenziell würde ich eher andersrum argumentieren, tue mich aber gerade mit der Formulierung etwas schwer. Grob: Exot ist zum einen, was dem Neuling / Casual erstmal nichts sagt.
Will sagen, jeder der nicht unter einem Stein gelebt hat, hat eine ungefähre Vorstellung von Elfen, Zwergen und Co. Aber um zu wissen, was ein Tabaxi oder ein Firbolg ist, muss man schon etwas tiefer in der Materie drin sein.

Außerdem würde ich zu den Exoten noch alles packen, was klassischerweise eher die Bösewichter sind. So Kroppzeug wie Orks, Vampire, Dunkelelfen.

Das Ganze ist also leider son bisschen Elephant Test: man tut sich schwer ihn zu beschreiben, aber man erkennt ihn wenn man ihn sieht.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

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Offline caranfang

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Ich finde Caranfangs Definitionsvorschlag hier leider nicht so ganz hilfreich. Wenn also ein Setting als "spielbare Standardrassen" den kompletten Zoo auflistet, ist nichts davon ein Exot, weder der Krokofant noch der Roboterkraken. Und umgekehrt ist laut 5E-PHB nichtmal der Halbelf eine Standardrasse. Also mir hilft das leider nicht weiter.

Tendenziell würde ich eher andersrum argumentieren, tue mich aber gerade mit der Formulierung etwas schwer. Grob: Exot ist zum einen, was dem Neuling / Casual erstmal nichts sagt.
Will sagen, jeder der nicht unter einem Stein gelebt hat, hat eine ungefähre Vorstellung von Elfen, Zwergen und Co. Aber um zu wissen, was ein Tabaxi oder ein Firbolg ist, muss man schon etwas tiefer in der Materie drin sein.

Außerdem würde ich zu den Exoten noch alles packen, was klassischerweise eher die Bösewichter sind. So Kroppzeug wie Orks, Vampire, Dunkelelfen.

Das Ganze ist also leider son bisschen Elephant Test: man tut sich schwer ihn zu beschreiben, aber man erkennt ihn wenn man ihn sieht.
Wenn, dass Setting (!!! (Nicht das Regelwerk)) wirklich den kompletten Zoo als spielbare Standardrassen hat, dann passt das schon. Aber dann muss der Zoo auch permanent präsent sein.

Deine Definition ist aber trotzdem besser, auch wenn sie doch etwas zu sehr vom klassischen D&D-Standard ausgeht. Bei T&T sind Wichtel (im Original Leprechauns) und Feen Standardrassen. Bei D&D sind sie in der Regel nicht spielbar.

Offline Feuersänger

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Eigentlich gehe ich erstmal vom popkulturellen bis folkloristischen "Standard" aus - sprich, jeder kennt den Herrn der Ringe, jeder kennt die Brüder Grimm.
Als ich zB mal eine Szene gemäß Modultext beschrieben habe, in der halt auch ein Halbork vorkam, hat mich eine Jungspielerin groß angeguckt: "Ein Halb-Ork? Und der ist nicht Böse?" - _das_ ist so das "Grundwissen" von dem man ausgehen sollte, da ist Standard-D&D schon zu weit gegriffen. Daran musste ich auch erstmal wieder erinnert werden.

Aber klar, wer zB mit Zamonien aufgewachsen ist, für den ist ein absolut knietschbuntes Setting, in dem es quasi alles außer Menschen gibt, ganz normal. Egal ob Buntbären, Lindwürmer, Haifischmaden, Wolpertinger, Fhernhachenzwerge, Natifftoffen, Krätzchen, Schuhus, Laubwölfe, Buchlinge, Rettungssaurier, Eideeten, Berghutzen, Schrecksen, Küstengnome... ja da kann man sich wirklich ranhalten, und doch wäre hier höchstens der ein Exot, der sich komplett außerhalb seines typischen Habitats aufhält.
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Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

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Online nobody@home

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Eigentlich gehe ich erstmal vom popkulturellen bis folkloristischen "Standard" aus - sprich, jeder kennt den Herrn der Ringe, jeder kennt die Brüder Grimm.

