Autor Thema: Reading Challenge 2025  (Gelesen 10200 mal)

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Offline Sard

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Re: Reading Challenge 2025
« Antwort #150 am: 10.08.2025 | 10:33 »
#15 Verrat (Band 2 der "Das Imperium der Ströme - Trilogie") von John Scalzi
Gut geschriebener Roman der als Mittelband der Trilogie die Story gut vorantreibt und inhaltlich eine eigene Berechtigung hat und nicht nur als Füllwerk und Wartebank dient. Sclazi macht alles, nur wendet er keine Verzögerungstaktik an.
Von allem ist was dabei: Intrigen und Anschläge, etwas Space-Odyssee, bisher Unentdecktes und Neues.
Fazit: Gute Fortsetzung ohne relevante Längen.
11 von 15 Punkten

#16 Der magische Ring - EARTHDAWN-Zyklus von Christopher Kubasik
Seit längerer Pause mal wieder ein Fantasy-Roman - und gar nicht einmal ein schlechter.
Zwar gab es Szenen und all zu klassische Elemente, die mich etwas genervt haben, aber im Kern ist die Geschichte vom stummen J´role, dem Diebesork Garlthik Einauge und der Magieradeptin Releana (die später dazu stößt) durchaus unterhaltsam und auf alle Fälle eine gelungenen Einstimmung ins EARTHDAWN-Lore.
Ich habe erst mal nicht geplant die Fortsetzungen ins Auge zu fassen, fand die Lesezeit aber auch alles andere als vergeudete Zeit sondern das Buch durchaus noch gut.
10 von 15 Punkten

#17 Schicksal (Band 3 der "Das Imperium der Ströme - Trilogie") von John Scalzi
Fast sehr gut geschriebener Roman der als Abschluss der Trilogie nochmal alle Register zieht und ein paar Mal zu überraschen weiß. Interessante und folgenschwere Entscheidungen mit Tragweite und Tragik und Wendungen, sehr schön. Scalzi beherrscht zwei Sachen wirklich gut: Abschweifungen vermeiden und an den richtigen Stellen Informationen nicht zu offenbaren um später mit einer anderen Auflösung aufzuschlagen als die, mit der man unterschwellig gerechnet hat. Der letzte Punkt ist einer der wesentlichen Punkte in denen Scalzi wirklich sehr gut ist.
Fazit: Gelungener Abschluß eine kurzweiligen Trilogie. Kann ich durchaus empfehlen.
12 von 15 Punkten
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Offline Albrun Gebikung

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Re: Reading Challenge 2025
« Antwort #151 am: 13.08.2025 | 21:20 »
So, tagesaktuell heute: "Der dunkle Wächter" ist beendet. Die Geschichte gibt eine ziemlich brauchbare Cthulhu-Story ab, ich behalte das mal im Hinterkopf.
Erwartet hatte ich das nicht, bin komplett ahnungslos an das Buch herangegangen..

Online Menthir

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Re: Reading Challenge 2025
« Antwort #152 am: 17.08.2025 | 18:23 »
#18 Emma Holten - Unter Wert: Warum Care-Arbeit seit Jahrhunderten nicht zählt

Die verkürzte, doch sehr zielführende Herleitung des ökonomischen Mainstreamdenkens, das Verweisen auf die strukturellen Machtkämpfe, die mangelnde Projektions- und Vorhersagekraft wirtschaftswissenschaftlichen Denkens und die u.a. daraus entstehende Aushöhlung von Fürsorge-Aktivitäten in unserer Gesellschaft; all das beschreibt Frau Holten eingängig, nachvollziehbar und gut.

Dieses Buch reiht sich in eine zunehmend aufwachsende Bibliothek von Werken, in denen die Konsequenzen - oder ironischerweise der Preis - ungebremsten und unreflektierten Wachstums zurecht auf dem Prüfstand stehen.

Es verdichtet sich das Bild, dass die aktuelle Ausformung des Kapitalismus den sozialen Gedanken zunehmend wieder verdrängt, Schulden und infrastrukturelle Fragen der Allgemeinheit anlasten will, und unabhängig von diesem Erfolg auf schnellen und endgültigen Verschleiß arbeitet: sei es an arbeitenden Generationen, Rentnern, Infrastruktur, der Natur selbst ... und eben an allen, die der Fürsorge bedürfen.

