Dann solltest du mal wohin fahren, wo Menschen mit Stil leben. Mailand z.B. oder Florenz. Da siehst du Geschäftsleute in Maßanzügen auf Rollern zur Arbeit fahren
Ich war in beiden Städten für jeweils ein paar Wochen. Menschen mit Maßanzügen habe ich nicht gesehen, war wohl falsches Viertel (auch wenn es durchaus gehobene Innenstadtgegend war).
Aber unabhängig davon: John Wick spielt eben nicht in Mailand oder Florenz, sondern in NYC. Und da laufen die Leute eben nicht so rum (nichtmal auf der 5th Avenue oder an der Wall Street - und schon gar nicht in der Subway, wie im Film dargestellt).
Alexandro: Zum angeblichen Anachronismus von The Untouchables wegen der "Skandalfotos", die von Eliott Ness gemacht werden, um ihn in der Presse vorzuführen:
In den 20ern gab es in Deutschland einen landesweiten Aufruhr, weil ein Foto vom Reichspräsidenten Ebert in der Badehose veröffentlicht wurde.
Das ist in dieser Zeit sehr wohl möglich und wurde von einer damals schon sehr aktiven Skandalpresse sowohl in Europa als auch den USA gerne mal gemacht.
Ja, das gab es. Dafür mussten die Photojournalisten allerdings eines sein: sehr schnell wieder weg. Gewalt gegen die "Geier" der Yellow Press war zu der Zeit durchaus gesellschaftlich toleriert und so wurde der Großteil ihrer Photos (wenn sie nicht gestellt waren, was durchaus auch vorkam - etwa im Falle von Reichpräsident Ebert, wo der Photograph behauptete Privatmann zu sein und auf diese Weise die Politiker dazu brachte, für das Foto zu posieren) aus sicherer Entfernung aufgenommen, um dem Journalisten einen Vorsprung zu geben, wenn es galt die Beine in die Hand zu nehmen - von der gegenüberliegenden Straßenseite, durch ein Fenster, etc.
Das galt doppelt, wenn die Polizei involviert war. Der "blue wall" war zu der Zeit nicht einfach nur eine geheime Absprache unter Polizisten, sondern gesellschaftliche Realität. Polizisten galten als Respektspersonen, die hart durchgriffen wenn ihnen jemand "dumm kam", und es war durchaus üblich, dass sie "verdächtige" Personen mal eine Nacht auf die Wache holten und öffentlich wurde das in weiten Teilen der Bevölkerung als gerechtfertigt gesehen ("Da werden sie schon einen guten Grund für gehabt haben"). Auch übertriebene Gewalt bei der Verhaftung war etwas, wofür die (ohnehin relativ neuen) "Internal Affairs" zu diesem Zeitpunkt nicht zuständig waren, und was als normaler Teil des Polizeialltags gesehen wurde.
Wenn also jetzt so eine Fotojournailie kackdreist im Jahre 1931 mitten in eine Gruppe von Polizisten bei einer Razzia marschiert und einfach mit seiner Kamera draufhält, dann erwarte ich dass (in einem realistischen Setting) drei Dinge passieren:
1.) jemand schlägt ihm die Kamera aus der Hand
2.) jemand anderes tritt die Kamera kaputt
3.) wenn der Journalist bis zu dem Zeitpunkt noch nicht kapiert hat was läuft (und sein Heil in der Flucht sucht), dann wird er verprügelt und/oder (wegen "groben Unfug/Jaywalking/whatever") für eine Nacht in ein Zelle gesperrt
Alles andere kann ich nicht als Zeitdokument ernstnehmen.
Ist ja auch nichts schlechtes: die John Wick Filme haben diesen leicht surrealistischen Parallelwelt-Touch und Untouchables macht einfach Spaß und hat einen Haufen zitierwürdige Szenen, die vielleicht nie so passiert sein können, aber trotzdem unterhaltsam sind.