Wenn man etwas nicht spielt, gibt es keine Gefahr, dass die wunderschöne Vorstellung davon kaputtgeht.
Finde, dass das ein sehr wichtiger Punkt ist. Ich erlebe oft, dass mir ein Spiel beim lesen zwar gefällt,
theoretisch mit der richtigen Gruppe wohl auch sehr viel Spass machen würde. Dann habe ich
realiter aber nicht diese Gruppe. Und spiele dann entweder mit Leuten, die das alles anders verstehen, als ich es gern hätte; oder die einen ganz anderen Spielstil pflegen - oder ich spiele gar nicht.
Metadiskussionen helfen vielleicht dabei, Spiel- und Sichtweisen einander anzunähern.
Manchmal funktionieren aber auch einfach Spielkonzepte in der Praxis nicht recht. Oder funktionieren nur mit Idealbesetzungen, die man meist nicht hat.
Mein Vorschlag für einen Ausweg ist:
- Eine möglichst zugängliche, verständliche Welt wählen.
- Das gilt auch für Regeln: Desto einfacher, desto wahrscheinlicher, dass alle sie verstehen.
- Ansprüche auf ein realistisches Maß herunterschrauben.
- Kleine Schritte, kleine Szenarien. Keine großen Projekte.
- Immer prüfen, ob das, was man im Kopf hat, atmosphärisch umsetzbar ist.
- Mitspieler realitisch einschätzen. Wer liest überhaupt was? Wer interessiert sich hauptsächlich für Spielfigurenoptimierung? Wer hat welche Ausdrucksmöglichkeiten? Wer ist überhaupt bereit, was zu spielen? Etc.
- Immer wieder die Metadiskussion suchen. Notfalls auch während des Spiels kurz diskutieren. Grundsätzliche Unterschiede in der Sicht der Spielwelt anzumerken ist kein schlimmer Eingriff in die Autonomie der anderen.
- Immer damit rechnen, ziemlich viel des Aufwands selbst tragen zu müssen, wenn man konkrete Vorstellungen davon hat, wie gespielt werden sollte. Gewissermaßen den "Vorspieler" machen.
- Wissen, dass es wahrscheinlich nicht so klappt, wie man das wollte. Kompromisse sind gut, ggfs. kann man aber Dinge wirklich auch aufgeben, wenn es überhaupt nicht zu funktionieren scheint.