D&D hat sich einige Male recht radikal neu erfunden; ob der aktuelle "Nicht"-Editionswechsel wirklich hin zu einer rundum aufgeräumten und besseren Version des Vorgängers geführt hat, darüber ließe sich streiten. Aber ja, wenigstens der war an vielen Stellen keine radikale Abkehr.
Ich würde das von meiner Warte jetzt nicht unbedingt sagen, angesichts der Tatsache, dass Attribute, Klassen, die Zaubersprüche und die Grundprinzipien der Regeln seit Jahrzehnten gleich geblieben sind. Unter "radikal" verstehe ich was anderes. Aber zugegeben: Es gab auch einige größere Sprünge in der Gesamtmechanik. Also zwei eigentlich IMHO: AD&D/D&D -> D20-System (3.x) -> 4th. 5e ist, so mein
Hot Take jedenfalls, eigentlich nur ein Hybride aus 3.x und 4th. Oder nochmal anders gesagt, eine Rücknahme der stärkeren Änderungen in 4th, mit ein paar Einsprengseln wirklicher neuer Ideen.
Aber eigentlich im Sinne des Arguments relevant: Die evolutionären Änderungen waren weitaus häufiger. Nicht umsonst endet das, was die OSRitter als Oldschool anzusehen geneigt sind, üblicherweise mit dem Übergang zu 3.0.
Ideal (aber i.d.R. wirtschaftlich uninteressant) wäre es eigentlich, zum Ende einer Edition wenigstens dann eine in Details verbesserte und im Hinblick auf die wichtigsten Folgeerscheinungen nach dem GRW neu sortierte Abschlussausgabe zu bringen, wenn sich die Folgeedition deutlich verändert.
Tut sie das nicht, kann man das mit dem eigentlichen Editionswechsel machen.
Die wirtschaftlichen Erwägungen sind wichtig zu erwähnen, wobei man sich eben auch klarmachen muss, dass sie für Hobby/Small Press/Indie anders gelagert sind.
Für einen Verlag, der Geld verdienen will, ist es meistens nicht so wirtschaftlich, ein Regelsystem in einem Buch zu publizieren, davon hin und wieder durch Praxiserfahrung inkrementell verbesserte Versionen herauszubringen und ansonsten nur Abenteuer und ergänzendes Hintergrundmaterial zu produzieren. (Obwohl es Linien gibt, die damit lange gut gefahren sind, CoC zum Beispiel).
Darum gibt es auch Regelergänzungen, was unweigerlich zu
Bloat führt. Und es gibt hin und wieder wirklich neue Versionen, nicht weil die alte Version nichts mehr taugt und ein radikaler Schnitt wirklich nötig ist, sondern zum einen, um den selbstgeschaffenen
Bloat auf 0 zurückzusetzen und um ein Verkaufsargument für ein Publikum zu haben, das schon ein oder mehrere Regelwerke im Schrank hat.
(Oder man erschafft sich einfach eine
Cult Followership, die andauernd neue Druckauflagen desselben Regelwerks kauft, obwohl sich inhaltlich gar nix ändert. Kleiner Seitenhieb.)