Frau Holten beschreibt das, wie beschrieben, sehr eindringlich und anregend. Es ist eine Bestandsaufnahme, eine Beobachtung, und als solche hat sie keinen Werkzeugkasten des Widerstandes dabei. Das ist ihr auch nicht anzulasten.
Sie nennt positiv die Fürsorge- oder Care-Arbeit. Der einzige Kritikpunkt meinerseits ist, dass sie hier noch etwas mehr aus den realen Beispielen hätte argumentieren können. Allerdings hätte das sicherlich die Lesbarkeit des doch nur mittellangen Buches beeinflusst und vielleicht etwas von der Eindringlichkeit genommen.

Insgesamt ist ein Buch, um das Nachdenken über diese Thematiken anzuregen und als solches sehr lesenswert.

8,5 von 10 Punkten
« Letzte Änderung: 28.08.2025 | 12:23 von Menthir »
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Offline Irian

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Re: Reading Challenge 2025
« Antwort #153 am: 18.08.2025 | 14:19 »
#40 Ben Aaronovitch - Stone and Sky (Rivers of London #10)

Der nächste Band von Rivers of London und irgendwie ne Enttäuschung. Also kein super-schlechtes Buch, aber es plätschert so vor sich hin, es bewegt sich nichts großes vorran, zuviel Fokus auf Abigail und irgendwelchen Teenager Romanzen, die dem ganzen dann auch so nen argen Young Adult flair geben. Liest sich wie ein mäßiger Lückenfüller.
Hinweis: Nein, ich will dir nicht verbieten, X, Y oder Z in deinem Rollenspiel zu tun. Nein, ich habe dich keinen Rassisten genannt. Ja, du darfst X, Y oder Z auch weiterhin tun (außer es ist illegal, dann ist es aber auch nicht mein Problem). Wenn du denkst, es gibt eine einflussreiche oder auch nur mäßig große Gruppe hier im Forum oder in der dt. Szene, die dir dein Rollenspiel verbieten will, liegst du sehr wahrscheinlich falsch, insb. weil es idR keinen interessiert, was du so tust.

Offline Sard

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Re: Reading Challenge 2025
« Antwort #154 am: 24.08.2025 | 15:43 »
#18 Der 13. Krieger - Schwarze Nebel von Michael Crichton
Der Roman zum Film erzählt den Bericht von Ahmed Ibn Fahdlan, ibn -al-Abbas, ibn-Rasid, ibn-Hammad, Schützling des Muhammad ibn-Sulayman, Gesandter des al-Muqtadir, dem Kalifen von Bagdad nach, der als Botschafter 921 A.D. ausgesandt wurde, allerdings dann mit Nordmännern die Reise ins nördliche Europa antrat.
Sehr interessant ist, dass Michael Crichton das Buch auf den tatsächlichen Reiseberichten von Ibn Fahdlan aufbaut und dann erweitert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ibn_Fadl%C4%81n
Dem Bericht angepasst ist die Sprache "etwas unmodern" um daher authentisch zu wirken, dennoch gut lesbar und vor allem besser gemacht als erwartet - das Buch hat fast ein Jahrzehnt in meinem Regal aufs gelesen werden gewartet.  ::)
12 von 15 Punkten

#19 Orken: Field Reports From Edom von Marco Djurdjevic
Wow!
Das hat mich echt begeistert. Ich freue mich auf den Kickstarter seines Projektes von SIXMOREVODKA.
Die Field Reports sind eine Sammlung von zwei bis dreiseitigen Berichten, Tagebucheinträgen, Memos aus einem halben Dutzend Perspektiven über rd. 3 Jahrzehnte, in denen die Elemon den Kontinent Edom erkunden und Besitz ergreifen und mit der Besiedlung beginnen. Hierbei sind die Konflikte mit den Orken und anderen eingeborenen Kreaturen einfach sehr stark, kraftvoll und absolut fesselnd wiedergegeben.
Sagte ich schon, dass ich mich auf den Kickstarter freue?
15 von 15 Punkten