Na, dann sollte ja der gestiefelte Kater kein Problem sein. ~;D

Offline Mithras

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Ich wollte mal Meinungen aus Deutschland dazu lesen. Wenn ihr nämlich mal bei RPGhorrorstories reinlest im Reddit Sub werdet ihr feststellen das viele DMs gehatet werden weil sie den Spielern eben nicht alles erlauben. Oder auch aus anderen Foren in US of A
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Tolkien ist stark überbewertet und seine Bücher nach Der kleine Hobbit furchtbar zäh und langatmig. Das beste was er zustande gebracht hat, war die Vorlage für die Drei besten Fantasyfilme zu liefern, die bisher gedreht wurden.

Ich spiele lieber AD&D statt Pathfinder und Cyberpunk 2020 statt Shadowrun.

Offline unicum

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Ich wollte mal Meinungen aus Deutschland dazu lesen. Wenn ihr nämlich mal bei RPGhorrorstories reinlest im Reddit Sub werdet ihr feststellen das viele DMs gehatet werden weil sie den Spielern eben nicht alles erlauben. Oder auch aus anderen Foren in US of A

Ist das aber auch representativ? Ich kenn es so das im Netz viel leichter gehatet wird als gelobt (Es sei den ein Algorytmus oder ein Amazon macht da etwas anderst). Das ist - gerade auch in den USA - mitlerweile die neue Netiquette. Ich bin da eigentlich sehr skeptisch,...

Offline Mithras

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Vermutlich ist das nicht representativ aber ich wollte mal ein Stimmungsbild hier haben.
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Ach ja, weil mir der Gedanke gerade beim Den-Faden-noch-mal-durchnudeln durch den Kopf gegangen ist:

Ich finde die Bezeichnung "Zoo" echt grenzwertig...

Kann ich unter anderem aus historischen Gründen gut nachvollziehen. Man hat ja schließlich seinerzeit ganz real auch schon Menschen in den Zoo gesteckt...und so schließt sich dann ein wenig der Kreis zum Thema "Was ist eigentlich 'exotisch'?", denke ich.

Offline Seraph

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Ich habe jetzt die 5 Seiten dieses Threads nicht gelesen, aber ich denke, exakt DAS ist es, was für mich DnD von "früher" von heutigem Spielgefühl unterscheidet.
Früher war alles (sofern das für High Fantasy möglich ist) etwas geerdeter - es gab hauptsächlich Menschen, Elfen, Zwerge und Halblinge. Exoten wie Tieflinge, Aasimare, Tiermenschen etc. waren wirklich die Ausnahme. Dadurch, dass das ganze heute deutlich bunter geworden ist, fühlt DnD sich für mich mehr wie Marvel als wie Herr der Ringe an.

Was mir gerade einfällt - es ist nicht nur Diversität an Völkern, sondern auch das Implementieren "moderner" Plots und Themen, was sich ungewohnt anfühlt. Ich denke da zum Beispiel an Keys from the Golden Vault, wo es Casino-Heists mit Fantasy-Überwachungskameras, interplanetare Züge und Mind Flayer-Inspektoren in Trenchcoats(!) gibt.

Ich bin dann immer sehr froh, wenn ich "geerdetere" Dinge finde - eine einfache Diebesgilde zum Beispiel. Holzböden, raue Gestalten mit Bartstoppeln, vergiftete Dolche und Fischfässer. Keine Werbär-Hexenmeister, die einen bösen Zwilling haben, der aber in einer Taschendimension lebt, die nur von einem antropormorphen Mini-Drachen in rosa (mit Brille und Notizbuch) geöffnet werden können.
I had a dream, which was not all a dream.
The bright sun was extinguish'd, and the stars
Did wander darkling in the eternal space,
Rayless, and pathless, and the icy earth
Swung blind and blackening in the moonless air;
Morn came and went--and came, and brought no day,
And men forgot their passions in the dread

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Offline Mithras

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Das "Problem" ist das die Spiele und Abenteuer für die neuen Spieler und die neue Ziegruppe gemacht werden und die sind halt diejenigen die Marvel toll finden und das spielen wollen.
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Tolkien ist stark überbewertet und seine Bücher nach Der kleine Hobbit furchtbar zäh und langatmig. Das beste was er zustande gebracht hat, war die Vorlage für die Drei besten Fantasyfilme zu liefern, die bisher gedreht wurden.

