Für mich spielt sich Low-Level-OSR (natürlich mit Spielleiter) aber deutlich eher wie die frühen Text-Adventure-Spiele. Die sind ja auch direkt von D&D abgeleitet.
Ja, in dem Kontext "Computerspiel" ist Quatsch wie "Du siehst einen Brunnen im Dungeon. Trinkst du daraus? Evtll steigt dadurch deine Stufe um W6, oder du lernst alle Grad 9 Zauber die es gibt - es könnte aber auch sein, dass alle deine Attribute auf 3 gesenkt werden, oder du direkt tot bist. Du hast keine Möglichkeit das herauszufinden, außer du versuchst es.", wie er in zahlreichen alten D&D-Abenteuern vorkam, noch vertretbar.
Aber mir kann keiner erzählen, dass man da nicht mit einer gewissen Distanziertheit an den eigenen Charakter herangegangen ist.
"Build-Mentalität" ist doch eine Nebelkerze (und nebenbei in meinen Augen auch stark abwertend).
Wenn ich einen Kämpfer spiele, dann möchte ich auch, dass der das auch rüberbringt und nicht einen Hänfling mit dürren Armen spielen müssen, der um 20% schlechter trifft und merkbar weniger Schaden macht, als eine Figur, die hier als "Build" verunglimpft wird.
In Film und Literatur (und das ist nunmal die Inspiration für SC) kommen solche schwachbrüstigen Protagonisten in zwei Varianten vor:
Als Parodie oder als "das gewitzte Kerlchen", der mit seiner Schlauheit seine stärkeren Gegner austrickst.
Das ist dann nach so ziemlich sämtlichen Regeln halt keine Kämpferklasse, deren regeltechnischer Unterbau auf "Brute Force" aufsetzt. Der schwache Schlaumeier ist nicht das, was ich spielen will, wenn ich einen "Kämpfer" spiele(n muss).
Für alle anderen Klassen gilt das Gleiche.
Und wo ist bitte der Unterschied, zu Magiern die auf Stufe 1 nur einen einzigen Zauber haben? (ich hatte auf einer Con eine S&W-Runde, wo ein Spieler sich die ganze Runde nur darüber aufgeregt hat, und gesagt hat „Ich kann mich nicht als Magier fühlen, wenn ich nur einmal pro Abenteuer etwas zaubern kann“). Das was du beschreibst ist nicht der „regeltechnische Unterbau“, sondern die Erwartung, was die Figur in der Fiktion machen soll (jedes Problem mit einem Cantrip ausschalten, bzw. auf jedes Problem mit gezogener Waffe zustürmen). Und das ist halt nicht die einzige Möglichkeit, das „gewitzte Kerlchen“ ist als Kämpferklasse genauso möglich, wie der tumbe Haudrauf, es gibt ABSOLUT NICHTS an den Werten, welches das eine oder andere nahelegt.
Ein Kämpfer mit niedriger Stärke mag weniger häufig treffen, als ein Kämpfer mit hoher Stärke… aber er trifft immer noch deutlich besser, als ein nicht-Kämpfer mit niedriger Stärke (und mit steigender Stufe wird das Attribut auch deutlich weniger wichtig, und der Kämpfer mit niedriger Stärke steckt mühelos nicht-Kämpfer mit deutlich höherer Stärke in die Tasche). Solange die Bedrohungen nicht "mitleveln" kann auch ein Kämpfer mit niedriger Stärke, wenn er sich schlau genug anstellt und lange genug überlebt, in der Spielwelt durchaus etwas reißen.