#20 Dschingis Khan: Imperium des Silbers von Conn Igguldon
Der 4. Band der Conqueror-Serie
Nicht ganz so gut wie die Bände 1 bis 3, aber dennoch sehr gut zu lesen.
Erzählt wird die Geschichte vom Ende des Großkhans, seinem Nachfolger Ögödei, der Errichtung Karkorums, die Streitigkeiten und Nachfolgezwistigkeiten zwischen Brüdern, Söhnen, deren Frauen und Enkeln bis zu Güyük. Dabei auch mit im Blick der Krieg gegen nördliche Song-Dynastie sowie der Zug der "Goldenen Horde" über Moskau und Kiev bis nach Ungarn.
11 von 15 Punkten
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Re: Reading Challenge 2025
« Antwort #155 am: 28.08.2025 | 12:20 »
#19 Michael Reaves - Darth Maul - Der Schattenjäger

Es hätte ein bittersüßes Vergnügen sein können, aber tatsächlich ist es eher eine Aneinanderreihung von Szenen, von denen keine für sich herausragt oder übermäßig in Erinnerung bleibt.

Der Titelheld dieses Buches ist ziemlich abgeflacht, und die Handlungen der Charaktere haben in der sie umgebenden Welt so gut wie keine Resonanz und keine Konsequenz. Darth Mauls Fehlschläge und/oder Erfolge spielen schlicht keine Rolle. Auch die anderen Charaktere - allen voran Loran Pavan und die Jedi-Padawan Darsha - sind ebenfalls klassisch stereotypisch gebaut. Lediglich der Droide I-5 hat spannende Ansätze.

Das Buch ist kurz und knapp, und dementsprechend liest es sich eher wie ein Plot für eine vielleicht sechzig-minütige Spätabendfolge. Es liest sich, wie ein Buch, welches ganz brauchbare, aber nicht außergewöhnlichen Ideen hat, welche aber der Leser oder idealerweise später Regisseur in Bildgewalt umsetzen muss. Dann könnte es vielleicht funktionieren.

Insgesamt lässt es sich trotzdem recht fix weglesen, auch wenn Darth Maul und Darth Sidious auffallend blass bleiben. Es ist als Randnotiz Teil der Vorgeschichte zu A Phantom Menace.

3,5 von 10 Punkten
« Letzte Änderung: 28.08.2025 | 12:23 von Menthir »
„Zutrauen veredelt den Menschen, ewige Vormundschaft hemmt sein Reifen“ - Johann Gottfried Frey

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Re: Reading Challenge 2025
« Antwort #156 am: 31.08.2025 | 09:56 »
#20 Klaus Böldl - Odin - Der dunkle Gott und seine Geschichte

Der Untertitel - bei deutschen Büchern ja längst nicht gang und gäbe - ist auffallend passend, gerade wenn man sich Odin aus einer konstruktivistischen Perspekte nähert. Und damit sind wir auch sofort bei der großen Stärke des Buches, da Klaus Böldl meines Erachtens glaubhaft die Gestalt Odin aufspannt in ihren großen Interpretationsspielräumen; und damit wird dieses Werk zu einem rezeptionsgeschichtlichen Werk, nämlich der Frage nachgehend, was könnten wir tatsächlich über Odin wissen oder inwieweit wird der Odin, den wir rezipieren, immer wieder neu erschaffen oder überformt.

Böldl gibt sich viel Mühe, schon früh herauszuarbeiten, dass schon die ältesten, historischen Spuren überformt sind, egal ob wir bei der Mercurius-Beschreibung des Tacitus beginnen, uns der Edda und anderen Sagas nähern oder direkt in die verzerrende Rezeptionsgeschichte gehen, die Odin für allerlei, auch teils politische oder ideologische Verklärungen in Anspruch nehmen wollte, wie bspw. das SS-Ahnenerbe.
Er betont, dass selbst die wenigen archäologischen Spuren immer stark interpretationsbedürftig sind. Insofern erscheint es wenig verwunderlich, dass es gar nicht so einen richtig fassbaren Odin zu geben scheint, und dass er viele Rollen annehmen kann. Etwas, was zu der angenommenen Gestaltwandelfähigkeit passt.

Das alles arbeitet Klaus Böldl sehr gelehrt und prägnant aus, sodass die Beschäftigung mit dem Buch meine Erachtens lohnend ist.