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Offline Seraph

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Was hältst du denn von Baldurs Gate 3?
Jetzt wo ich sie drüber nachdenke, merkt man daran natürlich auch die "Marvelisierung", aber es trotzdem ein brillantes Spiel und hatte tolle Quests und Orte, die sich "wie früher" angefühlt haben. Das Unterreich zum Beispiel. Oder das House of Hope.
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Das "Problem" ist das die Spiele und Abenteuer für die neuen Spieler und die neue Ziegruppe gemacht werden und die sind halt diejenigen die Marvel toll finden und das spielen wollen.

...was dann wiederum nichts anderes ist als das, was Gygax & Co. auch schon gemacht haben, nämlich das anzubieten, wovon sie dachten, daß es sich gut verkaufen würde. Nur sahen in den 1970ern und -80ern halt Medienlandschaft und "Zeitgeist" noch etwas anders aus als heute (und, wie schon früher gesagt, auch Ur-D&D war schon alles andere als "bodenständig").

Womit sich die Frage ja eigentlich ein wenig umdrehen ließe: wer will freiwillig zu den alten Leuten gehören, die auf der Parkbank hocken und über die Jugend von heute klagen? >;D

Offline Carus

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Ich finde nicht, dass der "Zoo" eine alternativlose Entwicklung wäre. Mit Game of Thrones war bzw. ist z.B. eine Fantasywelt sehr populär, die viel eher auf Realismus durch Nähe zum irdischen setzt. "The Witcher" kommt mir auch eher wie klassische Fantasy vor, was die Spezies betrifft. Mit "Kingdom Come Deliverance" ist ja momentan ein Spiel sehr erfolgreich, dass komplett auf Fantasy verzichtet. Ich denke also nicht, dass Rollenspiele keine andere Wahl haben, um heute erfolgreich zu sein.

Ich persönlich würde mich weniger am Zoo an sich stören, als an der Frage, wie sowas denn konkret ausgespielt wird. Klar macht es bei der Erschaffung wahrscheinlich Spass, sich möglichst abgefahrene Konzepte zu überlegen. Aber macht die total fremdartige Spezies mit ihren drei Begleittieren dann wirklich einen Unterschied am Spieltisch oder vergisst man nach kurzer Zeit eh wieder, was da auf dem Charakterblatt steht?
Ich spiele selbst DSA, hier sind entsprechende Gruppenkonstellation zwar theoretisch möglich aber ziemlich schwierig umsetzbar und das Setting macht einem das auch deutlich. Aber auch hier kenne ich die SC Konzepte, die in der Theorie wahnsinnig abgefahren klingen, sich dann am Spieltisch trotzdem anfühlen wie ein stinknormaler Held.

Offline Der Hasgar

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...was dann wiederum nichts anderes ist als das, was Gygax & Co. auch schon gemacht haben, nämlich das anzubieten, wovon sie dachten, daß es sich gut verkaufen würde. Nur sahen in den 1970ern und -80ern halt Medienlandschaft und "Zeitgeist" noch etwas anders aus als heute (und, wie schon früher gesagt, auch Ur-D&D war schon alles andere als "bodenständig").

Womit sich die Frage ja eigentlich ein wenig umdrehen ließe: wer will freiwillig zu den alten Leuten gehören, die auf der Parkbank hocken und über die Jugend von heute klagen? >;D

Um klagen geht es ja gar nicht. Ich denke zum Beispiel, dass es eben eine reine Geschmacksfrage ist. Aber was tue ich als "alter Leut" (schnüff - das klingt so hart), dem dieser neue Stil nicht so gefällt? Klar, ich kann einfach das alte Zeug spielen :) Aber grundsätzlich wird es so etwas schwieriger, neues Zeug zu bekommen (sofern ich es nicht selbst schreibe oder dran werkel).

Letztlich kann man aber positiv hervorheben, dass dieser "neuere Stil" eben auch deutlich massenkompatibler ist - auch der Mainstream findet sich dort wieder. Für das Hobby insgesamt ist es also positiv, weil es quasi die Kreativen in der Branche besser "füttert" und wir nicht akut Angst haben müssen, dass Pen and Paper ausstirbt.

