Was ich bei DSA immer "spannend" fand: Es war kein Problem, wenn jeweils mehr als eine Person am Tisch sich für Krieger, Magier, Elf, Zwerg, Streuner, Söldner, Jäger.. oder sonst was entschieden hatte. Nur die Idee, dass man auch nur EINE Praiotin (von mir gern liebevoll "Praidiot" genannt
) in der Gruppe haben könnte, wurde mit Händen und Füßen bekämpft. Die übliche Begründung entspricht in etwa den kritischen Stimmen hier: "Das GEHT NICHT, ein Praiosdiener MUSS immer soundso sein und das passt NIE zur Gruppe, wenn auch nur EINE magische Person dabei ist!11!!"
Es ist also absolut glaubhaft und stimmig, wenn andere Charaktertypen von unterschiedlichen Spielenden
unterschiedlich gedeutet, gespielt und dargestellt werden. Nur bei Geweihten (und da speziell Praios und Rondra) wird darauf gepocht, dass man ja nur das generische Abziehbild des fanatischen Prototypen spielen
kann.
Ich fand die Position immer sehr anstrengend. Ich habe selbst jahrelang einen Boroniten gespielt - und das Erste, was ich über den Haufen geworfen habe, war das Schweigegelübde. Weil es einfach hirnrissig und maximal spassbefreit ist, einen effektiv
stummen Charakter in einem fucking
sozialen Spiel verkörpern zu wollen
Stattdessen habe ich ihn stoisch, durchaus recht maulfaul und zu Beginn sogar verbohrt dargestellt. Es entwickelte sich dann so, dass ich nur dann länger gesprochen habe, wenn er
etwas zu sagen hatte, das Thema ihm also sehr wichtig war. Und da ihm seine Freunde, mit denen er durch dick und dünn ging, immer wichtiger wurden, hat er sich halt auch immer mehr unterhalten. Die Menschen um ihn herum kennengelernt. Sich eingesetzt. Von seinem hohen (und im Falle Borons: düsteren, misanthropischen) Ross heruntergekommen. Das Leben schätzen gelernt.
Ich meine: Das ist doch der eigentliche Reiz am Rollenspiel, oder nicht? Die
besonderen Personen darzustellen, die sich eben von den Stereotypen der Welt abheben. Die
anders sind, weird, seltsame Ideen haben, anstoßen - und die deshalb auf verdammte ABENTEUER aus sind und nicht in Kleinhinterhügelfurten versauern.
Und so ist es doch nur nachvollziehbar, dass die Praiosdienenden, die sich bei herumreisenden "Freischaffenden" (aka Abenteurergruppen) wiederfinden, genau jene sind, die sich mit der Auslegung des Kodex schwertun. Die fremdeln mit dem kleingeistigen Fanatismus ihrer Glaubensbrüder- und Schwestern. Die zBsp erlebt haben, das Magie auch
helfen kann. Die differenzieren, hin- und hergerissen sind zwischen Pflichtgefühl, dem was sie erleben und der ständigen Angst, der eigenen Gottheit nicht genügen zu können!
Verdammt.
Jetzt hab ich Bock, einen Praisogeweihten zu spielen!