Zur Kritik gehört allerdings auch, dass eine gewisse Vorkenntnis über die Thematik notwendig ist, um Teile von Böldls feinsinnigeren Einlassungen zu verstehen.
Schade fand ich zudem, dass die Einlassungen zur modernen Rezeption sehr kurz ausfallen, sich mehr oder minder auf die Metal- oder die Rechtsextremismusszene beziehen.
Hier hätte ein breiteres, tieferes Herangehen Früchte tragen können; nämlich hätte die Frage gestellt werden können, wie Odin (und eben die ganzen nordischen Mythen) auch modern und ab vom Rechtsdiskurs rezeptiert werden kann. Dass die nordische Götterwelt bspw. sehr prominent in der Videospielszene angekommen ist (Beispiele sind Assassin's Creed: Valhalla oder auch God of War: Ragnarök) steht außer Frage. Dass es ganze Bands im Musikbereich gibt, die sich dem Phänomen fast ganzheitlich nähern (Beispiele: Amon Amarth oder lyrisch vielleicht sogar noch wertvoller: Skálmöld aus Island), spricht auch dafür. Zuletzt spielt - wenn auch nur angelehnt - die nordische Mythologie auch eine gewisse Rolle in der Mittelalterlager-Szene, und auch da erkennbar abseits von rechtsradikalen Strömungen.
Gerade mit der Frage, wie sich die Deutung Odins bspw. noch ändern kann zukünftig, wäre dies spannend gewesen.

Es ändert nichts daran, dass es ein gut lesbares Buch zum dunklen Gott Odin ist.

7,5 von 10 Punkten
„Zutrauen veredelt den Menschen, ewige Vormundschaft hemmt sein Reifen“ - Johann Gottfried Frey

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Offline Albrun Gebikung

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Re: Reading Challenge 2025
« Antwort #157 am: 31.08.2025 | 14:01 »
Ein weiteres Buch ist geschafft. "Ich schreib Dir morgen wieder" - unterhaltsam, kurzweilig, mit sehr unbefriedigender Auflösung. Im Nachgang eigentlich komplett unlogische Geschichte..

Online Weltengeist

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Re: Reading Challenge 2025
« Antwort #158 am: 3.09.2025 | 08:13 »
Rückblick August - diesmal nur zwei Bücher, weil ich danach einige ziemlich dicke Schwarten gleichzeitig angefangen habe, an denen ich immer noch sitze:
  • Terry Pratchett - The Fifth Elephant.
    Pratchett geht bei mir immer. Und auch wenn das Buch seine Längen hat, hat es doch den Humor und die Reife der besten Pratchetts. Und natürlich hat es jede Menge Igors...
  • Stanislas Dehaene - How We Learn.
    Das Buch wollte ich eigentlich "mal eben so runterlesen". Hat nicht geklappt. Es war einfach zuviel drin, worüber ich dann doch mehr nachdenken musste, als ich erwartet hatte. Und gerade der erste Teil über "Wie Kinder lernen", der mich gar nicht wirklich interessiert hatte, hat mich dann doch immer mal zum Innehalten und Reflektieren gezwungen. Das ist wohl ein schlecht verpacktes Lob - der Autor hat es also geschafft, mich für Themen zu interessieren, von denen ich vorher geschworen hätte, dass sie mich nicht interessieren.

Abbrecher gab es gleich zwei:
  • James Carse - Finite and Infinite Games.
    Eigentlich interessiert mich die Thematik "Infinite Games". Aber mit dem Buch konnte ich so wenig anfangen, dass ich schon nach 10 Seiten hingeschmissen habe. Das lag zum einen daran, dass der Autor (ohne jede Begründung) gleich zu Beginn seine Annahmen da hinrotzt, die sich nicht mit meinem Verständnis der Begriffe decken. Und der Schreibstil ist auch eher wie "hat er für sich selbst geschrieben".
  • Erica Thompson - Escape From Model Land.
    An diesem Buch habe ich mich schon zum zweiten Mal versucht. Vergeblich. Die Struktur ist für einfach nicht erkennbar - ich kann absolut an nichts festmachen, was der übergeordnete Gedankengang ist oder wo sich die Autorin befindet. Anderen geht es laut Amazon-Rezis anders, aber für mich ist das nur eine Ansammlung von Kritikpunkten ohne Anfang und Ende, Weg oder Ziel. Nach 56 Seiten war daher auch diesmal Schluss.