Dafür nehme ich dann auch gern in Kauf, dass alles eben etwas bunter, niedlicher usw... wird. Ich muss es ja an meinem Tisch nicht spielen. Wobei ich sagen muss, dass auch ich mich immer noch leicht wandle. Ich kann heute schon mit wesentlich mehr leben als noch vor 15 Jahren :)
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Online schneeland

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Womit sich die Frage ja eigentlich ein wenig umdrehen ließe: wer will freiwillig zu den alten Leuten gehören, die auf der Parkbank hocken und über die Jugend von heute klagen? >;D

Vielleicht trotzdem besser als "How do you do, fellow kids!"  ;D
Und der Platz auf der Parkbank hat auch Vorteile, die man nicht vernachlässigen sollte  ;)
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Aber ernsthafter: dass die aktuelle Edition von D&D sich an den Medienpräferenzen der Menschen im Alter von 15-25 orientiert ist vermutlich wirklich nichts Neues. Und dass man irgendwann an den Punkt kommt, wo man sich fragt, warum die Jugend so merkwürdige Sachen macht/mag, wahrscheinlich auch. Das schlägt natürlich deutlich mehr durch, wenn ein Spiel den Markt so dominiert, wie D&D. Aber glücklicherweise gibt es ja jenseits des Marktführers trotzdem noch schöne Produkte für Menschen mit ergrauendem Haupthaar :)
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Offline Der Hasgar

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Ich finde nicht, dass der "Zoo" eine alternativlose Entwicklung wäre. Mit Game of Thrones war bzw. ist z.B. eine Fantasywelt sehr populär, die viel eher auf Realismus durch Nähe zum irdischen setzt.

Ich habe hier aber auch eher das Gefühl, dass der "Fantasy-Rahmen" bei vielen Zuschauern (frühe Leser mal ausgenommen) gar nicht das Wichtige ist. Game of Thrones ist ne Dramaserie, die mit ein paar Änderungen auch problemlos in der heutigen Zeit spielen könnte :)

"The Witcher" kommt mir auch eher wie klassische Fantasy vor, was die Spezies betrifft. Mit "Kingdom Come Deliverance" ist ja momentan ein Spiel sehr erfolgreich, dass komplett auf Fantasy verzichtet. Ich denke also nicht, dass Rollenspiele keine andere Wahl haben, um heute erfolgreich zu sein.

Klar gibt es auch noch genug Leute, die die klassische Fantasy mögen. Trotzdem denke ich, dass rein kommerziell die Entwicklung Richtung "bunt, niedlich usw..." noch erfolgreicher sein kann.

Ich persönlich würde mich weniger am Zoo an sich stören, als an der Frage, wie sowas denn konkret ausgespielt wird. Klar macht es bei der Erschaffung wahrscheinlich Spass, sich möglichst abgefahrene Konzepte zu überlegen. Aber macht die total fremdartige Spezies mit ihren drei Begleittieren dann wirklich einen Unterschied am Spieltisch oder vergisst man nach kurzer Zeit eh wieder, was da auf dem Charakterblatt steht?
Ich spiele selbst DSA, hier sind entsprechende Gruppenkonstellation zwar theoretisch möglich aber ziemlich schwierig umsetzbar und das Setting macht einem das auch deutlich. Aber auch hier kenne ich die SC Konzepte, die in der Theorie wahnsinnig abgefahren klingen, sich dann am Spieltisch trotzdem anfühlen wie ein stinknormaler Held.

Das ist ja sowieso das Problem. Viele Menschen haben schon Schwierigkeiten damit, sich in einen Menschen reinzuversetzen. Wie soll das bei völlig erfundenen Spezies klappen? Aber der Punkt ist halt, dass das beim Spielen ja auch nicht unbedingt das Wichtigste ist. Man will einfach mal raus aus seiner Haut und was ganz Anderes machen. Für mich war das nie so DER Ansporn. Ich wollte als Held eher immer die ungewöhnlichen Dinge ERLEBEN und nicht selbst SEIN. Und mir persönlich ist bei allem Witz und Spaß immer auch wichtig, dass sich die gespielte Welt ernst nimmt. Wenn alles zu einem riesigen Klamauk wird, sollte das zeitlich nur sehr begrenzt sein.

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