Zwischenstand zum Leseziel: 8.575 Seiten (von 12.000)
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Offline Niniane

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Re: Reading Challenge 2025
« Antwort #159 am: Gestern um 22:22 »
53. Candice Fox - Stunde um Stunde. Thalia hat diesmal einen Krimi als E-Book geschenkt, ich hatte Urlaub und ich mag Krimis, die nicht Schema F zu sein scheinen. In diesem Buch geht es um die Polizistin Lynette Lamb, deren Karriere vorbei ist, bevor sie überhaupt begonnen hat: nach einer feucht-fröhlichen Party hat sie den falschen Mann mit nach Hause genommen, einen Hacker, der ihre Zugangsdaten genutzt hat, um sich ins Netz des LAPD einzuhacken. Dabei hat er auch die Gang, die Detective Charlie Hoskins seit mehreren Jahren undercover beobachtet, auf die Spur desselben gebracht und seine Tarnung auffliegen lassen. Ausgerechnet Lynette ist diejenige, die Charlie vor der Rache der Gang rettet und ihn zu seinem nächsten Einsatz bringt: Die Eltern der kleinen Tilly haben sich in einem forensischen Labor verschanzt, zusammen mit drei Geiseln, und drohen damit, wichtige Beweise zu vernichten, wenn die Polizei nicht endlich das Verschwinden ihrer Tochter aufklärt. Für Charlie und Lynette beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit...
Die Prämisse "Verzweifelte Eltern überfallen ein Labor" klang echt gut, und der sich daraus entspinnende Fall ist spannend erzählt und jedesmal, wenn die Delaneys wieder eine Probe zerstören, möchte man als Leserin am liebsten aufschreien. Charlie ist leider ein bisschen sehr der harte Klischee-Detective, der sich selbst aus dem Krankenhaus entlässt, nachdem die Gang versucht hat, ihn umzubringen, dafür ist Lynette ein cooler Charakter, die im Laufe der Geschichte über sich hinauswächst. Mit der Auflösung habe ich übrigens nicht gerechnet, aber sie ist schlüssig und passt zum Rest. 4 von 5.
54. Dan Jones - Queer heroes of myth and legend. Im Grund sagt der Titel schon, worum es geht, Dan Jones hat eine Reihe von Charakteren aus verschiedenen Mythologien, Legenden und fantastischen Geschichten zusammengestellt, die entweder eindeutig queer sind/waren oder als queer angesehen werden können. Da finden sich Athene und Patroklos/Achilles, aber auch mir bisher unbekanntere Gestalten aus asiatischen Mythologien oder Willow und Tara aus dem Buffyverse.
Das Buch ist als Sachbuch nicht unbedingt der allergrößte Wurf, aber unterhaltsam und schön gemacht, und besonders die Personen, die ich noch nicht kannte, fand ich spannend. 4 von 5.
55. Greg Jenner - Dead famous - An unexpected history of celebrity from Bronze Age to Silver Screen. Auch hier sagt der Titel schon ganz genau, worum es geht, nämlich um das Berühmtsein. Das teilt Greg Jenner in verschiedene Kategorien auf, zum Beispiel gibt es das Kapitel von Berühmtheiten, die durch andere berühmt wurden, dann welche, die sich ihren Ruhm mehr oder weniger erschwindelt haben und so weiter. Das Ganze ist unglaublich britisch, unglaublich lustig und unglaublich gut recherchiert (ich glaube, der Kindle-Counter dachte, dass ich so lange für das Buch brauche, weil der Anhang so lang ist). Ich habe auch lange für das Buch gebraucht, aber eher deswegen, weil es irgendwann doch ein bisschen lang wird und einem von den ganzen Namen der Kopf schwirrt (wer Leute für das "Personen, die niemand kennt-Quiz" braucht: das ist euer Buch!). Aber ich habe es geschafft und nicht bereut. 4 von 5.
56. Alex Pohl - Eisige Tage. Als ich die Tage mal wieder in der Bücherei war, dachte ich mir, dass ich neben dem drölfzigsten "Petronella Apfelmus"-Buch auch noch einen Krimi ausleihen könnte, und meine Wahl fiel auf diesen. Die Kommissare Hanna Seiler und Milo Novic (sie verwitwete alleinerziehende Mutter, er als Kind aus dem Kosovo geflohen und irgendwo zwischen Autismus und Kriegstrauma) arbeiten in Leipzig und müssen den Mord an einem Anwalt aufklären, der offensichtlich Beziehungen zur Russen-Mafia hatte, aber auch andere, dunklere Geheimnisse hatte.
Zwischendurch wird die Geschichte der 13jährigen Luise erzählt, einem Mädchen aus gutem Haus, die an einen Loverboy und seinen nicht minder kriminellen Bruder gerät.
Ich glaube, ich habe seit den Krimis von Arnaldur Indridasson keinen so deprimierenden Krimi wie diesen gelesen. Es ist grau, es ist kalt, Leipzig ist voller Krimineller und Mafiosi, die Polizisten haben die Standard-Probleme (wobei Milo tatsächlich nicht so klischeemäßig wirkt wie Hanna, die sich ständig fragt, ob sie eine gute Mutter ist, aber Überstunden schiebt, und deren Ehemann ebenfalls Polizist war - ich glaube, das habe ich in gefühlt jedem deutschen Krimi mit Kommissarin gelesen) und natürlich stehen sie am Schluss in der Schuld des Oberkriminellen, der zwar ein brutaler Hund ist, aber seinem eigenen Ehrenkodex folgt, und der ganze Fall an sich ist ein Blick in menschliche Abgründe. Allerdings muss man dem Autor zugute halten, dass er sich so gut wie nie billiger Effekthascherei bedient und seine Schreibe durchaus spannend ist. Band 2 brauche ich trotzdem nicht. 3 von 5.
57. Christina Henry - Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland. Alice ist zurück aus dem Wunderland - verletzt an Körper und Seele und ohne ihre beste Freundin, mit der sie sich zu einem verbotenen Ausflug in die Alte Stadt aufgemacht hat. Ihre Familie hat sie in eine Irrenanstalt sperren lassen, die mehr eine Verwahranstalt ist als ein Krankenhaus, und ihr einziger "Freund" ist ihr Zellennachbar Hatch, der angeblich mehrere Männer mit einer Axt umgebracht hat - zumindest ist das das, was man ihm erzählt. Als eines Tages ein Feuer in der Anstalt ausbricht, sehen Alice und Hatch ihre Gelegenheit zur Flucht. Sie fliehen jedoch nicht allein: Der Jabberwock, ein dunkles magisches Wesen, ist ebenfalls entkommen, und trachtet ihnen nach dem Leben. Während Alice und Hatch noch herausfinden müssen, was mit ihnen passiert ist, sind sie die einzigen, die den Jabberwock aufhalten können, und so begeben sie sich in die Alte Stadt, wo Anarchie und Chaos herrschen.
Ich weiß nicht, was Lewis Carroll dazu gesagt hätte, dass aus seinem skurrilen und doch liebenswerten Buch ein wahrer Horror-Roman geworden ist. Ich fand die Neuinterpretation durchwachsen, die Interpretation einiger Figuren fand ich sehr gelungen, die anderer gar nicht. Es gibt sehr viel Blut und Gewalt im Buch, weder die Hauptpersonen noch ihre Gegner scheuen sich, sie einzusetzen, und Frauen sind in der Alten Stadt Freiwild, was sehr oft und sehr plakativ geschildert wird (neuere Bücher bekommen für sowas zu recht eine Triggerwarnung). Der Schluss ist etwas lahm, aber wenigstens verzichtet die Autorin darauf, ihren Protagonisten auch noch eine vollkommen unpassende Liebesgeschichte anzubasteln, denn die Wunden von Hatch und Alice lassen sich sicher nicht mit der Kraft der Liebe heilen. 3 von 5.
58. Douglas Preston/Lincoln Child - Relic - Museum der Angst. Im American Museum of Natural History in New York soll in Kürze eine große Ausstellung zum Thema "Aberglaube" stattfinden. Leider verschwinden kurz vor der Eröffnung zwei Jungen von ihrem Museumsbesuch, ihre Leichen werden kurz darauf gefunden und es sieht aus, als hätte ein Tier sie angefallen. Der Fall interessiert natürlich das NYPD in Form von Lieutenant Vincent D'Agosta, das FBI in Form von Special Agent Aloysius Pendergast sowie im Team "Zivilisten" die Doktorandin Margo, ihren Doktorvater Professor Frock und den Journalisten Bill Smithback, der eigentlich ein Buch über das Museum schreiben sollte.
Das Buch ist eins von der Sorte, wo man auf einem Bingokärtchen die Tropes abhaken kann - D'Agosta ist bärbeißig, aber mit Herz und entdeckt natürlich in der Not selbiges für Smithback, Margo hadert mit sich, ist aber eine brillante Wissenschaftlerin, Pendergast hält sich nicht an die Regeln und wird natürlich von einem Paragrafenreiter abgelöst, der außer Leute beleidigen und in Gefahr bringen nichts kann (man fragt sich immer, wie solche Leute, in der FBI-Hierarchie aufsteigen), die Führungsriege des Museums ist durch die Bank unsympathisch und inkompetent und man weiß eigentlich recht schnell, wer dran glauben muss. Aber das Ganze ist halt vor allen Dingen unterhaltsam, und besonders Douglas Preston weiß, wovon er schreibt, er hat schließlich selbst als Wissenschaftler am Museum of Natural History gearbeitet. Daher klingen die Ausführungen von Margo, Professor Frock und seinem Assistenten Kawakita auch nicht allzusehr nach Technobabble. Außerdem ist das Buch für seine 30 Jahre auch gut gealtert. Nur warum die Reihe nach Pendergast benannt wurde, ohne den die Geschichte genauso funktionieren würde, wird wohl immer ein Mysterium bleiben. 4 von 5.
« Letzte Änderung: Gestern um 22:49 von Niniane »
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Re: Reading Challenge 2025
« Antwort #160 am: Heute um 16:44 »
#21 Kevin Crossley-Holland - The Penguin Book of Norse Myths: Gods of the Vikings

Sich den nordischen Mythen zu nähern, das wird dieser Tage nicht einfacher. Entweder man kämpft sich in das eigentliche Material, was häufig sperrig übersetzt sowie unvollständig oder in wissenschaftliche Tiefenbearbeitung verpackt ist, oder man muss einiges zur Einordnung mitbringen. Das liegt sicherlich teils an der Inanspruchnahme der Thematik.

Wer das Internet durchforstet, und das Ganze nicht quellenkritisch betreibt, findet sich schnell in amateurhaften Gefilden wieder, und dann ist es ihm gut ergangen, schlechterdings führt das nämlich dieser Tage auch zunehmend wieder in rechtsgerichtete Gefilde.

Ich habe dieses Buch mit einer Absicht gelesen. Ich habe im Jahr 2021 die neue Aufbereitung von Neil Gaiman gelesen, und fand das einen guten Einstieg in die Geschichten. Allerdings sind die Geschichten ohne Kontext und stehen für sich. Gut lesbar, aber schwer zu bearbeiten.
Die Absicht war, ein Einstiegswerk zu finden, welches auch etwas Kontext bietet, ohne gleich wissenschaftlich zu sein, welches aber auch eine Ordnung der Mythen bietet, um eine Art fiktiven oder tatsächlichen roten Faden aufzutun. Immerhin soll das helfen, diese Welt für das Rollenspiel fruchtbar zu machen, und zwar für die Spieler, die sich in den Mythen oder in Anlehnungen an diese Mythen bewegen sollen.

Dieses 1980 erschienene Werk ist dabei für mich der entsprechende, kurzweilige Durchbruch. Es lässt sich einfach lesen, hat nur kleine, assoziative Schwächen in der Übersetzung (als Beispiel verwendet er für die Oberkante der Seite eines Bootes immer das Wort gunwale, welches aufgrund der Assoziation mit seiner Herkunft als Teil eines Schiffes mit Kanone problematisch bleibt), nimmt sich erklärbare Freiheiten, aber es organisiert die Mythen entsprechend so, dass sich ein roter Faden finden lässt und etwas Ordnung in das Chaos der Mythen und ihre wenigen, und doch teils widersprüchlichen Überlieferungsvarianten bringt.
Damit hat es das, was ich von dem Buch wollte, vollends erfüllt.

Dabei bleibt es gut lesbar und nah genug am Originalmaterial, dass es ein guter, geordneter Einstieg in die Mythenwelt ist; und als solches erfüllt es auch den rollenspielerischen Zweck.

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